Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Sonntag, 27. Juli 2014

Urlaub- Brüssel

Aber ehe wir Leuven weiter erkunden, muss Brüssel besichtigt sein! Die Überlegung, dass am Sonntag in einer Stadt voller Büros und voller reisender europäischer mittlerer Beamter noch am ehesten "Ruhe" herrscht, war absolut richtig. Als wir gegen 10.00 Uhr "vor Ort" eintrafen, gab es sogar noch Parkplätze im Innenstadtbereich! Und das KOSTENLOS! Im Urlaub unwichtig? Man sehe sich Bild drei an und urteile selbst...

Wir stellten das Auto ca. 7- 10 Gehminuten vom Rathausplatz ab und bekamen gleich einen Eindruck von der urbanen Welt der City. (Bild eins) Brüssel ist nicht nur eine große Stadt, nein, es ist unübersehbar eine Groß- und eine Weltstadt. Dabei prägen Cafes und Restaurants, Bistrots, Patisserien und Frittenbuden sowie Antiquitätengeschäfte den Charakter der Innenstadt. Obst und Gemüse gibt es erst wieder in den Arbeiter- Wohnsiedlungen um den Süd- Bahnhof herum; dort kann man auch andere Lebensmittel kaufen. Was machen die Bewohner der Gassen und Straßen im Zentrum? (Bild zwei) Wer weiß... Vielleicht fahren sie mit dem Auto ihren Wocheneinkauf zu erledigen auf die grüne Wiese, irgendwo. Aber mit dem Auto? Wo stellt man dort sein Auto ab? Wir haben keine Park- Zonen für Anwohner oder so etwas gesehen. Nur um das Europaparlament herum gibt es Parkplätze, die "CD only" sind. Für mich wäre das nichts und eine Stadt, die ohne Autos lebenswert gewachsen, nun aber von denselben zugestellt ist, kann mich nur schrecken. Hier möchte ich nicht leben oder arbeiten...

Doch halt. Das meint nicht, dass es in Brüssel nichts zu sehen gäbe. Das nun wirklich nicht! Ohne den Brüsseler Marktplatz (Bild vier) mit Rathaus und Königshaus nebst den riesigen Bürgerhäusern gesehen zu haben, fehlt der Einblick in das, was man "europäische Zivilisation" nennt. Mit Brüsseler Spitzen und dem Fernhandel reich geworden, zeigt die Stadt bis heute altehrwürdige Pracht. Davor verblassen die neu- kleptokratischen Großbauten der Banken, Ministerien und europäischen Institutionen. Geblieben ist allerdings eins: Eine Stadt, in der immer schon viele Menschen den Buckel krumm gemacht haben, damit es einigen Wenigen gut geht. Und so dürften auch heute viele der Brüsseler Einwohner hart dafür arbeiten, auch mal ab und zu einen Salat für 16 Euro in einem der Innenstadtlokale essen zu können. Jedenfalls sticht die Grenze zu dem alten Arbeiterbezirk um den Bahnhof herum ins Auge. Hier gibt es keinen "Louis XVI." mehr im Antiquariat, sondern Vergnügungen für's Volk: Einen Flohmarkt (Bild sechs), dann an der Bahnstrecke ein Riesenrad, Karoussels usw. 

Ok, solche Bilder (Bild fünf) gehören zu den Problemen moderner Großstädte, aber irgendwie ist es doch symbolisch, dass in der Hauptstadt europäischer Wirtschaftsinteressen Menschen auf dem zentralsten aller zentralen Plätze auf Pflastersteinen liegen und man sich fragen muss: "Lebt der noch? Bemerkt es jemand, wenn er tot ist?" Polizei gibt es genügend, aber wahrscheinlich kostet der Rettungswagen mehr Geld "als sich die Mühe lohnt". Menschlichkeit und Reichtum- hier sieht man, wie sie einander ausschließen...

Nach ein paar Stunden im Zentrum, o je, ist "Männeken Piss" aber klein (!), dann ging es mit dem Auto zum Areal der europäischen Institutionen. Am Königspalast kamen wir leider nicht vorbei, da die Straßen einer pro- palästinensischen Demonstration wegen gesperrt waren. Trotzdem gut so! Dafür fanden wir unweit des Eingangs zum Leopolt- Park einen Parkplatz und konnten so ziemlich problemlos zum Europaparlament aufsteigen. Viel Glas, wie man am Familienfoto (Bild sieben) und dem Foto der abweisenden Front des Parlamentsgebäudes (Bild unten) sieht!

Bevor man es erreicht, liegt linker Hand der Park, früher ein botanischer Garten. Am oberen Ende, gleich hinter dem Gebäude eines noch zu eröffnenden "Museums für europäische Geschichte" (ein kleines Gebäude- welche "Grundlinien" der Geschichte werden da wohl gezeigt werden?) und in Front eines Glaskubus, der die Besucherzone enthält, steht ein Teilstück der Berliner Mauer. Symbolisiert es das wichtigste europäische Ereignis des 20. Jahrhunderts, wie so oft suggeriert wird, oder interessiert sich "keine Sau" mehr dafür? So verwahrlost, wie das Gelände ringsherum aussieht, habe ich mich für die Variante "Sau" entschieden, die durchs Gras und über die Geschichte hinweg latscht. Das Ganze wirkt wie ein ostdeutscher Hinterhof kurz nach dem Mauerfall. Oder soll das so wirken? Naja, ein Schalk, der Böses dabei denkt! 

Das Parlamentsgebäude selbst ist massig und funktional. Mir schien die Fassade so glänzend, wie das ansonsten glaskalte und glattgebügelte Europa nach außen hin wirkt. Abweisend und nicht wirklich "transparent". Am Eingang in verschiedenen Sprachen die alte Losung "liberté, égalité, fraternité". Man kennt die Mängel der Gleichbehandlung Ungleicher, der fehlenden Mitmenschlichkeit (da mit den "Schwestern" 50% der Menschen schon nicht mitgemeint sind) und der Freiheit des Geldes, aber etwas Besseres hat Europa als einigendes Band eben nicht zu bieten. Naja, das sind so Gedanken und Gefühle. Trotzdem war es interessant, das alles zu sehen und selbst mal dort zu stehen, wo sonst die Reporter der Fernsehsender zu sehen sind. Ein erlebenisreicher Tag voller Eindrücke also. Und was mit dem Atomium ist? Ach Gott: Das gucken wir uns bei google earth an! ;-)

Urlaub-Leuven

26. 07. Erster Tag "zu Hause" in Leuven. Ein bisschen Ähnlichkeit mit Wismar hat die Stadt schon, jedenfalls prägen hier wie dort hohe Bürgerkirchen die Silhouette der Stadt (siehe Bild 1). Auch die Beguinen spielten in beiden Städten eine Rolle, wenn auch die Beguinen- Höfe von Leuven unendlich reicher waren und besser erhalten sind. Roter Backstein verbindet immerhin auch. Allerdings sind die anderen sakralen und profanen Großbauten meist aus Kalksandstein (nehme ich mal an), jedenfalls von heller Farbe. Die gotischen Formen der Großkirchen erinnern an Süddeutschland oder Frankreich (man sieht die burgundischen Einflüsse), viele Bürgerhäuser könnten aber auch im Norden stehen. So etwas wie das Schabbelt- Haus gibt es hier an jeder Ecke und eine reiche Biertradition (auch in Wismar wurde gebraut) gibt es allemal. Mit der Brauerei von "Stella- Artois" kommt einer der größten Bierproduzenten aus Leuven, das kann die Gasthausbrauerei am Wismarer Hafen freilich nicht von sich behaupten...

 Doch genug der Vergleiche! Schauen wir erst einmal, wo wir uns befinden. Gar nicht weit von hier ist die Norbertiner- Abtei, die auf das 10. Jahrhundert zurück geht und die sich immer vor den Toren der Stadt erhob. Eine geschlossene Anlage mit mehreren künstlichen Teichen (Bild zwei zeigt die alte Mühle- über den Baumwipfeln ist die barockisierte Kirche mit eingebauten Teilen des romanischen Vorgängerbaus zu sehen), die parkähnlichen Charakter trägt und den sportlichen Leuten hier als Joggingstrecke dient. Schade, ich habe meine Laufklamotten in Leipzig gelassen! Anka und ich, wir haben das Areal jedenfalls am Nachmittag erkundet, als der "Rest" der Familie in unserem Einfamilien- Ferien- Haus müde die Beine ausstreckte. Apropos Ferienhaus: Es steht in einer Wohnanlage sehr gleichförmiger Reihenhäuser (wie Bild drei), die mit kurzem Rasen und Standartbepflanzung irgendwie fantasielos und gleichförmig wirkt. Aber es ist ruhig und der schöne kleine Garten nach hinten raus versöhnt mit der Vorderfront.

Gut, ich wollte von unserem Stadtgang berichten. Über oben erwähnte Beguinen- Höfe ging es auf gewundenen Wegen zum großen und zum alten Markt. Das ist schon eine schöne Strecke! Auf dem großen Markt stehen St. Pieter und das wunderschöne spätgotische, mit reichem Figurenschmuck versehene Rathaus. (Bild vier) Unglaublich, dass man es nach zwei Kriegen jedes Mal wieder aufgebaut hat! Unübersehbar erinnern großformatige Leinwände an die Kriegsschäden von WK I. (Bild sechs) Und es gibt Leute, die daraus ihre Lehren gezogen haben: Vor dem Rathaus fand eine Aktion statt, bei der jeder zum Zeichen seines Protestes gegen Waffenexporte etc. eine Rose in ein großes Herz stecken konnte. Weniger Gewehre, mehr Rosen - eine Anspielung auf den Namen der populären Rock- Band "Gun's 'n Roses". (Bild fünf) Das gefiel mir natürlich. Ob die Initiatoren Studenten der hiesigen Universität waren? Der Universitätssaal befindet sich jedenfalls in einem Gebäude, das früher (zu gotischer Zeit, wovon das untere Geschoss zeugt) eine Tuchhalle war. Bürgersinn und Bildung symbolisch vereint,,,

Um das an sich schon sehr weitläufige historische Zentrum mit Gassen voller Professoren- und Handelshäuser herum erstreckt sich eine Bebauung, in der Gründerzeitbauten und historische Giebelhäuser eine merkwürdige, wenn moderne Neubauten hinzu kommen nicht immer geglückte Symbiose eingehen.(Bild sieben) Aber Meckern ist nicht. Immer wieder trifft man auf Wasserläufe, an denen es romantische Ecken gibt. Immer auf's Neue überrascht die Vielzahl recht ansehnlicher alter Kirchen, die plötzlich vor einem auftauchen. Und natürlich ist alles ein oder zwei Stockwerke höher als in Wismar. Eine Mischung aus Lübeck und Nürnberg vielleicht, aber doch ganz eigen. Auf jeden Fall sprechen alle erhaltenen Zeugnisse aus der Zeit der Textilproduktion und des Textilhandels von einem unglaublichen, so im Deutschland der damaligen Zeit nicht gesehenen Reichtum. Außerdem waren Erasmus und Mercator hier! Damit kann die deutsche Hanse nicht mithalten. :-(

Kurz, Leuven ist eine ziemlich große Stadt, ohne wirklich Großstadt zu sein. Das historische Areal ist weitläufig, aber doch überschaubar. Hier kann man sich wohl fühlen und wir werden noch einmal in die Stadt gehen, in Ruhe die Ansichten genießen und ein bisschen ergänzen, was wir noch nicht gesehen haben (die Uni- Bibliothek z.B.).




Samstag, 26. Juli 2014

Urlaub- Lüttich und Namur

Gleich hinter Aachen beginnt also Belgien, was man auch sieht. Das Material der ländlichen Häuser ist anders (dunkler Naturstein oder Backstein in ähnlicher Farbe) und alles scheint eine Nummer kleiner als in Deutschland. Man hat die alten Häuser renoviert, aber ihre Struktur erhalten und nichts abgerissen und neu gebaut. Kleiner, verwinkelter und etwas unübersichtlich ausgeschildert sind auch die Straßen in den Dörfern. Besonders in größeren Ortschaften hat man zu tun, die Informationen rechtzeitig zu verarbeiten und zwei ineinander übergehende Kreisverkehre mit wechselnden Vorfahrten verlangten auch mir einiges an Konzentration ab. Man hat das Gefühl, nicht so entspannt unterwegs zu sein wie sonst.

Aber nicht alles ist kleiner. Liège hat so viel Einwohner wie Kosice, aber die Stadt mutet wie eine "echte" Großstadt an (mit Skyline und so). Außerdem heißt die Stadt auch Lüttich und liegt nicht (wie Anka einst annahm) in der Schweiz. Die Stadt wirkt ein bisschen wie Aachen; viel historische Bausubstanz, aber kein geschlossenes Altstadtgebiet. Allerorten ist man versucht, die Lückenbebauung für fanatsielos und ab und an auch befremdlich deplaziert zu halten. Aber da sollte man wohl vorsichtig sein... Die Schäden von WK I und WK II sind gravierend gewesen und große Tafeln in den Stadtzentren erinnern besonders an den 1. Krieg, der damals schon ganze Stadtzentren in Mondlandschaften verwandelt hatte. Kaum wieder aufgebaut, erfolgten die Bombardements des 2. Krieges. Unfassbar, wie leichtfertig Menschen in einer Nacht zerstören, was danach Generationen nicht wieder so wie es war aufbauen können. Vielleicht verstecken "wir" die Kriegsschäden bloß besser, um nicht daran erinnert zu werden. Trotzdem ist es schade, dass manche Bebauungen in Liège unter städtebaulichen Aspekten so inkonsequent daher kommen: Nicht richtig alt, aber auch nicht wirklich modern. (Bild 1) Und so ein monumentales Bauwerk wie die Großkirche aus dem 13. Jh. (St. Pieter?), in der sich bei einem Aufstand der Zünfte das städtische Patriziat verschanzte, steht in einer unbelebten und fast abgeschiedenen Gegend. Trotzdem dominiert der Bau die Sicht auf die Stadt. (Bild zwei)

Wir hatten also Lüttich bald hinter uns und noch Zeit. Ab nach Namur, das von einer wirklich riesigen Zitadelle bekrönt ist, die wir aber wegen des Meniskus von Uta (Humpelbein- aber tapfer!) nicht besichtigt haben. Namur macht insgesamt einen mehr historischen und sehenswerten Eindruck. Große Bürgerhäuser, (Bild drei) große Kirchen und ein imposanter Rathausplatz (Bild unten) vermitteln einen dem Touristen angenehmen Eindruck. Außerdem liegt die Stadt am Fluss, hat eine schöne Promenade und bietet historische Ansichten vom Flußufer aus. Den Leuten geht es gut; jedenfalls sind die ebenfalls (aus ostdeutscher Sicht) kaum preiswert zu nennenden Lokale an den Plätzen und Straßen, in den Winkeln und Gassen gut gefüllt. Das Wetter tat natürlich ein Übriges. Fast 30 Grad! So nahmen wir dann in Leuven nur noch unser Ferienhaus (mit Wintergarten und tollem Garten!) in Besitz (Schlüssel unter der Betonente am Eingang!) und spielten Scrabble bis zur Erschöpfung. Ach ja, Einkaufen waren wir auch. Anka und ich suchten eine geraume Weile, ehe wir einen Carrefour- Supermarkt fanden. Wo gehen die Leute bloß einkaufen? Die etwas eintönigen Reihenhaussiedlungen bieten wirklich nur Schlafkomfort. Sonst gibt es buchstäblich nix. Und einen Aldi, einen Lidl oder einen Konsum in Laufnähe sucht man vergeblich. Irgendwo auf der grünen Wiese müssen diese Super- Einkaufsteile rumstehen, die jeden fühlenden Menschen mit Grausen erfüllen, aber dennoch das sind, was von der lebendigen Einkaufskultur der alten Städte übrig geblieben ist. Wir haben sie aber nicht gefunden...



Urlaub- Aachen

Wir sind nicht auf der Flucht, sondern im Urlaub in Belgien! Und damit es nicht so hektisch aussieht, haben wir die Anreise nach Leuven (auf Wunsch einer einzelnen und mit Billigung der restlichen Damen) in zwei Etappen zerlegt. Also zuerst nach Aachen,

Ja, Aachen ist historisch sehr bedeutend und verfügt zweifellos über wichtige Kulturdenkmäler und - natürlich - Karl den Großen. Hm, "unser" Karl war wohl weder groß noch sehr leutselig, aber das stört die Aachener nicht (und diverse Karls- Preis- Vergeber auch nicht). Man ist stolz auf Karl und macht ihn sogar für Europa verantwortlich. In dem Sauhaufen hätte der Alte erst mal Ordnung geschaffen, aber - wer weiß? - vielleicht ist so eine Autokratie ja auch die heimliche Vision von Leuten, die mit einer Superregierung in Brüssel keine Probleme haben, weil sich daran nur die kleinen Leute, nicht aber die große Industrie stören würde...

Gut, das sind so meine Überlegungen. Die Familie (Fragment davon auf dem dritten Bild)  indes interessierte sich mehr für's Historische und fand den Dom (Zweites Bild von oben) nicht wirklich original und die Stadt ziemlich unstrukturiert. Einige schöne Winkel (z.B. Bild unten- Hof hinter dem Dom) werden abgelöst durch zweifelhafte Bebauungen und so gewinnt die Stadt unserer Meinung nach keinen Platz unter den 100 schönsten Städten der Welt, auch wenn einige Glasfassaden geglückte Motive hergeben (Bild oben).

Vielleicht hat es am regnerischen Wetter gelegen oder an dem sehr "verkehrsgünstig" gelegenen Ibis- Hotel (am Marschiertor), die Familie floh jedenfalls etwas unausgeschlafen aus der Stadt, die nicht wirklich begeistert. Ich war auch vergnatzt, fand ich doch die Portionen beim Griechen unmäßig groß und den Preis exorbitant. Für das Bisschen, was die Familie so isst und trinkt; 80,- Euro (UND DAS NOCH OHNE OUZO!!!) zu bezahlen...- das war die Nähe zum Dom nicht wert. Sei's drum. Wir sind eh nur vor dem Regen ins zweitbeste Lokal geflohen (der Italienier davor hätte uns glatt noch 'nen zwanziger mehr gekostet) und wissen nun, dass Regen kein Grund ist, sich mittelprächtig abfüttern und abzocken zu lassen. Mal sehen, wie es in Belgien sein wird...


Mittwoch, 23. Juli 2014

Penig

Die Kleinstadt Penig in Sachsen, die Stadt also, in der meine Uta am Freien Gymnasium (jüngst 15 Jahre alt geworden) lehrt und wirkt, sieht schon ein bisschen verschlafen aus. ;-) Aber auf den zweiten Blick wird klar, dass auch dieses "Nest" seine Blütezeit hatte, ehe es irgend´wann "einschlief". Wie viele ostslowakische Städte erlebte Penig seinen Höhepunkt offensichtlich zur Zeit der Renaissance, wovon die Bebauung in der historischen Altstadt zeugt. (Bild oben) Zu DDR- Zeiten bauten man dort Maschinen, Mahlwerke z.B. Davon kündet nur noch ein technisches Denkmal. Wovon die Leute sonst leben? Viele fahren wohl nach Chemnitz... Die Stadt erneuert sich langsam aus Mitteln der Städtebauförderung, kaum aus eigener Kraft. Die Bürger erhalten oder erneuern ihre "Häusel", für die Großbauten in der Altstadt reicht private Kraft kaum. (Gegensätze auf dem letzten Bild) Schade, denn die Stadt ist an sich an der Mulde schön gelegen. Ach, die Mulde... Segen und Fluch einer historischen Landschaft, die immer öfter in den Fluten der Überschwemmungen versinkt. Aufwändig baut der Freistaat also neue erhöhnte Uferbegrenzungen (Bild Mitt), die dem Wasser erst recht Schwung und Fließgeschwindigkeit verleihen. Von natürlichen Flußlandschaften, wie man sie in der Ukraine (noch) allerorten findet, keine Spur. Und so werden neue Flutwellen kommen; schließlich hilft auch eine verbreiterte Autobahn nicht gegen Stau. Und dann müssen die Versicherungen wieder zahlen und die Leute Schäden reparieren. So ist der Mensch. Ein denkendes Wesen? Meist wohl eher das Schaf, das mittrottet und macht, was andere Schafe machen. Und die Schäfer? Auch abgestumpft und verblödet. Keine Indianer, die sich der Herausforderung der wilden Prärie stellen. Schäfer eben auf fetten Wiesen... :-( 


Sonnenland


Vergnügungspark "Sonnenland" bei Chemnitz. Bisher war mir nur das Riesenrad am Autobahnrand aufgefallen; dieses Mal sah ich nun das, was drumherum ist. Ein schöner kleiner Vergnügungspark mit diversen Attraktionen (Bild oben) und einem See mit Badestrand (zweites Bild) eben! Getroffen habe ich Monika, eine diesjährige Absolventin von der Trebisovska, die mit ihrer Freundin Juliana in Limbach- Oberfrohna in einem Ferienlager hilft. Das gefällt ihr gut und so hatten wir ein entspanntes Gespräch. Klar, das Mädchen ist perfekt in Deutsch und kann das nun genießen. Außerdem redet sie mit einem Ungarn Ungarisch und mit den anderen, die kein Deutsch können, Englisch. So polyglott (natürlich spricht sie Tschechisch und Slowakisch und versteht Polnisch) hätte ich früher auch sein wollen! Naja, hätte... :-( Das Programm des Ferienlagers ist jedenfalls ausgefüllt mit Attraktionen, was das Mädchen begeisterte, mich aber nachdenklich stimmte. Was wird aus solchen kids, die in den Ferien von Attraktion zu Attraktion hetzen, wenn sie im "Alltag" ankommen, wenn sie begreifen sollen, dass das Leben nicht nur aus Attraktionen besteht, die andere einem vorsetzen? Was wird aus denen, die in solch einem Sommer permanent gelobt werden, die nur hören, wie gut sie sind (weil man sie ja motivieren will), wenn sie dann in der Schule die erste vier kriegen? Natürlich werden sie protestieren, es nicht wahr haben wollen, den Lehrer beschuldigen, nicht genug zu bieten... Kurz: Sie werden ihre Konsum- und Spaßmentalität mit der Realität des Lebens verwechseln, auf das "wir" sie doch vorbereiten sollen. Wo sind die Zeiten hin, als Kinder noch 2 oder 3 Stunden allein in einem Zelt verbrachten, Diesteln köpften und Indiander spielten? Und dabei eine Welt imaginierten, in der sie eine (selbstgeträumte) Rolle spielen wollen...

Lutze in Kosice

Studien- und Familienfreund Lutze (zwischenzeitlich von den Schwiegereltern als Ersatz- Sohn adoptiert) hatte sich angesagt. Ich holte ihn Mittwoch abends von der Bahn ab. Das übliche Programm. Er erzählte lebendig von seinen Reisen um die Welt. Mit Deutschen Sprachgesellschaften geht das halt. ;-) Am Donnerstag waren wir auf der Zipser Burg und der Freund genoss sichtbar den weiten Blick ins Land. (Bild oben) Zu sehen ist schon Spisska Kapitula, das Zipser Kapitel eben.

In der Klosterstadt wollten wir Helmut Bistika treffen, der sich mit seinen Künstlerfreunden von den "Jungen Milben" im Hotel "Kapitula" einquartiert hatte. Er hatte mich eingeladen, ein bisschen vom Flair so einer Kunstsession mitzuerleben. Das Hotel ist malerisch gelegen, aber leider nur schwach besucht. (Bild zwei) Zumindest die Küche und die romantische Rückfront mit Garten und Freisitzen hat das nicht verdient. (Bild drei) Herrlich ruhig gelegen kann man von dort die Aussischt auf die Burg genießen.

Ob das die Künstlerfreunde aus Deutschland, Österreich, Polen und Moldawien inspiriert? Was wir sahen, waren Spielereien. Malen, weil es Spaß macht, sich auszuprobieren. Nichts soll verkauft werden, es gibt keinen Druck. Sie trinken, essen, sprechen, schlafen und malen. So soll es sein.

Helmut arbeitete großformatig. In seinem Atelier hat er solch eine Fläche nicht, kann er so große Formate nicht übersehen. Wozu er das macht? Es macht Spaß! Das leere Blatt hat seinen horror vacui für den Bildner wie den Autor. Da ist Leere, die gefüllt werden will. Und so hat der Metzenseifener Tausendsassa die Leere mit seinen Fantasmagorien gefüllt... (Bild unten)

Über Levoca/ Leutschau und Presov/ Eperis fuhren wir dann zurück. Den Freitag verbrachten wir in Bardejov und Bardejov Kupele (Bad Bartfeld), wo wir Ludovit Petrasko trafen, von dem ich mich verabschieden wollte. Lutze fand's gut und so war es gut. Sonnabend dann 10 h im Auto nach Leipzig. Party bei Ines und Gerald am Abend. Man hat eben mehr zu tun als der "Leipscher Rat"! ;-)

Dienstag, 15. Juli 2014

Chust


 Ok. Nach zwei so schönen Exkursionen soll man sich nicht beschweren, wenn der Rest der Tage im Regen versank. (Seit zwei Tagen wasche ich nun Wäsche, denn "muffig" riecht alles, egal ob getragen oder in der Tasche gelegen!) Erst am Sonntag, dem Rückfahrtag, schien wieder die Sonne (33 Grad). Ich fuhr über Chust, ein Ort, den ich - wie Rakhiv - schon oft durchquert habe, ohne je dort angehalten zu haben. Dieses Mal wollte ich auch Chust noch sehen. Immerhin wusste ich von der Burg auf einem Kegelberg mitten in der Stadt - man kann sie von der Umgehungsstraße aus erkennen. 

Also rein in etwas, das Istva Szabo wahrscheinlich ein "typisch oberungarisches Städtchen" genannt hätte. Es gibt eine altehrwürdige Kirche, wahrscheinlich katholisch und vom Stil her denen in Presov und Medzev ähnlich, die aber geschlossen ist. Mit dem Mauerfragment davor ist sie nun, da die Ungarn meist weggezogen bzw. umgesiedelt sind, so etweas wie ein Museum. Mag sein, dass ein paar Omas dort zu besonderen Feiertagen Gottesdienst besuchen. Heute, am Sonntag, war alles verriegelt.

Neben dem katholischen Zeugnis kündet die renovierte Synagoge (ebenfalls geschlossen) von der ehemaligen Einwohnerschaft. (Bild oben) Beide Gotteshäuser weisen barocke Umbauten/ Fassaden auf, womit klar ist, wann Chust in Blüte stand. Barock umgebaut war sicher auch die aus dem 14. Jh. stammende Burg, deren imposante Ruinen die Stadt dominieren. Von oben hat man einen schönen Rundblick (Bild unten) unter anderem auf die neue orthodoxe Hauptkirche, die sich hinter einem Rest der ehemaligen bürgerlichen Bebauung des Boulevards (drittes Bild) erhebt. Von oben nicht sichtbar sind die Symbole der ukrainischen Inbesitznahme der Stadt. Natürlich ausgedrückt vor allem durch ein Denkmal von Taras Grigoriewitsch! (Bild drei) Dieses Mal aber ein sehr junger Tschewchenko mit einer an Engelsflügel gemahnenden Ikonografie. Nun, ein Engel war der garantiert nicht. Aber falls die Poesie ihn beflügelte, so mag das hingehen. ;-) 

Schade. Wenig ist übrig vom alten ungarischen Chust. Mag sein, dass viel im Krieg kaputt gegangen ist. Jedenfalls wird es einige Mühe kosten, aus der sozialistischen Verbauung von allem und jedem das herauszuschälen, wo sich künftige Generationen wohlfühlen können. Immerhin sind die beiden V- förmig auf den zentralen Platz zulaufenden zentralen Straßen nun für den Verkehr gesperrt und die Baustelle deutet an, dass hier eine Fußgängerzone mit Brunnen und Rabatten entsteht. Gut so. Mal sehen, was in ein paar Jahren daraus geworden ist.



Apitska

Dann regnete es und regnete es. Am Freitag sollte es nur noch nieseln. Ok, dann los. Exkursion zum "Apitska", dem mit 1510m höchsten Berg der Gegend. Was für ein elender Weg zum touristischen Höhepunkt der Umgebung! Das gehörte zum Schmlimmsten, was ich in der UA je gesehen habe. Wie die Transporter mit den Fressalien da hoch gekommen sind... Drei Fragezeichen!

"Apitska" nennt sich eine Bergstation auf ca. 1250m Höhe. Restaurantbetrieb ist nicht. Aber man kann die Hütten offensichtlich mieten, die sich unterhalb des Eichenrests (Bild oben), der zeigt, wie unwirtlich die Verhältnisse da oben sind, in eine Talmulde schmiegen. Im letzten Eichenwäldchen (ja, das gibt es im Nationalpark "Buchenurwald" auch!) vor dem Ende der Vegetationszone künden Feuerstellen, ein paar Sitzgelegenheiten usw. von der Bestimmung der Mulde als Fress- und Partyzone. Klar, Tür vom Transporter auf und Bum Bum angestellt. Von Ruhe halten Ukrainer (junge wie alte) noch nicht eben viel und "wandern" ist auch nicht wirklich in. Man sitzt am Grill, trinkt und lacht... - und war in den Bergen. So ist's halt!

Leider war also für mich wenig Zeit und ich konnte nicht alles erkunden. Außerdem drohte der Nebel (Bild zwei) alles zuzudecken und auch die frei laufenden Pferde (Bild drei) nötigten mir Respekt ab, als sie weidend meinen Weg versperrten. Immerhin waren zwei Schäfer mit Herde in der Nähe, denen ich mit Mühe verklickert hatte, dass mein Großvater auch Schäfer war. Sie lachten ungläubig, denn ein Schäfer- Enkel fürchtet doch keine Pferde! Mit Hilfe ihrer Hunde löste sich aber mein Problem und ich konnte noch rauf zum Gipfelkreuz auf 1510m. Das war leider so im Nebel, dass kein Foto gelang. Ich musste zurück, da ich im Nebel Gefahr lief, die Orientierung zu verlieren. Dann aber riss der Himmel auf und man konnte weit ins Land sehen. (Bild vier) Ich sah, dass ich unbedingt irgendwann im Leben noch mal dorthin muss. Mit Taras und den Seinen vielleicht. Der Bergrücken streckt sich unendlich weit hinein in das Zentralmassiv. Dort kann man sicher ein paar Tage lang wandern! Was für ein schöner Tag!



Einmal rund um den "Pferdeberg"

Pferdeberg? Hm, ich weiß nicht, wie der Berg heißt, zu dem es eine Exkursion (40 min hin mit dem LKW und dann vorbereitetes Essen mit ein bisschen Spazierengehen) gab. Der "Eigenbeitrag" schreckte mich wenig, aber mit dem LKW rumfahren? Das Wetter war super und ich hatte sonst nichts zu tun. Also bin ich zu Fuß los!

Schlimm war es nicht wirklich. Vom Ausgangspunkt, ca. 550 m hoch, bis zum Gipfel (950 m  - Bild oben) waren es nur 400 Höhenmeter. Da hat man schon anderes hinter sich gebracht! ;-) Allerdings betrug die gesamte "Laufstrecke" am Ende 25 km! Im "Camp" sorgte diese Information für ungläubiges Staunen und ein Geraune nach dem Motto "Der hat doch 'n Auto. Wat looft der im Wald rum?" ;-) Aber ich war gut erholt, hatte viel Freude an den herrlichen Aussischten und dem - endlich mal - guten Wetter. Die Wolken (Bild zwei) drohten nur; das Gewitter kam dann abends nieder. Aber da schmeckte mir schon das Bier und ich fand das Geprassel sogar angenehm. Man kann gut vor sich hin träumen, wenn die Lautstärke der fallenden Wasser ein Gespräch unterbinden! ;-)

Ziemlich weit oben, oberhalb der "Toutbasa", stieß ich noch auf ein hübsches Areal mit einem vefallenen, ehemals repräsentativen Holzhaus (Bild drei). Jetzt hatten sich zwei ältere Leutchen dort einen Teil notdürftig hergerichtet und hausten dort als Sommer- Bomschis. (Bezdomny Chelovek= Bomsch = Obdachloser) Man hofft, das dieses nicht ihr einziges Quartier ist! Früher war es vielleicht eine Försterei. Jedenfalls führte ein gepflasterter Weg hinauf bzw. hinab. Ich stieg dort ab zu meinem Quartier und kam an Häusern vorbei, in denen sichtbar keine armen Leute wohnen. (Bild unten)



Kobyletska Polyana II und Rakhiv

Als erstes führte mich ein kleiner "Ausflug" zur Mineralquelle. Jura und sein Sohn (Bild oben) zeigten mir den Weg. An der Quelle informierte eine Tafel über die Zusammensetzung des Wassers. Hm, vertrauenserweckend sah die offensichtlich stark eisenhaltige Brühe (Bild zwei) nicht aus. Aber sie schmeckte erfrischend und hatte einen Anflug von Prickeln, als wäre es mit Kohlensäure versetzt. So füllte ich auch ein Flasche, die anderntags aussah wie die Scheibe eines lange Zeit nicht gereinigten Aquariums. Die Mineralien hatten sich schon abgesetzt und trübten die Plaste merklich!

Egal. Kobyletska Polyana selbst ist ein Dorf voller Widersprüche. Es gibt viele romantisch ausschauende traditionelle Holzhäuser (Bild drei) mit ebenso traditionellen und wunderschönen Bauerngärten davor. Daneben protzen aber eine ganze Reihe großer Paläste und viele viele moderne Häuser zeugen von Geld. Woher haben die Leute so viel Mittel? Es gibt ringsherum nichts als Wälder und also Holzwirtschaft. Ein bisschen Touristik, die aber punktuell bleibt und in den jeweiligen Anlagen auf Ringsumversorgung setzt. Irgendeine Infrastruktur aus Sehenswürdigkeiten und Gasthäusern usw.  ist nicht zu sehen. In Kob. Polyana gibt es allerdings noch eine Kolyba auf dem Weg zur "Tourbasa" aus sowjetischen Zeiten.   

Diverser Besorgungen und Reparaturen wegen führte mich mein Weg am Dienstag auch nach Rakhiv, das nur 48 km entfernt liegt. Ich war zufrieden- ein neues Akku für mein Smartphone kostete 50 UAH, also nicht mal 4 Euro! Ansonsten war das einzige Cafe, das ich mit einigem Zaudern betreten mochte, nicht ganz schäbig und nicht ganz schmierig, aber doch von beidem etwas. Es gab von der Pizza mit Bier bis zum Kaffee mit Strudel alles, was eine nicht eben tolle Atmosphäre mit sich bringt. Aber Kaffee und Strudel waren trotzdem gut. Was Rakhiv ansonsten zum "Ferienzentrum" macht, hat sich mir nicht erschlossen. Die Lage am Fluss ist toll (Bild unten), aber davon ab gibt es absolut nichts, was man empfehlen könnte. :-(


Kobyletska Polyana

Anreise am Sonntag. Da hatte mal jemand gesagt, "in der Nähe von Uzhorod". Naja, 280 km sind in der Ukraine nicht so viel, aber man fährt eben doch 4,5 h der Straßen wegen...

Das Quartier "Lazok" ist empfehlenswert. Tolle Lage mit Ausblick auf die umliegenden Berge und Täler und dazu eine geschlossene Anlage, die Zimmer oder Bungalows unterschiedlichen Zuschnitts und mit ansprechendem Komfort enthält. Dazu Sauna, ein "Bottich" für Heißbäder mit Mineralwasser und "Jura". Das ist der Chef, der etwas bullenhaft- bärbeißig daher kommt und als Boxer getaugt hätte. Aber er ist immer zur Stelle, wenn man ihn braucht, und kocht ansonsten vorzüglich. Das hat er in Prag gelernt, wo er 22 Jahre lang als Koch gearbeitet hat. Und so gibt es Gerichte wie "Prager Ente", "Eierkuchen Prager Art", "Tschechisches Rindergeschnetzeltes" usw. Lecker, lecker...

Ich wohnte im Bungalow (Bild oben). Großes Bett im Schlafraum und davon abgetrennt eine Sitzecke mit TV etc. Leider wurde es schnell muffig in der Bude, denn draußen wechselten 36 Grad und "gefrierender Regen" einander ab. Allabendlich kippten Gewitter Unmengen von Wasser in die Landschaft und abends und morgens regnete es fast immer. Dann dampfte das umliegende Land (Bild zwei) und man konnte zusehen, wie sich neue Wolken bildeten, die dann auch gleich wieder abregneten!

Trotz der Kälte gab es Spaß genug. Die Jugend rannte hin und her und war meist in der Sauna. Meine Frage, ob es vieleicht Decken gäbe, um weiter draußen sitzen zu können, trug mir ein super- komfortables Huzulen- Outfit ein! Alles Schafwolle. (Bild unten). Besonders liebte ich die Zottel- Pelz- Mütze aus Wolle im Dradlock- Style. ;-)