Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Samstag, 23. November 2013

Suchy Vrch

Ich hatte dem Wetterbericht vertraut und wurde nicht (ganz) enttäuscht. Die angekündigte Sonne lugte am Beginn meines 90km- Trips zaghaft hinter den Wolken vor, um sich dann zu verziehen. Das Beste, was man also sagen kann, ist, dass es nicht regnete. Aber ich wusste schon, oberhalb von 600m wird es kalt (vielleicht 4 Grad) - und also hatte ich ein Sportshirt unter meinem "Selastik- Rollkragenpullover", den meine Frau so liebt. ;-) Erbstück aus NVA- Zeiten, also mithin gut 34 Jahre alt! Darüber kam das Radshirt, das von der Sportwetterjacke überdeckt wurde, die ihrerseits aber wieder unter eine Trainingsjacke kam. Als Reserve hatte ich noch eine Regenjacke mit, die ich dann auf 830 m Höhe und kurz vor der dritten langen Abfahrt drüber zog. Modell "Zweibel" hat gut funktioniert; ich fror nicht. ;-)

Zuerst ging es den üblichen Weg bergan auf ca. 860 m und dann wieder runter zum Stausee. Der liegt nun still zwischen den kahlen Bergen, deren Laubbäume noch hie und da rostbraunes Laub zeigen. (Bild oben) Kaum ein bisschen ausgeruht, ging es dann den Velky Folkmar hoch. Die Straße dürfte sich etwa auf 850m nach oben winden. Dieses Mal hielt ich an, um ein unübersehbares Kreuz zu forografieren, das, wie ich einer heimatkundlichen Schrift entnahm, von Deutschen erreichtet wurde und noch besucht wird. (Zweites Bild von oben) Warum es da steht? Wer weiß...

Dann kurvte ich den Berg wieder bis auf halbe Höhe hinab und bog Richtung Koisov ab. Ein bisschen waren die Beine schon schwer. Interessantes zu sehen gab es nichts; niemand zeigte sich bei dem Wetter auf der Straße. Allerdings sind ein paar Villen dort fertig geworden, die gut und gerne als "Herrenhäuser" durchgehen können und also unübersehbar von der Armut des Volkes künden. In Koisov scheinen sich die anzusiedeln, auf die das gewiss nicht zutrifft. Egal, für mich zählte heute nur die sportliche Leistung und die ergab sich durch den Wiederaufstieg zum Suchy Vrch, 830m ü.nn. (Massiv Bild unten) Der "liebliche Bach" (Drittes Bild von oben), wie man früher sagte, täuscht natürlich: Das erste Mal seit ich hier bin, musste ich passen und ein paar Meter schieben. :-( Runter ging es dann schnell. Zurück radelte ich ab der Stauseebrücke den zweiten Teil meiner Trainingsstrecke, so dass über 90 km zusammen kamen. Aber was für welche! Stolz schwellt die Brust. ;-)





Sonntag, 10. November 2013

Sanok, Przemysl, Nationalfeiertage und Einkaufsvisen

Marta hat ein polnisches "Einkaufsvisum". Was immer das meint, man muss möglichst kurz nach Erhalt nach Polen einreisen und "etwas kaufen". Wir kauften Bier und Käse im Wert von ca. 5 Euro! Was soll das? Das Visum ist nur für Einwohner der Westukraine, also der ehemals "polnischen Gebiete". Die Slowakei hat eine ähnliche Regelung eingeführt. Um wirtschaftliche Vorteile geht es nicht wirklich. Worum geht es dann? Wollte/ will man Unruhe in die Ukraine tragen und den russophilen Ostukrainern zeigen, was ihnen entgeht, wenn sie nicht für einen EU- Beitritt (ok, derzeit Assoziation) stimmen?  Irgendwann wird es in den Zeitungen stehen...

Naja, uns war es egal. Der Termin passte mir ganz gut. Ich wollte sowieso nach Sanok in den wunderschönen Beskiden und Marta kam mit Milko (drittes Bild von unten) nach Przemysl. Wir trafen uns und hatten einen schönen Tag. Sanok, wo ich das letzte Mal vor ziemlich genau 30 Jahren war, hat sich sehr verändert. Die Altstadt (Bild oben) ist nur klein, aber sehenswert. Und im Vergleich zu Przemysl hat sie definitiv die gemütlicheren und besseren Kneipen! Natürlich war überall zum Nationalfeiertag geflaggt und das militärische Brimbamborium polnischen Zuschnitts durfte auch nicht fehlen. Am Freitag liefen Pfadfinder durch die Stadt und am Sonnabend traten Schülerinnen ziemlich jugen Alters in militärischer Formation an. (zweites Bild von oben) Aber das "Manöver" erwies sich schließlich als eine friedliche Aktion. Man stellte Straßenposten auf, die einen Stadtlauf (5 und 10 km) absichern sollten. Leider lief dem Läuferfeld ein bedauernswerter Fahnenträger hinterher. Wozu muss man unter Fahnen laufen? Aber das wird in Polen noch eine Weile dauern, ehe sich mehr Menschen solche Fragen stellen. Ja, ja, ich weiß, die Geschichte von Aufstand und Unterdrückung und...

Przemysl hat ebenfalls ein überschaubares Zentrum. Sehenswert immerhin die Reste der im 1. WK zerstörten Festungsanlagen und - ja, das schon - die unzähligen Kirchen. Das kannte ich seit meinem ersten Besuch noch zu "kommunistischen Zeiten". Immerhin schmeckte das Essen im "Dominikaner" am Markt sehr gut. Davon ab fällt die hohe Dichte von Pizzerias (und eben keinen Restaurants) auf. Nicht eben ein Zeichen von Reichtum! Dann war die Zeit schon um. Ich brachte Marta zum Grenzübergang in Medyka und war schockiert ob der PKW- Warteschlange. Schlimme Erinnerungen wurden wach. Das dauert viele viele Stunden, bis die Menschen die Grenze überwunden haben. Vielleicht überlege ich es mir doch noch und versuche nicht, noch einmal in der UA zu arbeiten? :-(

Die Rückfahrt war nicht nur des Wetters wegen übel. Auf den schmalen Gebirgsstraßen LKW über LKW! Der ganze Wahnsinn unserer "Alles- sofort"- Gesellschaft. Scheiß Welt, in der sämtliche Lagerbestände auf Rädern durch die Wälder rollen...

Sonntag, 3. November 2013

XXVIII. Turner- Memorial in Cottbus


Da noch keine Grabpflegen anstehen, nutzte ich die Urlaubstage zu Allerheiligen zum Radwechsel in Leipzig. Mittwoch Anreise, Donnerstag ein schöner Spaziergang im Clara- Park. Freitag dann das "Geschäftliche" und Sonnabend ging es früh mit Uta nach Cottbus zum alljährlichen Turner- Memorial. Anka kam auch und wir fuhren am Nachmittag nach Frankfurt. Heute abend langte ich ziemlich erschöpft wieder in Kosice an...

Aber zum Titelthema: Die Turngemeinde gedenkt in Cottbus jährlich ihrer verstorbenen Mitglieder und Aktivisten. Traurig die Gedenkminute für Klaus Köste, dessen Auftritte im DDR- Fernsehen mir immer noch in guter Erinnerung sind. (Bild oben- Sabine vom USC bei der Gedenkrede) Nun fehlt er; die Turner bewerben sich um den Klaus- Köste- Pokal...

Ein Erlebnis der ganz anderen Art aber der Auftritt von Johanna Quaas, mit fast 88 Jahren die älteste Starterin. Wer denkt, da habe eine zittrige alte Dame eine Ehrenrunde absolviert, der irrt. Ganze 3 min lang war die Bodenübung zu Musik und mit allerhand turnerischen Einlagen! Wo andere kaum noch gehen können, läuft diese alte Dame auf, strafft den Körper und turnt! (Bild unten) Das ist verrückt und macht auch Mut. Es geht also!