Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Dienstag, 24. Januar 2017

Suceava an einem Sonnentag von außen gesehen

Von dem Feiertag, der heute sein soll, merkt man in der Stadt nichts. Obwohl meine Schulleiterin am Montag arbeiten wollte, um die Kältefrei- "Schulden" vom Monatsanfang abzuarbeiten - aha, die müssen also abgearbeitet werden -, gab es trotz einer deutlichen Mehrheit bei der Unterschriftensammlung der Kolleginnen doch die Anweisung, die Schule zu schließen. Das Dumme ist, der "Brückentag" muss nun auch noch irgendwann anders am Sonnabend nachgeholt werden. Damit stehen drei Sonnabende zu Buche, die mir drei Wochenenden verkürzen werden. Man munkelt, so werden Geschenke an die Tourismus- Industrie gemacht, denn jetzt liegt Schnee und im April ist dann Saure- Gurken- Zeit.

Mag sein, meine Schülerinnen freut das. Ich habe die freien Tage nicht gebraucht und mehr oder weniger vergammelt. Gut, ich habe ein bisschen gelesen, mir ein paar Einrichtungsgegenstände gekauft und Sport gemacht, aber wirklich geschafft habe ich nichts. Ok, man muss nicht immer was schaffen, sondern sollte ab und an einfach leben. Daher ließ ich heute das Planen von Unterricht einen guten Plan sein und nutzte den strahlenden Sonnenschein zu einer Wanderung "ins Umland". Von mir aus kann man also den Stadtrand in einem weitläufigen Viertelkreis in zwei Stunden abschreiten. Was ich "nebenbei" fand, ist eine Jogging- Strecke, die nur ein Stückchen durch die Stadt und dann doch über freies Feld führt. Wenn man weniger Zeit ist, kann ich den Weg für Sport nutzen. Heute suchte ich nur Fotomotive, die meinen neuen Lebensort vorstellen können.


Auf den kleinen Teich (Bild oben) mit dem Schneemann (Bild vier) stieß ich zufällig. Früher hatte ich den Feldweg, es gibt also doch welche (!), nicht gesehen. Er führte wirklich auf die weit um die Stadt herum geschwungenen Hügel, die ich von meinem Fenster aus sehe. (Bild zwei) Der Blick zurück bietet eine Ansicht, die meine Schwiegerfamilie im Angesicht von Karl- Chemnitz- Stadt als "Golanhöhen" bezeichnet hat. Hier ist es ähnlich, nur die alles dominierende Kirche (Bild drei) fehlt in dem DDR- Pendant.

Der Schnee ist trotz der knackigen Minusgrade in den Nächten (bis minus 20) dünn geworden und an vielen Stellen in der Sonne geschmolzen, obwohl auch heute Nachmittag minus 5 Grad angesagt waren und der Wind in der Tat in die Ohren kniff. So lag das nächste Dorf ein bisschen da wie in der Frühlings- Sonne. (Bild fünf) Oder doch eher Herbst? Der riesige Vogelschwarm machte auch solche Assoziationen möglich! (Bild sechs)

Auf dem siebenten Bild ist noch einmal die abweisende Betonfront der sozialistischen Neubaustadt zu sehen - man wundert sich, wie anders die Stadt "von innen wirkt". Da ist sie viel weniger kompakt und gar nicht abweisend! Ich fotografierte diese Sicht also nicht wegen der besonderen Schönheit, sondern weil man im Vordergrund, ein bisschen schräg, aber im Prinzip in Front zur Kirche vor der zweiten Reihe längs stehender Neubauten gelegen, "mein Haus" sehen kann. Es lugt zwischen den beiden vorderen gelblichen Häusern durch; das ist also genau mein Blick auf die Felder, von denen aus ich jetzt fotografierte.  

Auf dem Rückweg, der durch die mir bereits bekannte Garagensiedlung führte (letztes Bild), fand sich eines der zahlreichen Elendsquartiere, die man am Stadtrand nicht eben selten findet. (Bild acht) Ich hoffe nur, der Bewohner hat bei diesen Temperaturen woanders Unterschlupf gefunden. Wirklich verlassen sah die Hütte aber nicht aus. :-(

Ich wollte auch deshalb dort entlang gehen, weil ich hoffte, jetzt, wo die Bäume kahl sind, einen Blick auf den dahinter gelegenen und leider (?) verschlossenen jüdischen Friedhof erhaschen zu können. Mit Hilfe von Ankas Teleobjektiv gelang es mir auch. (Bild neun) Viele Grabstellen sind also nicht mehr erhalten, aber die, die man sehen kann, wirken alt und sind gewiss nicht von gestern. Eingesunken, zugewachsen und umgestürzt erinnern sie ein wenig an eine kleinere Ausgabe der Czernowitzer Nekropole. Aber - wie gesagt - die Dimensionen sind nicht vergleichbar. Irgendwo muss es noch einen anderen Friedhof geben oder gegeben haben, denn Juden spielten auch hier in der Stadt eine bedeutende Rolle. Heute erinnert allerdings nur noch ein einziges Bethaus im Zentrum, das sicher keine historische Synagoge ist, an die jüdische Gemeinde. Das Haus ist klein und so wird auch die Gemeinde wenig zahlreich sein.

Ein schöner Tag im Ganzen. Ich bin froh, dass ich mein "castle" verlassen habe. :-)  


 











Freitag, 13. Januar 2017

Rückfahrt nach Suceava

Nein, entspannt ist anders. Der Winter hatte Europa fest im Griff. Vor Dresden stand ich das erste Mal zwei Stunden lang, weil der Winterdienst nicht in der Lage war, die Autobahn ordentlich zu räumen. Klar, es war Katastrophenwarnung ausgegeben, da ist man denn doch überrascht, wenn es wirklich schneit. So viele LKW standen quer oder lagen im Graben...- und offenbar war seit Stunden nichts geschehen, außer dass eben Stau stattfand.

Ganz anders in Polen. Dort fuhren die Streufahrzeuge gefühlt im Fünf- Minuten- Takt und schafften es so, die Bahn trotz starken Schneefalls befahrbar zu halten. (Bild oben) Ich kam ohne weitere wesentliche Verzögerungen fast bis Nowy Sacz. Dort allerdings stand ein ukrainischer LKW mit Sommerreifen quer und nichts ging mehr. Die Polizei brauchte zwei Stunden, ehe wir alle aus dem Stau heraus waren und umdrehen konnten. Sie hatten auch einen Tipp, wie man fahren könnte. Das klappte ganz gut, war aber auf den engen verschneiten Straßen abenteuerlich. Als ich nach Mitternacht in Kosice ankam, hatte ich wirklich die Schn...ze voll. Ich wollte es bis 18.00 Uhr geschafft haben...  

Am anderen Tag war es nicht besser. In Ungarn tobte ein derartiger Sturm, dass die Überholmanöver zu Hazard- Spielen wurden. LKW und mein Skoda mit Dachaufbau scherten bei Windstößen bis zu 1,50 m aus, ehe man die Kisten wieder abfangen konnte. Und die Böen kamen von allen Seiten...

In Rumänien ging es bis zu den letzten 150 km in den Bergen. Es war schon dunkel und bei minus 18 Grad fror meine Scheibenwaschanlage ein, obwohl ich in Polen Wasser bis minus 40 Grad gekauft hatte. In Nullkommanix war meine Scheibe Milchglas und ich sah nichts mehr. Nur ein Blick aus dem Seitenfenster ermöglichte notdürftige Orientierung. Anhalten war nicht, weil links und rechts Leitplanken die Serpentinenstrecke sicherten. Ich bin nicht religiös, aber ich betete im Stillen vor mich hin, dass am rechten Straßenrand bitte kein Auto steht und kein Fußgänger geht. Ich hätte sie nicht gesehen. In Kimpulung wollte ich schon ein Hotel suchen, aber die Temperaturen fielen und bei minus 12 bekam ich die Scheibe wieder frei. So erreichte ich nach 12 Stunden Fahrt Suceava und musste noch fast zwei Stunden ausräumen. (Bild unten) Vor dem Haus war - wie immer - kein Parkplatz frei und so waren die Sachen nicht nur meine drei Etagen hochzuschleppen, sondern auch ein paar hundert Meter heranzutragen. Bei minus 12 Grad und schneidendem (Sturm)Wind eine widerliche Sache. Kaum konnte ich die Türen offen halten und den Dachgepäckträger ließ ich einfach voll beladen, weil ich ihn nicht hätte aufklappen können. Das war definitiv eine neue Seite im Kapitel "Abenteuerfahrt". :-(

Abschmücken

Nun ist Weihnachten wieder vorbei. Zu Silvester war Sabine wieder da und es gab Fondue (mal kein Raclette!). Das war auch ok. Dann wurde gescrabbelt bis draußen was losging und wir um 00.00 Uhr auf den Balkon gingen, unsere Wunderkerzen abzubrennen. Blödes Feuerwerk! Aber geguckt haben wir doch. ;-)

Anderntags hatte Uta zu tun mit dem Abschmücken. In Rumänien glaubt - wie in der Ukraine und in der Slowakei - niemand, wie viel Weihnachts- Utensilien man so haben und aufstellen kann. Andererseits würden sie Utas mit Teelichtern in Glaskugeln, Holzschmuck und wenig anderem geschmückten Baum nicht ernst nehmen. Viel zu wenig blinkende Lichter in allen Farben, viel zu wenig Geglitzer und Geflitter, zu wenig Girlanden usw. ;-) Aber der Vormittag ging drauf, alles zu verpacken. Außerdem musste der Baum zersägt, in Müllbeutel verpackt und weggeschafft werden. Dann gab es noch einen Ferientag, ehe Uta und Franz wieder zur Arbeit mussten. Ich hatte noch bis Donnerstag Zeit und genoss sie.    

Freunde

Zwischen den Feiertagen und danach war auch immer was los. Besuche in Freiberg bei der anderen Seite der Verwandtschaft und ein schon traditionelles Grillen in Wolfgang und Gabis "Finnhütte" kurz vor dem Jahreswechsel mit Utas Sportfreunden. Dieses Jahr war die Stimmung wirklich entspannt und ausgelassen zugleich. Wolfgang war wie immer ein perfekter Grillmeister und auch die mitgebrachten Gerichte (Uta hatte wie immer einen Auflauf beigesteuert) mundeten allen. So war es ein gemütlicher und verbindender Abend. Nächstes Jahr hoffentlich wieder! Am Tag drauf besuchten wir Daniela und deckten uns mit kleinen Geschenken ein. Die sind selbstgemacht und wirklich allerliebst. Keramiken und Schmuck und Ähnliches. Kompliment!

Weihnachten

Weihnachten war schön wie immer und Muttern hatte alles im Griff. Kaum, dass wir ein bisschen wenigstens mithelfen konnten. Aber es freut auch. Ist es nicht schön, wenn man noch lange nicht auf Hilfe angewiesen ist und sich einfach als Mensch bewährt wie immer? Ich finde es schön. Möge es noch lange so bleiben.

Und doch gab es ein Novum. Wenigstens am zweiten Tag speisten wir nicht zu Hause, sondern beim Chinesen. Sehr lecker. Ich nächsten Jahr würde ich zwei Mahlzeiten außerhalb vorschlagen. Es ist einfach entspannter. Und wir hatten doch extra die Geschenke- Flut reduziert, um das eingesparte Geld eben so zu verwenden. Gehen wir zwei Mal essen, sind wir vielleicht auch mal mit bezahlen dran! ;-) Danke für die schöne Zeit.

Adventszeit und Heimfahrt



Zum Nikolaus- Tag überraschte mich die Familie mit diesem kleinen Mann (Bild oben), den ich sofort unter die Pyramide dekorierte. In die Schule nahm ich ihn nicht mit. Dort bestaunten die Schülerinnen den Räuchermann und meine Pyramide, folgten den Erläuterungen zu der dahinter stehenden Tradition aber nur mäßig interessiert. Was ist eine Pyramide gegen das IPhone 7? Das ist es eben. Ich finde immer wieder interessant, dass dieselben Leute noch glauben, dass sie "glauben". Woran glaubt man eigentlich, wenn die eigenen religiösen Traditionen so sehr im Widerspruch zur modernen Welt stehen? Hier starres Festhalten an verstaubten Traditionen und dort die ständig sich beschleunigende Konsumkultur mit all den technischen Surrogaten... Aber vielleicht ist es ja komplementär: Je mehr sich der Sinn verflüchtigt, den ein Facebook- Chat oder das ewige Bildergucken bei Instagram & Co. bieten, umso mehr braucht man vielleicht die Illusion der guten alten Tradition am Sonntag in der Kirche. Aber offensichtlich dürfen es keine deutschen sein... Dabei war aber doch auffällig, dass es in den Klassen mehr Aufmerksamkeit gab, in denen neben orthodox Glaubenden auch eine erkleckliche Anzahl neoprotestantischer Pfingstler und Adventisten rumsitzt. Hier muss es irgendwie doch Spannungen unter der für mich erfahrbaren Oberfläche geben...

Am 20. 12. ging es dann heimwärts. Eigentlich lief alles ganz gut. Nur in den Beskiden war es etwas problematisch. (Bild unten). Aber ich war pünktlich am Donnerstag Abend in Leipzig und dann zum Heiligtag in Wismar. So soll es sein.