Im letzten Jahr hatte Wiesia, die Organisatorin der Fahrt, noch meine Freunde Ira, Anja, Julia und Taras als "seltene Gäste" aus der Ukraine begrüßt. Dieses Mal gab es leider keine Visa für die geplanten Mitreisenden und ich fragte mich, was nun besser ist: Von seiner eigenen Regierung ein- oder von fremden Regierungen ausgesperrt zu sein? Frei nach Bertolt Brecht darf man hier wohl anmerken, dass - wenn wirklich die Völker wählen würden, wer sie wie regiert - so etwas kein Diskussionspunkt wäre. Aber davon sind wir leider noch weit entfernt :-(
Also ohne Dasha oder Ira oder sonstwen ab nach Polen! Einsam würde ich schon nicht werden, sprechen doch Wiesia und Ola gut und Wieslaw ein verständlich- kugeliges (meint zum kugeln komisches) Deutsch. Anstelle der "seltenen" Gäste aus der Ukraine waren Harald und Ingmar aus Schweden angesagt. Sie sind bereits früher mit Wiesia unterwegs gewesen und lieben die Mischung aus Naturbelassenheit und Gerade- noch- so- Standrd in Polen. Hm, nicht auf allen Zeltplätzen waren Duschen und Toiletten die helle Freude, aber es geht vorwärts. Ein Programm der EU fördert die Einrichtung moderner und gut gemachter Camping- Platz- Ausrüstung. Auf zwei Plätzen konnten wir uns schon davon überzeugen, dass Campen in Polen eine helle Freude wird, wenn das erst überall Standard ist...
Aber ich wollte ja gar nicht in ein Hotel und war so eher positiv überrascht. Sowieso fand ich die Tour über die Brda angenehmer als die vom letzten Jahr an der Hancza. Die Landschaft ist absolut reizvoll, da die gesamte Strecke durch ein Naturreservat führte. Das bedeutete auch mehr Abwechslung auf dem Fluss, denn umgestürzte Bäume (siehe zweites Bild von oben) und andere Hindernisse bleiben wo sie sind und müssen notfalls umgangen werden. In diesem Jahr war allerdings der Wasserstand so hoch, dass dies nicht nötig war. Dafür forderten die Baumhindernisse in Verbindung mit einer starken Strömung ab und an ein "Opfer". Zwei Mal musste Darek, Olas Verlobter (die beiden sieht man im Bild oben bzw. am Feuer), rein ins Wasser und gekenterten Wanderfreunden beim Bergen der Sachen helfen.
Andererseits hatte die Strömung auch ihr Gutes, denn sie nahm einem die allzu mühsame Paddelei ab. Es wurde also ein entspannter Aufenthalt auf dem Wasser, ab und an unterbrochen durch ein bisschen Adrenalin- Stoß. An Land erwarteten den Städter die herrlichen Landschaften der Kaschubei: Seen, Wälder, Wiesen und Felder, ab und an ein Naturlehrpfad. Zum Wasserwandern kam also das Wandern an Land! Abends dann das obligatorische Lagerfeuer. Was braucht man mehr, um sich zu erholen?
Wiesia (unteres Bild Mitte, die junge Frau vor mir) hatte - wie immer - die Organisation perfekt im Griff. Ihr macht es Spaß, Reiseleiterin zu sein. Das merkt man. Harald und Ingmar wollen wieder kommen und vielleicht bin auch ich im nächsten Jahr wieder mit dabei- dann vielleicht mit slowakischen Freunden. Oder doch mit Ukrainern? Mal sehen...
Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
Sonntag, 17. Juli 2011
Wohnung in Kosice
Als ich nach all dem Trubel aus Lviv in Richtung Kosice aufbrach, war ich schon wieder ruhig. Aller Ärger wird früher oder später zu einer Anekdote, die man dann erzählen kann! Ein Glück, dass mir das Wiederkommen nun doch nicht verwehrt wurde. Ich will noch auf den Pip Ivan ;-) !
Als Grenzübergang wählte ich den kleinen Übergang ca. 30 km vor Uzhorod in Richtung auf das slowakische Humenne. Ich wollte ihn ausprobieren, denn später werde ich von Michalovce aus aller Wahrscheinlichkeit nach diesen Weg wählen, um nach Lviv oder Ivano- Frankivsk zu kommen. Allerdings würde ich auf ukrainischer Seite nie wieder auf den kleinen Straßen durch die Berge fahren, um auf die Hauptstraße Chop- Lviv zu gelangen. Dann lieber den Umweg über Uzhorod! Warum? Nun, der Leser ahnt es schon: Die Straßen! Aber immerhin fuhr ich auch hier durch herrliche Landschaften. Die Karpaten laufen langsam in die Slowakei aus; bis fast nach Kosice reichen ihre Ausläufer (Bild oben).
In Kosice erwartete mich eine Kollegin, deren Tochter nach Prag verzogen ist und deren Wohnung ich nun miete. Ca. 10 min vom Stadtzentrum entfernt, gefällt mir vor allem die Lage. Die Inneneinrichtung könnte besser sein, aber ich bin nun wirklich Schlimmeres gewöhnt und so schlecht ist es auch wieder nicht. Waschmaschine und Kühlschrank sind vorhanden und die Möbel sind zwar alt, aber hell und freundlich (zweites Bild oben). Was ich brauche ist da. Wenn erst meine Bilder an den Wänden hängen wird es schon gemütlich werden. Angenehm ist auch die Lage in einer Nebenstraße (drittes Bild von oben): Bocaciova! Boccachio- Straße? Grins... Es wird nicht laut und wenn ich Glück habe, kann ich vom Marathon- Platz ;-) aus in ca. 10 min sogar die Stadtgrenze mit einem Erholungsgebiet erreichen, wo man laufen können soll. Allerdings eher mit Schuhen und nicht - wie der legendäre Abbebe Bikila eben hier beim Kosice- Marathon - ohne das ihm aufgeschwatzte Markenzeugs!
Anderntags hatte ich dann noch Zeit, die Stadt zu erkunden, die einen ganz angenehmen Eindruck macht. Bis zu der Pestsäule (Bild vier) sind es wirklich nur 10 min. Auf dem Weg dorthin liegt "Tesco"; von der Stadt nach Hause gehend kann ich also auch im Supermarkt einkaufen, wenn ich die einfachen Läden in meiner Nähe nicht aufsuchen will.
Allerdings ist die Stadt schnell erkundet. In 20 min ist man einmal durch und weitere 20 min reichen, dann hat man alles gesehen, was sich früher innerhalb der Mauern befand. Herausragende Bauten sind natürlich die Oper (vorne auf dem fünften Bild) und der Dom (dahinter). An meine Heimatstadt Wismar erinnert mich der Mini- Graben, der in der Fußgängerzone Wasser führt. Nicht nur wegen dem etwas größeren, aber ebenfalls geraden Wasserlauf in Wismar, sondern vor allem wegen des dort als Brunnen ausgeführten, von den Einheimischen liebevoll- ironisch "Pinkelrille" genannten Pendants. Sieht das hier nicht auch aus wie eine P...- Rille???
Im Wesentlichen ist die Stadt saniert und macht einen gepflegten Eindruck. Bis 2013, dem Jahr, in dem Kosice europäische Kulturhauptstadt werden wird, ist aber noch Einiges zu tun. Vorbildlich die Bemühungen, die verschlafenen Seitenstraßen der Altstadt zu beleben.Auf diesem kleinen Platz vor der Kirche befinden sich gleich zwei Restaurants! Überhaupt ist das ganze Stadtzentrum eine einzige Trink- und Saufmeile für die aus der Umgegend an den Wochenenden in die Stadt strömenden Besucher aus den Dörfern und Kleinstädten ringsum. Und seit die Schulen Ferien haben sieht man auch junge Menschen auf den Straßen! Ich werde es dort aushalten, denke ich...
Als Grenzübergang wählte ich den kleinen Übergang ca. 30 km vor Uzhorod in Richtung auf das slowakische Humenne. Ich wollte ihn ausprobieren, denn später werde ich von Michalovce aus aller Wahrscheinlichkeit nach diesen Weg wählen, um nach Lviv oder Ivano- Frankivsk zu kommen. Allerdings würde ich auf ukrainischer Seite nie wieder auf den kleinen Straßen durch die Berge fahren, um auf die Hauptstraße Chop- Lviv zu gelangen. Dann lieber den Umweg über Uzhorod! Warum? Nun, der Leser ahnt es schon: Die Straßen! Aber immerhin fuhr ich auch hier durch herrliche Landschaften. Die Karpaten laufen langsam in die Slowakei aus; bis fast nach Kosice reichen ihre Ausläufer (Bild oben).
In Kosice erwartete mich eine Kollegin, deren Tochter nach Prag verzogen ist und deren Wohnung ich nun miete. Ca. 10 min vom Stadtzentrum entfernt, gefällt mir vor allem die Lage. Die Inneneinrichtung könnte besser sein, aber ich bin nun wirklich Schlimmeres gewöhnt und so schlecht ist es auch wieder nicht. Waschmaschine und Kühlschrank sind vorhanden und die Möbel sind zwar alt, aber hell und freundlich (zweites Bild oben). Was ich brauche ist da. Wenn erst meine Bilder an den Wänden hängen wird es schon gemütlich werden. Angenehm ist auch die Lage in einer Nebenstraße (drittes Bild von oben): Bocaciova! Boccachio- Straße? Grins... Es wird nicht laut und wenn ich Glück habe, kann ich vom Marathon- Platz ;-) aus in ca. 10 min sogar die Stadtgrenze mit einem Erholungsgebiet erreichen, wo man laufen können soll. Allerdings eher mit Schuhen und nicht - wie der legendäre Abbebe Bikila eben hier beim Kosice- Marathon - ohne das ihm aufgeschwatzte Markenzeugs!
Anderntags hatte ich dann noch Zeit, die Stadt zu erkunden, die einen ganz angenehmen Eindruck macht. Bis zu der Pestsäule (Bild vier) sind es wirklich nur 10 min. Auf dem Weg dorthin liegt "Tesco"; von der Stadt nach Hause gehend kann ich also auch im Supermarkt einkaufen, wenn ich die einfachen Läden in meiner Nähe nicht aufsuchen will.
Allerdings ist die Stadt schnell erkundet. In 20 min ist man einmal durch und weitere 20 min reichen, dann hat man alles gesehen, was sich früher innerhalb der Mauern befand. Herausragende Bauten sind natürlich die Oper (vorne auf dem fünften Bild) und der Dom (dahinter). An meine Heimatstadt Wismar erinnert mich der Mini- Graben, der in der Fußgängerzone Wasser führt. Nicht nur wegen dem etwas größeren, aber ebenfalls geraden Wasserlauf in Wismar, sondern vor allem wegen des dort als Brunnen ausgeführten, von den Einheimischen liebevoll- ironisch "Pinkelrille" genannten Pendants. Sieht das hier nicht auch aus wie eine P...- Rille???
Im Wesentlichen ist die Stadt saniert und macht einen gepflegten Eindruck. Bis 2013, dem Jahr, in dem Kosice europäische Kulturhauptstadt werden wird, ist aber noch Einiges zu tun. Vorbildlich die Bemühungen, die verschlafenen Seitenstraßen der Altstadt zu beleben.Auf diesem kleinen Platz vor der Kirche befinden sich gleich zwei Restaurants! Überhaupt ist das ganze Stadtzentrum eine einzige Trink- und Saufmeile für die aus der Umgegend an den Wochenenden in die Stadt strömenden Besucher aus den Dörfern und Kleinstädten ringsum. Und seit die Schulen Ferien haben sieht man auch junge Menschen auf den Straßen! Ich werde es dort aushalten, denke ich...
Vorher war auch noch was- Hoverla
Klettern in den Dovbush- Felsen hatten wir hinter uns, da wollten Dasha und ich zum Abschluss der vielen Touren, die wir in den letzten 10 Jahren gemeinsam gemacht haben, doch noch in die Berge. Da wir in Sachen "Pip Ivan" zu unsicher waren, ob wir den richtigen Einstieg erwischen, entschieden wir, noch einmal den uns schon bekannten Hoverla (höchster Berg der UA, etwas über 2000 m) zu besteigen. Also ging es am Montag mit dem Auto bis hin zum Aufstieg. Das Wetter war schön, die Sonne strahlte, es konnte los gehen...
Etwas weiter oben angekommen verschwand zuerst die Sonne und es begann zu nieseln. Zum Glück hatte ich Regenklamotten mit (Bild oben) und auch wärmende Sachen zum Drunterziehen. Bedeckt konnte das Wetter bleiben. Doch dann zog ein Unwetter (zweites Bild von oben) auf. Wir beobachteten es zuerst skeptisch und stiegen weiter bis zum "kleinen Hoverla", also bis zu dem bereits über der Baumgrenze liegenden Höhenzug vor dem endgültigen Aufstieg zum Gipfel. Aber dann brach ein Sturm los, der uns fast den Hang hinunter blies, und dazu trieben uns die Windböen stechende Regentropfen mit Eis vermischt ins Gesicht. Abstieg! Mit uns flüchteten auch andere Touristen, die es "gewagt" hatten (nun ja, Großstädter vielleicht!) sich mit nackten Füßen, Sandalen und bisweilen auch Stöckelschuhen auf den Weg zu machen. Manche hatten nicht einmal eine Windjacke mit und froren nun sichtbar durch. Nur einheitsblaue Regenmäntel, nein, nicht so einen, wie ihn Dasha (drittes Bild von oben) trägt, sondern müllsackblaue (!), die vielleicht irgendein Reiseveranstalter ausgegeben hatte, trugen plötzlich alle, die noch am Berg waren. Naja, etwas weiter unten, im Wald, ließen Wind und Regen nach und wir konnten Picknick machen. Das war es dann.
Um nicht ganz umsonst gefahren zu sein, beschlossen wir, nicht über Jaremtscha, sondern über Verchovina zurück zu fahren. Von einem der malerischen Seitentäler aus sahen wir dann auch den Pip (ukr. für "Pope") Ivan, der jedoch auch in finstere Regenwolken gehüllt war. Ein hübsches Tal, aber - wie fast immer dort oben - ein mieser, kaum wirklich Straße zu nennender Asphaltschrott- Schotter- Weg (Bild unten). Immerhin haben wir noch ein paar schöne Aussichten in die herrliche Berglandschaft genossen, ehe der Tag in einer Kneipe ausklang.
Etwas weiter oben angekommen verschwand zuerst die Sonne und es begann zu nieseln. Zum Glück hatte ich Regenklamotten mit (Bild oben) und auch wärmende Sachen zum Drunterziehen. Bedeckt konnte das Wetter bleiben. Doch dann zog ein Unwetter (zweites Bild von oben) auf. Wir beobachteten es zuerst skeptisch und stiegen weiter bis zum "kleinen Hoverla", also bis zu dem bereits über der Baumgrenze liegenden Höhenzug vor dem endgültigen Aufstieg zum Gipfel. Aber dann brach ein Sturm los, der uns fast den Hang hinunter blies, und dazu trieben uns die Windböen stechende Regentropfen mit Eis vermischt ins Gesicht. Abstieg! Mit uns flüchteten auch andere Touristen, die es "gewagt" hatten (nun ja, Großstädter vielleicht!) sich mit nackten Füßen, Sandalen und bisweilen auch Stöckelschuhen auf den Weg zu machen. Manche hatten nicht einmal eine Windjacke mit und froren nun sichtbar durch. Nur einheitsblaue Regenmäntel, nein, nicht so einen, wie ihn Dasha (drittes Bild von oben) trägt, sondern müllsackblaue (!), die vielleicht irgendein Reiseveranstalter ausgegeben hatte, trugen plötzlich alle, die noch am Berg waren. Naja, etwas weiter unten, im Wald, ließen Wind und Regen nach und wir konnten Picknick machen. Das war es dann.
Um nicht ganz umsonst gefahren zu sein, beschlossen wir, nicht über Jaremtscha, sondern über Verchovina zurück zu fahren. Von einem der malerischen Seitentäler aus sahen wir dann auch den Pip (ukr. für "Pope") Ivan, der jedoch auch in finstere Regenwolken gehüllt war. Ein hübsches Tal, aber - wie fast immer dort oben - ein mieser, kaum wirklich Straße zu nennender Asphaltschrott- Schotter- Weg (Bild unten). Immerhin haben wir noch ein paar schöne Aussichten in die herrliche Berglandschaft genossen, ehe der Tag in einer Kneipe ausklang.
Abonnieren
Posts (Atom)