Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Samstag, 17. März 2012

Šarišsky Hrad

Das Wetter hielt, was versprochen war. Milde Frühlingsluft um die 16 Grad. Gegen 11.00 Uhr brachen Meike und ich in Presov auf, Burg Saris zu erkunden. Zunächst ging es auf den "Kalvarienberg", von dem aus man Presov überblicken kann. Aber es war diesig und die Sicht nicht so toll. (Bild 1) Das Kirchlein oben versteckt seinen Charakter als eher kleine Kapelle gekonnt hinter einer Turmfassade, die mehr her macht, als dahinter steckt. Barocke Inszenierung eben...                   

Dann sind wir durch einen Wald, ein paar schmierige Wege entlang, über Kisla Voda bis Cernjata. Von da ab ging es an einem Schießplatz vorbei, unter der Autobahn durch nach Maly Saris. Der Wanderweg wurde - leider - zum Straßenwanderweg. Aber die Ausblicke blieben schön. Unser Ziel (Bild 2- im Hintergrund das "Ziel" auf einem Vulkankegel) schien ganz nahe, doch die Straße schlängelte sich in unzähligen Kurven bis nach Velky Saris (wo man "Saris"- Bier braut- empfehlenswert besonders in der dunklen Variante!). Vorbei ging es an einer Zigeunersiedlung- man sieht die neuen Sozialunterkünfte und davor die (alten?) Container. (Bild 3) Ob man sich in solch einer Siedlungsstruktur außerhalb und von den anderen Bürgern abgesondert wohl fühlen kann? Vor allem dann, wenn man keinem Tagewerk nachgeht und mehr oder weniger immer aufeinander hockt? Mensch und Raum...- hier denkt noch niemand darüber nach, aus wie vielen Facetten das (nicht wegzudiskutierende) Zigeuner- Problem besteht. Lösungen sehen jedenfalls anders aus.                         
 
Von Velky Saris aus geht man ungefähr eine Stunde einen asphaltierten Weg entlang zur Burg. Von unten sieht alles sehr klein und überschaubar aus, aber dann zeigt sich doch ein Mauerring von beachtlicher Größe. (Bild 4) Mit 4,5 ha umbauter Fläche soll es eine der größten Burgen auf dem heutigen Territorium der Slowakei gewesen sein. Erst oben versteht man, dass hier wirklich ein feudales Verwaltungszentrum der historischen Region "Saris" war, von dem aus auch die Stadt Presov mehr oder weniger beherrscht wurde. Immerhin war die Burg im Mittelalter eine Königspfalz, ungarische Könige hielten hier Hof, wenn sie ihr hiesiges Komitat besuchten. Erstaunlich die Sicht. Trotz des diesigen Wetters kann man unendlich viele Details der Landschaft, der umliegenden Felder und der Straßen erkennen. (Bild 5) Da kam kein Kaufmannswagen unbemerkt vorbei und eigentlich war sogar zu bemerken, welcher Bauer wo sein Nickerchen machte. Genial!                                        

Sonst ist nicht eben viel zu sehen. Im 13. Jahrhundert erstmals erwähnt, brannte die Burg nach einer Schießpulverexplosin 1660 nieder. Die letzten Besitzer waren die Rákóczis. Was noch übrig ist, zeugt von der langen Geschichte. Der Bergfried (Bild 6) mag noch romanisch gewesen sein- er besteht eigentlich nur aus Mauern und birgt in sich kaum Raum für Vorräte oder Mannschaften. Der Zugang war doch arg eng und niedrig! Die Mauern und Türme mögen aus gotischer, die Barbakane aus spätgotischer Zeit sein. Wenigstens die Bastion, die der Besucher zuerst zu sehen bekommt, folgt der Kriegsbaukunst der Renaissance. Der Rest ist Ruine.

Wir sind dann nach einer kleinen Pause, in der sich eine trächtige Zicke sehr aufdringlich für meinen Apfel interessierte (Bild 7), wieder abgestiegen. Wie viele Kilometer mögen es gewesen sein? Irgendwas zwischen 15 und 20 schätze ich. Jedenfalls waren wir gut 7 Stunden mit nur wenigen Unterbrechungen wandernd auf den Beinen. Das ist schon was. So darf man es kaum als "Niederlage" ;-) werten, dass wir am Ende im Bus nach Presov saßen! Ohnehin war es dunkel geworden und wir hätten den Rückweg am Fluss (ca. 5 km) kaum mehr genießen können. Ein Tag nach meinem Geschmack. Sportlich ins Herz der Geschichte - so kann es in diesem Jahr weitergehen ;-)

Freitag, 16. März 2012

Mit dem Rad zum Kosicer Zoo

Ok, die Formatierungsschwierigkeiten bei "blogger" halten an... :-( Na, egal...                                                                                   Korrigieren ist ganz gut, macht aber keinen Spaß, weshalb ich meinen inneren Max Weber (resp. dieses blöde protestantische Arbeitsethos- zum Kuckuck damit!) am Schopf gepackt und mir das Fahrrad unter'n Arm geklemmt habe. (Ich muss es ja die Treppen runter bringen!) Ich wollte doch immer mal erkunden, wie lang meine Laufstrecke wirklich ist. Wie lang sie denn nun ist? Man glaubt es kaum: Exakt 5 km bis zum Wendepunkt! Nach so vielen Jahren hat man's wirklich im Blut.. ;-) Die Wendestelle für die Tage mit guter Kondition liegt bei ebenfalls ziemlich genau 6 Kilometern am Ende einer kleinen Siedlung. Mein "Laufweg" führt aber theoretisch noch weiter. Immer am Fluss entlang (Bild oben) geht es zu einer etwas entfernt liegenden Datschen- Siedlung. Dann ist allerdings Schluss. Sackgasse! Macht nichts. Ich wollte ja nur sehen, wo der Weg hinführt. Hübsch war es da sowieso. Blühen tut aber noch nix; zu kalt immer noch (siehe das Eis auf Bild 2).

Das zweite Ziel war dann der Zoo. Er sollte irgendwo außerhalb liegen. Das Navigationsgerät wies den Weg. Zuerst lotste es mich in die vorgestern schon befahrene Richtung, dann biegt man links ab und strampelt etwas mehr als einen Kilometer steil bergan. Höchste Übersetzung- trotzdem war ich froh, als ich oben ankam. Belohnt wird man mit einem fulminanten Blick ins Land. (Bild unten) Kein Wunder, dass nicht allzuweit weg ein Aussischtsturm Besucher anlockt. Bis zum Zoo waren es dann noch ein paar unerhebliche Kilometer. Reingegangen bin ich nicht. Kam mir etwas "underdressed" vor ;-) Der Rückweg war schnell absolviert. Immer bergab endet die Straße unweit meiner Wohnung. Naja, wenn ich das beim nächsten Mal andersrum probiere, geht es immer bergauf... Wie dem auch sei: 32 km und 1700 kcal- da ist noch ein Bierchen drin. Prost!

Mittwoch, 14. März 2012

Radwanderung im Hornad- Tal

 Die Abiturklassen blockieren die Schulen und ich muss keine Aufsichten führen. Zwei freie Tage also. Was tun? Gestern waren noch Korrekturen und ansonsten allgemeine Gammelei angesagt...- unverhoffte "Urlauber" sind wie Rentner und haben niemals Zeit! So hätte es auch heute weiter gehen können, aber ich wollte meine Kalorienverbrennung ein bisschen ankurbeln und überhaupt mal wieder was anderes tun. Das Wetter war nicht schlecht: Um die 10 Grad mit ab und zu etwas Sonnenschein - da kann man das Fahrrad aus dem Schuppen (genauer gesagt: aus der Küche!) holen...


Um 10.00 Uhr bin ich also los. Ich hatte mir eine bekannte Strecke vorgenommen, denn am Anfang der Radsaison wollte ich keinen Muskelkater riskieren ;-) Also bin ich die hier schon einmal beschriebene Tour zum Stausee und von dort das Tal des Hornad entlang bis Kosice umgekehrt gefahren. (Bild oben: der auf Nebenstraßen übliche Straßenzustand etwas außerhalb der Stadt. Geflickt, aber im Wesentlichen ohne Löcher.) Man fährt ja am Flusslauf entlang und also gibt es kaum Steigungen. (Bild 2) Lediglich im letzten Abschnitt vor und hinter der Staumauer, eigentlich gibt es zwei Staustufen (Bild 3- die Eisenbahnbrücke führt über den unteren Stausee), geht es etwas auf und ab und dann kommt noch der Anstieg vor dem Abstieg nach Kosice. Aber der ist auf dieser Seite nur 2 oder 3 und nicht 10 km lang wie von der anderen Richtung. So war der Plan und er hat sich auch als günstig erwiesen. Insgesamt kam ich auf 42,3 km in 4 Stunden. Wahrlich keine Meisterleistung, aber ich hatte anfangs noch Probleme mit dem Luftdruck, musste pumpen und dann ein Ventil wechseln, wollte auch fotografieren, was essen und trinken und es überhaupt ruhig angehen lassen. Mehr als die nach Pulsuhr gut 3000 kcal soll man am Anfang auch nicht verbrennen wollen. Es kommt ja noch das Wochenende ;-)

Erstaunlich immerhin, dass trotz des gerade verflossenen bzw. noch verfließenden Winters, der dann doch ein bisschen Schnee gebracht hatte, der Wasserstand dem im Herbst beobachteten auf's Haar glich. Wie der Normalzustand ist, das zeigen die Bootsstege (Bild vier) deutlich, denn es ist kaum anzunehmen, dass deren Besitzer ihre Boote allen Ernstes in die Luft hängen wollten ;-)

Dann ging es halt dem letzten Anstieg entgegen. Trotzdem ich zwischen 25 und 30 km in den Beinen hatte, fiel es mir nicht schwer, die paar Kilometer nach oben zu strampeln. Unangenehmer war die lange, über 8 oder 9 km sich hinziehende Abfahrt. Bei Tempo 30 bis 50 km/h zieht es doch mächtig um die verschwitzten Haare! Wenn ich das ohne Schnupfen überstehe, überstehe ich auch dieses Jahr wieder ohne Grippe- oder anderweitige Erkältungskrankheiten ;-)

(Aber wenn dieses Programm nicht bald überarbeitet wird und seinen alten Bedienkomfort zurück erhält, sprich, wenn sich weiter die Bilder gar nicht oder nur in unerwünschter Weise schieben lassen, dann muss ich mich wohl doch nach einer Alternative umsehen. Nach so vielen Jahren wäre das schade. Aber ich bin genervt!!!

Donnerstag, 1. März 2012

Rückreise

Die Rückfahrt verlief glücklich, war aber im letzten Teil aufregend. Die kleine Straße quer durchs Karpatenland auf die Grenze zu war nur schlecht beräumt und immer wieder stellte sich mir die Fragem ob der Omega das schaffen wird. Die schlimmste Steigung war dann aber doch stumpf gemacht und erst bergab (Bild oben) kam ich wirklich ins Schwitzen, weil das Auto nicht anhielt und sich kaum lenken ließ. Zum Glück wirkten die Spurrinnen wie eine Bobbahn und so kam ich glücklich unten an. Da bot sich ein schöner Blick ins freie Land. (Bild unten) An der Grenze dann ein langer Stau :-( Ich setzte - dieses Mal mit Mühe - meine Privilegien als Dienstpassbesitzer durch und schaffte es in 1,5 h. Ohne Vorrechte hätte ich 3- 4 h warten müssen. Nach Hause fuhr ich dann über Humenne, um die Landschaft zu sehen. Ja, da muss ich noch mal wieder hin. Ein schönes Bergland!

Ivano- Frankivsk- Freud und Leid

Am Sonntag fuhr ich gemütlich bei ungemütlichem Wetter (Bild oben) und glatten Straßen nach Ivano- Frankivsk. Abends "Küchen- Treff" bei Juri mit Salaten, Mlinzi, Rotwein und Käse. Es war ja "Maslenitza", was man wohl am ehesten mit "fetter Woche" übersetzen kann. Die Woche vor den Fasten eben. Taras, Ira und Anja waren auch da. Was soll ich sagen? Das ist Leben in der ganzen Solidarität der Mensch- Seins! 

Montag war ich in der Schule, dann mit Anja eine Brille bestellen und schließlich mit Juri eine Schi- Ausrüstung kaufen. Für 120 Euro bekamen wir ein Paar Langlaufschi, Schuhe und Stöcke im Angebot und mit "Juri- Rabatt", denn der kennt wie immer alles und jeden. Den Abend verbrachte ich dann mit Taras in angeregter Diskussion über Ökonomie, Internet, Lebensperspektiven junger Leute usw. Alles sehr anregend. Ein kluger junger Mann! 
Dienstag war ich mit meinen Kolleginnen weg und habe Bohdana getroffen. Die war aber krank. Am Abend hatte Juri ins "Desiatka" eingeladen. Wir stritten ein bisschen über die kulturhistorischen und soziologisch- mentalen Gründe von Mode, Schönheitsidealen und Protestkultur. Schade, dass die Sprache so enge Grenzen setzt! Trotzdem verbrachten wir eine anregende Zeit! Mittwoch dann Ärger. Beim Optiker hatte man meine Brille (ich war extra einen Tag länger geblieben!) trotz des wiederholten Versprechens vom Vortag nicht fertig. Angeblich hätte ICH (!) die Gläser mit den Schrauben verklebt und nun könne der Linsenschleifer, derselbe, der das alte Modell gefertigt hatte, die neuen Linsen nicht einsetzen. Ich müsse ein neues Gestell kaufen und dann noch einen halben Tag warten. Nachtigall, was bist du doch für ein Elefant! Ich war wütend und verzichtete - die Rückforderung des Geldes kostete mich 15 min und ein bisschen deutsche Lautstärke. Das war das letzte Mal, dass ich diesen Laden besucht habe!

Kleiner Kunstkrimi in Lviv

Freitag bin ich los und war abends gegen 17.00 Uhr in Lviv. Das Hotel "Leotel" war trotzdem es eine Baustelle ist nicht so ganz schlecht. Nur das in Ermangelung einer funktionierenden Küche dröge Frühstück bleibt ein Minuspunkt. Abends war ich mit Marta, Uljanka und Sophia (alle Drohobycz) ein "Bierchen" trinken. Alle drei sprechen fehlerfrei und einfach Klasse Deutsch und das, obwohl sie in ihrem Studium (2. Stdj.) nur 4 h Sprachunterricht haben und sonst alles auf Ukrainisch stattfindet. Ein schöner Abend!

Sonnabend suchte ich nach Spuren von Ernst Rietschel, fand aber nichts, obwohl es hätte sein können, dass eine Skulptur von ihm 1924 nach Lemberg verbracht wurde. Darüber hatte ich die Wochen vorher mit Monika Wilmowsky im Briefwechsel gestanden. Sie hatte mich aufgrund eines Reiseberichts über das Schloss Czerwonogrod gefunden, der hier im Blog stand. Marta jedenfalls war ganz bei der Sache und stellte bohrende Fragen, trotzdem bekamen wir nur heraus, dass die Dame, die es wissen könnte, jetzt auf Schloss Olesko arbeitet. Eine Art Zentralregister der Archivalien gibt es nicht (wahrscheinlich fängt dort jeder wissenschaftliche Mitarbeiter von vorne an, da die anderen - vielleicht um ihre Arbeitsstellen nicht zu gefährden - ihr Wissen nicht aufschreiben). Dennoch ist die Auskunft in der Galerie, dass alle namentlich gekennzeichneten Stücke ausgestellt sind, doch sehr wahrscheinlich. Und Rietschel hat seinen Namen sicher auf der gesuchten Büste verewigt. Immerhin hatten wir zu tun und meine Einladung, zur "Belohnung" noch ein Dessert in einem Cafe zu uns zu nehmen, belohnten die Mädchen (Sophia war inzwischen dazu gekommen) mit dem Vorschlag, ins "linke Ufer" zu gehen. Davon hatte ich mir nichts versprochen, aber nach der Renovierung ist es wirklich ein tolles Cafe- Restaurant unter der Oper geworden. Ansonsten gab es in Lviv ein paar Straßenerneuerungen und die Wahlkämpfer zu sehen, die lautstark ihre Parolen brüllten. (Bild oben) Ich mag Janukowitsch nun wirklich nicht, aber ukraino- galizischer Nationalismus hat auch kein schönes Gesicht. Am Abend dann mit Marta Pastukh im "Mons Pius".