Also letzter Schultag. Der besteht in der Ukraine aus zwei Teilen: einmal dem sogenannten "letzten Klingeln" Ende Mai (auf dem Schulhof) und dann dem eigentlichen Schuljahresende um den 20. Juni her
um (in der Aula). Zum letzten Klingeln sind alle Schüler anwesend, neben den Abiturienten werden ja auch die Absolventen der 9. Klassen verabschiedet, die nun an die Berufs- oder Fachschulen wechseln. Aber eigentlich ist es der Tag der Absolventinnen und Absolenten der 11. Klassen. Sie erscheinen in den alten Schuluniformen der Sowjetzeit, die - aller früheren Bedeutung enthoben - nur noch ein lustiges Symbol für Schulzeit schlechthin sind. Jedenfalls tragen die Mädchen Kleid und Schürze in Blau oder Braun- die Jungs tragen Anzüge. Höhepunkt der Veranstaltung, die mit der Nationalhymne beginnt und endet, ist das "letzte Klingeln". Jeder der angetretenen Absolventen fasst noch einmal die K
lingel, die er 11 Jahre vorher beim "ersten Klingeln" schon vernommen hatte, und schüttelt sie kräftig. (Auf dem Bild Roman Daskievich, mein bester Diplomand, einer der besten Schüler des Jahrgangs). Danach versammelt man sich zum Fototermin mit der Klassenlehrerein oder dem Direktor und geht dann gemeinsam noch einmal in die Klasse. Immer wieder erstaunlich, wie "durchlässig" die Klassengrenzen trotz des vielgeschmähten Kollektivismus sind. Anwesend sind an diesem Tag bis zum Schluss die Freunde, oft Schülerinnen und Schüler der 10. und 11. Klasse. Wenn ich hingegen an meine Schulzei zurück denke, dann erinnere ich kaum Schüler der unteren Klassen. Wir waren doch sehr auf die früheren, die oberen fixiert. Wenn schon, dann kannte man die Mädchen. Hier aber sieht man die "großen" Mädchen der 11. Klasse ihre Kameraden der 10. küssen und umarmen, Fotos mit ihren Freundinnen der 9. Klasse machen usw. Sie alle waren Teilnehmerinnen an diversen Olympiaden, Schüleraustauschen usw. Da kennt und schätzt man sich halt. Die Wärme, die solche Verhältnisse ausstrahlen, werden viele bald vermissen. Andere werden es als Befreiung aufnehmen. Ein eigenes Kapitel...
Oft feiert man jedenfalls den Tag anschließend im Klassen- Kollektiv beim Schaschlyk im Freien. Ich fand die Veanst
altung im Ganzen gelungen, hatte Probleme nur mit den Ritualen, die die Hymne begleiten. Während einige Schüler nach amerikanischer Sitte ihre Hymne mit der Hand auf dem Herzen singen, so ihre Trotz- alledem- Verbundeheit mit ihrem Land demonstrierend (siehe Viktor aus der 10. auf dem Bild), recken andere die Hand um "deutschen Gruß"! Was immer sie damit im Einzelnen ausdrücken wollen, Fakt ist, dass die allgemeine Geschichtsverwirrung in der Westukraine mit der Hitler- Zeit oft ein Heldenzeitalter ihres (positiv begriffenen) Ultra- Nationalismus assoziiert, weshalb der Nazi- Gruß sich ambivanlent positv auf die Freiheit und das Ukrainertum als solches bezieht. Da passt ins Bild, wenn man in Lemb
erg eine Gedenkstätte schafft, die den "Helden" des antisowjetischen Befreiungskampfes gewidmet ist, der in Form der SS- Division "Galizien" nicht zuletzt zu unentschuldbaren Verbrechen gegen die Menschlichkeit führte. Mir gefror jedenfalls das Blut in den Adern und ich erinnerte mich daran, wie oft ich hier durchaus wohlgesinnten Schülern verbieten musste, mich mit "Heil Hitler" zu brgüßen. Sie meinten es als Kompliment- und es waren nicht die dümmsten...
Oft feiert man jedenfalls den Tag anschließend im Klassen- Kollektiv beim Schaschlyk im Freien. Ich fand die Veanst
Etwa 20 Tage später, nach den Prüfungen, dann der letzte Schultag mit dem Abiball. In der Aula eine festliche Veranstaltung mit Zeugnisübergabe und einer Multimedia- Präsentation der letzten 11 Jahre. Das w
Wie jedes Jahr fuhren wir mit extra gemieteten (nagelneuen) Trolleybussen in ein Restaurant, das auf solche Großveranstaltungen spezialisiert ist. Ein "Tamada" (neudeutsch: Animateur) sorgte für die ersten Stimmungshöhepunkte. Er rief die Lehrer auf, eine Rede zu halten und dann auf das Wohl ihrer Absolventen zu trinken. Auf Ex- versteht sich. Der gelungene Trunk wurde jeweils mit Jubel aufgenommen. Hm... Lustig immerhin, dass auch die Grundschul- Klassenleiterinnen geladen waren. Ich bin nicht eben sicher, ob es allen Schülerinnen und Schülern gefiel, namentlich aufgerufen zu werden und ihre erste Zeichung (meist ein Schulgebäude mit ukrainischer Fahne)
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen