Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Montag, 31. August 2015

Agroturystyka und Torun

Der Urlaub begann am 17. 07. mit der ersten Station Ciechocinek. Herzlich empfangen von Dorota und Miras hatten wir zwei schöne Tage. Das Wetter spielte nicht wirklich mit, so dass das Bad im See einer Agroturystyka- Station bei Ostroda (betrieben von einem Freund von Miras; beide hatten einmal Landwirtschaft studiert) etwas kurz ausfiel. (Bild oben) Aber als Freunde von Freunden wurden wir herzlichen in die "Familie" aufgenommen, die sich um diese Wochenendausflugspension gebildet hatte. Die Leute kommen öfter von Gdansk, Elblag usw. und kennen sich. So wurde der Tag vor allem durch die herzliche Atmosphäre ein richtig schöner Tag. Abends hatte sich der Regen gelegt und wir machten einen kurzen Stadtrundgang durch Torun. Gestärkt haben wir uns in der Nalesznikarnia am Dominikanerkloster. (Bild zwei) Das sei jedem Touristen empfohlen, der in Torun preiswert was Gutes essen will!

Ansonsten fiel auf, wie selbstbewusst das neue Polen die deutsche Geschichte der Regionen integriert. In Elk, in Ostroda, in Mikolaiky gab es Fotostrecken mit Stadtansichten "von früher"; in Torun gehören die einst verhassten Kreuzritter nun zum Stadtbild. (Bild unten)

Und so ist es im Großen wie im Kleinen, wobei es wohl eher von den Kleinen nach "oben" gedrungen ist. Ohne die vielen Freundschaften zwischen Deutschen und Polen wäre die neue Selbstverständlichkeit im Umgang miteinander nicht möglich. Wir erlebten das "Gemeinsame im Unterschied" wieder einmal als sehr bereichernd und hoffen auf den Gegenbesuch in Leipzig. ;-) 

Sonntag, 23. August 2015

Klassik open air in Leipzig

Kaum zu Hause erwartete mich die Kultur der Messestadt mit einem Open- Air- Konzert ausgangs des Rosentals am Zoo. Obwohl ich den ganzen Tag im Auto gesessen und des Termins wegen am Ende mächtig auf die Tube gedrückt hatte, war ich nicht müde und stattdessen "musikfroh". Die Völkerwanderung dorthin war schon beeindruckend und noch beeindruckender war, mit welchen Utensilien und Sitz- bzw. Liegemöbeln die hartgesottenen Fans dieser Veranstaltung anreisten. Da waren Liegestühle und Campingtische, Klapphocker und Grillvorrichtungen dabei- eine Truppe reiste mit einem kompletten Catering- Anhänger mit Bierausschank, Elektrogrill usw. an. ;-) Aber die weitaus meisten Besucher lagerten wie wir auf dem Erdboden und verzehrten Obst oder Salate - auch wie wir. (Bild oben)

Eher nicht so gut besucht waren die Fress- und Saufbuden am Rand der Rasenfläche. (Bild zwei) Obwohl mehr als 35 000 Menschen dort gewesen sein sollen, kam zu keiner Zeit das sonst bei Massenaufläufen dieser Art übliche "volkstümliche" Saufen und Rum- Grölen auf. Man trank Wein und Sekt und unterhielt sich gedämpft, allenfalls die Kleinkinder tollten etwas lauter herum. Gut so. Schön auch, dass klassische Musik in Leipzig immer noch so viele Fans wie der RB findet und dass das Publikum so jung war.Und warum nicht auch einmal ein Klassik- Event? Weg von den Kultur- Tempeln des Bürgertums und hin mit der Musik auf den Rasen zum Volk, das wohl auch in die Häuser strömen würde, könnte es sich die Preise dort leisten. :-( So muss man sagen, Porsche hat selten etwas Sinnvolleres getan, als das Sponsoring für diese Veranstaltung zu übernehmen. Die Atmosphäre war toll und wir (d. h. die Sportkumpel von Uta, Anka und ich) kamen erst nach Hause, als alles aufgegessen und das Konzert zu Ende war. Ein bisschen lustig war die Suche nach den Fahrrädern, weil alle an irgendeiner Bude angeschlossen hatten und die Modelle nach Einbruch der Dunkelheit nicht wirklich mehr zu unterscheiden waren. Trotzdem kamen alle gut nach Hause. (Bild unten) In der Nernststraße angekommen fiel ich in einen traumlosen Schlaf bis anderntags 09.00 Uhr in der Nicht- mehr- so- Frühe. ;-) Eine knappe Woche Leipzig lag vor mir, dann würde es in den richtigen Urlaub ins Baltikum gehen. Aber vorher lag Arbeit auf dem Tisch. Täglich 50 Seiten Korrektur- Lesen waren notwendig, um die versprochene Redaktionstätigkeit vor dem Urlaub abzuschließen.



Chernivci

Anfang Juli war ich also wie versprochen in Chernivci. Versprochen hatte ich es Roman, der mich mit Freundin Ksjuscha dringend ermahnt hatte, mal wieder den Weg an die rumänische Grenze zu finden. Gesagt getan. Über Rakhiv wollte ich der vermutet schlechten Straßen wegen nicht fahren, aber der Weg über Striy und Kolomiya war auch nicht besser. Zwischen Ivano und Chernivci war es sogar der Horror selbst- teilweise fehlte der Asphalt und sowieso gab es Löcher ohne Ende. Mich erwischte es zwischen Kolomiya und Chernivci: Der Schlag war gewaltig und die Felge vorne rechts
"im Ar...h". :-)  (Bild oben)

Daher konnte ich die Wut eines Taxi- Fahrers verstehen, dessen Achsbruch (Bild zwei) ich in Chernivci als Beleg für die unmöglichen Verkehrswegeverhältnisse in der ukrainischen kleptomanen Oligarchie dokumentierte. Aber warum ist er böse auf mich? Soll er mit dafür sorgen, dass die korrupten Häuptlinge verschwinden und das, was das Volk erarbeitet, auch ihm selbst (und der Infrastruktur des Landes) zugute kommt.

Da ich erst einmal nicht weiter kam und die Öffnung eines der unzähligen "Schinomontage"- (Reifenmontage-) Werkstätten abwarten musste, gab es Gelegenheit, Landschaft am Rande der Straßen zu erwandern. (Bild fünf) Schön war's dort. In Chernivci (wo man- Bild drei - sogar den jüdischen Friedhof teilweise von dem Bewuchs befreit hat) traf ich dann Roman und Ksenia; andere Leute zu sehen, dazu kam ich eines unangenehmen Erlebnisses (über das hier zu schweigen ist) wegen nicht. Ich hatte ein bisschen Ruhe im Hotel nötig und bewegt mich, da ich nicht so lange im Auto sitzen sollte, etappenweise wieder gen Košice. Chernivci und ein paar schöne Landschaften auf dem Rückweg (über Rakhiv- die Straßen waren im ersten Teil auch grottenschlecht) habe ich trotzdem genießen können.

Und auch Lustiges gab es: Sieht jemand genau hin (Bild vier), dann versteht er/ sie, warum der Chor so unglaublich leise singen konnte! Der Gesang kam von CD oder Kassette. Es waren Rumänen, die am Denkmal ihres Nationaldichters Eminescu play back veranstalteten. Aber immerhin. Die Ukrainerinnen ringsum ließen sich nichts anmerken und verkauften ungerührt ihre Produkte weiter. Es war halt Rumänisches und nichts Ukrainisches. (Wie das immer wieder wunderschöne Motiv der sich im Davidstern spiegelnden Kuppel des Begräbnishauses auf dem Friedhof- Bild sechs).

Bleibt nachzutragen, dass ich auch in Mukachevo unweit der Stelle übernachtete, an der nur wenig später die große Schießerei zwischen putschenden Leuten vom prawy sektor und der ihrem Oblast- Häuptling (Zigaretten- Schmuggler Nr. 1) treuen Polizei stattfand. Dem Beschuss mit Panzerabwehrgranaten fielen drei Polizei- Autos zum Opfer. Man spricht darüber hinaus von drei toten Polizisten; die youtube- Videos zeigen auch einen getöteten Zivilisten, den man wie einen Sack Kartoffeln zum Auto schleift und dann auf die Ladefläche wirft. Immer wieder frage ich mich, ob das dieselben Menschen sind, mit denen man so tolle Partys bei Shashlyk und Vodka feiern kann (oder die so gläubig scheinen- Bild sieben) und ob nicht auch die manchmal zur Gitarre traurige Lieder singen. So dicht ist das, was man liebt und was man hasst, in diesem Land beieinander... Am 12. 07. hatte ich dann meine Sachen gepackt und fuhr nach Leipzig. Endlich richtige (!) Ferien und nicht mehr nur "Kein- richtiger- Unterricht"...

Bratislava Ende Juni

Nach vielem Hin und Her wurde ich nun doch von meiner Chefin zum Landeskoordinator Slowakei von "Jugend debattiert international" geschlagen und hatte in dieser Eigenschaft am 30. 06. das erste Treffen mit ihr, dem Projektleiter Pavol und den Leuten vom Goethe- Institut. Gute Gelegenheit, am Vortag "alte" Bekannte wieder zu treffen, in diesem Falle die junge Mutti Katja (Bild oben), die 2016 wieder bei uns einsteigt. Schön, dass es geklappt hat. Der junge Spross wurde mir als unleidlich vorgestellt, verhielt sich aber ganz gastfreundlich und aufgeschlossen. Wenn Katja meine deutsche Lieblingskollegin im Programm ist, dann ist der junge Mann mein Lieblings- Programm- Nachwuchs. ;-)

Nach dem schönen Nachmittag und frühen Abend strich ich ein bisschen ziellos durch Bratislava, das mir der touristischen Atmosphäre (und Preise) wegen nicht einladend erschien. In meiner Nobel- Herberge gleich neben der Deutschen Schule in Bratislava und ziemlich schräg gegenüber vom Goethe- Institut mochte ich auch nicht bleiben- zu viel Fläche für eine einzelne Nase. Neben dem Salon (Bild Mitte) mit Küchenzeile und Bar gab es hinten links den Eingang zu einem geräumigen Schlafraum und gegenüber den zu einem großzügigen Bad. Das Ganze für 60,-/ Nacht im Doppelzimmer. Nicht schlecht und durchaus empfehlenswert. Besonders im Sommer sollte man sich die Adresse merken. Nicht nur die zentrale Lage (10 min bis zur Altstadt), sondern besonders die Riesenterasse zum Hinterhof (Bild unten- Sonnenschirm und Terassenmöbel waren vorhanden) und die freundliche Bedienung nebst einem guten Frühstück sprechen für sich: Panenska 14, Garni- Hotel "Virgo". Ich jedenfalls verbrachte den Abend in einem Bier- Pub neben dem Institut. Dort waren die Preise angenehm und es ist überhaupt eine nette Kneipe...- nur schmeckt das Bier allein doch immer etwas schal... Nach dem Ende der Besprechungen reiste ich nach Košice zurück und von dort nach Chernivci, wo ich einige Tage blieb.