Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Samstag, 15. Mai 2021

Stadtspaziergang: Suche nach dem jüdischen Friedhof

Gut: Entspannung muss sein. Nachdem Jugend debattiert über die Bühne ist, nahm ich "Auszeit". Ein bisschen Saubermachen, Einkaufen, "Mici" (oder Mititei- wie sie hier heißen) im "Palacinta" um die Ecke. Kostenpunkt mit Bier und Trinkgeld 6 Euro. Dann zu Fuß in die Stadt. Ich wollte den Alten Jüdischen Friedhof finden, der "romantisch und still" (trip advisor) sein soll. Google Maps meinte, das würde beinahe 2 Stunden Fußmarsch bedeuten. Ich war ein bisschen schneller- aber nicht viel...

Unterwegs ein paar neue Stadtansichten, die ich bisher nur vom Auto aus sah. (es ist die Ausfallstraße Richtung rumänische Grenze). Immer wieder gibt es ländlich anmutende Reste der alten Stadt. So muss das vor dem sozialistischen Neubau ausgesehen haben. (Bild oben) Auch ein Holzkirchlein fand sich. Allerdings ist die wohl nicht alt, sondern markiert nur die Stelle, wo später der Steinbau errichtet werden soll. Immerhin, man scheint die alten Techniken noch zu beherrschen. (Bild zwei)

Immer wieder auch ein bisschen morbider Scharm des Zerfalls. Da warten wohl in guter Zentrumslage ein paar Spekulationsgrundstücke auf den richtigen Preis. (Bild drei)

Auf der anderen Seite des Zentrums, von der Deutschen Botschaft etwas weiter rechter Hand gelegen, findet sich wirklich ein (allerdings verschlossener, zum Museum gehöriger) Jüdischer Friedhof. Von "alt" war nicht wirklich was zu sehen. (Bild vier) Ich sah ein paar Leute über die Mauer springen, wollte es ihnen aber nicht gleich tun. Eine besondere Atmosphäre habe ich nicht ausgemacht. Was tun? Ok, dann eben zum nahe gelegenen Dendro- Park, in dem ich auch noch nicht war.

Man kann den Park wirklich nur von einer Seite aus betreten. Dort wird kassiert. Allerdings ist der Eintritt mit 10 Cent pro erwachsener Person wohl auch für Moldawier nicht eben teuer. Rentner, Kinder und Studenten 5 Cent und Schülergruppen pro Person 2 Cent. ;-)   

Aber der Park lohnt sich. Bisher ist es mit Abstand das schönste Fleckchen Erde in Chisinau. Ziemlich weitläufig bietet er eine gute Mischung aus einem angelegten und gepflegten Teil mit Rabatten und Büschen usw. (Bild fünf) und einem weiteren Gelände, in dem der Park in eine Art Wäldchen übergeht, das zwar nicht verwildert ist, aber doch nicht mehr "angelegt" scheint. Überall liegen Pärchen oder lagern kleine Gruppen Jugendlicher. Auffällig auch die vielen Kinderwagen. Hier scheint man seine Kleinen vorzuführen und auszufahren. Warum auch nicht? Das Gelände ist gut geeignet. Man ist nicht allein und doch auch nicht in der Masse unterwegs. Sehr angenehm.

Auf dem Rückweg entdeckte ich noch eine kleinen Teich vor dem "Massiv" (Bild unten), der erklärt, warum ein schickes Restaurant, das vom Auto aus auffällt, in diese Richtung sieht und nicht zur Straße hin offen ist. Sonst nichts Neues. Oder ist es neu, dass sich die Füße nach 4 Stunden Stadtlatscherei irgendwie anders anfühlen, als sonst? Ein bisschen hätte ich noch gekonnt, aber eigentlich war ich doch froh, wieder in meiner Gegend angekommen zu sein. Bei "Andys Pizzeria" aß ich - welch Luxus! - zum zweiten Mal aushäusig. Dieses Mal Gyros aus Putenfleisch - wie heute Mittag schon mit Pita- Brot. Und weil es mir "zu gut" ging und ich irgendwie übermütig war, kam auch noch ein Tiramisu dazu. Mal sehen, was der Zucker morgen sagt. Kostenpunkt mit Kaffee und zwei Bierchen (der Spaziergang bei ca. 20 Grad hat doch durstig gemacht!) alles in allem 12,00 Euro mit Trinkgeld. Also wirklich arm bin ich nicht geworden. So, jetzt noch ein Tages- Abschluss- Gläschen Rotwein, womit ich mich endgültig als Alkoholiker geoutet habe. Aber es musste irgendwie sein. Da ist was von mir abgefallen...







 

Nachtrag: Online- Landesfinale Jugend debattiert in Kiew

Ziemlich stressig so eine Online- Session! Aber die Debatten waren auf hohem Niveau. In den Halbfinals am Donnerstag ging es darum, ob künftig Online- Unterricht in den normalen Schulalltag integriert werden sollte. Die Schüler/innen hatten schöne Ideen. Das könnte sogar klappen und würde gegenüber heute Einiges an Schule verbessern...

Am Freitag war dann Finale. Meine Jury, Roland, Toni, Valentina (Alumna) und Romana, alles "alte Hasen". Und so haben wir auch dieses Mal einen würdigen Sieger (Nikolai) gekürt. Wie man sieht, müsste ich endlich mal zu Friseur. Bloß wann? Jetzt brechen die beiden letzten Schulwochen an und es kommt der Noten- und Klassenbuchstress und noch einmal muss ich 44 Arbeiten korrigieren, deren Resultate mitentscheidend sein werden für die Zulassung zum DSD im nächsten Jahr. Aber dann, dann ist wieder mal ein Jahr vorbei...  
 

Nachtrag: 09. Mai in Chisinau

Nein, ich war mit meinen Korrekturen noch nicht fertig. Auch hate sich die "Themeninfo" für Jugend debattiert in der Ukraine dazwischen geschoben: "Soll in der Ukraine eine Corona- Impfpflicht eingeführt werden, sobald das möglich ist?" Nun ja, bis Ende 2021 sollen laut Plan 40-50% der Bevölkerung geimpft sein; ab Ende 2022 werde es dann ein Angebot für jeden geben, der das wolle (so der Präsident). Ich habe mich weidlich gequält, zumal auf die deutschen "Quellen", sprich die Berichterstattung in den üblichen Medien, kein Verlass ist. So viele einander widersprechende Informationen und so viele verschiedene Zahlen zu jeweils derselben Sache habe ich selten gefunden. Ich glaube, die Journalisten haben selbst Schätzungen vorgenommen, weil sie für die Recherche zu faul waren. Es geht ja auch nur um die Ukraine...

Egal. Ich wollte aber doch sehen, wie man hier den 09. Mai begeht. Zugegeben, ich bin nicht extra zum zentralen Heldendenkmal raus gefahren - es liegt fast schon außerhalb der Stadt. Dort gab es Gedenkveranstaltungen, wie ich aus Facebook weiß. Aber es waren wohl nur die russischsprachigen Moldawier dort. In der Stadt selbst war fast nichts zu bemerken, was an ein Gedenken hätte erinnern können. Ein einzelner Mann stand an der Straßenkreuzung und verkaufte in die Autos hinein Georgsbändchen und Soldatenkäppis der Roten Armee. (Bild drei) Ansonsten gab es vereinzelte Anzeichen von Geschichtsverwirrung, denn nicht mal die "Gedenkopposition" (so will ich das mal nennen) ist sich einig. Es fuhren ab und an immer dieselben Autos mit Georgsfahne rechts und wechselweise Sowjetfahne (aha, Hardcore!), moldawischer oder russischer und auch rumänischer Fahne links durch die Stadt. 

Was ansonsten noch rumstand, war die Osterdeko. (Bild oben) Zur Geschichtsverwirrung gehört natürlich auch diese "römische Wölfin", die auch hier anzeigt, dass Moldawien zur uralten "rumänischen Kultur" gehört, deren Träger als "ältere Brüder" Roms dasselbe gegründet hätten. Ob den Quatsch wirklich jemand ernsthaft glaubt? Da muss ich doch noch mal gezielt nachfragen. Im Museum (Bild zwei) gehört es aber wohl zum Geschichtsbild. Da muss ich auch unbedingt rein, wenn Corona endlich vorbei ist...

Ansonsten bin ich bis zum Park "Valea Morilor" (Mühlenpark) gegangen, habe etwas gegessen, und bin dann zurück an meinen Schreibtisch. Auf dem Rückweg kommt man unweigerlich am Denkmal des heldenhaften Leninschen Komsomol vorbei. (Bild vier) Man sieht, irgendjemand hat sich an den Anteil der Komsomolzen am Krieg erinnert und ein paar Fliederzweige nebst Grablichtern abgestellt. Aber eine überzeugende Ehrung ist das eher nicht. 


Übrigens sieht das Wetter auf den Bildern besser aus, als es war. In der Sonne wurde es ab und an angenehm, aber sonst stiegen die Temperaturen nicht über 10 Grad. Beim schnellen Gehen wurde mir warm, Jacke auf, wurde mir kalt. Brrr...

(Ansonsten weiß wieder nur Google allein, was los ist. Ich kann die Bilder nicht bewegen und auch den Text nicht sinnvoll anordnen.)

Nachtrag: Ferien - Suceava

Ostern habe ich hier gar nicht bemerkt. Sogar das übliche Gebimmel der hellen Glocken in der Ostersonntag- Nacht ist ausgefallen, da es in meiner Umgebung keine Kirchen gibt. Auch sonst sah ich niemanden zur Kirche gehen...

Also habe ich mir die Zeit mit Korrekturen "vertrieben". Etwas über 80 Stück und diverse Tests lagen auf dem Schreibtisch und ich arbeitete bis in die Nacht hinein, um Ferien- Zeit für Rumänien zu gewinnen.

Am Dienstag, dem 06. 05. bin ich dann nach Suceava. Probleme gab es keine. 20 min an der Grenze- sensationell! Abends "Osterlamm" mit ordentlich Osterwasser (Rotwein!) bei Tanases. War lecker. Anderntags dann einkaufen. Zum Glück hatte mein Stammgeschäft alle Teile für meinen Brother- Kopierer "am Lager". Das wären allerdings die letzten Trommeln und Original- Toner- Kartuschen, wann wieder Nachschub kommt, könne man mir nicht sagen. Lieferschwierigkeiten. Mittags noch einmal mit Mircea und Alex fein gespeist. Bis 22.00 Uhr ist ja alles auf.

Den Nachmittag nutzte ich dann für einen Spaziergang zur Burg hinauf. (Bild oben) Den Abstieg wählte ich durch das kleine Zigeuner- Viertel. Wo die Leute wohnen erkennt man immer gleich an den zum Trocknen heraus gehängten Teppichen und anderem Zeugs. (Bild zwei) Die Stadtkirche ist frisch saniert. (Bild drei) Sonst gibt es nichts Neues. Am Rathaus erkennt man den vom Brand zerstörten Dachstuhl nur, wenn man es weiß und genau hin sieht. Von außen ist schon wieder alles angestrichen und die Spuren sind also beseitigt. 

Abends mit Alex und Serban, meinem Lieblingsschüler aus der jetzigen 12 b, auf ein Bierchen. Ioana und ein paar andere konnten nicht kommen, da sie eine eigene Party organisiert hatten. Ich gebe zu, ich hatte mich auch viel zu kurzfristig angemeldet. Aber macht nichts. War schön. Kurz vor Anbruch der Sperrstunde bin ich dann noch einmal durch die leere Stadt zum Hotel. Die Brunnenbeleuchtung ist auch neu. ;-) Am Donnerstag bin ich dann schon wieder zurück.