Sinewir also. Eigentlich wollte ich nach Rumänien, entschied mich dann aber doch, abschließend noch einmal unbekannte Teile der Ukraine zu erkunden. Ich fuhr ins Blaue, wie man so sagt, denn die Auskünfte der Reisebüros waren weniger als hilfreich. Vielleicht hätten sie mir in allen Einzelheiten erläutern können, welche Sehenswürdigkeiten mich rund um die Pyramiden erwarten, aber im eigenen Land... Immerhin fanden sie einige Stellen, die stereotyp "Natur, Sauna, gepflegte Gastlichkeit und Wintersport" boten, aber was man dort im Sommer tun könnte, wussten die Büromitarbeiterinnen nicht. Halt, das stimmt nicht! Sie wussten nicht, wo man evtl. wandern könnte und fragten stattdessen erstaunt, warum ich, der ich doch angegeben hätte, mit dem Auto anzureisen, dann auf einmal zu Fuß gehen wollte. Andere Angebote hatten sie sehr wohl. Also, man kann dort Panzer fahren oder Paintball "spielen", also lernen, wie man andere abknallt....
Nicht mein Ding und so fuhr ich halt aufs Geratewohl. Das führte mich zunächst über Pisten, die in Afrika besser gepflegt erscheinen, Ergebnis: der vordere Reifen war von spitzen Steinen durchstochen worden und ich hatte einen Tag zu tun, den "Platten" zu reparieren. Aber immerhin kam ich doch an in einem lauschigen Tal und fand zu guter Letzt dort ein freies Bett. Einfach war das nicht, obwohl viele neue "Kolybas" (Holzhäuser mit Grill usw.) am Straßenrand Gästezimmer anboten. Sie waren einfach alle belegt oder zeigten kein Interesse an einem Gast, der nur für eine Nacht bleiben und anderntags auch nicht mit der Pferdekutsche fahren wollte. Brrrr....
Mitten im Nationalpark Sinewir, kurz vor dem touristischen Höhepunkt der Gegend (einem Bergsee), fand ich dann mein erstes Zimmer für 30 § die Nacht. Frühstück und Abendessen außer Haus, aber dafür urgemütlich in einer der neuen Kolybas. Das Wetter war zunächst durchwachsen, so dass ich aufs Auto- Wandern ausweichen musste. Nun kenne ich also sämtliche Täler, die das Gebirge queren...
Dann fand ich ein angenehmes Quartier hoch über einem Bergfluss, der abends so penetrant- betörend rauschte, dass ich nichts anderes hörte und herrlich schlief. Von dort gelangen Wanderungen sowohl durch abgelegene Täler mit Dörfern ohne Strom, Wasser und Gas als auch Gipfelbesteigungen - na ja, 1000er werden es gewesen sein. Längstens war ich vielleicht 50 km am Tag untergwegs; etwas kürzer war der Weg auf den Gipfel - vielleicht 20 km - aber dafür tat danach der Ar... ganz schön weh! Lustig dann die abendlichen Gespräche mit den Kellnerinnen, die den ausländischen Gast neugierig befragten, was er so getrieben hätte. Sie waren höchlichst erstaunt, zu erfahren, dass es da unweit ihrer Siedlung Wege gäbe, die auf den Gipfel über ihren Köpfen führen. Und noch mehr wunderte es sie, dass es Idioten gibt, die wirklich aus Deutschland in die Ukraine kommen, um da oben rauf zu latschen! Dabei habe ich schon lange so etwas Schönes nicht mehr mitgemacht. Vergleichbar waren bisher nur die einsamen Wanderungen im Krim- Gebirge. "Einsamkeit" ist eben das Stichwort. Also, wer Zeit und Rige zur Besinnung braucht, wer mal einen Tag lang keinem Menschen begegnen will und wer es ab kann, nicht alle 5 km ein Gasthaus zu treffen, der sollte in die Ukraine fahren. Auf in den Nationalpark Sinewir! Allerdings muss man sich dann auf sein Glück verlassen. Selbst langjährige Ski- Urlauber orientieren sich dort nur anhand handgezeichneter Karten von Verwandten und Freunden, von denen eben, die ihnen den Tipp gaben, gerade dorthin zu fahren. Wanderkarten gibt es kaum, solche in kleinem Maßstab und verlässliche noch dazu eher gar nicht. Jedenfalls fand ich keine. Kleiner Tipp am Rande: Man gehe unbedingt die Wege, an deren Anfang ein Schild "Betreten verboten" steht. Sie sind die schönsten...
P.S.1: Allerdings kann es dann passieren, dass man keinen "Rundweg" findet, sondern irgendwo im tiefen Wald seinen Weg dort veriert, wo er einfach in den Bach übergeht, dem er bis daton brav folgte. Dann heißt es haöt umkehren und denselben Pfad zurück gehen. Und doch: Wo kann man "bei uns" 50 km wandern, ohne eine Menschenseele zu treffen? Es bleibt dabei: Wer so etwas erleben will, der sollte in die Ukraine fahren! Insgesamt übrigens war das gastronomische Niveau nicht einmal schlecht. Wer Schaschlyk mag kommt sowieso auf seine Kosten. Kosten? Ja, am Ende hatte ich für 25 Euro die Nacht ein angenehm rustikales Zimmer mit warmem Wasser- immerhin nicht einmal für Kiews Nobelhotels selbstverständlich....
P.S.2: Möchte nicht wissen, wie diese Täler heute - nach den verheerenden Überschwemmungen - aussehen. An vielen Stellen war die Gewalt von Wassermassen, die ich nicht zusehen bekam, erahnbar. Jedenfalls lagen viele Baumstämme geschlagen und zum Abtransport jenseits dieser Flußquerung bereit - die dafür vorgesehenen provisorischen Brücken hatte es aber allesamt weggespült. Offensichtlich gab man dann das Ansinnen auf, dort weiter Holz zu schlagen. So wird ein Nationalpark dann wirklich zur Sensation! Etwas unterhalb - in der Nähe von Chust - finden sich die ausgedehntesten und ältesten Buchenurwälder Europas. Was ein Urwald ist, kann man auch im Sinewir erleben: Jenseits der zufällig gefundenen Wege gibt es keine Einstiege in das Waldgebiet, das so wesentlich sich selbst überlassen bleibt...
Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
Mittwoch, 30. Juli 2008
Wypusk- Abiball
Also letzter Schultag. Der besteht in der Ukraine aus zwei Teilen: einmal dem sogenannten "letzten Klingeln" Ende Mai (auf dem Schulhof) und dann dem eigentlichen Schuljahresende um den 20. Juni herum (in der Aula). Zum letzten Klingeln sind alle Schüler anwesend, neben den Abiturienten werden ja auch die Absolventen der 9. Klassen verabschiedet, die nun an die Berufs- oder Fachschulen wechseln. Aber eigentlich ist es der Tag der Absolventinnen und Absolenten der 11. Klassen. Sie erscheinen in den alten Schuluniformen der Sowjetzeit, die - aller früheren Bedeutung enthoben - nur noch ein lustiges Symbol für Schulzeit schlechthin sind. Jedenfalls tragen die Mädchen Kleid und Schürze in Blau oder Braun- die Jungs tragen Anzüge. Höhepunkt der Veranstaltung, die mit der Nationalhymne beginnt und endet, ist das "letzte Klingeln". Jeder der angetretenen Absolventen fasst noch einmal die Klingel, die er 11 Jahre vorher beim "ersten Klingeln" schon vernommen hatte, und schüttelt sie kräftig. (Auf dem Bild Roman Daskievich, mein bester Diplomand, einer der besten Schüler des Jahrgangs). Danach versammelt man sich zum Fototermin mit der Klassenlehrerein oder dem Direktor und geht dann gemeinsam noch einmal in die Klasse. Immer wieder erstaunlich, wie "durchlässig" die Klassengrenzen trotz des vielgeschmähten Kollektivismus sind. Anwesend sind an diesem Tag bis zum Schluss die Freunde, oft Schülerinnen und Schüler der 10. und 11. Klasse. Wenn ich hingegen an meine Schulzei zurück denke, dann erinnere ich kaum Schüler der unteren Klassen. Wir waren doch sehr auf die früheren, die oberen fixiert. Wenn schon, dann kannte man die Mädchen. Hier aber sieht man die "großen" Mädchen der 11. Klasse ihre Kameraden der 10. küssen und umarmen, Fotos mit ihren Freundinnen der 9. Klasse machen usw. Sie alle waren Teilnehmerinnen an diversen Olympiaden, Schüleraustauschen usw. Da kennt und schätzt man sich halt. Die Wärme, die solche Verhältnisse ausstrahlen, werden viele bald vermissen. Andere werden es als Befreiung aufnehmen. Ein eigenes Kapitel...
Oft feiert man jedenfalls den Tag anschließend im Klassen- Kollektiv beim Schaschlyk im Freien. Ich fand die Veanstaltung im Ganzen gelungen, hatte Probleme nur mit den Ritualen, die die Hymne begleiten. Während einige Schüler nach amerikanischer Sitte ihre Hymne mit der Hand auf dem Herzen singen, so ihre Trotz- alledem- Verbundeheit mit ihrem Land demonstrierend (siehe Viktor aus der 10. auf dem Bild), recken andere die Hand um "deutschen Gruß"! Was immer sie damit im Einzelnen ausdrücken wollen, Fakt ist, dass die allgemeine Geschichtsverwirrung in der Westukraine mit der Hitler- Zeit oft ein Heldenzeitalter ihres (positiv begriffenen) Ultra- Nationalismus assoziiert, weshalb der Nazi- Gruß sich ambivanlent positv auf die Freiheit und das Ukrainertum als solches bezieht. Da passt ins Bild, wenn man in Lemberg eine Gedenkstätte schafft, die den "Helden" des antisowjetischen Befreiungskampfes gewidmet ist, der in Form der SS- Division "Galizien" nicht zuletzt zu unentschuldbaren Verbrechen gegen die Menschlichkeit führte. Mir gefror jedenfalls das Blut in den Adern und ich erinnerte mich daran, wie oft ich hier durchaus wohlgesinnten Schülern verbieten musste, mich mit "Heil Hitler" zu brgüßen. Sie meinten es als Kompliment- und es waren nicht die dümmsten...
Oft feiert man jedenfalls den Tag anschließend im Klassen- Kollektiv beim Schaschlyk im Freien. Ich fand die Veanstaltung im Ganzen gelungen, hatte Probleme nur mit den Ritualen, die die Hymne begleiten. Während einige Schüler nach amerikanischer Sitte ihre Hymne mit der Hand auf dem Herzen singen, so ihre Trotz- alledem- Verbundeheit mit ihrem Land demonstrierend (siehe Viktor aus der 10. auf dem Bild), recken andere die Hand um "deutschen Gruß"! Was immer sie damit im Einzelnen ausdrücken wollen, Fakt ist, dass die allgemeine Geschichtsverwirrung in der Westukraine mit der Hitler- Zeit oft ein Heldenzeitalter ihres (positiv begriffenen) Ultra- Nationalismus assoziiert, weshalb der Nazi- Gruß sich ambivanlent positv auf die Freiheit und das Ukrainertum als solches bezieht. Da passt ins Bild, wenn man in Lemberg eine Gedenkstätte schafft, die den "Helden" des antisowjetischen Befreiungskampfes gewidmet ist, der in Form der SS- Division "Galizien" nicht zuletzt zu unentschuldbaren Verbrechen gegen die Menschlichkeit führte. Mir gefror jedenfalls das Blut in den Adern und ich erinnerte mich daran, wie oft ich hier durchaus wohlgesinnten Schülern verbieten musste, mich mit "Heil Hitler" zu brgüßen. Sie meinten es als Kompliment- und es waren nicht die dümmsten...
Etwa 20 Tage später, nach den Prüfungen, dann der letzte Schultag mit dem Abiball. In der Aula eine festliche Veranstaltung mit Zeugnisübergabe und einer Multimedia- Präsentation der letzten 11 Jahre. Das war schon lustig und auch erhebend, zu sehen, wie die "Kleinen" vor 11 Jahren bei ihrem "ersten Klingeln" gefilmt wurden. Dann erfolgt der feierliche Auszug aus der Schule. Vorher werden die festlich gekleideten Schülerinnen und Schüler mit ihren 16 oder 17 Jahren ins Erwachsenenleben aufgenommen- der Direktor und Elternvertreter durchschneiden das Band, das sie an die Kindheit gefesselt hielt. Sie ziehen dann hinaus aus der Schule in die "Freiheit" ihrer Party, des Abiballs, den die Eltern ausrichten.
Wie jedes Jahr fuhren wir mit extra gemieteten (nagelneuen) Trolleybussen in ein Restaurant, das auf solche Großveranstaltungen spezialisiert ist. Ein "Tamada" (neudeutsch: Animateur) sorgte für die ersten Stimmungshöhepunkte. Er rief die Lehrer auf, eine Rede zu halten und dann auf das Wohl ihrer Absolventen zu trinken. Auf Ex- versteht sich. Der gelungene Trunk wurde jeweils mit Jubel aufgenommen. Hm... Lustig immerhin, dass auch die Grundschul- Klassenleiterinnen geladen waren. Ich bin nicht eben sicher, ob es allen Schülerinnen und Schülern gefiel, namentlich aufgerufen zu werden und ihre erste Zeichung (meist ein Schulgebäude mit ukrainischer Fahne) von ihrer Grundschullehrein kommentiert in Empfang zu nehmen, aber sie hielten es aus. Dann wurde die festliche Tafel eröffnet und später folgten die Tänze bis nach Mitternacht. Traditionell dauert so ein Abiball bis etwa 04.00 Uhr, d.h. man begrüßt gemeinsam die Sonne des neuen Tages. So lange blieb ich diesmal nicht. Es war ja auch mein letzter Schultag, aber da ich mit der Zeit danach erst einmal nichts besonders Positives verband, erfasste mich doch ein bisschen der Katzenjammer und ich verließ die Party vorzeitig, d.h. ohne einen Tanz mit meinen Lieblingsschülerinnen (die allerdings auch so fröhich sein konnten!). Schade eigentlich. Es war ein netter jahrgang mit vielen vielen jungen Menschen, die zu großen Hoffnungen berechtigen. Welcher Lehrer kann das in Deutschland so einfach aussprechen? Schade drum...
DSD in Chernivci 2008
Das erste Mal also. Von 18 gemeldeten Kandidatinnen haben 12 bestanden - und nicht mal schlecht. Gratulation! Die anderen erhielten Zertifikate für Teilleistungen, in denen sie die Norm übersprungen haben. Leseverstehen alle, dazu dieser und jener hier und da noch einen der vier Bereiche (Hörverstehen, Leseverstehen, Textproduktion, Mündliche Kommunikation). Zur Diplomübergabe war eigentlich die Deutsche Botschaft Kiew angesagt, aber es konnte dann niemand. So kam der Fachberater/ Koordinator unseres Programms (Deutsches Sprachdiplom der KMK der BR Deutschland Stufe c1 - welch Name!) Herr Christian Ax allein. Verloren kam er sich nicht vor, denn die Schule hatte einen "großen Bahnhof" organisiert und ehrte unsere Diplomanden gemeinsam mit anderen Schülern, die in diesem Schuljahr auf Olympiaden, bei Wettbewerben und Ausscheiden aller Art Hervorragendes geleistete hatten. Es wurde eine Mammut- Veranstaltung, wie sie nur noch osteuropäische Schüler mit stoischer Gleichmut ertragen. Über 3 Stunden lang wurden die zu Ehrenden nach vorne gerufen und erhielten ihre Auszeichnungen. Unterbrochen wurde das Ganze durch ein Programm, das vom Schulchor (selbst ausgezeichnet) und anderen Laureaten gestaltet wurde, die in der Stadt oder im Bezirk, einige sogar im Land, Wettbewerbe im Schlagersingen, Rezitieren usw. gewonnen hatten. Ich wusste vorher gar nicht, was alles so läuft an einer ukrainischen Schule! Und es war sogar nicht einmal "miefig", denn seit einiger Zeit spielt auch die Schüler- Band der 9. Klasse Hardrock einer mir schwer verständlichen Stilrichtung- aber egal: den Schülern gefällt's. Und ich kann mich immerhin mit dem Schlagzeug anfreunden, das Wanja (9a) schon recht professionell bedient. Kolja (9a) ist an seiner Gitarre hin und weg - so viel Begeisterung für die deutsche Sprache und er könnte Goethe Konkurrenz machen! Schade, dass sie ihre Mitschülerin Lena nicht in die Band holen, denn die singt wirklich fantastisch und würde noch besser sein, wenn sie etwas "Härteres" zum Besten geben könnte. Egal. Ich freute mich, alle meine "Kleinen" (Nadia, Diana Kosoris und Popova, Lesja Blashevska und Roman Dashkievic, Viktor Besaraba, Olha Maslyantschuk und Aljona Semotjuk, Anja Rusnak und Julia Pshenitschka und viele viele andere) da vorne zu sehen. Sie werden ihren Weg machen, daran will ich glauben. Ob ich ihnen habe helfen können? Jedenfalls haben sie es mir bestätigen wollen und verliehen mir das "Ukrainische Schülerdiplom der II. Klasse" - in allen Teilbereichen Höchstnoten! Danke für das Kompliment! Herr Ax nahm*s gelassen, mal nicht so sehr im Mittelpunkt zu stehen. Aber die Erfolge seiner Kolleginnen und Kollegen sind ja auch seine Erfolge und ich denke, er freute sich mit den Absolventinnen, die nun hoffentlich etwas aus bzw. mit ihrem Diplom machen können. Drücken wir ihnen die Daumen, Ich wünsche alles Gute!
Dienstag, 29. Juli 2008
Rumänien- Moldauklöster- Kimpolung
Wenn man schon bei Rumänen in der Ukraine zu Gast war, muss man auch nach Rumänien. Gleich am nächsten Tag war es so weit! Mein Schwiegervater passierte die Grenze seit 1988 zum ersten Mal nach der Wende, Schwiegermutter war noch nie im Land, weshalb es viel von früher zu erzählen und zu erklären gab. Viel Kopfschütteln über das "Damals", aber eben auch viel Staunen über die sichtbaren Veränderungen heute!
Suceava angenehm wie immer. Dann aber wollte ich unbedingt nach Kimpolung, einer der einstigen Perlen der Bukowina. "Einstige Perlen"- damit ist eigentlich alles gesagt. Der Weg von Suceava nach Kimpolung wurde durch die vielen Reparatur- Arbeiten an den Straßen zu einer einzigen Tortur. Aber das zahlt sich sicher eines Tages aus; auf dem Weg von Kimpolung nach Radautz kamen wir auch schon in den Genuss einer der einwandfrei ausgebauten Straßen. Aber zurück nach Kimpolung: An enigen Ecken um den alten Friedhof herum finden sich noch ein paar Straßenzüge, die einen Eindruck davon vermitteln, wie es früher war. Der Rest ist nur als ein missglückter Versuch zu werten, sozialistische "Dominanten" in der üblichen tristen (hier kamen sie mir besonders grau vor) Bauart einer gewachsenen Ortslage zu implementieren. Die medizinische Wortwahl fasst es relativ korrekt: Der Patient krankt seither an seinem hässlichen Zentrum, das hier abzubilden ich mir erspare!
Aber das ist nicht alles, was sich von diesem Ausflug berichten lässt. Von Kimpolung nach Radautz fährt man eine serpentinenreiche Straße durch herrliche Landschaften, die für alles entschädigen. Am Wegrand hübsche Dörfer mit so manch einem originell gestalteten, also herausragenden Bauern- Hof (siehe Bild oben). Aus einer ganzen Reihe erwähnenswerter Klöster und Kirchen am Wegrand ragt sicher Suceavka (?) heraus. Eine gut restaurierte und vollständig erhaltene, auch heute als Kloster genutzte Wehrklosteranlage. Mir hatte es der dicke, allein stehende Turm angetan, dessen Plattform man zwar nur über eine lebensgefährlich steile und ausgeretene Treppe erreichen konnte, dessen Panorama- Sicht aber ebenso empfehlenswert ist wie das Erlebnis der düsteren Atmosphäre im Inneren der in Kammern (Vorräume zum Altarraum) geteilten, komplett in nachgedunkelten Farben ausgemalten Kirche. Welche Pracht von den Bildern ausgeht, die so drastisch wie man es bei uns vielleicht nur von Hieronymus Bosch kennt von apokalyptischen Themen und Szenen nur so wimmelt! Welch tiefe Gottesfurcht mögen die Bilder einst einer empfindsamen, aber notwendigerweise ungebildeten Bauernseele eingepflanzt haben? Gottesfurcht- wenn je ein gemaltes Programm derselben mir ihr Wesen augenscheinlich gemacht hat, dann waren und sind es die Blderfolgen der Moldau- Klöster! Fast schon ist man selbst als Atheist froh, das Innere der Kirche verlassend, an ihrer Außenfassade die zum Himmel strebenden Engels- Scharen zu sehen, die einen Heiligen da hinauf und also vom dreiköpfigen Drachen und seinem Reiter hinweg befördern...
Übrigens: Zwei Restaurant- Besuche bestärkten mich (und meine Schwiegerleute) wiederholt in der Meinung, dass sich der Besuch gelohnt hat. Die Bedienung war freundlich und um uns bemüht. Ziemlich erholsam also, wenn man aus der Ukraine kommt! Gut auch, dass es die Sonderabteilungen nicht mehr gibt, die bessere Restaurants früher für evtl. vorbei kommende Mitglieder der Führungsclique oder ihrer Gäste frei zu halten hatten. Meinem Schwiegervater war jedenfalls wohler zumute als früher, da er einer solchen vom Volk isolierenden Vorzugs- Behandlung teilhaftig werden musste...
Fast schon hatte ich überlegt, ob ich nicht um eine Arbeitsstelle in diesem Land einkommen sollte. Nun, wer weiß, was es zu berichten gäbe, wenn man länger dort ist und die Alltagsnöte kennen lernt, die es sicher auch hier nicht zu knapp gibt. Reichtum ließ sich jedenfalls über weite Strecken hin nicht ausmachen und die Zahl der Pferdewagen bestätigt das auch rein äußerlich im Straßenbild. Trotzdem: Kein Vergleich mehr mit der Tristesse und der Angst (Autotüren zu und durch!) früherer Jahre. Kein Vergleich auch zu den außerhalb der Hauptstadt fast unbefahrenen Straßen Moldawiens. Autos gibt es mittlerweile genug. Und Tankstellen! Und, wie mein Schwiegervater sarkastisch feststellte: Vor den Tankstellen gibt es gar keine mit Ketten an den Bäumen festgebundenen Dacias mehr, die auf die nächste Benzinzuteilung (ein Tag gerade Nummern, anderntags ungerade!) warten...
Suceava angenehm wie immer. Dann aber wollte ich unbedingt nach Kimpolung, einer der einstigen Perlen der Bukowina. "Einstige Perlen"- damit ist eigentlich alles gesagt. Der Weg von Suceava nach Kimpolung wurde durch die vielen Reparatur- Arbeiten an den Straßen zu einer einzigen Tortur. Aber das zahlt sich sicher eines Tages aus; auf dem Weg von Kimpolung nach Radautz kamen wir auch schon in den Genuss einer der einwandfrei ausgebauten Straßen. Aber zurück nach Kimpolung: An enigen Ecken um den alten Friedhof herum finden sich noch ein paar Straßenzüge, die einen Eindruck davon vermitteln, wie es früher war. Der Rest ist nur als ein missglückter Versuch zu werten, sozialistische "Dominanten" in der üblichen tristen (hier kamen sie mir besonders grau vor) Bauart einer gewachsenen Ortslage zu implementieren. Die medizinische Wortwahl fasst es relativ korrekt: Der Patient krankt seither an seinem hässlichen Zentrum, das hier abzubilden ich mir erspare!
Aber das ist nicht alles, was sich von diesem Ausflug berichten lässt. Von Kimpolung nach Radautz fährt man eine serpentinenreiche Straße durch herrliche Landschaften, die für alles entschädigen. Am Wegrand hübsche Dörfer mit so manch einem originell gestalteten, also herausragenden Bauern- Hof (siehe Bild oben). Aus einer ganzen Reihe erwähnenswerter Klöster und Kirchen am Wegrand ragt sicher Suceavka (?) heraus. Eine gut restaurierte und vollständig erhaltene, auch heute als Kloster genutzte Wehrklosteranlage. Mir hatte es der dicke, allein stehende Turm angetan, dessen Plattform man zwar nur über eine lebensgefährlich steile und ausgeretene Treppe erreichen konnte, dessen Panorama- Sicht aber ebenso empfehlenswert ist wie das Erlebnis der düsteren Atmosphäre im Inneren der in Kammern (Vorräume zum Altarraum) geteilten, komplett in nachgedunkelten Farben ausgemalten Kirche. Welche Pracht von den Bildern ausgeht, die so drastisch wie man es bei uns vielleicht nur von Hieronymus Bosch kennt von apokalyptischen Themen und Szenen nur so wimmelt! Welch tiefe Gottesfurcht mögen die Bilder einst einer empfindsamen, aber notwendigerweise ungebildeten Bauernseele eingepflanzt haben? Gottesfurcht- wenn je ein gemaltes Programm derselben mir ihr Wesen augenscheinlich gemacht hat, dann waren und sind es die Blderfolgen der Moldau- Klöster! Fast schon ist man selbst als Atheist froh, das Innere der Kirche verlassend, an ihrer Außenfassade die zum Himmel strebenden Engels- Scharen zu sehen, die einen Heiligen da hinauf und also vom dreiköpfigen Drachen und seinem Reiter hinweg befördern...
Übrigens: Zwei Restaurant- Besuche bestärkten mich (und meine Schwiegerleute) wiederholt in der Meinung, dass sich der Besuch gelohnt hat. Die Bedienung war freundlich und um uns bemüht. Ziemlich erholsam also, wenn man aus der Ukraine kommt! Gut auch, dass es die Sonderabteilungen nicht mehr gibt, die bessere Restaurants früher für evtl. vorbei kommende Mitglieder der Führungsclique oder ihrer Gäste frei zu halten hatten. Meinem Schwiegervater war jedenfalls wohler zumute als früher, da er einer solchen vom Volk isolierenden Vorzugs- Behandlung teilhaftig werden musste...
Fast schon hatte ich überlegt, ob ich nicht um eine Arbeitsstelle in diesem Land einkommen sollte. Nun, wer weiß, was es zu berichten gäbe, wenn man länger dort ist und die Alltagsnöte kennen lernt, die es sicher auch hier nicht zu knapp gibt. Reichtum ließ sich jedenfalls über weite Strecken hin nicht ausmachen und die Zahl der Pferdewagen bestätigt das auch rein äußerlich im Straßenbild. Trotzdem: Kein Vergleich mehr mit der Tristesse und der Angst (Autotüren zu und durch!) früherer Jahre. Kein Vergleich auch zu den außerhalb der Hauptstadt fast unbefahrenen Straßen Moldawiens. Autos gibt es mittlerweile genug. Und Tankstellen! Und, wie mein Schwiegervater sarkastisch feststellte: Vor den Tankstellen gibt es gar keine mit Ketten an den Bäumen festgebundenen Dacias mehr, die auf die nächste Benzinzuteilung (ein Tag gerade Nummern, anderntags ungerade!) warten...
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