Am Sonntag war es endlich so weit. Das Wetter spielte mit und so konnte es in die Berge gehen. Juri schlug den Gipfel vor, den wir bei meinem Geburtstag der Feuchtigkeit wegen nicht erreicht hatten. Diesmal gingen wir ihn jedoch von einer anderen - der als Wanderpfad sogar gut ausgezeichneten - Seite kurz vor Bukovel an. Wenige Meter hinter dem Abzweig, der von der nach Mukaczewo weiter führenden Straße nach Bukovel abgeht, geht es rechts steil den Berg hinauf. Der Weg führt über bewaldete Hänge (Bild 1), die hie und da von Bergwiesen und Geröllfeldern durchzogen werden. bis in die nur noch von Krüppelkiefern und Buschwerk überzogene Hochgebirgszone. Bis dahin war der Aufstieg nicht eben beschwerlich und wir legten ihn in ca. 2 Stunden zurück. Vor dem entscheidenden Stück zum Gipfel gab es eine zünftige Rast mit Butterbrot und Obst.
Dann ging es weiter. Kaum hatten wir die Waldzone hinter uns - die Buschwerk- Zone setzte übergangslos ein - kam Nebel auf. Richtig dicke Suppe! Aber Juri meinte, hier führen alle Wege nach Oben und wo "oben" ist, wäre auch nicht zu verfehlen. Also stiegen wir weiter bergan und hatten uns schon bald aus den Augen verloren. Sei es, dass Elena etwas langsamer war, sei es, dass ich in dem Geröllfeld voller großer Gesteinsbrocken den besten Aufstieg erwischt hatte, ich kam als Erster oben an. Eine Madonnen- Statue empfing mich mit geöffneten Armen. Wenn das nichts ist! Dann sah ich Juri in der milchigen Brühe auftauchen (Bild 2). Ein bisschen war ich froh, denn ob ich allein den Abstieg auf der anderen Seite gefunden hätte...
Es war wirklich nichts mehr zu erkennen! Am Fuße der Madonna (Bild 3) stärkten wir uns noch einmal. Juri hatte einen zünftigen "Gipfelschluck" (Kräuterlikör) dabei und den ließen wir uns denn auch schmecken. Ob der magische Wirkungen hatte? Genau in dem Augenblick, als Juri in die Richtung zeigte, in der Bukovel liegen sollte, riss der Himmel auf, der Nebel verzog sich für ein paar Minuten und die Sonne brach durch: Vor uns lag Bukovel! Die Farben sind unbeschreiblich gewesen und das Foto (Bild 4) gibt sie nur in etwa wieder. Was für eine Szene auch! Juri zeigt auf einen Ort und wie von Geisterhand teilt sich die milchige Substanz wie einst das Rote Meer vor Mose und es zeigt sich unser Ziel! Nur wenig später war alles wieder in das unwirklich Weiß gehüllt...
Nebel gab es aber nur ganz oben, dort, wo kein Grün mehr zu sehen war. Schon wenige Meter weiter unten war der Spuk vorbei. Wir stiegen eben so ein Geröllfeld hinab wie das, auf dem wir hinauf kamen. (Bild 5) Der Abstieg blieb lange steil und führte dabei durch ein Waldgebiet voller Pilze. Ich "blindes Huhn" fand allerdings nur die ins Auge stechende Sorte: Fliegenpilze! Sie waren größer als Tennisbälle und fanden sich wohin man sah!
Endlich lichtete sich der Wald und gab manch schöne Aussicht frei. Irgendwann kamen wir an einem modernen Kirchengebäude vorbei, das entweder irgendeine Sekte dorthin gestellt hat oder das als Sanatorium, Tagungsstätte oder so dient. Von da ab wurde der Weg flach und als wir eine kleine Straße erreichten, die von hier nach Bukovel führt, sahen wir ein paar schmucke Villen größeren Ausmaßes (wenn man das so sagen kann). Mein allwissender Bergführer konnte auch diesmal Auskunft geben: es handele sich um die Villen von Ex- Präsident Justschenko und einiger Vertrauter aus früheren Tagen. (Bild 6) Gekauft und gebaut am Fiskus vorbei nebst einer Straße, die aus Staatsmitteln projektiert und extra gebaut wurde, um diesen abgelegenen Landstrich zu erreichen. Nun, alles wie früher. Wer die Macht hat, hat auch die Privilegien!
Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
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