Am 25. 07. starteten Sohnemann Daniel und ich in den Urlaub. Als "Vorgeschmack" gab es am Tag zuvor einen Besuch auf Burg Scharffenstein im schönen Erzgebirge. Der Flachländer war doch wirklich noch in keinem richtigen Gebirge! Das wird noch- in ein paar Tagen wollen wir die Karpaten sowohl auf ukrainischer als auch auf rumänischer Seite durchqueren! Da ist das Erzgebirge doch nur eine Puppenstube, wenn auch eine fein geputzte und aufgeräumte. Ganz anders eben als "dort", wo der Tourismus sich erst langsam entwickelt...
Die erste richtige Station auf unserem Weg in den Osten war dann Krakow. Das Wetter war ziemlich mies und vor allem war es kalt. Dennoch habe auch ich was Neues erlebt: Man darf also nur noch gegen Eintritt auf den jüdischen Friedhof und muss so ein lächerliches Stück Stoff als Kopfbedeckung tragen. Ich weiß nicht, ob sich die jüdische Gemeinde damit einen guten Dienst erweist- ich dachte jedenfalls wehmütig an die Zeit der von Gräsern überwucherten Gräber, deren Verlassenheit viel mehr vom Schicksal der Juden Krakows vermittelte als die nun geputzten Reihen erhaltener Grabstellen. Man bekommt auch nicht eben das Gefühl, an Tradition gemahnt zu werden, eher sieht es wie "busines" aus...
In der Stadt absolvierten wir das übliche Programm. Bilder vom Wawel usw. spare ich mir hier, denn das Wetter ließ keine auch nur halbwegs gelungenen Schnappschüsse zu. Den Abend verbrachten wir auf der Florianska in einem Pub; trotz des touristischen Flairs der Straße sehr empfehlenswert!
Auch Kosice empfing uns nass und kalt. Dennoch wagte ich beim ersten Sonnenstrahl die Reise nach Spisky Hrad, also zur Zipser Burg. Burgen würden wir auf unserer Reise noch genug sehen, ob diese hier ein lohnender Anfang ist? Der Regen hörte für 30 min auf, als wir ankamen, und aus dem Dunst stieg die imposante Ruine einer der flächenmäßig größten Burganlagen Mittel- Ost- Europas. Ja, der Besuch lohnt sich! Und sei es nur wegen des herrlichen Blicks ins Land...
Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
Montag, 8. August 2011
"Warschauer- Pack- Tour"?
Hm, "Warschauer- Pack- Tour"- das muss man erklären! Eigentlich wollten Daniel und ich ja nach England, aber das klappte nicht. So entschied ich, ihm den "wilden Osten" zu zeigen, der für ihn - vielleicht auch wegen der vorangegangenen und hier nachzulesenden Erlebnisse - von so etwas wie "Warschauer- Pakt- Pack" bewohnt zu sein schien. Was immer noch bei dieser seiner Idee Pate gestanden hat, egal, ich habe - trotz des schlechten Wetters - mein Bestes getan, einen anderen Eindruck von liebenswerten Städten und liebenswerten Menschen zu vermitteln. Ob es geklappt hat? Lviv und Budapest haben ihm immerhin "besonders gefallen"; Eger war wohl auch nicht ganz schlecht. Damit sind die "Eckpunkte" der Reise benannt.
Von Kosice aus ging es am 28. 07. über die Grenze nach Uzhorod. Mann, wir waren das einzige Auto und brauchten nur 15 min für die Passage! Dafür ging auf der Gegenseite in dieser Zeit gar nichts und da standen wirklich "etwas" mehr PKW, deren Insassen auf ihre Abfertigung warteten. In mir festigte sich die Idee, über Rumänien wieder auszureisen.
Da wir nun viel Zeit gewonnen hatten, reichte es für zwei Stadtrundgänge/ Burgbesichtigungen: Uzhorod und Mukaczewo. Immerhin, in Uzhorod hatte sich auf der Burg (Bild oben) Einiges getan. Das Städtchen ist zwar verschlafen wie eh und je, ein Besuch lohnt dennoch. Dasselbe trifft auf Mukaczewo zu, wo ich dieses Mal tatsächlich Hinweise auf Munkacy, den ungarischen Nationalmaler, fand. Offensichtlich hat man in einem (mit seiner Biografie verbundenen?) Haus ein Restaurant eingerichtet. Wie in Lviv (Sacher- Masoch) sind es also eher die Geschäftsleute, die eine "fremde" Geschichte als für sich vorteilhaft entdecken als die Offiziellen. Hier kann man beobachten, dass Europa doch "von unten her" zusammenwächst ;-)
In Lviv dann das übliche Programm. Wie immer eine belebte Stadt, deren Einwohner und Touristen sich vom Regen nicht davon abhalten lassen, das Stadtzentrum zu bevölkern. Hier kam Daniel zu einem Foto in "familientypischer" Manier. Arbeiterdenkmäler? Es scheint eine neue (alte?) Mode zu sein- in Uzhorod erinnert eine Bronzeplastik an einen Lampenanzünder, in Mukaczewo fand ich eine neue Skulptur, die an einen Schornsteinfeger erinnert, hier nun ein Bierbrauer. Anders als zu sozialistischen Zeiten erinnert man damit aber eher an historische Typen/ Originale, denn an eine werktätige Klasse. Dafür wächst die Grablege der UPA- Helden (?) auf dem historischen Friedhof. Man begräbt hier diejenigen, die nun versterben. Die einschlägigen Symbole fehlen, die SS- Dienstgrade sind aber genannt. Ein Herr Dashkiewicz hieß ansonsten noch "Roman de Korybut"- dem Historiker in mir zuckte das Herz. Sei's drum...
Schon einen Tag später reisten wir nach Ivano, wo Juri uns mit Shashlyk erwartete. Die ganze "Bande" war da und wir beschlossen eine Rad- Tour für den 30. 07. Am Vormittag ging es los. Durch die sanften Hügel in der Umgebung Ivanos führte die Tour zum Dnistr und zurück: 67 km. Das war leicht zu schaffen und bot Gelegenheit genug, sich zu unterhalten und einander kennenzulernen. Abends Grillwürste bei Juri und Elenas Salate: Lecker!
Abschied nehmen fällt schwer. Aber es ging, denn ich freute mich auf Chernivci, wo ich die Filmleute aus Stralsund und Absolventen wieder treffen würde, die an der Produktion unseres Projekt- Films "Bukovina style" (2008) beteiligt waren. Daniel zeigte ich die Stadt und den (so auf Deutsch benannt) "Bierplatz" - einen der neueren Pubs in der City. Wir saßen lange mit Roman zusammen, der nach Münster zum Studium möchte und daher mit Daniel, der in Münster arbeitet, ein gemeinsames Thema hatte. Klar, wenn man in Chernivci ist und noch Zeit hat, muss man nach Kamenez- Podolski. Wir wagten die Fahrt trotz der Regenschauer und ich fand wieder neue restaurierte Abschnitte der Stadtmauer, der Klostergebäude und Stadtbefestigungen. Es geht vorwärts! In ein paar Jahren wird Kamenez die touristische Perle der Region und darüber hinaus sein! Dann der Abend mit Stefan Koeck, Michael Petrowitz, mit Viktor, Diana und Nadia, mit Lesia und Kolja. Schön, alle noch einmal gesehen zu haben...
Am 03. 08. dann Rumänien. An der Grenze Autos über Autos (wo kamen die alle her?), aber der Dienstpass half. Bis Kimpolung genossen wir die Schönheit der rumänischen Bukowina- sauber, aufgeräumt, irgendwie heiter und ganz anders als die ukrainische Seite. In gewundenen Serpentinen schlängelte sich die neue Straße die Hänge hinauf. Daniel kam, was Hochgebirge anlangt, auf seine Kosten! Doch dann verließ uns das Glück bzw. der erste Eindruck war doch täuschend. Hinter Kimpolung wurden die Straßen miserabel, um keinen Deut besser als in der Ukraine. Während sie dort aber in Flusstälern verlaufen und relativ schnell zu fahren sind, begann hier ein mühseliges Kriechen die Berghänge hinauf und hinunter. Es dauerte und dauerte! Die herrliche Landschaft verlor ihren Reiz je mehr wir uns fragten, ob das je ein Ende nehmen wird. Der Opel bekam "Fieber", sprich er kochte und der Thermostat machte Probleme. Dann ging es aber doch- so ein Omega ist selbst defekt noch ein stabiles Auto! Endlich lagen die Berge hinter uns, aber die Dörfer blieben ellenlang und kamen uns bei Tempo 50 vor, als wären sie endlos. Nachts um 23.00 Uhr erreichten wir Debrecen- ich hatte um 18.00 Uhr in Kosice sein wollen. Insgesamt waren wir (incl. Grenzübertritt) ca. 12 h auf etwas mehr als 400 km unterwegs gewesen!
Also freuten wir uns auf Eger, das endlich Sonne bot. Ich genoss die Burg und die Stadt (vorletztes Bild), die ich liebe und immer lieben werde. Daniel freute sich an dem Freisitz- endlich ein Bier im Freien! Ich war betrübt über die vielen brach liegenden Hotel- Kapazitäten. Wo sind alle die Touristen hin? Doch, es waren noch viele Menschen in Eger. Aber in unserem (sehr empfehlenswerten Hotel) waren wir die einzigen Gäste, obwohl es mit 42,- Euro/ Nacht incl. Frühstück für eine Person immer noch preiswert ist. Nicht viel anders empfand ich Budapest, das allerdings im Unterschied zu Eger schw...teuer ist. Vielleicht muss man nicht auf der Margareten- Insel essen gehen, aber 20,- Euro für zwei Zwiebelsuppen, ein Bier und eine Cola- das ist zu viel! Egal, Hauptsache, es hat dem "Warschauer- Pack- Touristen" gefallen und gezeigt, dass "Pack" nicht immer gleich Pack ist!
Von Kosice aus ging es am 28. 07. über die Grenze nach Uzhorod. Mann, wir waren das einzige Auto und brauchten nur 15 min für die Passage! Dafür ging auf der Gegenseite in dieser Zeit gar nichts und da standen wirklich "etwas" mehr PKW, deren Insassen auf ihre Abfertigung warteten. In mir festigte sich die Idee, über Rumänien wieder auszureisen.
Da wir nun viel Zeit gewonnen hatten, reichte es für zwei Stadtrundgänge/ Burgbesichtigungen: Uzhorod und Mukaczewo. Immerhin, in Uzhorod hatte sich auf der Burg (Bild oben) Einiges getan. Das Städtchen ist zwar verschlafen wie eh und je, ein Besuch lohnt dennoch. Dasselbe trifft auf Mukaczewo zu, wo ich dieses Mal tatsächlich Hinweise auf Munkacy, den ungarischen Nationalmaler, fand. Offensichtlich hat man in einem (mit seiner Biografie verbundenen?) Haus ein Restaurant eingerichtet. Wie in Lviv (Sacher- Masoch) sind es also eher die Geschäftsleute, die eine "fremde" Geschichte als für sich vorteilhaft entdecken als die Offiziellen. Hier kann man beobachten, dass Europa doch "von unten her" zusammenwächst ;-)
In Lviv dann das übliche Programm. Wie immer eine belebte Stadt, deren Einwohner und Touristen sich vom Regen nicht davon abhalten lassen, das Stadtzentrum zu bevölkern. Hier kam Daniel zu einem Foto in "familientypischer" Manier. Arbeiterdenkmäler? Es scheint eine neue (alte?) Mode zu sein- in Uzhorod erinnert eine Bronzeplastik an einen Lampenanzünder, in Mukaczewo fand ich eine neue Skulptur, die an einen Schornsteinfeger erinnert, hier nun ein Bierbrauer. Anders als zu sozialistischen Zeiten erinnert man damit aber eher an historische Typen/ Originale, denn an eine werktätige Klasse. Dafür wächst die Grablege der UPA- Helden (?) auf dem historischen Friedhof. Man begräbt hier diejenigen, die nun versterben. Die einschlägigen Symbole fehlen, die SS- Dienstgrade sind aber genannt. Ein Herr Dashkiewicz hieß ansonsten noch "Roman de Korybut"- dem Historiker in mir zuckte das Herz. Sei's drum...
Schon einen Tag später reisten wir nach Ivano, wo Juri uns mit Shashlyk erwartete. Die ganze "Bande" war da und wir beschlossen eine Rad- Tour für den 30. 07. Am Vormittag ging es los. Durch die sanften Hügel in der Umgebung Ivanos führte die Tour zum Dnistr und zurück: 67 km. Das war leicht zu schaffen und bot Gelegenheit genug, sich zu unterhalten und einander kennenzulernen. Abends Grillwürste bei Juri und Elenas Salate: Lecker!
Abschied nehmen fällt schwer. Aber es ging, denn ich freute mich auf Chernivci, wo ich die Filmleute aus Stralsund und Absolventen wieder treffen würde, die an der Produktion unseres Projekt- Films "Bukovina style" (2008) beteiligt waren. Daniel zeigte ich die Stadt und den (so auf Deutsch benannt) "Bierplatz" - einen der neueren Pubs in der City. Wir saßen lange mit Roman zusammen, der nach Münster zum Studium möchte und daher mit Daniel, der in Münster arbeitet, ein gemeinsames Thema hatte. Klar, wenn man in Chernivci ist und noch Zeit hat, muss man nach Kamenez- Podolski. Wir wagten die Fahrt trotz der Regenschauer und ich fand wieder neue restaurierte Abschnitte der Stadtmauer, der Klostergebäude und Stadtbefestigungen. Es geht vorwärts! In ein paar Jahren wird Kamenez die touristische Perle der Region und darüber hinaus sein! Dann der Abend mit Stefan Koeck, Michael Petrowitz, mit Viktor, Diana und Nadia, mit Lesia und Kolja. Schön, alle noch einmal gesehen zu haben...
Am 03. 08. dann Rumänien. An der Grenze Autos über Autos (wo kamen die alle her?), aber der Dienstpass half. Bis Kimpolung genossen wir die Schönheit der rumänischen Bukowina- sauber, aufgeräumt, irgendwie heiter und ganz anders als die ukrainische Seite. In gewundenen Serpentinen schlängelte sich die neue Straße die Hänge hinauf. Daniel kam, was Hochgebirge anlangt, auf seine Kosten! Doch dann verließ uns das Glück bzw. der erste Eindruck war doch täuschend. Hinter Kimpolung wurden die Straßen miserabel, um keinen Deut besser als in der Ukraine. Während sie dort aber in Flusstälern verlaufen und relativ schnell zu fahren sind, begann hier ein mühseliges Kriechen die Berghänge hinauf und hinunter. Es dauerte und dauerte! Die herrliche Landschaft verlor ihren Reiz je mehr wir uns fragten, ob das je ein Ende nehmen wird. Der Opel bekam "Fieber", sprich er kochte und der Thermostat machte Probleme. Dann ging es aber doch- so ein Omega ist selbst defekt noch ein stabiles Auto! Endlich lagen die Berge hinter uns, aber die Dörfer blieben ellenlang und kamen uns bei Tempo 50 vor, als wären sie endlos. Nachts um 23.00 Uhr erreichten wir Debrecen- ich hatte um 18.00 Uhr in Kosice sein wollen. Insgesamt waren wir (incl. Grenzübertritt) ca. 12 h auf etwas mehr als 400 km unterwegs gewesen!
Also freuten wir uns auf Eger, das endlich Sonne bot. Ich genoss die Burg und die Stadt (vorletztes Bild), die ich liebe und immer lieben werde. Daniel freute sich an dem Freisitz- endlich ein Bier im Freien! Ich war betrübt über die vielen brach liegenden Hotel- Kapazitäten. Wo sind alle die Touristen hin? Doch, es waren noch viele Menschen in Eger. Aber in unserem (sehr empfehlenswerten Hotel) waren wir die einzigen Gäste, obwohl es mit 42,- Euro/ Nacht incl. Frühstück für eine Person immer noch preiswert ist. Nicht viel anders empfand ich Budapest, das allerdings im Unterschied zu Eger schw...teuer ist. Vielleicht muss man nicht auf der Margareten- Insel essen gehen, aber 20,- Euro für zwei Zwiebelsuppen, ein Bier und eine Cola- das ist zu viel! Egal, Hauptsache, es hat dem "Warschauer- Pack- Touristen" gefallen und gezeigt, dass "Pack" nicht immer gleich Pack ist!
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