Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Montag, 30. April 2018

Mit Helge auf Klostertour

Helge, ein Kollege, den ich seit 2001 aus Kiew kenne, kam gestern aus Chisinau, wo er u.U. einmal mein "Vorgänger" gewesen sein wird, und wir waren zusammen zu Abend essen. Dann verabredeten wir uns für heute um 10.00 Uhr zum Start zur Kloster- Rundfahrt. Immerhin verzeichnet die Region 13 bedeutende und zum UNESCO- Weltkulturerbe zählende Moldau- Klöster, deren herausragendes Merkmal die Außenbemalungen aus dem 15./ 16. Jh. sind. Für mich nichts Neues, aber natürlich habe ich es dem Kollegen gezeigt, der mich 2003 zum ersten Mal durch die Westukraine geführt hatte. So sind wir nach Voronet und von dort nach Moldovita, wo mich immer wieder das Abtsgebäude (Bild oben) fasziniert. Was für ein schöner, wohlproportionierter Renaissance- Bau! Sowieso lebt Moldovita durch die Allgegenwart der Nonnen anders als die Touristen- Attraktion Voronet, wo das Klosterpersonal zum größten Teil nicht auf dem Gelände, sondern in einem nebenbei errichteten Neubau wohnt. Jedenfalls sind in Moldovita die Mauern herrlich bewachsen und das ist ein schönes Bild gerade jetzt, wo alles blüht. (Bild zwei)

Über Sucevita führte uns der Weg weiter zur Passhöhe, wo mächtig was los war. Bisher hatte ich ab und an einen Opa dort oben gesehen, der traditionell bemalte (Oster)Eier anbietet oder Wacholderschnaps in Wasserflaschen. Dieses Mal scheint es aber ein Konzert gegeben zu haben oder noch zu geben. Ringsum im Wald lagen "Larven" mit schnarchenden Menschen, denen offenbar der Alkohol die Stimmritzen löste. Anderswo hatten junge Leute Zelte aufgestellt (Bild drei), oder versuchten sich am neu gekauften Grill. (Bild vier) Das sah freilich nicht wirklich professionell aus und am liebsten hätte ich geholfen. ;-) 

Helge (Bild fünf) hat der Ausflug gefallen. Wir aßen in Radauti zu Mittag und kehrten dann nach Suceava zurück, wo sich der etwas kurzatmige ältere Herr der Hitze (25 Grad) wegen erst einmal zurück zog. Heute Abend treffen wir uns noch auf ein Bierchen und morgen in aller Frühe fährt Helge zurück an die Arbeit und auch ich werde überlegen, womit ich meine Schüler in der nächsten Woche noch beglücke. Sowieso muss ich noch Semesterarbeiten korrigieren....

Jedenfalls war das heute ein schöner sommerlicher Ausflug durch die herrlichen Landschaften der Karpaten, vorbei an kleinen, an die Hänge geschmiegten Dörfern, Scheunen und Wiesen. Oder soll man hier auch "Almen" sagen? Jetzt noch ein kühles Bierchen und der Tag ist rundum gelungen. 




Samstag, 28. April 2018

Mit meinen "illegalen Enkelinnen" zum Italienerkreuz

Nach der Olympiadeteilnahme, Michaela (Fünftes Bild ganz rechts) ist Einzel- Siegerin der nationalen Phase geworden, Teodora (Fünftes Bild links neben mir) hat in der Gruppe den ersten Platz belegt und Alexandra (Fünftes Bild rechts neben mir) war erfolgreiche Teilnehmerin (alle sind aus der Klasse 10F), organisierte Andra aus der 12F (viertes Bild in der Mitte), ebenfalls platziert, allerdings in einer höheren Kategorie) in der vorigen Woche am Sonnabend ein Kaffeetrinken mit mir. Die Mädchen erzählten, wie es so war, und erwähnten auch, dass alle Endrundenteilnehmerinnen unterschreiben mussten, nicht etwa Deutsche zu sein oder in der Familie Deutsch zu reden etc. Aber, so berichteten sie weiter, viele von ihren Mitstreiterinnen hätten eben doch einen "illegalen Opa" in der Familie, mit dem sie Deutsch redeten, was natürlich unfair ist. Umso schöner, dass ausgerechnet Michaela, die sich eigentlich für Mathe interessiert, den anderen das Nachsehen gab! Tolle Leistung. Davon ab war es wohl Teodora, die am Ende des schönen Vormittags anfragte, ob ich nicht der "illegale Opa" der Gruppe werden und mit ihnen wie der Opa der anderen öfter mal Deutsch reden wollte. Das war sofort beschlossene Sache und da das Wetter schön werden sollte, regte ich einen Ausflug mit Picknick und Wanderung an. Gesagt, getan! Heute um 11.00 Uhr ging es los.

Ich kannte den Weg von meiner Fahrradtour fast auf den Tag genau vor einem Jahr; von den Mädels war noch niemand dort oben auf dem Gipfel mit dem "Italienerkreuz". (Bild oben) Errichtet wurde es zu Ehren italienischer Kriegsgefangener, die eine Straße über den Pass gebaut hatten. Später wurde die Stelle militärisch wichtig für die Luftsicherung, wie man an den Bunkerresten erkennen kann. (Bild zwei). Zuerst kauften wir auf dem Markt Gemüse, Brynza Wurst, Saft usw. und dann ging es los. Gewandert sind wir etwa 14 km- denke ich. So ganz sportlich sind die jungen Damen allerdings nicht. Oben angekommen reichte es ihnen. Aber sie schritten dennoch sofort zur Tat und wuschen das Gemüse (Bild drei), richteten die Speisen und dann aßen wir in fröhlicher Runde ein rustikales Picknick.(Viertes Bild)

Der Abstieg fiel dann allen leichter und es gab wieder viel Spaß. Neben den Scherzen wurde aber auch angestrengt philosophiert. Besonders Alexandra hat im letzten Jahr die Philosophie für sich entdeckt und ist schon eine ernstzunehmende Gesprächspartnerin. Für mich ist es fantastisch zu hören, wie sie formuliert und wie ihr Deutsch in dieser komplizierten Materie beinahe von Woche zu Woche besser wird. Dieses Mal zeigte niemand sprachliche Ermüdungserscheinungen, was bei einem Zeitraum von 11.00 Uhr bis 20.00 Uhr schon erstaunlich ist. Andra konnte das schon früher, sie hat ja das beste DSD des Jahres abgeliefert. Aber meine Zehntklässlerinnen sind erst in zwei Jahren dran. Das lässt auf tolle Ergebnisse hoffen.

Natürlich habe ich wieder viel erfahren. Schade, dass der elterliche und gesellschaftliche Druck auf die "Kleinen" so groß ist, dass sie ihre Studienentscheidungen doch mehr oder weniger an den Wünschen der Eltern ausrichten. Nicht einmal Andra kann sich vorstellen, erst mal ein Jahr Pause zu machen (Freiwilligendienst z.B.), um dann in Ruhe die passende Universität und ein Studium nach ihrem Geschmack zu wählen. Was würden die Eltern sagen? Die Karriere muss am besten gleich kommen und bei so viel Talent erwartet man mindestens eine Bewerbung in Oxford. Na ja, Talent hat das Mädchen. Sie konnte nur wegen der terminlichen Überschneidungen nicht an ALLEN Olympiaden teilnehmen- von Mathe bis Linguistik. Sie debattiert auf Englisch und war gerade chairperson einer session des Europäischen Jugendparlaments in Flensburg. Wenn Jura nichts für sie ist, könnte sie sich auch ein Physik- Studium vorstellen. O je, wenn ich da an meine einseitige Begabung von einst denke... Aber wozu neidisch werden? Viel Glück im Leben und beim Studium. Vielleicht klappt es ja doch mit dem Stipendium für Hamburg... Dann waren wir am Auto, fuhren heim und verabredeten, solch einen Ausflug gelegentlich zu wiederholen. Mir soll es sehr lieb sein...






Freitag, 20. April 2018

Geburtstagsnachfeier in Stirbat

Kaum angekommen, packte ich erst einmal meine Geburtstagsgeschenke aus. (Bild oben) Alles sehr lieb. Unter anderem hatte Helmut mir eines seiner Bilder eingepackt. Nun habe ich einen weiteren Original- "Bistika"! ;-)

Am Dienstag musste ich die Wohnung in Schuss bringen und ein bisschen an den Unterricht der Woche denken. Abends traf ich Mircea auf ein Bierchen und wir vereinbarten meine Geburtstags- Nachfeier im Latino für den Sonnabend. So passierte es auch. Gutes Essen und schöne, weil freundschaftliche Atmosphäre- ein guter Geburtstagsabschluss. Abschluss? Das Wetter war sommerlich geworden und Mircea schlug vor, unser geplantes Grillen auf seinem "Landsitz" in Stirbat gleich am Sonntag zu zelebrieren. Einverstanden. Ich würde auch den 24jährigen Whisky mitbringen, den sie mir geschenkt haben. So was Edles muss man doch gemeinsam probieren!

Am Sonntag wartete ich auf dem Parkplatz vor meinem Haus auf den Kleinbus, den Mircea organisiert hatte. Gelegenheit, den Eingang der Wohnung "meiner Freundin" (Bild zwei) zu fotografieren, also jener deutschsprechenden Frau, die ganz am Anfang meines Hierseins gedolmetscht hatte, als eine ältere Dame meinen vorderen Stoßfänger demoliert und das Nummernschild abgefahren hatte. Jeden Tag begrüßen wir uns seither mit einem fröhlichen "Servus" und sie fragt: "Was machst du?" Manchmal gebe ich ihr die Schokoladengeschenke meiner Schülerinnen und so kommen wir gut miteinander aus. Ihr Mann ist sichtbar vom Alkohol gezeichnet und beide bessern ihre kleine Rente durch "stoppeln" auf. Sie holen also alles Verwertbare aus unseren Müllcontainern. Auch keine Sieger der Geschichte...

Dann kam der Bus und wir fuhren samt Schwiegermutter und Lennard, unserem Freiwilligen, auf das "Gut". (Drittes Bild- stehend: Lili) "Gut" passt schon, denn dort stehen hunderte Obstbäume, die von den Erben des Dreifamilienhauses gemeinschaftlich bewirtschaftet werden. Mircea war Grillmeister. (Bild unten). Ich hatte Thüringer mitgebracht und Lili sorgte für frischen Käse, Lauch und anderes Gemüse. Lecker. Apropos: Mircea sieht nur auf dem Foto so "böse" aus- sonst ist er ganz lieb. ;-) Wir halfen noch beim Gießen und gegen 16:00 Uhr ging es zurück. Jetzt war die Geburtstagsfeierei wirklich zu Ende!


Rappbodetalsperre

 
Schon im Sommer des letzten Jahres hatte unsere Hausärztin und Utas Turnerfreundin Claudia ihren 60. gefeiert und die Turner schenkten ihr ein "gemeinsames Wochenende mit Nervenkitzel". Nun war es so weit. Man hatte sich auf den Freitag, den 06. 04., geeinigt, und die Gruppe (Bild zwei) traf sich oberhalb der Rappbodetalsperre. Geplant waren ein "Seilflug" (Bild unten) über das Auslaufbecken der Talsperre (Bild oben) und gemeinsame Wanderungen im Harz. Ich erlebte nur den ersten Teil mit und bannte das Geschehen aufs Foto, weil ich dann zurück musste, um anderntags früh aufbrechen zu können. Das Panorama dort oben ist schon schön und der "Flug" wurde von den Aktiven euphorisch kommentiert. Ich hatte wenig Lust dazu, denn einerseits brauche ich kein Adrenalin und andererseits fürchte ich immer um meine Ohren. Einen Hörsturz habe ich hinter mir und der Tinnitus, der zunächst zurück blieb, ist nur dank Iwan weg. Doch wo ist Iwan? Lebt er noch? Ich weiß es nicht. Deutsche Ärzte können jedenfalls nicht helfen- das weiß ich...

Am Sonnabend früh fuhr ich dann wieder ab, erreichte Košice gegen 18.00 Uhr und traf Remmer um 19.00 Uhr im med malina. Schöner Abend. Anderntags aßen wir zusammen zu Mittag im Colonial und dann fuhr ich nach Medzev, wo ich einen schönen Abend mit Helmut, Jana und Jutta verlebte. Ein schöner Geburtstag, obwohl ich "auf der Durchreise" war...

Am Montag Abend kam ich ebenfalls ohne Probleme in Suceava an. Ein bisschen fürchtete ich um das Auto, weil es Kühlwasser verliert. Wahrscheinlich Kopfdichtung. Aber es hielt durch und wartet nun auf die Reparatur, weil ich so nicht nach Kiew fahren will...



Merseburg

Nach den nicht so freundlichen Ostertagen, wir hatten sie zu Hause verbracht und waren nur am Sonntag zu den Schwiegereltern nach Freiberg gefahren, kam die Sonne raus und wir beschlossen spontan einen Ausflug. Da auch Regen angesagt war, wollten wir nicht weit weg und kamen so auf das nahe gelegene Merseburg, an das sich niemand mehr richtig erinnerte, obwohl es nur eine halbe Stunde entfernt ist. (Na ja, ich war im Sommer mit dem Rad da...)

Das Burgensemble sieht von Ferne imposanter aus; ich weiß nicht, warum es aus der Nähe nicht ganz befriedigt. Vielleicht ist es die Verputzung, die nicht wirklich zum romanischen Stil passt? (Bild oben) Naumburg wirkt da ganz anders. Aber wie dem auch sei. Das Innere des Doms mit dem Kreuzgang ist schon beeindruckend und das Museum in den "Katakomben" (Bild zwei) sehenswert. Natürlich zog es die Germanisten zur Präsentation der Merseburger Zaubersprüche. Aber wir schauten uns auch den Film an, der sehr informativ ist. 

Draußen vor der Burganlage ist der schöne Park der Blickfang. (Bild unten) Alles andere hat uns nicht wirklich vom Hocker gehauen. Nur das kleine Restaurant auf dem Burgberg ist sehr empfehlenswert. Sonst hat die Moderne das Städtchen nicht wirklich geschont. Jenseits des historischen Areals gibt es nichts Sehenswertes mehr. Auf der Rückfahrt hielten wir an der Domholzschänke an, die für Uta nur ein Mythos war. Ich habe auch das erste Mal dort "Rast" gemacht, während ich sonst nur mit dem Rad daran vorbei fahre. Es war gut. Als wir aufbrachen, begann es zu regnen. Aber nun war das auch egal. Ein schöner Tag.


Heimfahrt zu Ostern

Das Auto hatte den Test ja bestanden und bis auf die Delle in der rechten vorderen Felge (Schlagloch!) kamen wir unbeschadet bis Leipzig. Unterwegs nutzte ich eine Pinkelpause, um das Ehrenmal zu fotografieren, das kurz nach der ungarischen Grenze am Weg nach Košice liegt. Gekämpft wurde also um alle Höhenzüge (nicht nur bei Dargov), die den Weg nach Budapest versperrten. In meiner Košicer Zeit hatte ich das Denkmal nie gesehen; ich war mit dem Fahrrad nie dorthin gekommen. Nach einer Übernachtung kam ich problemlos nach Leipzig, wo ich sogar noch ein Stündchen schlafen konnte, ehe wir nach Halle zur Dreigroschenoper aufbrachen. Seit langem mal wieder lebendiges Theater! Es war mein Geburtstagsgeschenk und ich habe es genossen, wiewohl über die Aufführung Einiges zu sagen wäre, das nicht durchweg aus Komplimenten bestünde. Sei's drum Es war dennoch ein Erlebnis. Wie lange war ich schon nicht mehr im Theater? Drei Jahre? Vielleicht sogar vier...