Das war dann also das Nachmittagsprogramm. Zunächst fand ich durch Zufall eine zwar auch sehr touristische, aber doch originelle Passage voller kleiner Kneipen. (Bild oben) Ich ging dann in Richtung Parlamentsgebäude. Dessen Scheußlichkeit ist in seiner Gigantomanie kaum zu überbieten. Wie man am drittletzten Bild sieht, folgt die "sozialistische" Neubebauung dem Pracht- Straßen- Prinzip und ist entlang von Sichtachsen ausgerichtet. Egal, wo man ist, immer sieht man irgendwo das Monstrum des Parlaments aufragen. Dabei nehmen sich die künstlichen Wasserflächen allerdings gut aus. (Zweites und drittletztes Bild) Sie mildern den miesen Eindruck etwas. Aber ich greife vor.
Zunächst umrundete ich das riesige Areal des Ceausescu- Baus und ärgerte mich über das Akademie- Gebäude, das Marriot- Hotel und all den anderen Mist, der nur das Bestreben zeigt, den Gigantismus fortzusetzen. Nicht zu reden von der größten Kirche des Landes, die jetzt neben dem Parlament auf dem genannten Areal errichtet wird. Sie strebt unproportioniert in die Höhe, will die Traufhöhe des Parlaments überragen und hat mit der Ehre Gottes vermutlich ziemlich wenig, mit dem Vorzeigen der neuen Macht der Orthodoxie allerdings sehr viel zu tun. Pfui Teufel...
Schrecklich groß und eher an ein Aufmarschgelände als an ein Ehren- Hain erinnernd auch der Carol- Park, an dessen Ende auf einer Anhöhe das Heldendenkmal mit ewiger Flamme steht. (Bild zwei) Hier kann man gut erkennen, wie wenig man dem Klotz entgehen kann (obere linke Ecke). Man sieht ihn wirklich von überall; von der Höhe herab sowieso.
Vorne also die Neubauten, die - hat man sich einmal dran gewöhnt - irgendwann doch etwas Hauptstädtisch- Großzügiges bekommen. Dahinter allerdings der sprichwörtliche "Hinterhof". Wahrscheinlich wollte man die Häuser irgendwann einmal abreißen und weiter "gigantisieren", hat es dann aber nicht geschafft. So ist ihnen das Elend der Bewohner auf die äußere Haut geschrieben. (Bild drei) In vielen Nebenstraßen, in denen vermutlich Zigeuner leben, sieht es aus wie in verfallenen Dörfern.
Auf der anderen Seite des Palasts traf ich dann wieder auf den Fluss, an dessen Ufern die alt-neue sozialistische mit der neuen kapitalistischen Moderne eine im Ganzen gelungene Symbiose eingeht. (Bild vier und Bild fünf) Ein Fluss kann wirklich viele Gegensätze vereinen und schafft immer eine eigene Atmosphäre. Es tat gut, dort entlang zu gehen, zumal sich - besonders um die National- Bibliothek herum - viele kleine Cafes und Restaurants dort angesiedelt haben. Das Publikum darin war allerdings ziemlich "hipp"; nicht so wie in Berlin, sondern eher der Typ "Berliner Hipster" plus dick aufgetragenem osteuropäischen Standesbewusstsein als Neureicher. Nichts für mich also. Schon die Art, wie das, was sich da als Frau präsentiert, Zigarette raucht und dabei die Armbänder voller Klunkerln klappern lässt, nahm mir jede Motivation, mich niederzulassen.
Immerhin stellte ich das Bemühen um Begrünung fest. Ein paar Bäume, Büsche und Rasenflächen entspannen den erschlagenden Eindruck des sterilen Betons doch merklich. Nur der dämliche Parlaments- Palast, der von allen Seiten gleich klotzig aufragt, ist davon nicht betroffen. Der bleibt einfach nur misslungen und hässlich. Na ja, sein "Erbauer" war Schuster und dazu wohl vom Dorf- entschuldigt das alles?
In den sich nun an das beschriebene Stadtbild anschließenden "Avenues" kann man wohl wohnen resp. schlafen, wirklich spazieren kann man da aber nicht und leben will ich da auch nicht. (Vorletztes Bild) Ich gab auf und kehrte um, indem ich mich querfeldein mitten durch die Reste der Altbebauung und die als "Stadtverdichtung" erkennbare Neuerrichtung von "Glashäusern" schlug. So manches Mal endete der Weg an einem Bauzaun. Dann gelangte ich aber doch wie geplant an den Universitätsplatz mit Philharmonie usw., enterte die Metro und kam gerade noch rechtzeitig und erschöpft im Hotel (Bild unten) an.
Ich hatte noch 15 Minuten Zeit zum Duschen und Umziehen, dann holte uns ein Kollege ab. Der Abend bei Liesegangs in der in einer gated area gelegenen Villa mit Swinning- Pool etc. verging schnell und nett. Das Essen schmeckte, der Rotwein auch; für Stimmung sorgten die jungen Leute, die lustig vor sich hin schnatterten. Um Mitternacht fiel ich ins Bett und registrierte noch die Anzeige auf der Fitness- Uhr: 28798 Schritte und damit neuer Rekord! ;-) Am Sonntag fuhr ich dann zurück und erreichte Suceava nach ebenfalls rekordverdächtigen 6,5 Stunden. Fazit? Beim Chef war's schön und angenehm. Aber nach Bukarest muss ich nicht wirklich ein zweites Mal.
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Mittwoch, 10. April 2019
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