Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Samstag, 9. November 2019

05.11.- Übergabe der DSD I- Diplome

Ja, so läuft das. Das NCPR Suceava hatte europaweit die meisten Anmeldungen zum DSD I - sagte der Chef. Soweit die positive Seite. Die negative lautet leider: Das NCPR Suceava hatte auch die höchste Durchfallerquote in Europa. :-( Nur etwas über 60% der Kandidaten hatten bestanden und ich bekam den entsprechenden Rüffel. Natürlich zählt nicht, mit wie vielen Schülern du gearbeitet hast. Es gibt nur Zahlen, Quoten, Erfolge...

Sei's drum. Für die Erfolgreichen hatten wir eine kleine Feier in der Aula organisiert. Der Schulleiterin, die kurz anwesend war, war es immerhin nicht so wichtig ihre Schüler persönlich zu beglückwünschen. Sie meldete sich zum Physik- Unterricht ab, also zu einem wirklich wichtigen Fach, das nicht ausfallen darf. Nun, das kenne ich schon. Ana (Blid oben rechts) hat souverän durch die Veranstanltung geführt. Klar, sie spricht und schreibt fast muttersprachlich. Das gibt es also auch hier. Am Ende das obligatorische Gruppenfoto auf der Treppe vor unserem Haupteingang. (Bild Mitte)

Meine (halbe) Lieblingsklasse, die 11f, (Bild unten) lud mich dann noch zum Gruppenfoto (mit Chef- rechts außen und hinten). Die auf dem Bild zu sehen sind, sind motiviert und angenehm. Einige von ihnen werden sicher im nächsten Jahr das DSD II erfolgreich bestehen. Aber die andere Hälfte... Ok, das ist wie beim DSD I. Alle treten an, aber die Hälfte fällt durch. Und stört sich nicht dran- das stört mich am meisten...




02.11. - Bukarest Jugend debattiert

Von Buzau fuhr ich morgens nach Bukarest. Um 12.00 Uhr passierte ich das Ortseingangsschild und 15 min vor 14.00 Uhr hatte ich dann endlich einen Parkplatz gefunden. Dazu musste ich einen Parkplatzlöwen, der nur stundenweise und nicht über Nacht vermietet, beknien und bebetteln, und bekam endlich doch für 180 Lei, also knapp 40 Euro, einen Platz für zwei Nächte. (80 war der Preis- 100 waren für ihn.) Wäre das nicht geglückt, ich weiß nicht, wo und wie lange ich noch da rum gekurvt wäre. Glücklicherweise lag der Parkplatz - ich kannte ihn, er war mir schon beim letzten Mal verweigert worden - nur ca. 10 min von der Schule entfernt, in der das Finale "Jugend debattiert in Rumänien" stattfinden sollte. Ich kam gerade noch pünktlich und konnte meine Jury einweisen. Dann liefen die Halbfinals. Richtig gut war nur eine Debatte; drei von vier Teilnehmerinnen stellten dann auch das Finalteam. Ich hätte sie alle genommen, aber meine Jurykollegen waren anderer Meinung. Anderntags bekam ich dann Recht; die gegen mein Votum bestellte Kandidatin versagte völlig und sagte gar nichts. Das habe ich in 15 Jahren Jdi noch nie erlebt! Gut, meine Eitelkeit ist bestätigt. ;-) Immerhin mache ich das nun schon 15 Jahre und habe doch langsam einen Blick für die Leistung der einzelnen Teilnehmer...

Nach dem Stress der Parkplatzsuche und den Wertungen für immerhin drei aufeinanderfolgende Debatten war dann das Hotel eine gelungene Überraschung. Für die Botschaft, die den Wettbewerb finanziert, sind das wahrscheinlich alles Peanuts resp. sie selbst würden nie in eine Drei- Sterne- Hotel gehen. Und so ließen sie sich das Drumherum was kosten. Die Restaurants waren exzellent und das Hotel- nun ja, man sehe selbst: SPA mit allem drum und daran. Allerdings hat es ein bisschen gedauert, bis ich den Whirlpool fachgerecht in Betrieb nehmen und mich entspannen konnte. (Bild Oben) Erlebnis? Eine Badewanne hätte es auch getan...

Raffiniert immerhin das Fenster (Bild zwei), durch das man - sich auf dem Bett räkelnd - womöglich der Frau oder Freundin beim Badespaß zusehen kann. Das musste ich dann doch mal fotografieren, denn bisher bin ich solchem (kleinen) Luxus immer aus dem Weg gegangen. Was brauche ich auf Reisen? Ein ruhiges Bett, womöglich ein Restaurant und sicher ein Bierchen. Das andere reizt mich nicht einmal dann , wenn es mir um's Geld nicht leid tun müsste. Nach dem Finale blieb ich noch und erkundete mit einem Kollegen die Gegend. Ganz nett. Ich gebe zu, Bukarest außerhalb des Zentrums- das kann sich mit Berlin vergleichen. Es gefällt mir immer besser. Gute Kneipen gibt es jedenfalls überall...




Sonntag, 3. November 2019

01.11. - Buzau und nicht Halloween

Nein, schön ist anders. Aber praktisch war's. Der Chef hatte am 01.11. um 14.00 Uhr das Halbfinale "Jugend debattiert in Rumänien" (unserem an Jdi angelehnten, botschaftsfinanzierten Wettbewerb) anberaumt und da ich keine Lust hatte, in der Nacht in Suceava abzufahren, gönnte ich mir eine Übernachtung in Buzau. Ich wollte eigentlich prüfen, ob die Stadt wirklich so hässlich ist, wie sie bei den Durchfahrten erscheint, und ich wollte Geld für die Übernachtung sparen- klar. Letzteres klappte ausgesprochen gut, denn 32 Euro/ Nacht waren angesichts des Komforts wirklich nicht zuviel. Ein kleines, sauberes, modernes, sehr geschmackvolles Hotel fünf Gehminuten vom Zentrum entfernt und trotzdem völlig ruhig gelegen, dazu ein Restaurant, dessen Angebot auch nicht zu kritisieren ist - was will man mehr? 

Ansonsten hat Buzau doch so etwas wie eine Altstadt. Es gibt ein paar repräsentative Bauten wie Gymnasien, Polizei usw. und ansonsten Kleinbürgerhäuser in historistischem Stil. Die waren allerdings eher schlecht gepflegt und ohnehin macht die Stadt nicht gerade einen wohlhabenden Eindruck. Die kleinen Geschäfte am Straßenrand erinnerten sehr stark an Kleinstadtläden in der DDR in den 60er Jahren. Keine modernen Regale, Präsentationen usw., sondern halt Rohre und Anschlüsse im Schaufenster und drinnen ein Raum, wo das alles irgendwo rumsteht.

Das eigentliche Zentrum besteht aus einem sehenswerten Rathaus (zweites Bild), einem riesigen Platz mit sozialistischer Einheitsarchitektur davor (Bild drei) und einem Platz, an dem zwei Großkirchen und der Palast des Episkopats stehen, (Bild oben) Dort wurde ich vom Wachschutz verjagt: Fotografieren verboten! Ok, offensichtlich weiß man um das Unchristliche des protzend zur Schau gestellten Reichtums des Klerus inmitten einer ansonsten nicht so arrivierten Stadtgesellschaft. Egal.


Der Rest der Stadt besteht aus monoton aneinandergereihten Wohnscheiben (letztes Bild), die in Zentrumsnähe ab und an durch modernistische Glasarchitektur (viertes Bild) etwas aufgelockert sind. Wenigstens wachsen in den Innenhöfen die Bäume schon in den Himmel- da ist es nicht ganz so trist. Deprimierend allerdings die Kinderknäste, sprich die überall eingezäunten Spielplätze (Bild unten) inmitten der "Autolandschaft" drumherum. Die Prioritäten der neuen Gesellschaftsordnung sind deutlich zu sehen.

Ansonsten nahte Halloween und in der ganzen Stadt lagen die Kürbisse rum. In Bukarest Scharen von wild bemalten Schülern und Jugendlichen auf der Straße. Ich habe mich schon gefragt, warum meine Schüler immer wieder meinen, "ihre Kultur" sei von Überfremdung durch die bösen Flüchtlinge und Migranten bedroht. Dass sie zu ihrem Traditionshemd sowieso nur noch in amerikanischen Jeans rumlaufen, fällt ihnen nicht auf und dass der Valentinstag so wenig eine rumänisch- orthodoxe Kirchentradition ist wie der Muttertag, wissen sie gar nicht. Und Halloween? Darüber denken sie - wie so oft - gar nicht nach...