Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Montag, 26. Mai 2014

Wandern am Ruzin

Wozu  lange schlafen? Das Leben ist kurz... Um 12.00 Uhr ging es am Sonnabend (24. 05.) mit den Kollegen an den Ruzin. Endlich würde ich dort, wo ich sonst nur Rad fahre, wandern und die Landschaft genießen können. Und die hielt, was ihr Anblick von der Straße her versprach. (Bild oben) Die 5 Stunden waren allerdings nicht ganz ohne und mein vom Tatra- Wandern etwas ermüdeter Chef pustete am Ende doch ganz schön. Für mich begann so der neue Trainingsabschnitt, denn in den letzten 3 Wochen war ich ja zu nichts gekommen. Ein bisschen zog es in den Waden. Mal sehen, was es heute wird. (Krampf- eben!!!) Bin in 2:40 h meine Trainingsstrecke gehetzt, nachdem ich a) die Router- Probleme geklärt (Neukauf eines Geräts und fast 3 h "verhandeln" mit dem Service, ehe es wie v ersprochen funktionierte.) und b) dem Radel neue Decken und Schläuche verpasst hatte. Es sind Schnellfahrer- Räder geworden. ;-) Erst zu spät bemerkte ich, dass weder mein Email- Programm noch das (öfter spinnende) Mobiltelefon die Grüße zum Hochzeitstag abgesetzt hatten. :-( Wenigstens war ich am Sonnabend abend noch in einem Cafe mit WiFi - allerdings gibt es den Fleurop- Strauß erst heute... :-(

Sprachwoche im Sirava

Man kann nicht eben sagen, dass ich mir eine Pause gegönnt hätte. Sonntag und Montag drehte pausenlos die Waschmaschine, nebenbei schaffte ich die Arbeitsaufträge und das Material für 9 Stationen (1 Tag) "Stationenlernen" heran, druckte es aus und verpackte es. Dann Sachen packen, u.a. Computer und Drucker, die energiegeladenen Kameras, Papier, Scheren, Hefter usw. Angekommen war ich müde und hätte Erholung gebraucht. Naja, bei 25 bis 28 Grad war es auch erholsam. Die kids haben diszipliniert mitgearbeitet und ansonsten ihre Zeit im swimming- pool verbracht. Jugendleben gab es natürlich auch. Also kam ich kaum vor 01.00 Uhr nachts ins Bett. Je nun...

Am Freitag war der Kurs zu Ende. (Siehe Abschluss- Bild) "Zu Hause" empfing mich ein defekter Router- kein Internet also. Aber auch so war genug zu tun...

Sonntag, 25. Mai 2014

Zum Abschluss noch einmal - Ivano Frankivsk

Die Fahrt auf der neuen Trasse von Kiew bis Dubno lief "wie geschmiert". Danach allerdings begann das Elend des Landwegs über Ternopil nach Ivano- Frankivsk. Es dauerte und dauerte und mein Auto ächzte sogar noch im ersten Gang, wenn es sich durch die knietiefen Löcher quälen musste. Wer soll in dem maroden Land die Mittel aufbringen, die nach dem jahrelangen Verschleiß nun notwendig wären, SOLCHE Verkehrswege wenigstens halbwegs wieder befahrbar zu machen? Man fragt sich wirklich, warum die Leute dort Autos kaufen. Eselkarren sind auch nicht langsamer! :-( Jedenfalls wäre ich lieber Landwege gefahren, wie man sie am Hochwasser fühenden Dnistr (Bild oben) findet. 

Die Landschaft ist das, was Goethe "lieblich" genannt hätte. Ich mag sie. Ansonsten wird in Ivano- Frankivsk wieder viel gebaut. Rings um das Zentrum herum steht ein Kran neben dem anderen. Auf dem Platz vor dem "Weißen Haus" die Reste des Protestlagers. (Bild zwei) Auch hier die Wand mit den Bildern der Toten. (Drittes Bild) Ganz links das jüngste Bild eines erst vor Kurzem seinen Verletzungen erlegenen Opfers. Alles blutjunge Kerls- jedenfalls die meisten...

Aber dann kam der Abend bei Juri und Elena. Sergej kam später hinzu. Auch Taras und Julia waren da. Wie schön, alle zu sehen! Leider ist auch Julia nur da, um die Dokumente für eine ständige Ausreise nach Litauen klar zu machen. Dorthin war sie mit ihrem Mann nach Drohungen gegen ihre Familie geflohen. Taras denkt über die Auswanderung in die USA nach. Ira und Anja fehlten sowieso, sie haben vorerst in Deutschland "Zuflucht" gefunden. Juris "Geschäft" (Sicherheitsanlagen) geht schlecht, denn der Staat vergibt zwar nach wie vor Aufträge, zahlt aber schon seit Monaten kein Geld. Elena merkt die herannahende Krise auch schon: Seit einigen Wochen brechen ihr immer mehr Tennisschülerinnen weg- der Mittelstand spart! Also wird ihre Schule ihr zum September kündigen. Auf dem Grill lagen schon nicht mehr die gewohnten Fleischstücke, sondern nur noch die ansonsten eher verschmähten Grillwürste aus dem Supermarkt. Was soll man sagen? So geht es los. Dann spüren die kleinen Läden den Kaufkraftrückgang, dann die Restaurants, denen die Kunden wegbleiben, schließlich trifft es die im Tourismus Beschäftigten und so bildet sich die Abwärtsspirale aus, die man "Krise" nennt. Da nutzt auch Patriotismus nix. (Viele Autos tragen ukrainische Flaggen- Bild vier.) Was kann auch ein Poroschenko da schon tun? Und wird er etwas (für die Menschen) tun wollen? Nein, hier hilft kein höheres Wesen...


Anderntags machte ich noch einen kurzen Spaziergang durch meine Lieblingsstadt in der Ukraine. Gegenüber dem Hotel "Pid Templem" (dem besten, das ich in der UA bisher kennengelernt habe!) ein neuer Lückenbau. (Zweites Bild von unten) Früher gab es hier die Ruine eines Hauses im historistischen Stil- niedriger als das neue, was wohl der Grund war, warum es weichen musste. Im Ganzen ist der neue Bau aber gelungen. Jedenfalls passt er sich ins Ensemble des Platzes ein. Das ist ja die Spezialität von Ivano. Hofentlich bleibt es so. Dann wird die Stadt mit jedem Jahr schöner, was man ihr und den Bewohnern wünschen will! Ich jedenfalls stand auf dem Boulevard und wollte nicht zurück. Ja, Kosice ist auch schön, aber irgendetwas ist hier anders. Es werden wohl die Menschen sein...

Die Rückreise verlief dann ohne Probleme mit einem schnellen Grenzübertritt. Nur die Straße bis Striy ist (auch) ein Elend. (Bild unten) Ich brauchte über zwei Stunden bis Striy, wo ich früher in 1,5 Stunden schon in Drohobych war!




Kiew- 9. Landesfinale JDI



Jedenfalls hatten wir gute Halbfinals (in den Räumen des GI) zum Thema "Sollen Stipendienempfänger drei Jahre für den Staat arbeiten?" Im Finale stritten die vier Besten um die Kennzeichnungspflicht ukrainischer Polizisten. Moderiert wurde die im Festsaal der Philologischen Fakultät der Taras Schewtschenko- Universität stattgehabten Veranstaltung von Pawel, dem neuen Projektmanager aus Prag (Bild unten), und von Dima, dem ersten Teilnehmer eines internationalen Finales aus der Ukraine. Dima ist aus Chernivci und kannte mich wenigstens vom Sehen. Die Siegerin ist Schülerin der 14. Schule Kiew, was mich sehr freute, da ich nun mal in diesem "Stall" 5 Jahre Lehrer war und daher den Stallgeruch noch nicht ganz los bin. Das bestätigte sich auch am Nachmittag, als mein "Kollektiv" einfiel und dann drei Stunden später mit Tränen in den Augen von mir ging. Tränen hatten die Schülerinnen und Schüler, die ehemaligen - versteht sich -, nicht in den Augen. Aber ein bisschen Rührung gab es doch. Ich habe mich sehr sehr gefreut über alle, die kamen. Schön, dass Mira, Ira, Julia, Dascha, Lubchen, Tanja und Anton so lange bleiben konnten. Es war wie früher! Wehrmutstropfen gab es trotzdem: Lubchen will auf die Krim, Tanja nach Großbritannien, Mira in die USA, Anton überlegt noch, wohin er auswandern will... In der Ukraine sieht niemand für sich eine Perspektive. Wer wird in den nächsten Jahren noch in die Ukraine investieren oder hier Aktien kaufen? - so Anton, der Banker. Niemand widersprach. Ja, das ist traurig. Hoffentlich wird es nicht so schlimm. Aber was heißt schon hoffen? :-(

Kiew- der Maidan als Farce?


Um den Gegensatz zu illustrieren? Hier jedenfalls noch Bilder aus Pylypets. Die gehören eigentlich zum vorigen Post, ich fand sie bloß so spät auf dem Fotoapparat. Ja, auch das gibt's...

Am 12. 05. erreichte ich jedenfalls Kiew. Die Einfahrt ging mir nahe. Es war wie "Nach- Hause- Kommen". Aus Richtung Zhytomir kommend hat sich die skyline nicht wesentlich verändert. Ich fuhr "hinten rum" über Kurin'uvka, um zu sehen, was sich "bei mir" verändert hat. Qualitativ gab es nichts Neues, allerdings hat sich die monströse Wohnscheibe "vor meiner Haustür" (dort, wo früher ein heruntergekommener Gemüseaanbau- Glashauskomplex befand) weiter ausgedehnt. Nun ist das ganze Areal bebaut und mit Spielplatz und ein paar Bäumchen versehen. Naja...

Am Goethe- Institut einige "alte Bekannte". Herzlicher Empfang durch den Einladenden. Wir besprachen das Programm, ich bezog im Hotel "Rus" mein Zimmer, und eilte zum Stadtgang. Dort berührte mich eine Szene, in der ein Mädchen (später gewann sie den
Wettbewerb) mich am Ärmel zupfte, um mir dann zu sagen, wie froh sie sei, mich endlich persönlich kennenzulernen. Ah ja: "Larissa Sergejewna und Natalia Viktorivna haben so viel von Ihnen erzählt! Sie sind der Mann, der die Geschichte von Kiew besser als die Kiewer kennt..." Ja, das geht runter wie Öl! ;-) Und so habe ich gleich ein bisschen erzählt von der Deutschen in Podil, auf der Luteranska usw. Abends dann ein gutes ukrainisches Essen.

Anderntags gab es die Schulungen, dann die Halbfinals und das Finale. Ich hatte wenig Zeit zwischendurch. Aber am Donnerstag früh gelang mir doch ein Rundgang durch das immer noch vom Kampf gezeichnete Zentrum. (Drittes Bild von oben) Auf dem Maidan musste ich an Marx denken, der im 18. Brumaire treffend bemerkte, dass alle Dinge der Weltgeschichte zwei Mal stattfinden, einmal als Tragödie, einmal als Farce! Das Zeltlager auf dem Chreschatyk stört nur noch den Verkehr und verbreitet in seiner Funktionslosigkeit ein wenig den Charme von etwas "Übriggebliebenem", das nicht weiß, wohin mit sich. Das trifft natürlich vor allem die hoffnungslosen Gestalten, die nun das "Vermächtnis" der Helden repräsentieren, selbst aber kaum mehr als klägliche Figuren abgeben. Ist es legitim, im Angesicht des Blutes (Bild unten- Blumen an der Straße der "Himmlischen Hundert"), das auf diesem Platz geflossen ist, von einer "Farce" zu sprechen? Doch, ist es. Immer wieder lassen sich die Völker um die Früchte ihrer Kämpfe bescheißen und Beschissene machen eben selten eine gute Figur! :-(

 

Pylypets- Berg Gimba

Ich war nach Kiew unterwegs- eingeladen, dort das Finale Jugend debattiert international zu jurieren, die Jury und die kids vorzubreiten usw. Der Reiseplan schwankte ein bisschen, mal wollte der mit, mal der, aber am Ende war es gut, auf Wunsch eines einzelnen Menschen einen Abstecher in die Karpaten zu machen. ;-) Ich wollte immer schon mal in der Umgebung von Volovets ein paar Tage verbringen und das gelang nun. Untergebracht in einem netten kleinen Hotel am Straßenrand unternahmen wir am 09. 05. 2014 einen Aufstieg auf den ca. 1500 m hohen "Gimba". Da kann man ein bisschen faul sein, denn wirklich anstrengend sind nur die letzten vielleicht 200 Höhenmeter. Bis dorthin gelangt man mit einem Ski- Lift (Bild zwei), der im Sommer den Bikern dient, die sich von dort oben in waghalsiger Fahrt abwärts stürzen. Ansonsten segeln über den weithin sichtbaren Gipfeln des Gebirgsmassivs majestätisch die Paragleiter. Das Equipment bringt ein Quad nach oben. (Bild eins) Das könnte man mal probieren.

Die Gegend jedoch ist wenig mit Reichtum geschlagen. Etwas abseits der großen Straßen leben die Leute im "Freilichtmuseum". Alles da: Schweinekoben und Ziehbrunnen, ab und an Häuser, in denen die Bewohner noch mit ihren Tieren leben, der Bach, in dem Wäsche gewaschen wird... Kurz: Romantik, in der niemand wirklich leben will. Dennoch gibt es auch da "Innovation". Der Mann, der seine Garage aus leeren Bierflaschen baut (Bild drei), wusste allerdings nichts von einem berühmten Aktivisten und Architekt, der das in den USA in großem Stil betreibt. Er war aber erfreut, davon zu hören. ;-)

Anderntags besuchten wir noch den Wasserfall- die Attraktion der Gegend. Er war nicht eben so erhebend, aber doch hübsch anzusehen. (Bild unten) Auf jeden Fall schmeckte das Shashlyk gut und es war angenehm kühl in dem engen Tal. Dann ging es weiter nach Rivne, wo ich eine Nacht im Regen verbrachte. Nichts los in der Stadt und nichts, was man hätte unbedingt gesehen haben müssen. Der Bierpub im Zentrum war allerdings originell und ganz ok. ;-)




Samstag, 3. Mai 2014

Polen in Kosice (bei mir) und bei Helmut in Medzev



Ja, es gibt etwas, das uns - Miras und mich - verbindet. Ohne uns allzulange bei der Vergangenheit aufzuhalten, wissen wir doch, dass wir die Kraft für unsere Freundschaft aus den "alten Zeiten" nehmen. Dabei aber soll und kann es nicht bleiben, weshalb er Dorota ins Auto setzte und mich kurzerhand mit ihr besuchen kam. Wir redeten einen Abend, besichtigten die Stadt und fuhren (als gäbe es nichts anderes zu sehen) anderntags wieder einmal ins Zadielska Dolina! Aber da es ein bisschen regnerisch war, kamen uns asphaltierte Wege entgegen. Ohnehin sieht man immer etwas Neues in dem schönen Tal. Dieses Mal gab es mehr Wasser in dem Bach am Wegrand (Bilder oben und unten). Die dreieckige Höhle am Steilhang des Karsts (Bild Mitte) sah ich zum ersten Mal. Naja, es hat uns gefallen.

Nach einer ca. 5stündigen Wanderung fuhren wir über Jasow und Medzev wieder nach Hause, um bis spät in die Nacht Pläne zu schmieden. Klar, ich komme im Sommer auf jeden Fall in Ciechochinek vorbei und im Herbst könnten wir uns an der deutsch- polnisch- tschechischen Grenze treffen, wo es eine "Steinstadt" und ein "Pilzgebirge" geben soll. ;-) Die Bilder im Internet sahen toll aus und so haben wir es beschlossen. Vielleicht auch mal zu Silvester! 

In Medzev trafen wir zwar Helmut Bistika nicht an, erfuhren aber von seiner Frau, dass heute eine Vernissage geplant sei. Ich fuhr hin und sah eine schöne Ausstellung von Antonina Jasinska aus Krakow. Groteske Bilder, von denen mich einige an Hoffmann erinnerten. Helmut kennt die junge Frau von Projekten her, die er in Belgien mit Künstlerinnen und Künstlern veranstaltet. Der ist auch ein "Menschensammler" und so haben wir etwas Verbindendes. Das stellten wir heute abend bei einem Glas Rotwein fest. Klar, es wäre schade, die (wenigen) talentierten oder irgendwie besonderen Menschen, die man im Leben trifft, einfach zu vergessen. Hoffentlich klappt es also mit meiner geplanten Reise zu Jugend debattiert international nach Kiew! Da werde ich erwartet... ;-)