Auf der Rückreise von Lviv (Lemberg, als Leonberg nach dem Sohn des Danilo von Halicz/ Galizien benannt und von Lew- Löwe - abgeleitet) nach Ivano- Frankivsk gönnte ich mir einen Abstecher zum Museum, das am Ort des historischen Fürstensitzes errichtet wurde und das ich vorher nie besucht hatte. Erstaunlich, dass die Anlage, die immerhin deutliche Spuren eines einst mächtigen Walls zeigt (oder wurde der nachträglich wieder aufgeschüttet?) und Fundamentreste einer Klosteranlage birgt, erst Mitte der 30er Jahre ausgegraben wurde.
Ob das nett anzusehende Museumsgebäude Fundstücke oder nur eine Ausstellung präsentiert, konnte ich nicht erkunden, da es geschlossen war. Die romanische Kirche im Zentrum des durch eine rekonstruierte Wehrmauer umgrenzten Areals ist jedenfalls eine Rekonstruktion mit Bauteilen, die eher nicht dem originalen Zustand zugehörig scheinen. Allerdings zeigt sie im Innern einen Zierstein, der (wenn ich mich recht erinnere) einen Drachen darstellt, und der durchaus vom Original stammen könnte. Aber das müsste man mal genauer unter die Lupe nehmen. Beeindruckend immerhin die schlichte Raumgestaltung, die aufgrund der Kuppelhöhe den Innenraum weit mächtiger wirken lässt, als er von außen erscheint.
Etwas abseits erhebt sich außerhalb der Wallanlage ein begehbarer (aber ebenfalls verschlossener) Grabhügel. Was man von der Straße aus nicht so sieht, ist, dass das Ganze auf einem nach drei Seiten hin steil abfallenden und durch einen Fluss geschützten Hügel steht und also gut zu verteidigen war. Heute bietet sich vom Grabhügel aus ein schöner Rundblick in eine liebliche Landschaft rings um den kleinen Fluss herum, der sich tief in die Hügelketten eingeschnitten hat. Man müsste mal sehen, ob man da wandern kann...
Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
Montag, 14. Juni 2010
Polizeikontrollen
Als Präsident Juschtschenko noch die Hoffnung seines Landes war, gab es immerhin deutliche Signale hin zu einer Liberalisierung beispielsweise im Bereich der Medien. Eine seiner für mich sympathischsten Maßnahmen war aber die deutliche Reduzierung der aus Sowjetzeiten übrig gebliebenen und von ehemals totaler Kontrolle zeugenden DAI (Milizkontrollposten, meist feste Bauten an allen wichtigen Straßenkreuzungen). Als ich 2006 nach Chernivci (Czernowitz) kam, dachte ich für ein paar Monate, die West- Ukraine hätte gar keine Polizei. Zwar änderte sich dieser Zustand langsam und die Kontrollen nahmen wieder zu, aber gegenüber dem, was jetzt gerade passiert, war das alles nur Kinderspiel! Zwar sind noch keine neuen Posten errichtet worden, aber dafür stehen die Uniformierten wieder an fast jeder Kreuzung. Provisorische "Stopp"- Schilder markieren nun die Punkte, wo die modernen Wegelagerer vielleicht auch mal zu Recht, öfters aber zu Unrecht (und immer unhöflich und autoritär) ihren Wege- Zoll einfordern. Kolleginnen meinten, auf diese Weise sei z.B. unterbunden worden, dass Demonstranten aus dem Westen massenhaft in Kiew an den Demonstration gegen das Gesetz über die russische Schwarzmeerflotte in Sewastopol hätten teilnehmen können. Busfahrer wurden einfach mit dem Entzug ihrer Lizenzen bedroht! Wie dem auch sei, das Klima ist sichtbar rauer geworden und das, was hier nicht zu Unrecht einfach "die Macht" heißt, zeigt ganz ohne Maske ihr (notfalls zur offenen Gewalt neigendes?) Gesicht. Stört das jemanden? Ich habe noch keine Klagen gehört. Man ist es gewohnt. Und außerdem herrscht wohl ein Bewusstsein vor, das eine meiner Schülerinnen mit Blick auf ein mögliches Strafmündigkeitsalter von 12 (!) Jahren so umschrieb: "Dank der Senkung des Strafmündigkeitsalter werden die Bürger näher an einer sicheren Gesellschaft sein, da die Versuche, eine eigene Welt zu erschaffen, verhindert werden." Ja, wo kämen wir da auch hin, wenn da einer einfach mal versuchen würde, anders als die anderen (und womöglich noch anders als es die neue alte Tradition bestimmt) zu leben? Da sei die allgegenwärtige Milizkontrolle vor...
Montag, 7. Juni 2010
Donnerstag, 3. Juni 2010
Schulbesuch in Drohobych
Am Montag war also offizieller Schulbesuch in Drohobych. Für mich auch Abschied von meinem ersten dortigen Jahrgang. Nach diversen Reden, es sprachen mein Chef als Vertreter der ZfA, ein Stellvertreter des Bürgermeisters, der Leiter der örtlichen Schulbehörde, die Direktorin und natürlich Schülerinnen und Schüler nebst meiner Wenigkeit, gab es das obligate Kulturprogramm und anschließend ein Essen in einem nahe gelegenen Motel. Das Kulturprogramm war ausgesprochen nett anzusehen und im Format gerade so, wie es sein sollte. Nicht zu knapp und nicht zu lang und - wie schon gesagt - äußerst sehens- und hörenswert.
Neben diversen Gesangsdarbietungen karaokegestählter Stimmen aus der 11. und wohl der 8. Klasse gab es einen Kosakentanz der Kleinen mit Mädchenreigen in nationalen Kostümen. Sportlich sportlich die Jungs! Für mich immer wieder sehenswert Khrystyna Kushnir (Bild Mitte), eine Absolventin der 11., die am Ende doch gut Deutsch gelernt hat, aber viel viel besser tanzen kann. Auch die Tanzeinlage zum Abschied war Extraklasse und ich wüsste nicht, was ein Profi da hätte besser machen sollen.
Unten also unser Abschiedsbild. Ab September werde ich wahrscheinlich wieder in Chernivci (Czernowitz) arbeiten, wo wir am Mittwoch zur Diplomverleihung, zu meinem Antrittsbesuch und zur Verabschiedung des dortigen Kollegen waren. So ist es. Die einen bedauern meinen Weggang, die anderen freuen sich auf mein (Wieder)kommen, mir bleiben die gemischten Gefühle, es am liebsten allen Recht zu machen, das aber leider nicht zu können. Mal sehen, wie das die 10er in Drohobych weg stecken. Heute schien es, als herrsche eine Art von bockiger Leistungsverweigerung seit sie wissen, dass ich nicht die ganze Zeit in ihrem Intensivkurs sein werde und dann auch nicht wieder komme. Muss zusehen, wie wir das in den verbleibenden Tagen noch wieder hin kriegen, damit mein Nachfolger einen guten Start hat und die kids was für ihr Leben und nicht nur etwas für ihren Lehrer lernen....
Neben diversen Gesangsdarbietungen karaokegestählter Stimmen aus der 11. und wohl der 8. Klasse gab es einen Kosakentanz der Kleinen mit Mädchenreigen in nationalen Kostümen. Sportlich sportlich die Jungs! Für mich immer wieder sehenswert Khrystyna Kushnir (Bild Mitte), eine Absolventin der 11., die am Ende doch gut Deutsch gelernt hat, aber viel viel besser tanzen kann. Auch die Tanzeinlage zum Abschied war Extraklasse und ich wüsste nicht, was ein Profi da hätte besser machen sollen.
Unten also unser Abschiedsbild. Ab September werde ich wahrscheinlich wieder in Chernivci (Czernowitz) arbeiten, wo wir am Mittwoch zur Diplomverleihung, zu meinem Antrittsbesuch und zur Verabschiedung des dortigen Kollegen waren. So ist es. Die einen bedauern meinen Weggang, die anderen freuen sich auf mein (Wieder)kommen, mir bleiben die gemischten Gefühle, es am liebsten allen Recht zu machen, das aber leider nicht zu können. Mal sehen, wie das die 10er in Drohobych weg stecken. Heute schien es, als herrsche eine Art von bockiger Leistungsverweigerung seit sie wissen, dass ich nicht die ganze Zeit in ihrem Intensivkurs sein werde und dann auch nicht wieder komme. Muss zusehen, wie wir das in den verbleibenden Tagen noch wieder hin kriegen, damit mein Nachfolger einen guten Start hat und die kids was für ihr Leben und nicht nur etwas für ihren Lehrer lernen....
Buczacz- jüdischer Friedhof
Wegen der Diplomübergaben war der Chef in Ivano und wir hatten den Sonntag zu überbrücken, ehe es nach Drohobych gehen konnte. Ich schlug Buczacz vor, weil es in relativer Nähe doch am meisten Sehenswertes bietet. Und so war es auch. Den Pinsel- Altar kann man sich nicht oft genug ansehen und als besonderen Höhepunkt gab es eine Führung durchs Museum. Angeboten hatte sie ein örtlicher Geschichtslehrer, der auch als Reiseführer arbeitet. Es war sehr angenehm, einen Menschen zu treffen, der nicht zuallererst Geld wollte, sondern der offensichtlich stolz auf die Geschichte seines Ortes war, die er in all ihren polnischen, jüdischen und ukrainischen Facetten präsentierte. Dass die Eltern von Siegmund Freud aus Buczacz stammen, wusste ich schon, dass auch Simon Wiesenthal von hier ist, erfuhren wir erst jetzt. Für mich war dann der Besuch auf dem jüdischen Friedhof interessant. Er ist von beachtlicher Größe, wenn auch der mittlere Teil fehlt, weil die Nazis aus den dortigen Steinen Gehwegplatten hergestellt haben. Glücklicherweise ist aber der älteste Teil verschont geblieben, wenn auch völlig überwuchert und kaum noch erreichbar. Unser Führer zeigte mir stolz Grabsteine, die er für einen israelischen Professor gesäubert hatte, und die Inschriften aus dem frühen 17. Jahrhundert tragen. So etwas hatte ich bis dato noch nicht gesehen. Reste eines chassidischen Heiligtums konnten wir aber des dichten Bewuchses wegen nicht auffinden. Da muss ich im Herbst oder Winter noch einmal hin.
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