Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Dienstag, 25. Juli 2017

Leipzig- Triathlon am Kulkwitzer See

Wie jedes Jahr waren wir auch dieses Mal zum Triathlon nach Göhrenz an den Kulkwitzer See bzw. zu Gabi und Wolfgang eingeladen, die - auch wie jedes Jahr - eine kleine Garten- Party zu Ehren unserer aktiven Triathleten ausrichteten. Das Wetter war optimal- sonnig mit leichter Bewölkung, nicht zu heiß und nicht zu kalt. Sportfreund Werner (Bild zwei, drei und vier) fand sogar die Wassertemperatur angenehm (22 Grad). Ich fand immerhin witzig, dass er in Radler- Hosen geschwommen ist.

Um 14.35 Uhr ging es los mit dem Gruppenstart zum Schwimmen. (Bild eins) Werner ist im Jahr drei Mal im Wasser, wie er meinte: Im Urlaub in Griechenland und auf Puerto Ventura und eben zum Leipzig- Triathlon. Also ist er kein begnadeter Schwimmer- aber Letzter war er dieses Jahr nicht. Kaum aus dem Wasser, legte er los. (Bild zwei)

Seine Spezialität ist das Radfahren. (Bild drei) Dieses Mal beschleunigte er sein Rennrad auf immerhin etwas über 47 km/h. Und das mit 70 Jahren! (Ich bin froh, wenn ich auf meinem Bock mal kurzzeitig 42 km/h schaffe!) Also holte er mächtig auf und konnte nie den Vorteil einer Gruppenfahrt genießen, da er ja immer alle anderen hinter sich ließ! ;-) Ich bin froh, ihn so schön erwischt zu haben. In den anderen Jahren war er immer schneller als ich mit dem Fotoapparat.

Laufen (Bild vier) ist auch nicht so seins, aber dennoch sah er frischer aus als so manch jüngerer Teilnehmer und schnell war er auch. Gratulation! Bestimmt hat es wieder zum Sieg in seiner Altersklasse und zu einer guten Gesamtplatzierung gereicht!

Natürlich hatten auch wir einen Anteil an der guten Leistung. Was wäre ein Wettkampf ohne Fans und Anfeuerung? ;-) Als alles zu Ende war, pflückte Uta (Bild fünf) einen wilden Blumen- Strauß für unsere Tafel. Dazu hatten wieder alle beigetragen, so dass es von Danielas Petersiliensalat über Utas Auflauf bis hin zu selbst gebackenem Brot (Beate) und Wolfgangs Grillsteak alles gab. Getränke sowieso. Gabi hatte den Kuchen gebacken, der schon am Nachmittag vor dem Wettkampf Abnehmer fand.

Bevor es aber so weit war, stiegen die Hobby- Schwimmer noch einmal in den See. Daniela, "klapperdürre" und also für Kälte anfällig, zog im Eiltempo davon (Bild unten ganz klein vor dem Segler) und knappe 20 Minuten später am anderen Ufer mit blauen Lippen aus dem Wasser. Uta und Gabi kamen mit frischen Handtüchern, kamen aber erst, als auch Claudia und Beate das Ufer erreicht hatten. (Davon gibt es - da FKK - keine Bilder!)

Der Abend verging mit den üblichen Gesprächen und - wie gesagt - gutem Essen. Erst nach 22.00 Uhr fuhren die Gäste davon, und das, obschon es merklich kühl geworden war. Nichts mit "lauen Sommernächten" dieses Jahr. In der Nacht setzte dann auch der Regen ein, der immer noch anhält. Sommer? Gab es früher...





Mittwoch, 19. Juli 2017

Mit dem Twin-City-Liner von Bratislava nach Wien

Drei Flyer = drei verschiedene Informationen. Wann fährt er denn nun und von wo? Wir standen am Sonntag vor dem Ticketschalter, der allerdings geschlossen hatte, und sahen nur den Aushang, dass an diesem Tag zumindest kein Schiff ankommen würde. Technische Probleme. So konnten wir nicht sehen, wo die Kähne ablegen oder ankommen und beauftragten unseren sehr netten Rezeptionisten damit, das Problem für uns zu lösen. Kaum aus Wien zurück hatten wir die Informationen und die Tickets. Für knapp 120 Euro kann man also zu zweit die Donau rauf und wieder runter schippern. Gut, es war Urlaub und also haben wir gebucht. Anderntags, Montag, den 17. 07., verzichteten wir also auf ein ausgiebiges Frühstück und suchten den Anleger. Ein Glück, dass wir so früh da waren, denn die Ticketbude, die wir im Auge hatten, war nicht die richtige: "It's not our companie!" Ups? Ok, eine nette Studentin, die Gäste für Stadtrundfahrten "einfangen" wollte, half uns weiter und wir fanden den richtigen Steg.

Nun waren es aber doch noch 30 min und mir war nach Kaffee. Also rein in die nächste offene Tür. Dort kam der Chef (?) und fragte, was wir wollen. Dumme Frage: "Coffee, äh, Kawa po prosim." - "Kawa?" - Er wollte wissen, ob wir Polen wären. Nein, Deutsche, die ein bisschen Polnisch können. Oh, super, er hätte zwar noch geschlossen, würde uns aber gerne zwei Kaffee machen. Seine Angestellten oder Kumpels, die auf der Terrasse saßen, stellten schnell zwei Stühle und einen Tisch auf und schon standen die beiden "Americanos" vor uns. Die Gesellschaft konnte sich kaum einkriegen, dass Deutsche in Polen und der Slowakei und Slowaken und Polen in Deutschland arbeiten. Wir lachten gemeinsam und genossen die Freundlichkeit.

Dann ging es los. Das Schiff, ein moderner Katamaran mit zwei 1000- PS- Motoren, die das Gefährt auf bis zu 70 km/h beschleunigen sollen, lag erstaunlich ruhig und vibrationsfrei auf dem Strom und da wir gut saßen, konnten wir die Landschaft genießen und Fotos machen. Als erstes natürlich die Donau- Brücke in Bratislava (Bild oben), deren Café wieder offen ist. (Soll etwas schwanken da oben!) Erstaunlich fanden wir, dass es noch "Fischer" an der Donau geben soll; wir hatten gedacht, es seien Hobby- Angler mit ihren Datschen. (Bild zwei)

Nach Devin, der alten Grenzburg, die auch hier fälschlicherweise als "traditionelle Grenze zwischen der Slowakei und Österreich vorgestellt wurde - wie sollen meine Schüler/innen je begreifen, dass das Heute eben NICHT wie Gestern ist und jenes etwas kompliziertere Bezüge zur Gegenwart hat, als sich das dämliche Nationalstaatsgehudel träumen lässt, wenn sie immer wieder diesen Quatsch hören? - und Hainburg auf Österreichischer Seite wurde es allerdings ein bisschen eintönig. Nein, langweilig wird so ein Fluss nicht, es kommen ja Lastkähne und Passagierschiffe vorbei, die Wälder und Sanddünen an den Ufern sind immer mal ein bisschen anders, aber wirklich spannend ist die Reise auch nicht. Apropos Devin: Die Burg ist natürlich die traditionelle Grenze zwischen Ungarn und Österreich und auch wenn die Slowaken schon den Gedanken hassen, sie gehörten immer zu Ungarn und haben sich daraus erst 1918 lösen können. Wirklich selbstständig ist ein slowakischer Staat erst seit rund 15 Jahren und da spielte die Burg Devin (siebtes Bild) längst keine Rolle mehr...

Egal. Interessanter wurde es erst wieder nach der Einfahrt in den Donau- Kanal, der fast bis ins Zentrum der Stadt führt. Immer wieder fährt der Schiff unter Brücken hindurch (Bild drei) und man kann langsam miterleben, wie sich aus einem Flussarm eine Promenade entwickelt. Zuerst ist es nur ein Weg, der von Joggern, Kinderwagen- Muttis und Gassi- Gehern genutzt wird, aber dann wird ein befestigter Streifen voller Gastronomie, Musikbühnen u.ä. daraus. Die Hochhäuser (Bild sechs) stehen in respektvoller Entfernung von der alten Stadt und das ist auch gut so.

Die Fahrt ging mit ca. 50 km/h auch stromaufwärts recht flott vonstatten- nach ca. 2 Stunden (eine halbe Stunde Verspätung war dabei) erreichten wir den Anleger in Wien. Am zweiten Tag war "Wiederholung und Festigung" angesagt und wir konnten uns mehr auf die kleinen Gassen und Winkel konzentrieren, die am ersten Tag von den Schlössern und Palästen verdeckt worden waren. Leider bekamen wir in der interessant aussehenden Restauration auf Bild vier keinen Platz. Es standen Leute davor und wurden wie weiland in der alten DDR "platziert".

Ok, im vorigen Blogeintrag war vom Volksgarten die Rede, den wir am Montag erst wirklich genießen konnten. (Bild fünf) Im Hintergrund sieht man eins der imposanten Museumsbauten, mit denen die Kapitale einst sich selbst und die Macht der habsburgischen Herrschaft feierte. Es gibt natürlich Museen, Galerien und Ausstellungen ohne Ende und wer die Bildung noch braucht, Interesse oder Langeweile hat, wird hier sicher fündig werden. Wir brauchten nichts und Langeweile hatten wir auch nicht (Interesse schon, aber was interessiert einen nicht alles?) und daher bummelten wir nur so herum. Um 16.30 Uhr ging es schon zurück, dieses Mal in einem fast leeren Katamaran, und so war die Zeit schnell um. Bratislava grüßte mit seiner Fluss- Seite (vorletztes Bild) und der über der Stadt thronenden Burg. (Letztes Bild) Wir genossen den Tag und ließen ihn mit einem fantastischen Essen (noch nie war ein Schweinekotelett mit Nuss- Honig- Sauce! leckerer als hier!) ausklingen. Die Rückfahrt war dann unspektakulär, wenn auch etwas erschwert durch die nicht enden wollenden Dauerbaustellen auf der tschechischen Autobahn. Nun sind wir wieder hier...






Kurztrip nach Bratislava und Wien

Uta war noch nie in Wien und da wir zwischen zwei Umzugs- Aktionen in der Familie ein bisschen Zeit (und Urlaub sowieso) hatten, reservierte ich kurz entschlossen in Bratislava ein Zimmer (Hotel Virgo, Pannenka- sehr zu empfehlendes Hotel fast im Zentrum) und am Sonnabend, dem 15. 07., ging es los.

Wir kamen leidlich gut durch die Autobahnbaustelle Tschechien (nur bei Melnik mussten wir fast eine Stunde warten, bis sich der Stau aufgelöst hatte) und waren zur besten Abendbrotzeit in Bratislava. Uta hatte einen Reiseführer für Österreich besorgt und legte das Programm fest. Da es mir geraten erschien, mit dem Auto am Wochenende und nicht werktags in Wien aufzukreuzen, fuhren wir anderntags über die Landstraße gen Hauptstadt des weiland Habsburger- Reiches. Das klappte wunderbar und wir waren zum Mittag in Schönbrunn. (Bild oben)

Nach einem ausgiebigen Rundgang durch die Parks ging es weiter in die Innenstadt. Wir fanden einen kostenlosen (!) Parkplatz gegenüber der TU und in der Nähe des Karlsplatzes (Bild zwei- Karlskirche) und erkundeten kreuz und quer das Zentrum und die verschiedenen Teile der neuen und alten Hofburg mit Heldenplatz. Klar, Jandls Gedicht "Wien Heldenplatz" ist nun mal in unserem Ohr und Uta wollte unbedingt auch dort gestanden haben. Auf dem Bild drei sieht man die neue Hofburg vom Heldenplatz aus.

Wenn man schon bei Jandl ist... Also auch an Bernhard gedacht, an Claus Peymann usw. usf. Das Burgtheater! (Bild vier) Völlig egal Staatsoper mit Opernball und all diesem durchgeknallten Halligalli. Sowieso wird man überall von Flyer- Verteilern im Mozart- Look daran erinnert, dass Wien doch auch ein riesiges Museum voller Menschen ist, die auf den "Magister" Wert legen und sich beim "Doktor" schier einkriegen. Die Türschilder sind voller einschlägiger Grotesken und auch manch ältere "Dame von Welt", die mit ihrem Lorgnon die Austern mustert, sieht so gestrig aus wie viele der herausgeputzten Straßenzüge voller Palais der bekannten historischen Größen.

Schön, dass das Leben selbst die Kontrapunkte setzt! Chinesinnen (?) in Wien erstarren immerhin nicht vor dem Wind der Geschichte, der durch die Straßen zieht, sondern finden nur das gelungene Porträt "Ich vorm Stephansdom" wichtig. (Bild fünf) Freilich ist der Turm beachtlich- da muss man schon ein bisschen Akrobatik riskieren. ;-) Das Kirchenschiff mit den vielen Steinschnittarbeiten kann sich auch sehen lassen. Allerdings fragte ich mich doch, ob die Schlichtheit der Wandgestaltung dem historischen Original entspricht, oder ob nicht auch hier ursprünglich gotische Farbenfreude und entsprechende Bildprogramme walteten. Aber wir hatten keine Lust auf Krümelkackereien. Schauen und das Da- Sein genießen. Wozu Bildungsurlaub? Immerhin hat die historische Kulisse den Vorteil einer durch die Unmengen flanierender Touristen durchaus lebendigen Atmosphäre. Man muss auch neidlos anerkennen, dass Berlin vielleicht sexy, auf jeden Falls verschlampter und womöglich bei den Kreativen angesagter ist, Wien sich aber doch als die echte Hauptstadt eines Weltreiches präsentiert, das sie gewesen ist.

Dabei sind manche Dinge sehenswert, weil das Geld vergangener Zeiten eine Großzügigkeit z.B. im Bereich der Gestaltung von Parks erlaubte, die anderswo in deutschsprachigen Landen so kaum zu finden ist. Das ist wirklich schön, dass rings um das historische Zentrum Bürgerparks (z.B. der Volkspark) und Grünflächen aller Art zu finden sind, die zum Spazieren gehen und Sonnenbaden einladen und dazu auch fleißig genutzt werden. Andere Dinge sind hingegen bloß protzig- imperial und beim Vergleich der Gestaltung von Fontänen (Schönbrunn) und diversen Figurenensembles schneidet der Zwinger mit seinem Märchenbrunnen besser ab. Macht und Geschmack passen halt nicht immer zusammen.

Immerhin lustig und beeindruckend die Gestaltung eines Obelisken in Schönbrunn, der auf altägyptisch macht, aber eine Fake ist, wie man neudeutsch sagt. Die interessanten und original anmutenden Hieroglyphen sind der freien Fantasie des Baumeisters entsprungen, denn die Bilderschrift ist erst später durch Papillon entziffert worden. Da sage noch einer, fake- news seien eine Erfindung von heute! Daran konnten also auch die ehrwürdigen Traditionen der alten Wiener Universität (Uta, die also wirklich mit war!, steht auf dem vorletzten Bild im Innenhof eines Ensembles mit Jesuitenkirche, dessen Klosteranhang nach den Josephinischen Reformen wohl zur Einrichtung der Universität herhalten musste) nichts ändern.  

Natürlich waren wir auch bei Mozart, haben uns aber von dem Touristentrubel fern gehalten. Siehe oben. Man muss seine Musik nicht in Wien gehört und auch keine Mozart- Kugeln in der Stadt gegessen haben...








Montag, 10. Juli 2017

Grimma zum Zweiten

 Dieses Mal also bei Sonnenschein. Aus Wurzen kommend wirkt Grimma größer, städtischer, reicher. Das Rathaus (Bild oben) macht echt was her! Überhaupt ist der Markt sehenswert. Uns zog es natürlich zu Göschen, dessen Wohnhaus am Markt wir ohne Mühe fanden. Leider nicht zu besichtigen, weil privat. :-(

Ob die Druckerei, die wir fanden, allerdings DIE Druckerei ist, hat sich mir nicht erschlossen. (Bild zwei) Drinnen ist eine Ausstellung, aber die war leider geschlossen. Egal, ob von Göschen oder nicht, ein altes schönes Haus ist es sowieso.

Auch in den Nebenstraßen gibt es schöne Häuser, in denen man sicher gerne wohnt. (Bild drei) Allerdings hat auch Grimma das "Wurzen- Problem". Rund um den Markt gibt es ein paar Geschäfte, Restaurants und Cafes, dann nimmt das ab und die leer gezogenen Häuser nehmen zu. Schade.

Immerhin wird geheiratet und das ziemlich standesgemäß. (Bild vier) Auch das prestigeträchtige Augusteanum dürfte in der Schulzeit zur Belebung der Stadt beitragen. Ob die Schule allerdings so gut ist, wie sie berühmt ist, das sei mal dahin gestellt. Man müsste Absolventen oder Kollegen kennen und befragen, aber ich kenne niemanden von dort.

Von Grimma ist es nicht weit bis nach Nimbschen, dem Kloster, aus dem Katharina von Bora entlief, ehe sie die Frau an der Seite Luthers wurde. (Letztes Bild) Heute erinnert eine Tafel an der Ruine an diese Geschichte. Vom ehemaligen Zisterzienserinnen- Kloster ist sonst nicht mehr viel übrig. Ein bisschen erinnert das alles an Eldena, nur dass die Ruine von keinem CDF gemalt wurde.

Lachen mussten wir trotzdem. Schon früher machte man sich also Gedanken über die Gesundheit der in dunklen Klostergängen lernenden Schüler, weswegen den bleichen Gestalten einmal pro Woche ein Spaziergang im Freien verordnet wurde. Dazu auserkoren war das Gelände des zu Schulzeiten schon aufgehobenen Klosters Nimbschen. Die Sache war sicher gut gedacht, aber - wie so oft - vermutlich fantasielos umgesetzt. Was die Schüler davon hielten, verrät die Bezeichnung dieses wöchentlichen Ausflugs, der im schönsten Sächsisch "Nimbschenlatsch" lautet. ;-) Warum bloß musste ich dabei an Franziska denken, die kleinerweise meist die Nase voll hatte vom latschen und latschen und latschen!

Wurzen bei Ringelnatz

In Wurzen war ich zu DDR- Zeiten ein paar Mal und danach vor Jahren ab und an. Als Praktikant bei der Bezirksleitung, Abteilung Kultur, später als "Bezirksreferent für Literatur und Kunst" im Kulturbund, musste ich im Ringelnatz- Haus, das auch Sitz des Kulturbundes war, nach dem Rechten sehen. Schon damals lag das Haus "weit ab vom Schuss", war aber im Vergleich zu den umliegenden Gebäuden gut in demselben. Heute ist es eher umgekehrt. Je weiter man sich vom Zentrum mit den wenigen imposanten Bürgerhäusern (Bild eins) entfernt, umso mehr sieht man, dass Wurzen nicht zu den Wendegewinner- Städten gehört. Schade. Es können doch nicht alle Menschen nur in Großstädten leben wollen! Jedenfalls war am Sonntag nix los in der Stadt und die wenigen Restaurants blieben lange Zeit leer. Das Ringelnatz- Haus öffnet erst um 14.00 Uhr und sowieso ist die eigentliche Ausstellung ausgelagert. Schade.

Dafür stehen in der Stadt viele kleine Skulpturen, die an den Künstler erinnern. (Bild zwei) Auch das aus DDR- Zeiten stammende schöne Denkmal auf dem Marktplatz (Bild drei, ohne Denkmal) ist erhalten.

Gut. Wir speisten vorzüglich bei einem Italiener auf dem Markt und kehrten dann zum Auto zurück. Nur das Schloss, winklig und daher kaum zu fotografieren hinter dem Dom gelegen, war ganz aus meiner Erinnerung gelöscht. Heute ist es ein kleines Schmuckstück. Aber auch dort gab es keine Leute. Mag sein, die machten alle "Liebe"; zu übersehen ist der Weg dahin jedenfalls nicht. (Letztes Bild) Oder findet sie doch ganz im Privaten statt und das Betreten ihres Areals ist verboten? Wer weiß. Ringelnatz hätte der Wegweiser gefallen, die Privatisierung hingegen wohl kaum. Der ewige Lästerer war ja auch ein Bürgerschreck...



Besuch in Greifswald

Meine Geburtsstadt also. Zunächst hatten Uta und ich nicht viel Glück mit dem Wetter. Dauerregen. Aber dann wurde es doch noch schön und wir konnten die Altstadt (Bild zwei) erkunden. Die Kirchen sind alle in Renovierung- sonst wenig Neues. Gut gelungen ist der Museumshafen. (Bild oben) Wirklich eine erstaunliche Menge kleiner und größerer Windjammer aus dem vorletzten und letzten Jahrhundert. Ein bisschen sieht es allerdings so aus, als hätten die Besitzer bloß die Lust am Segeln verloren...

Nach Eldena zur Klosterruine (Bild drei) sind wir mit Kathrin, die wir seit nun wohl 25 Jahren nicht mehr gesehen hatten. Sie bereitet mit Marina ein Treffen der "Afrikaner- Kinder" vor, also sie wollen das 50jährige Jubiläum unseres Kennenlernens in Mali feiern. Leider im September, wenn ich schon nicht mehr da bin. Aber egal. Kathrin ist lustig wie früher und wir hatten einen schönen Spaziergang von Eldena nach Wieck. Sogar Kornblumen gibt es hier (noch, oder schon wieder?). Uta kam nicht dran vorbei und hat sie fotografiert. (Bild vier)

Die Attraktion in Wieck ist die Zugbrücke, die immer noch in Betrieb ist. (Bild fünf) Sie geht erstaunlich schnell zu jeder vollen Stunde hoch und wieder zu, um die Segler vom Stadthafen durchzulassen. Auf der anderen Seite der Brücke befinden sich eine gut bestückte Marina und diverse Fischrestaurants, in denen die beiden Weiblichkeiten lecker Fisch aßen. Ich natürlich nicht: Bin ich doch ein Fischkopp, der seine Brüder lieber leben lässt.

Überquert man die Brücke, kommt man in das Dorf Wieck. Ein Fischerdorf wie Warne- oder Travemünde, ähnlich wie diese an einem Strom vor der Stadt gelegen. Aber anders als in den beiden genannten Touristenzentren gibt es hier kaum Touristen. Man kann wohl in kleinen Pensionen oder in Ferienzimmern Übernachtungen buchen, aber das "brüllende Leben" mit Souvenir- Shops und Eisdielen usw. fehlt. Sehr schön. Nicht fehlen hingegen die schön wieder hergerichteten reetgedeckten Traditionshäuser. (Die letzten beiden Bilder) Ganz am Ende findet sich der "Utkiek", eine Gaststätte, von der aus man auf den Bodden sehen kann. Ein paar Meter vorher ist das neue Wehr sehenswert, dass bei Hochwasser die Seewasserstraße zur Stadt hin sperren und so Überflutungen vermeiden helfen kann.

Insgesamt scheint es Greifswald wie Wieck zu gehen. Unspektakulär präsentiert die Stadt ihre Höhepunkte, die nicht wirklich etwas Besonderes sind, aber doch auch ein schönes Ensemble ergeben. Vor allem ist der Wall ein schönes Stück alte Stadt. Touristen interessieren sich trotzdem eher nicht für die kleine Hansestadt, die von ihren Studierenden lebt. Ohne sie, also im Sommer, döst die Stadt so vor sich hin. Immerhin fanden wir eine Reihe kleiner Kneipen, die sonst sicher belebt sind. An den großen Greifswalder C.D. Friedrich erinnert ein Weg, der Punkte bezeichnet, die er gemalt oder gezeichnet hat. Immerhin etwas, obwohl die Stadt sicher mehr machen könnte. Das Friedrich gewidmete Zentrum macht nicht so viel her.

Ich schaute ein wenig hin und her, um die Straße zu finden, in der ich die ersten Wochen meines Lebens verbracht haben soll. Nicht wirklich ernsthaft, deswegen fanden wir sie nicht. Beim Rundgang musste ich auch immer wieder an die Handlung des Romans "Märchenerzähler" von Antonia Michaelis denken. Wieso hat der bloß das Etikett "Jugendliteratur" bekommen? Literatur ist Literatur und entweder gut oder schlecht. Alles andere ist eine Frage danach, wer sich auf die Lektüre einlassen mag bzw. für wen sie evtl. noch zu überfordernd ist. Ich habe das Buch gern gelesen.

Schloss Willigrad

Als ich schrieb "Schwerin- irgendwie auch Osten" dachte ich an die Geschichte des mecklenburgischen Fürstenhauses, dem einzigen mit slawischen Wurzeln. Aber das ist nicht alles: Mecklenburg- Vorpommern gilt heute als das ärmste der deutschen Bundesländer und schon Bismarck spottete in einem populären bonmot, dass er im Falle eines Weltuntergangs nach Mecklenburg ziehen würde, weil da alles 100 Jahre später passiert. Mag sein; Neogotik (Bild oben) und Neorenaissance (Bild zwei- Schloss) passten schon nicht mehr ganz in die Zeit, als das Schloss errichtet wurde. Aber in Willigrad kann man dennoch sehen, dass ein armes Land nicht notwendig aus armen Menschen besteht. Die Herzöge jedenfalls ließen es sich gut gehen. Gerade hatten sie ihr Schloss in Schwerin im romantischen Stil umgestalten und ausbauen lassen, da leisteten sie sich fast in Sichtweite ein "kleines Gartenhaus" am Schweriner See. Das eben ist "Osten" heute: Arme Länder mit reichen und verschwenderischen Eliten, die keinen Gedanken für diejenigen übrig hatten (und haben), die für ihren Reichtum den Buckel krumm machen mussten...

Davon ab ist das Schloss heute gut saniert und dient als Künstlerhaus. Gut so. In den Gewächshausanlagen kann man guten Kaffee und Kuchen bekommen und kaufen kann man Produkte vom Ort. Der Park ist ebenfalls im Ansatz wiederhergestellt und mit gut begehbaren Wegen am See und durch den Wald ausgestattet. Alles in allem ein lohnendes Ausflugsziel. Vor allem gut für Radfahrer und Spaziergänger!



Samstag, 8. Juli 2017

Schwerin- irgendwie auch "Osten"

Mal raus aus der Bude! Bei schönem Wetter fuhren wir alle nach Schwerin, ein bisschen shoppen und sehen, was es Neues gibt. Vom Parkplatz am Bahnhof ging es runter zum "Papendieck", wo - wie zu DDR- Zeiten - die Fontäne spritzte und die kleine Fähre fuhr. (Bild eins) Wie oft war ich mit den Großeltern hier? Damals freilich glich ein solcher Ausflug einer kleinen Weltreise! Die Oma hatte dann Schnitten geschmiert und niemand wusste, ob es im "Haus des Handwerks" einen freien Tisch für ein Mittagessen geben würde. Nun ja, diese Sorgen hat man heute nicht mehr...

Die Sanierung der Außenfassade des Schlosses ist fast abgeschlossen. (Bild zwei) Tafeln informieren, dass man sich mit dem Ensemble aus Schloss, Galerie (Bild drei) und Operntheater (Bild fünf) nebst den Parks und der Schlossinsel (Bild vier) um den Status UNESCO- Weltkulturerbe bewerben will. Das mag wohl hingehen, immerhin ist das Schloss das letzte in der Reihe romantischer Schlossbauten und das einzige im Norden, aber irgendwie überzeugt die Gestaltung nicht. War das Schloss jemals so einheitlich im Ockerton gehalten? Früher waren die Bauetappen sichtbar; heute sind sogar die Pferdefiguren aus Kupfer (Bronze) ockerfarben angestrichen...

Sei's drum. Schwerin ist immer eine reise wert. Immerhin gibt es hier neben der wesentlich neoklassizistischen bzw. eklektisch- romantischen Altstadt mit den ehemaligen Ministerien, dem Arsenal usw., in denen nun wieder die Landesverwaltung residiert, auch Schmuckstücke aus der mittelalterlichen Geschichte. So kündet der mächtige Dom (Bild unten) vom Herrschaftsanspruch seines Gründers Heinrich des Löwen. Als Erinnerung an die mehr als 850jährige Geschichte hat man auf dem Marktplatz, vor der Stadtbibliothek und auch in Willigrad eine Kopie des romanischen Löwen aufgestellt, dessen Original den Ratzeburger Dom ziert. Naja...

Zu den Attraktionen, die mich früher nach Schwerin gezogen haben, gehört das Technik- Museum, das einst in den unter dem Schloss befindlichen Gewölben der Orangerie untergebracht war. Der Zugang erfolgte über die künstlichen Grotten (Bild vier), die mich immer sehr beeindruckt hatten. Heute ist das Museum in Wismar und ich war noch nicht wieder da. Schade eigentlich. Man schätzt nicht, was man "zu Hause" hat!

Jedenfalls war es ein schöner Tag. Das Essen beim Griechen war auch ok und schließlich gab es noch einen Kaffee in den Wirtschaftsgärten von Schloss Willigrad. Aber das stelle ich lieber extra vor, ist es doch ein quasi separater Teil des Ausflugs gewesen. Ich kannte es nämlich nicht, obwohl es keine 30 km von Wismar entfernt liegt! Aber ein Wunder ist das nun auch wieder nicht. Früher war eine Polizei- Schule drin und das Gebiet war sicher gesperrt...

Der Abend hatte auch noch einen Höhepunkt: Eine nach der Pause wirklich starke Faust- Inszenierung (Teil I) in der Wismarer Georgen- Kirche. Als es dunkelte, "spielte" sogar die Kirche mit. Mehr Kulisse für die Szene "Kerker" etc. geht wirklich nicht! ;-)





Urlaubstag in StralsundDanach kamen

Uta kennt den Nordosten Deutschlands und mithin meine Heimat nicht! Sie war noch nie in Stralsund und also sind wir doch gleich los. Das Wetter war schön und in Wismar brauchte uns gerade niemand. Und mit der neuen Autobahn ist es ja nur noch ein Katzensprung...

Angekommen machten wir einen ersten Rundgang und stellten fest, dass auch dieses Mal das Rathaus nicht ohne Baugerüste ist. Ich habe es wohl nur zu DDR- Zeiten uneingerüstet gesehen. Jedenfalls nichts Neues in Stralsund! ;-) Da unser Auto auf einem Kurzzeitparkplatz stand, mussten wir erst einmal zurück und die Standzeit verlängern. Danach kamen wir an der Torhauskneipe (Bild eins) nicht vorbei. Das Essen war preiswert und schmeckte gut; der Freisitz im Hof angenehm und schattig. Bei schlechterem Wetter hätten sich natürlich alle Gäste in die Schankstube gedrängt. Die sieht wirklich urig aus und glänzt mit einem original mittelalterlichen Brunnen (links im Bild).

Der folgende gezielte Stadtrundgang ließ natürlich keine der imposanten Kirchen aus und führte uns auch zu der an einen belgischen Beguinen- Hof erinnernden "Sozialsiedlung" mit Alten- und Siechenhaus und interessanterweise auch einem Quartier für mittellos in der Stadt hängen gebliebene Fremde. (Bild zwei)

Von dort kommt man geradewegs zum alten Hafen, dessen historische Speicherzeile nur durch den Neubau des Ozeaneums gestört wird. (Auf Bild drei das weiße Gebäude hinter dem Turmhaus vorne.) Überhaupt hat Stralsund viele Bausünden in der Altstadt und man versteht, warum der UNESCO- Welterbestatus nur im Verbund mit Wismar erreicht wurde. Wismar hat viel weniger imposante Einzelbauten, in Stralsund ist einfach alles eine Nummer größer und reicher, aber meine kleine Heimatstadt wirkt geschlossener. Beide zusammen zeigen wirklich den Glanz der Hanse und ihre spezifischen Bauformen.

Im Hafen lag auch die "Gorch Fock", das Segelschulschiff der Bundesmarine. Uta wunderte sich darüber, dass es früher ein sowjetisches Schiff war, dass den hübschen Namen "Towarischtsch" trug. (Bild fünf)

Dann hatten wir genug gesehen und sind nach einem schönen Tag zurück nach Wismar.