Sehr geehrter Herr Kurth,
mit Interesse habe ich in der Thüringer Allgemeinen vom 24. 01. 2011 in der Beschreibung Ihres Tagesablaufs von einem Treffen mit der ukrainischen Botschafterin gelesen. In dem Gespräch sollte es darum gehen, wie "wir den Deutschunterricht in der Ukraine fördern können." Nun ist die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen seit mehr als 10 Jahren mit einem Lehrerentsendeprogramm in der Ukraine präsent und die bisher im Programm tätigen Kolleginnen und Kollegen haben beachtliche Erfolge in der Vorbereitung ukrainischer Lerner auf das Deutsche Sprachdiplom der KMK Stufe II vorzuweisen. Hinzu kommen Aktivitäten in der Lehrerfortbildung, innerhalb des PASCH- Programms, das vom AA in Zusammenarbeit mit dem GI und der ZfA aufgelegt wurde, diverse Stipendienprogramme etc. Nähere Auskünfte dazu würde Ihnen unser Kiewer Fachberater/ Koordinator Herr Ax sicher gerne geben. Leider besteht die Reaktion der ukrainischen Seite seit Herbst 2010 in einer weitgehenden Aufhebung der Grundlagen für diese Arbeit (keine Arbeitsgenehmigungen und keine zentrale Registrierung mehr durch Schaffung von Visa- und Statusproblemen). Viele Kolleginnen und Kollegen mussten so im November zwangsbeurlaubt werden. Unser Programm gilt offiziell als ausgesetzt und soll zum Schuljahresende geschlossen werden. Eine Förderung von Deutschunterricht, so sie denn gewünscht wird, sieht sicher anders aus. Ich gehe davon aus, dass Sie der ukrainischen Botschafterin gegenüber eine entsprechende Position vertreten oder würde Sie bitten, das bei nächster Gelegenheit nachzuholen, falls Ihnen die geschilderten Umstände unbekannt waren. Hierzu möchte ich u. a. auf die "PRESSEMITTEILUNG der Bundestagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, NR. 0023, Datum: 14. Januar 2011: Ukraine: Visaproblematik für Kulturmittler" verweisen. Da mir als mittlerweile fast 10 Jahre in der Ukraine tätigem Bundesprogrammlehrer für DaF das Schicksal einer weiteren Förderung des Deutschunterrichts in der Ukraine im Interesse der motivierten, fleißigen und ihre beruflichen Perspektiven auf die Zusammenarbeit mit Deutschland ausrichtenden Schülerschaft am Herzen liegt, bitte ich Sie nachdrücklich, sich bei weiteren Kontakten mit ukrainischen Verantwortungsträgern dieser Sache anzunehmen. Alles andere wäre sicher auch nicht im Sinne des von Ihrer Partei gestellten Außenministers, der - soweit ich sehe - dankenswerterweise eine weitere Heranführung der Ukraine an die Europäische Union befürwortet.
Mit freundlichen Grüßen,
Dr. Frank Steffen, (noch) Bundesprogrammlehrkraft in Ivano- Frankivsk/ Chernivtsi (Ukraine)
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