Lag es am wunderschönen Spätherbst- Wetter (30 Grad!), oder daran, dass ich dieses Mal die hässliche Altstadt mit ihren allerdings hippen Kneipen und guten Restaurants (vorletztes Bild) zum Schluss besuchte... - ich weiß es nicht, aber Bukarest hat mir dieses Mal besser gefallen. Man findet abseits des als "Altstadt" ausgewiesenen Kerns schöne Straßen (Bild oben), in denen auch Leben ist. Im Umfeld unseres Hotels gab es jedenfalls jede Menge hübscher Kneipen, die durchaus an Kiez- Straßen in Berlin erinnern...
Wie beim letzten Mal gefielen mir auch die Stadtteile am Fluss. (Bild zwei) Dieses Mal habe ich mich auf die unweit vom Kanal gelegenen Parks konzentriert, die wirklich reizvoll sind und zu dem guten Eindruck dieses Mal nicht unwesentlich beigetragen haben dürften.
Wenn man einmal gelernt hat, das Durcheinander teilweise grotesker Architekturstile wenigstens "interessant" zu finden, kann man die Perlen wie das Athenäum durchaus wertschätzen. Was für ein schöner ausgewogener Bau! (Bild vier) Das kann man nach wie vor von der nun ihrer Vollendung entgegen gehenden Monumental-Kirche hinter dem Parlamentsgebäude, dessen Bau- Stil (?) Uta mal zutreffend als "Machtanspruchseklektizismus" charakterisiert hat, nicht sagen. Ekelhafter Kirchen- Protz, der bestrebt ist, es dem Protz der Kommunisten mindestens gleich zu tun! (Bild fünf) Wie viel notwendige Krankenhäuser hätte man mit dem Geld bauen und unterhalten können? Scheinheilige Bande!
In der schon beschimpften Altstadt, in der sich in Sachen Restaurierung allerdings viel tut, aß ich zum wiederholten Male im marokkanischen Restaurant. Und wieder war es so lecker! Der beste Humus ever und auch am Fladenbrot kam ich nicht vorbei. Dazu diese schöne Schärfe... Ich komme ins Schwärmen... ;-)
Abends war dann Empfang in der schönsten Residenz, die einem deutschen Botschafter im Ausland zur Verfügung steht (denke ich). Das imposante Gebäude (Bild drei) beherbergt Wohnräume und Säle, u.a. einen, der als Konzertsaal taugt. Dass er wirklich taugt, stellten die Sänger der Gruppe "Adorabilis" (ehemalige Thomasser) aus Leipzig (Bild unten) wohltönend unter Beweis. Die Gruppe beeindruckte gesanglich, stimmtechnisch und mit dem Witz des Repertoires, in dem sie auch englische Pop- Musik in Thomaner- Vokal- Fassung überzeugend zu interpretieren wusste. Drei Songs der Prinzen waren auch dabei.
Insgesamt ein toller Abend mit einer fast familiären Atmosphäre (ein wirkliches "Hauskonzert", wie es das gehobene Bürgertum früher zelebriert haben mag- und jetzt eben die Botschafterfamilie). Ich kam ins Gespräch mit den Angestellten der Botschaft, einer ehemaligen DAAD- Lektorin, die in Lviv tätig war, mit den Sängern und auch mit Bürgermeister Jung, der sehr menschlich seinen Nachwuchs auf dem Arm hatte. Auch meine Schüler, die den Tag über allein unterwegs sein durften, waren wieder begeistert. Sie kamen auch auf ihre Kosten, als sich um sie herum eine "Jugendgruppe" bildete, da sich die drei anwesenden Kulturweit- Freiwilligen auch etwas vereinsamt vorkamen. Das Glück war vollkommen, als ich ihnen erlaubte, bis zwölf noch zusammen in eine Bar zu gehen.
Kleiner Wermutstropfen: Anderntags fuhr mir ein Bus den Spiegel vom Auto ab und verpasste mir eine tüchtige Schramme. Ausweichen konnte ich nicht, da auf dem Bürgersteig viele Leute unterwegs waren. Der Fahrer schimpfte, in Rumänien hätten Busse Vorfahrt. Ja, kann schon sein, aber nicht, wenn sie von hinten kommen! Ich hatte aber keine Lust auf Polizei, Protokolle, womöglich Gerichte usw. und suchte mir lieber eine Werkstatt für die Reparatur. Die dauerte 8 Stunden und so musste ich noch eine Hotel- Übernachtung in Falticeni und ein Abendessen für alle bezahlen, denn bei Regenwetter, stockfinsterer Nacht und völlig schwachsinnig rasenden Autos war mir um die Sicherheit der mir anvertrauten Jugendlichen bange. Macht aber nichts. Solange so was mit Geld zu lösen ist, ist alles gut. Ich stelle mir vor, der Bus wäre hinten aufgefahren und meinen Mädels wäre was passiert. Dann lieber so. Es sollte halt mal sein...
Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
Samstag, 5. Oktober 2019
Tag der Deutschen Einheit in Bukarest
Dianira, Ioana (Bild unten Mitte) und Daria (Bild unten rechts) hatten als ersten Preis für den besten Kurzfilm im Minderheiten- Wettbewerb eine Einladung der Deutschen Botschaft Bukarest erhalten, am Empfang zum Tag der Deutschen Einheit teilzunehmen. Da Dianira nicht mitkommen konnte (künftige Medizin- Studentinnen lernen ein Jahr lang Tag und Nacht für die Aufnahme- Prüfungen!), war Ioana Todosi aus der 11. Klasse mit dabei (Bild unten links). Sie hatte mit einem Team aus der 11. Klasse ebenfalls einen beachtenswerten Filmbeitrag abgeliefert. Den Dreien hat es ausgesprochen gut gefallen, all die "hohen Herren" (Damen waren eher in niedriger Position anwesend) zu sehen. Besonders leuchteten die Augen, als Staatspräsident Ioannis den Saal betrat und eine kurze Rede hielt. Dazu gab es ein Bild mit dem wirklichen nahbaren deutschen Botschafter Cord Meier- Klodt. Das Ambiente im noblen Radisson Blue (Bild oben) tat sein Übriges. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung gemeinsam mit der Partnerstadt Leipzig, was mich interessierte. Bürgermeister Jung hielt eine ansprechende Rede und forderte dazu auf, sich aus "erster Hand" über den Leipziger Herbst zu informieren. Er hätte dazu verdiente Leipziger Bürger mitgebracht. Ich kannte niemanden, außer Prof. Troebst. Der ist Osteuropa- Historiker und sicher kompetent, bloß zu Wende- Zeiten, war er sonstwo, aber nicht in Leipzig, wo er erst viel später Professor wurde. Und da ist es wieder, das Elend: Der Osten wird von Wessis erklärt. Der Bürgermeister war nicht dabei und sein Star- Referent auch nicht. Warum geht es offensichtlich NIE anders?
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