Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Sonntag, 21. März 2010

Also doch...

Ich wollte es nicht. Aber da mir die Worte fehlen, begreiflich zu machen, w i e es im Auto knallt und scheppert, wenn man mal wieder so eine der inkrimierten Stellen nicht gesehen hat, hier doch ein paar unvollständige Impressionen. Natürlich nur aus der Stadt (Drohobych), weil ich sonst die Hände nicht zum Fotografieren frei habe. Aber an einigen Stellen sieht es auf der Landstraße noch weit schlimmer aus und Fahrbahnabschnitte, die in Ordnung sind, sind selten geworden. Sie verführen dann doch dazu, auf 90 oder 100 zu beschleunigen, was regelmäßig ein Fehler ist, weil man dann nicht schnell genug sieht, wo man einen Augenblick später hinein kracht. Gott sei Dank gibt es andere Fahrer auf der Straße, an deren Bremslichtern und Ausweichbewegungen man sich oft orientieren kann. Fährt aber niemand vor einem, kann es einen unverhofft hart treffen. So habe ich in dem Moment, in dem ein Rad in ein eher harmlos aussehendes, aber sehr tiefes Loch krachte, keinen Steinschlag oder so etwas gehört, dennoch riss die Scheibe mit einem Schlag ca. 20 cm ein. Mag sein, sie stand schon unter Spannung von einem früheren Einschlag - die LKWs schleudern ja die Asphaltbrocken hoch und dazu kommen noch die Reste der steinigen Sand- Salz- Mischungen. Aber wie dem auch sei: 1000 Euro mit Einbau wird Opel wohl haben wollen... Mal sehen, was mir sonst noch passiert!

Mittwoch, 17. März 2010

Deutschlandreise

Vom 07. 03. bis zum 12.03. hatten Goethe- Institut, ZfA und Hertie- Stiftung nach Potsdam zum Netzwerkseminar "Jugend- debattiert- International" eingeladen. Das lag günstig, denn am 13. und 15. 03. standen in der Familie Geburtstage an. Also Urlaub ausgebeten und das Auto als Reisemittel gewählt, da sonst nicht alles zu schaffen gewesen wäre. Es wird ja Frühling... Der Frühling kam am 06. 03. in Form von Neuschneehöhen um die 60 cm! Vorsorglich hatte ich das Auto gleich auf dem Hotelparkplatz abgestellt, wo ich es am 07. total eingeschneit vorfand. Resigniert ging ich zum Unterricht: Dagegen wird das erste Mal in diesem Jahr nichts zu machen sein! Aber gegen Mittag kam die Sonne heraus und strahlte so, dass mir das Wagnis berechtigt erschien. Wie oft habe ich diese Entscheidung in den nächsten Stunden verflucht! Die Fernstraßen waren geschoben, aber nicht gestreut. In der Sonne schmolz der festgefahrene Schnee und gefror im selben Moment zu einer spiegelblanken Oberfläche. Mit 20 oder 30 km/h schlich ich also dahin und verlor trotzdem an diversen Hügeln beinahe die Kontrolle über den Wagen. Das war anderen vor mir auch schon so ergangen. Überall zeugten im lockeren Pulverschnee der Seitenränder "gestrandete" Fahrzeuge von der Gefährlichkeit der Lage. Lassen sich Gefühle nachträglich beschreiben? Kaum! Ich wäre umgekehrt, wenn die Straßen es zugelassen hätten! Aber man konnte nur geradeaus und zusehen, dass der Wagen nicht stehen bleibt. Schon anfahren aus dem Stand wäre nicht mehr geglückt! Für die 90 km bis zur Grenze brauchte ich geschlagene 4 h! In Polen war es dann besser, aber das dichte Schneetreiben, das dort herrschte, verfolgte mich noch bis Krakow und ließ auch keine großen Geschwindigkeiten zu. Um 23.30 erreichte ich völlig erschöpft ein Hotel unweit der neuen Autobahn, die von Polens zweiter Hauptstadt bis Berlin führt...

Anderntags war es dann erträglich, wenn es bis Wroclaw auch glatt blieb. Ich kam aber gut durch und war um 16.00 Uhr in Potsdam, wo eine anstrengende Seminarwoche auf mich wartete. Anstrengend, doch lohnend, denn es gab Neues zu lernen und viele der interessanten Übungsformen sind sicher geeignet, im Unterricht ausprobiert zu werden. Hinzu kamen neue Bekanntschaften mit interessanten Kolleginnen und Kollegen, die jetzt in Tschechien. Litauen, Polen und Russland eingesetzt sind. Ich hatte Spaß daran, meine ukrainische Kollegin Tetjana Midjana nach Potsdam und Berlin auszuführen. Besuche im Brecht- Haus und auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof mag ich ja sowieso. Hinzu kam die Neue Synagoge, die ich zum ersten Mal sah.

Am Mittwoch waren Michael und Sebastian da und wir hatten zu schwatzen. Dann Wismar und am 14. 03. Leipzig. Am 16. fuhr ich wieder ab, kam gut bis Przemysl (9h Fahrt bei Sonnenschein!) und heute gut über die Grenze (nur 45 min Wartezeit!). Die folgenden 4h bis Ivano nervten dann wieder total. Es ist zwar nur seelenloses Metall, das sich da Beulen stößt, aber doch leidet man mit. Hinzu kam die x- Mal auf die Knie fallende Abdeckung der Sicherungen und 2- Mal hakte die Handschuhfachklappe aus. Aber was soll man machen? Man muss doch fahren und kann nicht immer nur schleichen!

Lustig dann ein Erlebnis in Drohobych, wo mich wieder einmal die Miliz mit Blaulicht stoppte. Nach einer umständlichen Dokumentenkontrolle - ich hatte meine Akkreditierungskarte gleich als erstes gezeigt, wurde aber nach sämtlichen anderen Papieren gefragt - konstatierte der dicke Milizionär, dass ich betrunken sei. Ich verstand nicht recht: Machte der Witze? Ich sollte aussteigen und fand das denn doch zu blöd. Aber die Rückforderung meiner Kartotschka bewirkte zunächst nichts. "Drinks? Wodka? Skilki?" - kam es monoton aus dem Dicken, der sich noch vergewissert hatte, dass ich nicht Diplomat in Drohobych, sondern wirklich in der ganzen Ukraine sei. Wie viel ich getrunken habe, wollte er also wissen. "Wodka ist euer, nicht mein Problem", kam es erbost aus mir heraus. Lass mich fahren du Depp! Was willst du überhaupt? - Dann schlenkerte er, um zu zeigen, was ich falsch gemacht hatte, am Lenkrad: "Wie betrunken!" Aha, jetzt begriff ich! Ich hatte bei den Versuchen, einem Schlaglochfeld auszuweichen, die geheiligte Mittellinie "ohne Grund" überfahren. Ohne Grund? Ich habe an dieser Stelle schon einmal versichert, keine Bilder von den hiesigen Straßenverhältnissen mehr zu machen. Es bleibe dabei. Ich kann also nur versichern, dass das zentrale Loch knietief ist und mehr als anderthalb Meter im Umfang misst und sich rund herum mehrere mindestens wadentief ausgefahrene - ja, was nun? - "Straßenabschnitte" befanden. Da sollte ich gerade durch? "Prjamo?" Niemals! "Macht eure Hausaufgabe und erneuert die Straßen!" Ich war wütend und setzte endlich durch, dass der Dicke, von einem herbei geholten Kameraden ob der Aussichtslosigkeit, beim "Diplomaten" was zu holen, belehrt, mich fahren ließ. Was wäre ich Deutschland passiert? Hätte da auch jemand so formal die StVO zum Abkassieren heran gezogen? Vielleicht, aber erfahren werde ich es nicht, denn diese Straße wäre "bei uns" gesperrt gewesen...