Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Donnerstag, 28. Juli 2016

Pongo- und Gondwana- Land

Nein, billig ist das Vergnügen nicht. Eine Familienkarte und ein Fuffi ist weg. Aber was tut man nicht alles für kleine hyperaktive Nichten? ;-) Trotz der Menschenmassen, die sich an 8 Kassen drängelten, verliefen sich die Haufen im Areal des Zoos. Die Attraktionen sind gegenüber früher ungeheuer verdichtet, erscheinen aber doch großzügig angelegt. Dass die Architekten und Gartengestalter schlecht gearbeitet hätten, kann man wirklich nicht sagen. Alles ist gut in Schuss und es gibt auch eine gelungene Balance aus Information (Zoogeschichte), Attraktion (Tier- Fütterungen usw.) und einfach Erholung. Kaum zu glauben, dass unter dem Dach des Gondwana- Landes sogar Bootsfahrten möglich sind. (Bild oben) Am Ausgang erwartet die Besucher asiatische Gastronomie, die Boote mögen etwas an Bangkok erinnern und es gibt auch so etwas wie einen kleinen Markt, der asiatisches Flair vermittelt. Gut so.

Tiere aller Arten und Gattungen gibt es natürlich auch. Die Menschen fühlen sich freilich am meisten zu den Affen hingezogen. Warum wohl? Wenn man die Kommentare, den Tonfall der Rede (?) und dazu noch den beschränkten Gesichtsausdruck mancher der meist auch noch deutlich zu dicken Zeitgenossen oberflächlich betrachtet, fällt einem da schon was ein. Aber besser diese Leute gehen in den Zoo, als dass sie saufen oder sonst nichts mit sich anzufangen wissen. Und natürlich bleibt es dabei: Wenn die Dummen verblödet werden, dann sind  die Schuld, die ihnen nichts Besseres beizubringen wissen! Ob das kleine Äffchen (Bild zwei) auch solche Probleme hat?

Das Erdhörnchen (Bild drei) hält brav Wache, damit seine jüngeren Artgenossen ungestört speisen können. Wächter seien immer die älteren männlichen Tiere- habe ich bei der die Fütterung kommentierenden Pflegerin gelernt. Leo braucht natürlich niemanden, der Wache steht. Wer würde ihm die Beute streitig machen? Ich fand, er sieht ein bisschen traurig aus. Scheint begriffen zu haben, dass wir hinter unserer Glasscheibe leider keine Beute sind. So gerne würde er uns das blöde Glotzen abgewöhnen und seine Kraft und Schnelligkeit im Triumph der Jagd (auf uns) ausspielen. Stattdessen liegt alles brach. Er muss faul sein und man sieht ihm an, dass das keinen Spaß macht. Warum kommen immer wieder Politiker auf die Idee, Menschen zu unterstellen, sie wären freiwillig und gerne arbeitsscheu und faul? Nein, das ist anstrengend. Man muss saufen, um es auszuhalten!

Jedenfalls stand das Okapi auch etwas unschlüssig rum. Artgerecht? Auf jeden Fall besser als die Käfighaltung von früher. Auf jeden Fall besser als Zirkus. Aber wirklich gut? Ich weiß nicht...

Mensch freut sich jedenfalls am Ausgang des Parks und nach vier langen Stunden mit einem ruhigen und farbenfrohen Bild verabschiedet zu werden. Die Flamingos verbreiten wirklich gar keinen Stress und ihnen mag man glauben, dass sie ihre Pfütze für artgerecht halten. Jedenfalls sahen sie zufrieden aus und wir waren es auch.








Mittwoch, 27. Juli 2016

Klein Paris mit "Land unter"

Klein- Paris ist auch schön- das stimmt. Aber manchmal sogar in höheren Lagen gefährlicher, als man denkt. ;-) Zwar hatte der Wetterbericht vor Starkregen mit Gewitter und Hagel gewarnt, aber was dann kam, überraschte uns doch! Innerhalb weniger Minuten zog die dunkle Wolke auf, die dann Wassermassen entlud, die von keiner mitteleuropäisch konstruierten Regenrinne abgefangen werden können. Schon wenig später hörten wir aufgeregte Stimmen auf der Straße und sahen, was passiert war: In der minimalen Senke, die unsere Georg- Schumann- Straße an der Kreuzung zur Nernststraße aufweist (und die uns bisher "verborgen" geblieben ist, weil es nie relevant war!), hatte sich das Wasser gesammelt, das von den Seitenstraßen zugeflossen war und von der Kanalisation nicht aufgefangen werden konnte. (Bild eins) Wow! Das haben wir hier noch nie erlebt. Einige Autos fuhren wagemutig durch den neuen See und ein Vollidiot mit Geländewagen freute sich an der Wasserfontäne und daran, wie er die Passanten nass gespritzt hatte. (Bild zwei) So was Dämliches habe ich bisher nur in der Ukraine erlebt, wo ich immer dachte, die Leute haben Spaß am Unglück ihrer Mitbürger und Freude daran, es verursachen zu können. Jedenfalls fährt man in Kiew bei Regen auch nicht gerade rücksichtsvoll, wenn es um das "Fußvolk" geht. Aber hier? Wie weit sind wir verkommen!


Den Betroffenen war es dann egal und sie liefen mit nassen Klamotten durch das Wasser. Franziska und ich hatten genug vom Katastrophentourismus und sahen im Haus nach, wo das Wasser im Keller zur Tür hinaus schwappte und sich vor der Treppe sammelte. Das bedeutet, ich muss morgen die Umzugskartons entsorgen, die Uta vorsorglich aufgehoben hat. Sie dürften Wasser gezogen haben und alsbald zu stinken anfangen. Sonst ist der Keller sicher dreckig. Wir werden ihn sauber kriegen.

Gegen die Kanalisation ist übrigens nichts zu sagen. Schon 15 min später war das Wasser wieder abgelaufen. Alles in Ordnung also. In der Gartenanlage sieht man jedoch, was Sturm und Hagel angerichtet haben. Bäume sind umgestürzt und überall liegen abgebrochene Äste herum. Weiter ist aber nichts passiert. Berlin, hört man, hat größere Probleme...



Urlaub- Augsburg am 25. 07.

Von Kindheit an war ich Geschichtsfan. Keine Burg, auf der ich nicht war, kein Museum, das ich nicht besuchte. In der frühen Jugend kam die Leidenschaft für das Werk Brechts hinzu. Zwei Dinge wurmten mich zu dieser Zeit immer: Ich würde als DDR- Bürger nie die Fuggerei sehen und nicht wissen, wie die Stadt Brechts, wie das in seinen Gedichten besungene Ufer des Lechs aussieht. Doch wie sagte der Weise aus Augsburg sinngemäß? "Sage niemals nie. Aus nie wird morgen schon." Und so gingen beide Träume nun doch in Erfüllung! Das Museum im Brecht- Haus hatte geschlossen, aber das war mir egal. Ich sah die Straße und hörte das kleine Flüsschen murmeln, das auch er vor dem Einschlafen gehört haben muss. (Bild oben) Und ein paar Straßen weiter stießen wir auf die Fuggerei, jene weltgeschichtlich erste Sozialsiedlung, die noch bis heute betrieben wird. (Bild zwei) Der reiche Sack, Jacob Fugger, dem man gemessen an den Einsichtsmöglichkeiten seiner Zeit manch Gutes nachsagen mag, wird dennoch gewusst haben, wie nahe seine Seele dem Fegefeuer gekommen ist. Da konnte ein bisschen soziales Engagement nicht schaden, ja, es schien sogar geboten. Diejenigen, die das "Soziale" über den Klee loben, vergessen, dass er seine Gnade an Bedingungen band, die man auch als eine Form von Ausbeutung auffassen kann: Die Insassen mussten gut katholisch sein und sich verpflichten, drei Mal täglich für das (bedrohte) Seelenheil des Patrons zu beten. Nun ja... Trotzdem: Die Anlage ist beeindruckend und ich war glücklich sie zu sehen.



Auch der Dom ist imposant und birgt manch Sehenswertes. Die Krypta z.B., in der als Gründungsheiliger ein Bischof aus dem 8. Jahrhundert begraben liegt. (Bild drei) Die romanischen Bildwerke beeindrucken durch ihre fast antike Ausführung. Ich fand das Motiv einer Grabsäule interessant, die sich im Dom findet. Mit einer Blüte an der Spitze soll sie ewiges Leben verkünden, ein Motiv, das aber aus der morgenländischen Tradition stammt. Ich kenne es von der muslimischen Grablege der tartarischen Soldaten, die auf dem jüdischen Friedhof in Czernowitz begraben sind! Ich war daher einigermaßen verblüfft, so etwas hier zu finden, Aber die Traditionslinie ist halt dieselbe. Da klärt es sich dann auf.

Auf andere Weise interessant die Wasserversorgung der Stadt. Man hat das Wasser kreuz und quer durch die Straßen geführt, was gelegentlich "Überführungen" notwendig machte. Lustig. (Bild vier)

Aber Augsburg bietet nicht nur Mittelalter. Man spürt, dass die Stadt nie bedeutungslos geworden ist. Das zeigen die verschiedenen Baustile und die Schlösser aus spätbarocker Zeit, so das Domizil der heutigen Verwaltung. (Bild unten)  

Augsburg war ein schöner Abschluss des Urlaubs. Am späten Nachmittag verließen wir die Stadt und sind nun wieder im Klein- Paris des Ostens. Warum auch nicht? Hier ist es auch schön! ;-)




Urlaub- Weil der Stadt und Tübingen am 24. 07.

Die Grundstimmung nach dem Aufbruch in Calw war also eher mies, was auch das arme Weil-der-Stadt erfahren musste. Man befand: Zu leer und zu tot am Sonntag morgen. Ich hatte es auch anders in Erinnerung. Überwältigender. Damals, 1992, kam ich aus dem eher grauen Osten in die hübsche gepflegte Stadt und war begeistert. Nun muss sich die Provinzstadt an den anderen, die wir schon gesehen haben, messen lassen. Und da fällt das Urteil schnell negativ aus: Provinz eben. Was man der Ukraine mühelos verzeiht, geht in dem mit Architekturdenkmälern reich gesegneten Deutschland gar nicht. Warum eigentlich? Ich fand Kepler wieder und Kaiser Karl V., der den Marktplatz ziert. (Bild oben) Je länger wir die Stadt durchwanderten, umso mehr gefiel mir, was ich sah. Besonders die Areale um die Stadtmauer sind einfach schön. (Bild zwei) Auch das Gebiet unterhalb der Kirche kann sich sehen lassen. Eine Provinz- Perle. Na und?

Uta hatte inzwischen Tübingen in Vorschlag gebracht. Klar, warum nicht? Ich war früher schon mal da und erinnerte mich nur undeutlich. Die Stadt ist natürlich eine andere Nummer und an diesem Wochenende besonders volkreich. Es fanden deutsche Meisterschaften (?) im Triathlon statt und die Stadt war voller Schaulustiger. (Bild drei) Wie man allerdings im Neckar baden resp. schwimmen kann... Mehrmals wurde die Wasserqualität gelobt und auch die Temperaturen stimmten mit mehr als 20 Grad. Aber der optische Eindruck war doch eher mies. Ich bin und bleibe eben Ostseekind. ;-)  Ob Hölderlin in seinem Turm auch so gedacht hat? Damals war der Fluss vielleicht noch blau...

Davon ab ist alles sehr schön und ein ansehnliches Ensemble. (Bild vier) Das Rathaus ist eine Klasse für sich. Schön auch die Ausblicke von der Tübinger Burg, die als Landesfeste über der Stadt thront. (Bild fünf) Heute gehört die Burg der Universität und beherbergt mehrere Antiken- bzw. Frühgeschichtsausstellungen. Was ich nicht wusste, ist, dass in den alten Gemäuern die Grundlagen der biochemischen und später der DNS- Forschung gelegt wurden. Interessant.

Bevor wir weiter fuhren, wir wollten unbedingt noch bei Tageslicht Augsburg erreichen, sahen wir uns die Profis beim Start in ihren Wettkampf an. Während von den Freizeitsportlern einige kaum gegen die Strömung ankamen und Wassertreten veranstalteten, kamen die Muskelprotze zügig voran. (Bild sechs) Nur einer hing etwas nach. Aber den Ausgang des Rennens warteten wir nicht ab.  
In Augsburg hatten wir ein nettes Hotel ziemlich im Zentrum und konnten also gleich den Stadtgang starten. Die flächenmäßige Ausdehnung der alten Reichsstadt beeindruckt. Ähnlich wie in Nürnberg ist es ein schier unübersehbares Areal, das von den Mauern der Stadt umschlossen war. Große und prächtige Kirchen zeigen Reichtum an. (Bild sieben)Wenn man weiß, wie knapp (und teuer) früher Stadtraum war, verblüffen die breiten Straßen. Aber es gibt auch die engen Gassen, die man mit einer so alten Metropole verbindet. (Bild rechts)  

Der Rundgang bis zum Einbruch der Dunkelheit genügte für einen ersten Eindruck. Nach dem Essen beim Griechen brauchte Uta Ruhe im Hotel. Franziska und ich gingen noch "einen trinken". Obwohl Alfred sie mit süßem Wein verwöhnt hat, schlägt Töchterchen aber doch eher bei der heißen Schokolade zu. ;-) Ich trank mein leichtes Weizen und war damit sehr zufrieden.






Urlaub- Hohenzollern und Calw am 23. 07.

Alfred und Berta planten eine Fahrt mit dem Tandem an den Niederrhein. Für Uta eine Horrorvorstellung! Jedenfalls konnten wir die Vorbereitungen nicht weiter stören und daher verabschiedeten wir uns von unseren herzlichen und großzügigen Gastgebern. Hoffentlich kommen sie uns mal in Leipzig besuchen!

Beim Blick auf die Karte fiel uns die Burg Hohenzollern ins Auge, die wir gesehen haben wollten. Nein, nicht besucht. Nach Meersburg tut man sich keine "Nachbildung" mehr an. Aber landschaftlich sah es reizvoll aus und das war es auch. Wir fuhren irgendeine Hohenzollernstraße bergaufwärts und erreichten einen Punkt mit Panorama- Blick ins Land. Auf den bereit stehenden Bänken sitzend, genossen wir die Aus- und Einblicke (mit Teleobjektiv!) in die Burg. (Bild oben)

Dann ging es weiter nach Calw, wohin zu fahren meine Idee war. Ich wusste, dass die Stadt eine gebrochene Schönheit hat, schlug sie aber wegen Hesse vor. Die Einfahrt in die architektonische Wüste rund um das Zentrum ernüchterte denn auch und der einsetzende Regen tat wohl sein Übriges, meinen Mitfahrern die Stadt zu verleiden. Leider ist der eigentlich sehr schöne Marktplatz in Fachwerkbauweise (Bild zwei) derzeit durch die Bauzäune der Rathaussanierung arg verschandelt. Aber das muss in Kauf nehmen, wer den prächtigen Bau in neuem (alten) Glanz erleben will. Beim Stadtgang fand ich jedenfalls genügend "Perlen", die mir Calw positiv in die Erinnerung zurück holten. (Ich war 1992 ein paar Tage bevor wir nach Polen gingen dort und besuchte eine ungarische Freundin, die hier eine Weiterbildung absolvierte. Fast alle Deutschlehrerkolleginnen, die als Ortskräfte in Osteuropa DaF unterrichten, kennen Calw, weil die dortige Fortbildungsakademie die einschlägigen Kurse organisiert.) Bauten wie das wunderschöne Fachwerkhaus auf dem Bild rechts entschädigen für die Parkhäuser und die oft ein wenig lieblos modernisierten Häuser in den Nebenstraßen. Reste der jüdischen Kultur in der Stadt fanden wir auch. (Bild drei) Leider ohne Erläuterung, was wir da vor uns haben.

Die Nacht war kurz, da wir wegen der sich stauenden Wärme die Fenster weit aufgerissen hatten und so von den Geräuschen der auf dem Sims gurrenden und scharrenden Tauben aufgeweckt wurden. Das verleidete meiner Familie die Stadt endgültig. Trotz der schönen Straßenzüge auch am Fluss (Bild vier) und der Präsenz von Hermann Hesse (Bild unten- Uta mit Hesse) wollte niemand ins Museum und so fuhren wir am anderen Tag nach dem Frühstück ab.    





Urlaub- Radfahren und einen Abend genießen am 22. 07.

Alfred und ich "machten" ca. 80 km um die wunderschöne Stadt Wangen herum. Sehr empfehlenswert auch der Leberkäs im St.- Fiedelis- Gasthaus. Mich beeindruckte die Freundlichkeit und Offenheit der "Grüß- Gott- Gäste", die sich problemlos freie Plätze an den Tischen anboten und einen sofort in ein Gespräch verwickelten. So sollte es sein und man fragt sich, wo dieser Ton, der früher in den Gartenkneipen des Ostens auch normal war, "bei uns" hingekommen ist? Alles wirkt hier überlagert von Frust und Meckerei. Von der Zahl der Deutschlandfahnen zu schweigen...

Mit dem Wetter hatten wir Glück. Erst kurz vor Willhams begannen Donner und Blitz und endlich auch starker Regen die angekündigten Gewitter anzuzeigen. Wir krochen in einer Bushaltestelle unter und Berta holte uns mit dem Kombi heim. Wenig später war alles vorbei und die Alm hüllte sich in dichten Nebel, der dann einem wunderschönen Sonnenuntergang wich. Ende eines schönen Tages!  

Urlaub- Meersburg und Ravensburg am 21. 07.

Willhams hat eine schöne Umgebung, aber wandern war mit Uta nicht drin. Also Stadtwandern. Wir waren alle noch nicht am Bodensee und wollten unbedingt hin. Lindau? Alfred schlug Meersburg vor und bei mir klingelte es: Droste- Hülshoff! Also nix wie hin. Uta erinnerte sich an Schücking- Levin und ich wusste, da muss es ein Schloss geben. Alles richtig. Aber zuerst gab es ein sehr historisches und wirklich romantisches Städtchen zu sehen. (Bild oben) Die Stadtanlage hat den Krieg unbeschadet überstanden und präsentiert ein doch recht umfängliches Altstadtareal. (Zweites Bild) Dabei gibt es einen oberen Teil und eine Unterstadt am Bodensee. (Drittes Bild) Beide Teile haben ihren Reiz. Über beiden thront die Burg, die nicht nur des dichtenden Freifräuleins wegen sehenswert ist. (Bild vier) Ich denke, ich war noch nie auf einer älteren Steinburg. Der Bergfried soll auf das 8. Jahrhundert zurück gehen und neben Kaisern, Königen und Bischöfen hat Karl Martell hier seine Spuren hinterlassen. Wie kam der "Hammer" von den spanischen Gefilden in dieses Land? So schön und warm, wie wir es erlebten, soll es da nicht immer sein. Alfred berichtete von dauerndem Herbst- und Winternebel und davon, dass jenseits der Sommerzeit das Land einschläft und nur wenig attraktiv ist. Mag sein. Wir erlebten es sonnig- warm und sehr einladend.

Angenehm fand ich auch, dass die Burg nicht so geleckt und schön- restauriert ist, sondern alt und sogar ein kleines bisschen baufällig sein darf. (Bild fünf) Sie war als Burg sicher nie "glatt" und hübsch angemalt und so hat der heutige Anblick etwas Authentisches. Auch das Interieur ist sorgsam gewählt und wirkt an keiner Stelle kitschig oder bloß museal. Alles scheint, als ob es da immer war und also dort hingehört. Inklusive der Räumlichkeiten, in denen die Droste gelebt hat und gestorben ist. (Bild sechs) Was mich immer begeistert: Auch das Klo ist zu sehen! ;-)

Auf dem See gab es regen Ausflugsverkehr zur Schweizer Seite hinüber. Mainau war zu sehen. Trotzdem suchten wir ein Restaurant, in dem nicht der Meerblick mit bezahlt werden musste und fanden eins beim Aufstieg in die obere Stadt. Sehr fein das alles. Trotz der vielen Touristen waren Plätze frei. Ja, es ist ein Touristenort. Aber warum auch nicht? Wir waren ja auch Touristen!

Aber so groß, dass man den ganzen Tag hätte bleiben können, war Meersburg nun auch wieder nicht. Also traten wir den Rückweg an. Alfred schlug vor, über Ravensburg zu fahren und wir waren natürlich einverstanden. Ravensburg ist natürlich größer, hat ein paar intakte Strecken Stadtmauer und eine erkleckliche Anzahl Türme aufzuweisen. (Bild sechs) Die Puzzle- Fabrik sahen wir von der Straße aus; im Stadtzentrum fielen die Spiele nicht weiter auf. Man bereitete irgendein Stadtfest vor und der Fanfarenzug übte fleißig. Nach Meersburg kam einem das Stadtareal weitläufig vor. Man wundert sich immer wieder, woher die Städte seit dem Mittelalter so viel Kapital sammeln konnten. (letztes Bild) Alles in allem ein deutlicher Gegensatz zur Zone der Minderstädte (Polen, Slowakei alias Oberungarn) oder der weitgehend ausgefallenen Verstädterung in weiten Teilen der Ukraine.

Zum Abschluss hatten wir wieder einen schönen Abend mit Aperitif, Weißwein und Rotwein nebst Käseplatte usw. usf.

Am 22. 07. fuhr ich dann mit Alfred Rad. Uta und Franziska sind mit Berta nach Immenstadt und auf irgendeinen Berg gefahren. Sie waren begeistert. Ich auch. So viele kleine Straßen, auf denen man komfortabel und ohne von allzu viel Verkehr gestört zu werden, radeln kann. Und überall findet sich ein Gasthaus, wo man "eins packen", ergo ein Bier trinken kann. Ich fand gut, dass ich Biere der Machart "light" trinken konnte. Warum gibt es das in meinem Konsum und rings herum nicht? Alkoholfreies Bier schmeckt nicht, aber leichtes Bier wäre eine gute Möglichkeit, gerade im Sommer den Alkoholkonsum etwas runter zu fahren und doch das zu trinken, was einem schmeckt. Felix Bavaria eben. Ja, ein reiches und schönes Land. Deutschland könnte glücklich sein, wenn es in der Lage wäre, in einem etwas höheren Maße ALLE an seinen Schönheiten und Reichtümern teilhaben zu lassen...









Urlaub- Regensburg und Missen- Willhams am 20. 07.


Vom Dom war schon die Rede. Am Vormittag wollten wir in die eine oder andere Kirche hinein gehen, aber nicht immer war uns Muße vergönnt. Zwar war von dem Anschlag auf ein Münchener Einkaufszentrum noch nichts bekannt, aber als wir den Dom betreten wollten, hielt die massiv Präsenz zeigende Polizei schon mal ein kleines Mädchen mit Kopftuch fest und hinderte sie am Betreten des christlichen Gotteshauses. Pathos? Nun ja, die "Kleine" (ca. 16 Jahre) war ein bisschen vorlaut und hatte vor der Polizei keine Angst. Sie war Kontrollen dieser Art offensichtlich gewöhnt. Kopftücher ziehen Terror wahrscheinlich magisch an! "Sie dürfen mich weder nach dem Ausweis fragen, noch mich festhalten. Ich bin noch minderjährig." Das immerhin schnappte ich auf. Warum die Polizisten sie festhalten wollten, entging mir aber. Wir waren jedenfalls kaum im Dom, als wir aufgefordert wurden, unverzüglich den Innenraum durch die einzig noch geöffnete Tür (für Rollstuhlfahrer) zu verlassen. Irgendetwas von "unvorhergesehenen Umständen" war der Rede zu entnehmen. Mehr nicht. Aber wir bekamen nicht raus, was los war. Immerhin sah ich so viel Polizei wie seit der Slowakei nicht mehr...

Mehr Ruhe gab es in der "Schottenkirche", die so heißt, weil ihre Gründer von der Insel kamen. Studiert hat der wichtigste dieser Herren aber in Erfurt. Hört, hört... Immerhin ist das eine der guten alten würdigen romanischen Kirchen mit Kassettendecke, die mir immer wieder gefallen. (Bild zwei). Nichts gegen die Meisterschaft gotischer Baumeister, aber karg ist und bleibt edel. Nach dem Mittagessen verabschiedeten wir uns von der schönen Stadt und reisten in Richtung Allgäu weiter.

Unsere Freunde wohnen in Willhams, das wir mühelos fanden. Heute sieht man kaum, wie viel Arbeit in dem alten Haus steckt, das sie in vielen Jahren Handarbeit ausgebaut haben. (Bild drei) Platz ist nun genug. Fläche zum Sauberhalten auch. Kein Wunder, dass die Leute dort, die alle mehr oder weniger beeindruckende Anwesen bewirtschaften, ordentlich "g'schaffig" sein müssen, damit das alles nicht verkommt. Man hat also zu tun. Allerdings bewohnen Alfred und Berta nur die untere Etage. (Bild unten) Oben wohnen Freunde, mit denen sie zusammen das Ausbauwerk unternommen hatten. Wir schliefen jedenfalls komfortabel im eigenen Zimmer und hatten auch eine Dusche und Toilette für uns. So kann man es aushalten, zumal die Landschaft wirklich schön ist. (vorletztes Bild)

Soll ich noch erwähnen, dass es in dem Haus einen wohlbestellten Weinkeller gibt? Alfred sparte nicht mit edlen Tropfen vom Jahrgang 2000 und anderen guten Jahren. Wir tranken viel, zu viel, und waren doch (?) guter Dinge. Meiner Gesundheit bekam es gut!





Urlaub- Regensburg am 19. 07.

Am 19. 07. reisten wir in den Urlaub. London ist nun doch ausgefallen. Zwar hat Anka dort ein "eigenes Haus" zur Verfügung, aber nach Meniskus- OP sind zu ausgedehnte Altstädte mit Metro- und anderem Stress doch zuviel für die davon Betroffene. Also wurde kurzerhand umdisponiert. Alfred und Berta freuen sich auf unseren Besuch und erwarten uns im Allgäu. Regensburg war also nur die erste Stadtion auf dem Weg. Die Altstadt selbst macht, mit Ausnahme der Uferregion (Bild oben), nicht wirklich einen anheimelnden Eindruck. Zu wenig hat man bei den frühen Rekonstruktionen und Sanierungen darauf geachtet. Ein Nachteil von "zu frühem" Engagement. Die Leute mochten wohl in den 60er und 70er Jahren keine "auf alt" getrimmten Häuser. Das fiel uns überhaupt in vielen Städten auf. Erst jetzt kommt bei diversen Rekonstruktionen bzw. Sanierungen wieder zum Vorschein, was an alter Substanz, an Balkenlagen. Torbögen und Fachwerk einst vorhanden war. In den früher sanierten Häusern liegt das alles unter Putz. Aber das ist kein Vorwurf, zeigt nur, dass der Zeitgeist hüben wie drüben derselbe war. Allerdings sind wir im Osten, womöglich aber nur aufgrund fehlender Gelder für die Innenstadt- Rekonstruktion, vor solchen baulichen Katastrophen wie dem "Einbau" historischer Gebäude in Verkaufseinrichtungen (siehe Lübeck!) verschont geblieben! (Bild zwei) Trotzdem ist natürlich viel Altes und Sehenswertes vorhanden. Wir hatten gut zu tun, das Wichtigste zu sehen.

Am Schönsten, wie gesagt, die Uferregion mit diversen Brücken und dem einzigartigen Panorama. (Bild drei) Alles inklusive Schifffahrtsromantik! (Bild vier) Für alles das gebührt der Stadt schon ein Platz auf der Welterbeliste. Der Dom tut das Seine dazu und natürlich gibt es auch romantische Ecken und Gässchen (Bild fünf). Hinzu kommt, dass die Stadt "lebt". Da unsere Hotelzimmer auf einen belebten Platz mit diverser Gastronomie hinausgingen konnten wir uns davon überzeugen. Die Fenster waren schalldicht, aber bei den Temperaturen... Als der Straßenlärm verebbte, rissen wir sie sperrangelweit auf, aber das nur, um sie bald wieder zu schließen, weil der Anlieferungsverkehr arg früh einsetzte. Eine Stadt, die nicht zur Ruhe kommt.  

Das war sicher seit altersher nicht anders. Das Schloss derer von Thurn & Taxis (Bild sechs) beweist, dass man rührig war und in die Ferne dachte. Und an Bewegung und Verkehr, wovon das "Taxi" heute noch kündet. Oder kommt das Wort doch von "Taxameter"? Oder hatten die von Taxis was mit dem Taxieren zu tun? Wie dem auch sei: Sie sind mit der Organisation des Post- und Transportwesens reich geworden und wie reich, das zeigt die ausgedehnte Schlossanlage eindrücklich.

Solch Prunk- und Repräsentationsentfaltung ödet mich aber eher an. Für die Verehrung von Fürstenhäusern, noch dazu von solchen, die ihren Postkutschern auch nicht mehr als absolut notwendig zahlten, bin ich weit entfernt. Die nicht zu bestreitenden Leistungen der Gründungsgeneration(en) sind nun mal nicht übertragbar, auch wenn sich Nachkommen immer was auf ihr "Haus" einbilden. Aber irgendwie ist das "Märchenbewusstsein" unter den Menschen doch unausrottbar verbreitet, wie ein Blick in die Regenbogenpresse zeigt. Was sind die nicht wichtig und was toleriert Oma Müller nicht alles mit leichtem Erschrecken, wenn es sich nur um die Fürstin X handelt. Hätte die Enkelin so was getan, nicht auszudenken, wie die Oma auf die Barrikaden des guten Geschmacks und der Sitte geklettert wäre! Aber wenn's in der "Bunten" steht...

Ich bin mehr für die gute alte Romantik. Da gab's auch genug Lug und Trug und Ausbeutung sowieso, aber doch auch Schlichtheit und Geschmack. Manchmal sogar Bildung und Leistung, wie das Beispiel von Albertus Magnus zeigt, der an der Schottenkirche mit einem Bildnis geehrt wird. Leider kann man die alte, an der ehemaligen Pfalz gelegene romanische Kirche (Bild unten) im Schatten des Doms nicht besichtigen. Sie beherbergt wohl das Diözesanmuseum, war aber geschlossen. Abends war ich zu faul, mir noch was zu Essen zu suchen, weshalb mich der Hungerast nachts arg quälte. Man merkt dann die fehlenden Kilo als "fehlende Reserve"...