Nebenbei brachte der moldauische Historikerverband noch einen Antrag ein, den - ihrem verqueren Geschichtsbild entsprechend - unzutreffenden Passus, die Moldau sei "multinational", aus der Verfassung zu streichen. "Multinational" ist natürlich Quatsch, aber gemeint ist "multiethnisch", was also bedeutet, dass man nach der sprachlichen nun auch eine ethnische Homogenisierung anstrebt. Die Ukraine lässt grüßen. Die EU mit ihren Minderheitenschutzregeln zuckt nicht- in beiden Fällen. Das ist fatal.Egal, ich war also am Ort des Geschehens. Da der Platz der "Nationalversammlung" (ich habe das Ganze den "Großen Volkschoral" genannt) die Hauptstraße Stefan cel Mare einnimmt, die die ganze Altstadt zerschneidet, war der Verkehr blockiert. Kein Bus fuhr mehr. (Bild oben) Auf dem Platz dann viele Menschen (Bild zwei); es sollen 75 000 gewesen sein. Dafür, dass man so getrommelt und geworben und Unterstützer mit Bussen herangefahren hat, nicht eben berauschend. Frau Sandu hat gewiss auf mehr Zuspruch gehofft.
Leider haben die Leute die schönen Grünanlagen vor der Kirche nicht wirklich geschont. (Bild vier) Vielleicht wollten alle Eugen Doga hören, den bekanntesten Komponisten des Landes, der zu den Massen sprach (Bild drei). Man führte auch ein neues Werk von ihm auf, das nicht schlecht klang. Schöne Musik
Nachdem ich mir das angesehen habe, beschloss ich, was gegen Hunger und Durst zu tun und meine etwas abseits gelegene usbekische Lieblingskneipe aufzusuchen. Ich hoffte, dort Platz zu finden. Aber die Moldau ist wirklich ein armes Land. So viele Menschen im Zentrum, aber die Kneipen, auf die ich unterwegs stieß, waren alles andere als voll. Nur die Kaffee- TOGO- und Fast- Food- Buden waren dicht umlagert. Man hat eben doch kein Geld fürs Restaurant und isst lieber zu Hause oder empfindet einen Burger auf die Faust schon als etwas festtäglich Besonderes. Ob die EU das ändern wird? Ich fürchte, das ist sowohl der neoliberalen Regierungspartei, deren Zuspruch im Sinkflug ist, als auch der EU egal. Hauptsache die Moldau wird als Billigproduktionsland in den Markt integriert und die Nato bekommt ein Aufmarschgebiet im Rückraum von Odessa und an der "Grenze" zum russisch dominierten Transnistrien, das man sicher irgendwann "befreien" wird. Davor haben viele Leute Angst, die deswegen auch nicht zur "Versammlung" gingen, obwohl sie prinzipiell für den EU- Beitritt sind. Von meinen Schüler/innen waren nur wenige dort.Mein Tag klang gut aus. Bei hervorragendem Wetter schmeckte das Bierchen (Bild unten) und der "Plov festiv" schmeckte - wie immer - hervorragend. Das Hammelfleisch macht ihn so fett, dass mein Diabetes lacht und gute Werte zeigt. Es ist, als würde der Zucker eine "fettige Bahn" nehmen und an der Leber vorbeirutschen. ;-)