Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Dienstag, 20. Februar 2018

Sonntagsspaziergang

Ich weiß: Ungewöhnlich lange mussten die treuen Leser meines Blogs warten, ehe etwas Neues erscheint. Aber was sollte ich zur Weihnachtszeit in Deutschland schreiben? Schön war's...

Kaum wieder hier angekommen, hielten mich die abschließenden Vorbereitungen zu den Prüfungen zum DSD II voll in Atem. 34 Kandidatinnen mit ihren Fragen und Wünschen (natürlich) zum letztmöglichen Termin- das schlauchte gewaltig. Dafür gab es nach den mündlichen Prüfungen noch im Prüfungsraum rührende Szenen der Dankbarkeit, die ich fast schon nicht mehr für möglich gehalten hätte. Da vergisst man schnell, was für Ärger mir das letzte halbe Jahr bereitet hat. Dankbarkeit auch nach der Verkündigung der sensationellen Ergebnisse: Nur vier Schülerinnen haben nicht bestanden und es gab mehr Prädikate auf dem Niveau C1 als auf B2 und sogar mehr C1 als Suceava unter meiner Vorgängerin vordem überhaupt Prüfungsteilnehmerinnen hatte. Auch angesichts der schlechten schriftlichen Ergebnisse an anderen Schulen, an denen die Kolleginnen offensichtlich mit dem Thema "Digitalisierung" etwas überfordert waren, können wir in Suceava zufrieden sein. Das ganze Team hat hervorragend gearbeitet. Das kann man wohl sagen.

In den folgenden Ferien hatte ich zu tun "wie der Leipzscher Rat" (wie meine Schwiegerleute so zu sagen pflegen). Eine Rezension für das Buch einer guten Freundin ging mir nicht so von der Hand wie gedacht und außerdem gab es viel Arbeit mit der Vorbereitung des neuen Semesters. Schließlich war auch noch Lennard zu begrüßen, der aus Bonn stammt und mein neuer Freiwilliger ist. Das verspricht ein bisschen mehr Abwechslung.

Alles war nun vorüber, als sich draußen zum Schnee die Sonne meldete. Ich musste am Sonntag raus und die Sonne genießen. Außerdem wollte ich prüfen, ob die Wege schon ein sicheres "Geläuf" zum Joggen abgeben. (Leider nicht, denn es schneit immer wieder.) So ging ich meine Jogging- Strecke zum Friedhof hoch, vorbei an der kleinen Straße mit dem Bizz- Cafe, in dem ich jeden Donnerstag mit Mircea ein Bierchen trinke. (Bild oben)

Das zweite Bild zeigt die Kirchen/ Kapellen auf dem orthodoxen (links) und dem neuprotestantischen (rechts) Friedhof. Wenn ich dort bin, ist der Berg geschafft und die ersten 15 min sind um. Der Weg führt mich dann auf der anderen Seite wieder hinab zu einem Dorf am Fluss, wo ich - wenn es das Wetter hergibt - ein Stück am Fluss laufe, ehe ich umkehren und die Straße zurück laufen muss.

Zum ersten Mal war ich aber auf der den christlichen Friedhöfen gegenüber liegenden Seite (von wo aus die Fotos aufgenommen sind), um den neuen jüdischen Friedhof zu suchen. (Der alte befindet sich fast vor meiner Haustür.) Ich wusste von Mircea, wo ich suchen muss, und fand das Gräberfeld mühelos. (Bild 3) 

Wenn schon Friedhof, denn schon. Sonst laufe ich nur außen herum, dieses Mal war ich drin und fand auch gleich die Grabstätte des um die Stadtentwicklung wie die Stadtarchitektur verdienten Bürgermeisters Ritter de Loges. (Bild 4) Der orthodoxe Friedhof grenzt an das Gelände des Bucovina- Freilicht- Museums, so dass sich über die Gräber hinweg ein stimmungsvolles Bild ergbt. (Bild 5) Außer den rumänischen gibt es übrigens eine Menge deutscher und polnischer Grablegen mit Inschriften in den entsprechenden Sprachen. (Bild 7) Auch ein paar historische Gräber sind erhalten. Zu diesen zählt das Eisenkreuz, auf dem eine Tafel verkündet, dass hier vier österreichische "Avionisten" (Flieger) begraben sind. (Bild 6) Vom ersten Weltkrieg? Mag sein. Ein schöner Tag mit schönem Wetter in meiner kleinen (Wahl-)Heimatstadt.