In der politischen Diskussion muss man sich
gegen Plattheiten wehren. Wer jetzt wieder versucht, Ossis
(schlecht) gegen Wessis (gut) auszuspielen, der betreibt gefährliche Falschspielerei. Auch billige
Kennzeichnungen wie "Nazis" oder "rechts" nützen nichts. So oder so
ist jede dieser Demonstrationen eine Demonstration des Versagens der
etablierten Politik. Sie erreicht die Menschen nicht mehr, weil diese längst begriffen haben, dass sie (außerhalb des
Wahlkampfes) nicht wirklich gemeint sind. Auf dem Höhepunkt
der Sanktioniererei gegen Putin war die Mehrheit der Deutschen dagegen, musste aber in den Zeitungen lesen und im Fernsehen sehen, dass es niemanden interessiert, ob ein Volk Krieg oder einen Kriegskurs gegen Russland
will oder nicht. Eines Tages werden die Leute sagen, die Flüchtlinge aus
der Ukraine sind Produkt einer Politik, deren Verfehltheit längst klar ist. Und die Menschen werden nicht
einsehen, warum sie dafür zahlen sollen. Auch ein solider Anti-
Amerikanismus ist ein Motor der Anti-
Asylbewerber- Haltung. "Die" führen Kriege,
von denen "wir" nichts haben, warum also sollen "wir" für die Kosten
aufkommen? So denken die Leute und wenn man ehrlich ist, muss man einsehen: Da ist was
Wahres dran. Aber statt hier den Hebel anzusetzen und den Frust
dahin zu lenken, wo er herkommt und hin gehört, haben Linke nur platte Etikettierungen, die niemandem nützen, und die Rechten
freut's - sie haben nun Grund genug, weiter nach "rechts" zu rücken. Das nützt ihnen nichts, denn in Dresden steht keine
Programmbewegung auf der Straße und deswegen kann man die Leute auch nicht als künftige Wähler von der Straße holen. In Dresden (und anderswo) steht unsere
parlamentarische Demokratie als solche auf dem Spiel und das macht
die Sache richtig gefährlich.
Damit ist nicht gesagt, dass diese Versammlungen etwa nicht widerlich wären. Dummheit ist immer widerlich und wenn sie sich auch noch explizit
gegen andere Menschen, zumal Hilfebedürftige, wendet, dann sind die
gezeigten Haltungen auf jeden Fall intolerabel. Und da darf es auch
keine Abstriche geben. Und trotzdem sollte man gerade jetzt alles tun, um den
Kontakt zu diesen Menschen nicht abbrechen zu lassen. Es sind Menschen (und also können sie ihre Meinungen ändern). Schaffen wir
das nicht, zeigen - wie einst Gustav Heinemann mit Blick auf die 68er Studentenunruhen sprach - von den fünf Fingern einer Hand vier auf uns
zurück, wenn wir mit dem verbliebenen auf die Bösen zeigen! Das
einzusehen und immer auf's Neue handlungsleitend zu machen, ist das Brot eines jeden politisch sich Einmischenden.
Bei Pegida sind nicht nur Dumme unterwegs. Man sieht Lehrer, Ärzte und sogar von Juristen war die Rede. Das sind doch
Menschen, die denken können und die auch was wissen. Vielleicht
erinnern sie sich (anders als der Herr Bachmann) noch daran, dass Putin im Tschetschenien- Konflikt
(in dem "die Guten" auf der Seite der "Unabhängigkeitskämpfer" standen) schon 1999 vor einem "Kalifat" bzw. den "Vereinigten
Staaten des Islam" (Wladimir Putin, Reden an die Deutschen, CompactEdition, S. 12) warnte, Ideen also, die damals über Kämpfer, die
aus Afghanistan (sic!) kamen, als Ziel des "Unabhängigkeitskampfes"
formuliert wurden. Mittlerweile sind es nicht mehr nur die Kabarettisten, die ja
ohnehin die Rolle der einstmals "freien Presse" übernommen haben,
die darauf hinweisen, dass nicht nur die Taliban oder die
Dschihadisten ein Produkt amerikanischer Politik sind: Den IS hat
man aufgebaut, um Einfluss in Putins islamischem Hinterhof zu
gewinnen, dann hat man ihn (etwas erfolgreicher) gegen Syrien in Marsch
gesetzt (und über die Türkei subventioniert), und jetzt wundert man
sich, dass die Leute ein bisschen erwachsener geworden sind und
begriffen haben, dass sie nur für amerikanische Interessen verheizt
werden sollten. Jetzt machen die ihr "eigenes Ding" und schon haben
"wir" ein Problem. Mehr Menschen, als man gemeinhin glaubt,
verstehen, dass Syrien nicht eine humanitäre Katastrophe ist, die da
mal eben so vom Himmel fiel. Mehr Menschen (vielleicht
gerade Ossis!) als man gemeinhin glaubt, verstehen, warum es
Wirtschaftsflüchtlinge usw. gibt. Und alle diese Menschen fragen
sich, warum "die einen" davon immer den Profit und "die anderen"
davon immer wieder nur die steuerlichen Belastungen und sicher oft
auch eine Störung der bürgerlichen Ruhe in ihren Wohnorten haben.
Nein, so verstehen es die wenigsten Leute, denn sonst würden sie die Linkspartei unterwandern und einer vernünftigen
Oppositions- und Friedenspolitik ihre Stimme leihen...
Aber unterschwellig gibt
es dieses "Wissen" und darum darf man sich nicht denkfaul und bequem auf billige
Demonstrantenschelte einlassen, die wieder nur der Ablenkung von den
wirklichen Problemen dient. Es gibt keine
andere Chance: Nazis raus (aus den Köpfen), das ist alles, was man erreichen muss! Alles andere würde alle Fehler wiederholen, die schon in der
Ukraine- Diskussion zwischen einer angemessenen Einschätzung der Lage und bloßem Putin- Verständnis standen. Wer da am Anfang von "Maidan- Faschisten" schwafelte, hat am Ende Recht bekommen (ohne jemals
wirklich Recht gehabt zu haben!). Man hat nicht begriffen, warum ein "Volk" auf den Maidan ging,
und nun begreift man wieder nicht, warum Teile "unseres Volkes" (dumm-
klar) denselben Weg versuchen. Im Falle der Ukraine haben Linke nicht helfend, ja nicht einmal verständnisvoll
eingegriffen. Dort hat man (im Falle der Partei DIE LINKE) sogar die erst pro- oligarchisch und nun pro-
russisch und dazu noch unsäglich nationalistisch und militant agierenden Kommunisten (?)
für "links" gehalten und mehr als die Maidan- Aktivisten unterstützt. Nichts ist dort so verhasst,
wie die Beutelschneider der KPU! Wenn es "faschistisch" ist, gegen
diese Mafia zu sein, dann sind die Leute eben gerne "Faschisten"! Hoffentlich schafft man im Umgang mit Pegida nicht parallele
Zustände und macht Fehler aus einer ähnlich falschen Lageeinschätzung. Hier wie dort gibt es Meinungsführer und Stimmungsmacher, die eindeutig rechts (und womöglich gar neofaschistisch) agieren. Hier wie dort gibt es intolerable Parolen und Haltungen. Aber hier wie dort sind nicht Hunderttausende (Maidan) oder Zehntausende (Dresden) Faschisten! Feindbilder wie diese sind billig, sie erklären scheinbar alles, aber sie helfen niemandem! Gegendemos sind nötig,
aber Pragmatismus im Umgang mit dem Problem, konkrete Arbeit für Flüchtlinge und gegen die verfehlte und scheinheilige Asylpolitik von Merkel & Co. sind nötiger. Alltägliche und
unspektakuläre Arbei ist schwer, aber nur durch dieses Vorbild können "Mitläufer" von Pegida beschämt werden. Die anderen brauchen erst einmal Arbeit, die sich lohnt, und die Sicherheit, sie zu behalten. Und die ganz "Harten" brauchen eine Anklage wegen Volksverhetzung und die Erfahrung einer wehrhaften Demokratie!
P.S.: Ein Ausblick auf 2015 a la Orwell und Huxley (und mithin realistisch) sieht Pro- Asyl- Demos, die vom Oberlandesgericht (wie vorher schon die Anti-
Nazi- Demos) verboten und inkrimiert werden. Die ehremamtliche Arbeit der Aufrechten wird durch Abschiebungen (gerne auch zu Ostern und Weihnachten) konterkariert und frustriert wendet sich ab, wer bisher noch daran glaubte, dass die Zivilgesellschaft Macht gewinnen könnte. Dumme von rechts bis rosa (und die tiefrot Linken) sehen am
Umgang mit der Person Bodo Ramelows, in welch hohem Maße eine "Allianz" für die
(Mit)Menschlichkeit unerwünscht ist. Vor allem natürlich im Westen,
wo die "Guten" zu Hause sind, wird das Scheitern des rot- rot- grünen Projekts Genugtuung auslösen und manch Grüner wird es mit einer Flasche nachhaltigen Biosekts der gehobenen Preisklasse freudig begießen... Ach, das Elend ist groß und das Licht am Ende des Tunnels ist nur der alles überrollende Schnellzug der Marke "Liberalismus". Keine Hoffnung? Nein, keine, wenn wir sie aufgeben und aufhören, etwas dafür zu tun!
Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
Dienstag, 30. Dezember 2014
Pegida und der Weihnachtsfrieden
Pegida ist dumm und unnütz, aber dennoch da. Die Bewegung, die in Dresden zuletzt
einen Zugang an Befürwortern und einen Rückgang an Gegnern zu
verzeichnen hatte, wird uns 2015 weiter beschäftigen. Gerade weil in
München jetzt fast so viele Gegner Flagge gezeigt haben (gut!), wie es
in Dresden anfangs Befürworter gab, bleibt die Wahrnehmung schief.
Offiziell mögen zwar ausländerfeindliche Parolen die Szene bestimmen, aber
die Bilder der Plakate sprechen (auch) eine andere Sprache. In Dresden demonstrieren
Zu- Kurz- Gekommene einer Politik, die auch die Noch- in- Arbeit-
Stehenden zunehmend verunsichert. Während in München immer noch viele
Menschen aus der Perspektive eines gesicherten Wohlstands
paternalistische Gefühle für Verfolgte und Geknechtete entwickeln
können, sehen sich viele Ostdeutsche um ihre Hoffnungen auf Teilhabe am
Wohlstandsmodell West betrogen. Anders als 1989, als dieses Modell ihnen
alternative Hoffnungen gab, sehen sie heute für sich keine Perspektiven
mehr. Während sich aus der "Sicht von oben" der Horizont weitet und die
Vernunft freier zu atmen meint, schränkt die "Sicht von unten" den
geistigen Horizont ein. Statt Souveränität im Umgang mit
gesellschaftlichen Problemen bricht Panik aus. "Wer hilft uns?", rufen
die Sich- zu- kurz- gekommen- Fühlenden und zeigen verzweifelt auf die
Ausländer und Asylanten; als Nicht- mehr- Wähler, Bild- Zeitungsleser und Politikverdrossene
meinen sie aber die Politiker/innen und die anderen "da oben", deren
Gabentische zu Weihnachten trotz der paar Hundert Euro Weihnachtsspende
für Syrien, Obdachlose und Tierheime immer noch voller als diejenigen
derer sind, die als Ein- Euro- Jobber, Hartzer oder Aufstocker für einen
Hungerlohn schuften und nicht wissen, warum ihre Arbeit nichts mehr
Wert ist. Und deshalb ist es HOHN, wenn einer der hauptsächlich
UNANSTÄNDIGEN dieser Republik, wenn also der Agenda- und Hartz IV- Schröder einen
"Auftstand der (satten) Anständigen" anmahnt. Pegida ist genauso
unanständig wie das System, in dem erst NEID Politik werden muss, weil
anders die Schere von arm und reich nicht sichtbar werden kann. DAS
wird uns 2015 beschäftigen und HIER verläuft die wahre Frontlinie gerade
auch zu Weihnachten.
Wehe also denen, die sich auch weiterhin etwas zu vorschnell für "anständig" (und also aus dem "guten" Westteil der Republik kommend) halten und dabei ihr soziales Gewissen lediglich im Bioladen und mit dem Kauf von Windkraft- Aktien beruhigen! Ja, wir haben (nicht nur im Osten) Millionen Kinder, die zu Weihnachten nicht nur auf gesundes Essen verzichten müssen, und deswegen haben wir auch Dummheit und Frust, oder - wenn man so will - Nazis und Pegida! Prosit Neujahr!
Wehe also denen, die sich auch weiterhin etwas zu vorschnell für "anständig" (und also aus dem "guten" Westteil der Republik kommend) halten und dabei ihr soziales Gewissen lediglich im Bioladen und mit dem Kauf von Windkraft- Aktien beruhigen! Ja, wir haben (nicht nur im Osten) Millionen Kinder, die zu Weihnachten nicht nur auf gesundes Essen verzichten müssen, und deswegen haben wir auch Dummheit und Frust, oder - wenn man so will - Nazis und Pegida! Prosit Neujahr!
Weihnachten
Viel ist nicht los mit "Frieden auf Erden" usw. Dennoch muss ein Lichtlein brennen, weil es eben seit Alters her ein Zeichen der Hoffnung ist. Immer schon war die Dunkelheit groß und erhaben war die Finsternis (aus Dummheit, Ignoranz und Gewalt) und das kleine Licht der Vernunft brannte schwach. Und doch brennt es bis heute. Allen, die es hoch halten und weiter hoch halten wollen, ein frohes Weihnachtsfest!
Mittwoch, 17. Dezember 2014
Kosice zu Weihnachten
Eine Woche vor Weihnachten ist nicht mehr viel los in der Schule. Die 12. Klasse war am Montag Morgen gar nicht da- schließlich sind sie am Donnerstag "auf die Hütte" gefahren (Tradition nach dem Abiball); die 11. Klasse hatte am Dienstag immerhin zwei Vertreter geschickt. (Bild oben) Dazu schleppt man dann seine Weihnachts- Sachen mit und versucht, diesen Kulturschnöseln was von der Kulturgeschichte des Weihnachtsfests, von den Traditionen und den inneren Zusammenhängen der Religion (Zahlenmystik anhand einer Weihnachtspyramide!) zu erzählen. Interessiert eh kein Schwein.
Mein zweites Thema ist der "Konsumterrorismus" zu Weihnachten. Das verfängt natürlich noch weniger, denn wenn irgendetwas hier populär ist, dann möglichst hemmungsloser (nur durch die Geldmittel begrenzter) Konsum. Weihnachten für Kinder? Was davon übrig geblieben ist, sieht man auf dem Bild unten. :-(
Dienstag, 9. Dezember 2014
Roma- Integrationsprojekt Medzev IV
Nun ist das Projekt Geschichte. Heute war noch "Kostümprobe" und dann erfolgte die Aufführung vor ca. 250 temperamentvollen Mitschülern. (Drittes Bild) Man kann das einen vollen Erfolg nennen, aber ein schaler Beigeschmack bleibt doch...
Klar, Helmut tat sein Bestes (Bild unten) und der "Scheich" sah dann aus wie ein richtiger Scheich (zweites Bild) und sein "Harem" wirkte wirklich echt. (Viertes Bild) Ich war nur schockiert, als ich wissen wollte, wie alt die "Kleinen" eigentlich seien. Bisher war ich von einem ziemlichen Altersunterschied zur 9. Klasse der Slowaken (ca. 15 Jahre) ausgegangen und hatte die um zwei Köpfe kleineren Romni auf 9- 12 geschätzt. Aber nein, nicht die Größte ist 12, sondern die Kleinste! Die anderen sind alle 13. (Bild oben) O je...
Die Aufführung dauerte dann ca. 25 min und die Resonanz war riesig. Bei den Tanzeinlagen zur Musik in Romanes hielt es das "schwarze" Publikum kaum auf den Stühlen. Zur besonderen Atmosphäre trug bei, dass alle andere Musik von den Schülerinnen live gespielt wurde.Die Quetschkommoden waren wirklich perfekt! (vorletztes Bild) Trotzdem blieb alles diszipliniert und unsere Schauspieltruppe hinterließ bis zum Abschiedsessen einen harmonischen Eindruck. ;-) Warum bin ich dennoch enttäuscht?
Ja, warum? Gestern wollten noch alle 8 "Filmleute" kommen und ich hatte sogar zugestimmt, dass die wegen des DSD bisher fehlende Patricia mitkommen darf, wenn es an der Schule deswegen keinen Ärger gibt. Heute waren dann 3 da. Warum die anderen nicht kamen? An der Schule gab es kein Wasser und also war sowieso schulfrei. Es fällt mithin kein Unterricht aus, wenn man am Projekt teilnimmt. Einen freien Tag opfern? Wozu? Auch die 3, die dabei waren, hatten anderes als den Film im Kopf. Patricia ist aus Medzev und also verschwand der Trupp und kam etwas rotgesichtig und ohne wesentliches Filmmaterial zurück. Fast waren sie auch zu spät und dann hätte ich nicht einmal mehr den Abschluss filmen können! Die letzten (wichtigen) geplanten Interviews fanden so nicht mehr statt und dem Film fehlt nun die endgültige Dramaturgie...
Klar, Helmut tat sein Bestes (Bild unten) und der "Scheich" sah dann aus wie ein richtiger Scheich (zweites Bild) und sein "Harem" wirkte wirklich echt. (Viertes Bild) Ich war nur schockiert, als ich wissen wollte, wie alt die "Kleinen" eigentlich seien. Bisher war ich von einem ziemlichen Altersunterschied zur 9. Klasse der Slowaken (ca. 15 Jahre) ausgegangen und hatte die um zwei Köpfe kleineren Romni auf 9- 12 geschätzt. Aber nein, nicht die Größte ist 12, sondern die Kleinste! Die anderen sind alle 13. (Bild oben) O je...
Die Aufführung dauerte dann ca. 25 min und die Resonanz war riesig. Bei den Tanzeinlagen zur Musik in Romanes hielt es das "schwarze" Publikum kaum auf den Stühlen. Zur besonderen Atmosphäre trug bei, dass alle andere Musik von den Schülerinnen live gespielt wurde.Die Quetschkommoden waren wirklich perfekt! (vorletztes Bild) Trotzdem blieb alles diszipliniert und unsere Schauspieltruppe hinterließ bis zum Abschiedsessen einen harmonischen Eindruck. ;-) Warum bin ich dennoch enttäuscht?
Ja, warum? Gestern wollten noch alle 8 "Filmleute" kommen und ich hatte sogar zugestimmt, dass die wegen des DSD bisher fehlende Patricia mitkommen darf, wenn es an der Schule deswegen keinen Ärger gibt. Heute waren dann 3 da. Warum die anderen nicht kamen? An der Schule gab es kein Wasser und also war sowieso schulfrei. Es fällt mithin kein Unterricht aus, wenn man am Projekt teilnimmt. Einen freien Tag opfern? Wozu? Auch die 3, die dabei waren, hatten anderes als den Film im Kopf. Patricia ist aus Medzev und also verschwand der Trupp und kam etwas rotgesichtig und ohne wesentliches Filmmaterial zurück. Fast waren sie auch zu spät und dann hätte ich nicht einmal mehr den Abschluss filmen können! Die letzten (wichtigen) geplanten Interviews fanden so nicht mehr statt und dem Film fehlt nun die endgültige Dramaturgie...
Mein Liebling, der Dieb, war auch dabei. Ein schlechtes Gewissen quält ihn jedenfalls nicht. Er lud (fast demonstrativ- würde ich sagen) alle möglichen Leute ein und bezahlte großspurig, wohl wissend, dass ich ihm nichts beweisen kann. Wann wir endlich fahren würden? Mehr als ein Taxichauffeur war ich in ihren Augen nicht. Ich bat die Schüler, mir wenigstens ein paar Sätze für unseren Internetblog zu schreiben, wenn ich die Rechnungen und die Honorare bezahle. Kaum hatte ich mich allerdings umgedreht, verschwanden die drei wieder und ließen mich dann noch fast eine Stunde warten. Niemand nahm sein Handy ab und ich konnte nicht mal allein abfahren, weil ich ja für die Schüler verantwortlich bin, auch wenn sie nicht von meiner Schule sind. So bleiben die Texte für den Blog ungeschrieben und meine Übersetzungen der Interviews auf Slowakisch sind immer noch unkontrolliert. So etwas nennt man Gutmütigkeit ausnutzen und alles missachten, was man eigentlich für die Schüler machen möchte. Sie geben einem zu verstehen, dass man seinen Scheiß gefälligst alleine zu machen hat, wenn es ihnen nicht direkt etwas nützt. Vor allem kann man seine Arbeit alleine machen. Es ist doch mein Projekt, oder? Man könnte darüber zum Stalinisten werden, aber das schaffen sie dann doch nicht...
Wie kann man solche Leute lieben? Vielleicht, weil wenigstens Matus, der nichts getrunken hatte, dann im Auto neben mir saß und versuchte, sich nett mit mir zu unterhalten. Er hatte Gespür für die Situation und wollte sich (für die anderen entschuldigen). Der Junge möchte Musiker werden oder Historiker. Ein Exot also, denn alle anderen wollen ja Jura, Medizin oder WiWi studieren... Bleibt als Trost die Hoffnung, trotz allem ein Zeichen gesetzt zu haben. Wo soll man sonst beginnen, das Zusammenleben als möglich vorzuzeigen, wenn nicht in der Schule, wenn nicht dort, wo man zusammen singt und tanzt? Den Rest drücken wir mal wieder in den Skat...
Donnerstag, 4. Dezember 2014
Roma- Integrations- Projekt Medzev III
Als wir heute in Medzev ankamen, lag die kleine Stadt in dichten Dunst gehüllt. Aus vielen Schornsteinen quillt dicker Rauch. Hier wird Holz verbrannt. (Bild oben) "Die Zigeuner ziehen los, sammeln Holz und verbrennen es, obwohl es noch viel zu feucht ist", schimpft ein älterer Mann, als er mich beim Fotografieren sieht. Das mag wohl stimmen. Geld geben die ortsansässigen Roma für Brennstoffe sicher nicht aus und ob sie es lagern könnten? Überall wird viel geklaut... Aber davon sprechen die Menschen, die meine Schülerinnen auf den Straßen treffen und interviewen seltsamerweise nicht. Alle wollen sie an den Roma etwas Gutes finden. Die Kamera vollbringt Wunder! Petia staunt: Sollte das die Wahrheit sein? Sonst klingt es doch immer ganz anders...
Ja, sonst. Heute sind die Bürgermeisterin und ein Mensch von der Polizei gut vorbereitet und sagen, was sie glauben, sagen zu müssen. Auch die Lehrerinnen an der Grundschule, in der sie filmen, sind voll des Lobes über ihre dunkelhäutigen Schüler. Diejenigen, die im Theaterstück mitspielen, überzeugen allerdings auch meine skeptischen Schülerinnen. Die sind wirklich süß und tanzen, wann immer Musik erklingt. (Zweites Bild von oben) Auch Sonia bestätigt den Lerneifer und Lernwillen ihrer Schützlinge. Dieses Mal wird sie etwas länger vor der Kamera festgehalten. (Viertes Bild von oben) Ihre Kleinen assistieren und alle sind zufrieden. Zufrieden sind auch Daniela und Bruno (Drittes Bild von oben und vorletztes Bild), die heute die gestern ausgemachten Termine abarbeiten konnten. Überall hätten sie von den Offiziellen feundliche Worte über die Roma gehört. Ich bin nicht sicher, ob die Schüler vielleicht nur deswegen zufrieden sind, weil sie denken, dass mich das Ergebnis freut. Ein Deutscher liebt die Roma eben; für den durchschnittlichen Slowaken eine Horror- Vorstellung. Dennoch ist die Atmosphäre sichtbar gut. Im direkten Kontakt ist für Stereotypen weniger Platz.
Mittags trifft mich der Schlag. Morgens hatte ich mein Geld gezählt und daher war ich ganz sicher, dass ich 880,- Euro eingesteckt habe. Als ich die Rechnungen begleichen will, sind im Portemonaie noch ganze 330,- Euro. Sonst fehlt nichts. Ich erzähle es Helmut, der es nicht glauben will. Ich habe auch keine Idee, wo das Geld hin sein kann. Die Roma waren es ganz sicher nicht! Ich werde abgelenkt durch den Umstand, dass nun auch Helmut etwas vermisst. Seine Tasche mit Dokumenten der Arbeitsstelle ist weg und findet sich nicht wieder an. Wir sind ratlos, denken an eine junge Familie, die mit ihren zwei Kindern am Tisch hinter uns saß, wollen aber niemanden verdächtigen. Habe ich das Geld zu Hause auf dem Tisch vergessen?
Nach dem Essen malen die Schüler aus Medzev die Kulissen für den Auftritt, der nun am Dienstag sein wird. (Bild unten) Zum Abschluss gehe ich mit dem Film- Team in Helmuts Cafe und wir trinken Kaffee und reden über dies und das. Daniela kennt sich mit Fremdenfeindlichkeit aus. Sie war zwei Jahre in der Schweiz und veranlasste ihre Eltern, in die Slowakei zurück zu gehen, weil sie das Mobbing an der Schule nicht aushielt. Ein kluges Mädchen, das authentisch spricht. Trotzdem will sie nicht in der Slowakei bleiben. Kanada vielleicht oder die USA- das sind so Ziele. Petronella und Bruno (Drittes Bild von unten) sprechen über die Schule, von Motorrädern und wilden Fahrten im Porsche. Von Karin (Zweites Bild unten) erfahre ich, dass auch ihre Eltern es in Deutschland versucht hatten. Sie arbeiteten als Ärzte in Hartmannsdorf, hielten es aber nur ein halbes Jahr lang aus. Karin will auch Ärztin werden und lernt (trotz der Erfahrung der Eltern?) fleißig Deutsch. Naja, ich würde mich von ihr behandeln lassen. Dann spiele ich Taxi und fahre einen jeden vor seine Haustür...
Das Geld findet sich nicht mehr an, aber ich rekonstruiere den Tag und bin nun sicher zu wissen, wer das Geld genommen hat. Ich kann den Täter nun beschuldigen, beschimpfen, anklagen... Aber lohnt sich das? Überführen kann ich ihn nicht wirklich. Aber enttäuscht bin ich schon. Da redet jemand davon, Geld verdienen zu wollen und als Jurist (!) am liebsten in der Schuldvollstreckung tätig zu werden. Na, dann man los. Da siegt ja auch oft nicht eben die Gerechtigkeit... :-(
Ja, sonst. Heute sind die Bürgermeisterin und ein Mensch von der Polizei gut vorbereitet und sagen, was sie glauben, sagen zu müssen. Auch die Lehrerinnen an der Grundschule, in der sie filmen, sind voll des Lobes über ihre dunkelhäutigen Schüler. Diejenigen, die im Theaterstück mitspielen, überzeugen allerdings auch meine skeptischen Schülerinnen. Die sind wirklich süß und tanzen, wann immer Musik erklingt. (Zweites Bild von oben) Auch Sonia bestätigt den Lerneifer und Lernwillen ihrer Schützlinge. Dieses Mal wird sie etwas länger vor der Kamera festgehalten. (Viertes Bild von oben) Ihre Kleinen assistieren und alle sind zufrieden. Zufrieden sind auch Daniela und Bruno (Drittes Bild von oben und vorletztes Bild), die heute die gestern ausgemachten Termine abarbeiten konnten. Überall hätten sie von den Offiziellen feundliche Worte über die Roma gehört. Ich bin nicht sicher, ob die Schüler vielleicht nur deswegen zufrieden sind, weil sie denken, dass mich das Ergebnis freut. Ein Deutscher liebt die Roma eben; für den durchschnittlichen Slowaken eine Horror- Vorstellung. Dennoch ist die Atmosphäre sichtbar gut. Im direkten Kontakt ist für Stereotypen weniger Platz.
Mittags trifft mich der Schlag. Morgens hatte ich mein Geld gezählt und daher war ich ganz sicher, dass ich 880,- Euro eingesteckt habe. Als ich die Rechnungen begleichen will, sind im Portemonaie noch ganze 330,- Euro. Sonst fehlt nichts. Ich erzähle es Helmut, der es nicht glauben will. Ich habe auch keine Idee, wo das Geld hin sein kann. Die Roma waren es ganz sicher nicht! Ich werde abgelenkt durch den Umstand, dass nun auch Helmut etwas vermisst. Seine Tasche mit Dokumenten der Arbeitsstelle ist weg und findet sich nicht wieder an. Wir sind ratlos, denken an eine junge Familie, die mit ihren zwei Kindern am Tisch hinter uns saß, wollen aber niemanden verdächtigen. Habe ich das Geld zu Hause auf dem Tisch vergessen?
Nach dem Essen malen die Schüler aus Medzev die Kulissen für den Auftritt, der nun am Dienstag sein wird. (Bild unten) Zum Abschluss gehe ich mit dem Film- Team in Helmuts Cafe und wir trinken Kaffee und reden über dies und das. Daniela kennt sich mit Fremdenfeindlichkeit aus. Sie war zwei Jahre in der Schweiz und veranlasste ihre Eltern, in die Slowakei zurück zu gehen, weil sie das Mobbing an der Schule nicht aushielt. Ein kluges Mädchen, das authentisch spricht. Trotzdem will sie nicht in der Slowakei bleiben. Kanada vielleicht oder die USA- das sind so Ziele. Petronella und Bruno (Drittes Bild von unten) sprechen über die Schule, von Motorrädern und wilden Fahrten im Porsche. Von Karin (Zweites Bild unten) erfahre ich, dass auch ihre Eltern es in Deutschland versucht hatten. Sie arbeiteten als Ärzte in Hartmannsdorf, hielten es aber nur ein halbes Jahr lang aus. Karin will auch Ärztin werden und lernt (trotz der Erfahrung der Eltern?) fleißig Deutsch. Naja, ich würde mich von ihr behandeln lassen. Dann spiele ich Taxi und fahre einen jeden vor seine Haustür...
Das Geld findet sich nicht mehr an, aber ich rekonstruiere den Tag und bin nun sicher zu wissen, wer das Geld genommen hat. Ich kann den Täter nun beschuldigen, beschimpfen, anklagen... Aber lohnt sich das? Überführen kann ich ihn nicht wirklich. Aber enttäuscht bin ich schon. Da redet jemand davon, Geld verdienen zu wollen und als Jurist (!) am liebsten in der Schuldvollstreckung tätig zu werden. Na, dann man los. Da siegt ja auch oft nicht eben die Gerechtigkeit... :-(
Mittwoch, 3. Dezember 2014
Roma- Integrations- Projekt Medzev II
Als ich heute dazukomme, steht die Inszenierung schon und wir üben "nur" noch die einzelnen Teile und die sprachliche Realisierung. Mann, ist das zäh! Aber Helmut (Bild oben) ist wie immer mit dem ganzen Körper, mit Seele und Stimme dabei! Während wir beinahe erfolglos versuchen, die slowakischen Schülerinnen und Schüler zum SPIELEN zu bringen, bewegen sich die Roma- Mädchen völlig zwanglos und - das Klischee ist einfach wahr! - voller natürlicher Grazie. Dabei sieht man ihnen den Spaß an, aber auch den Ernst, nichts falsch machen zu wollen. (Bild zwei und drei) Ausnahmslos alle sind sie geschminkt und genießen ihre "Kostüme". Zwei der älteren Mädchen (ca. 12 Jahre) hatten sich ausstaffiert, sie gehören zur Entourage des falschen Entertainers, dass es eine Art hatte. Pädophile müssen sich da schon mal zusammenreißen und mein Urteil, bisher noch nie so richtig hübsche Menschen unter den hiesigen Zigeunern gesehen zu haben, gerät - was die Kinder anlangt - arg ins Wanken. :-) Ich hatte jedenfalls mindestens so großen Spaß wie sie daran, "O Tannenbaum" mit ihnen zu üben! Dass der "weiße Lehrer" und auch noch Ausländer sich mit ihnen beschäftigt, war offensichtlich ein Erlebnis und die Begeisterung darüber teilte sich mir in wenigen Sekunden mit. Keines der Kinder hat Deutsch in der Schule und so erfanden wir erst einmal eine "Umschrift", welche die deutsche Schreibweise in ein phonetisch sprechbares Sprachwerk verwandelte. Dabei half Sonia, eine Romni, die erst Verkäuferin gelernt und dann jenseits der 30 als Mutter schon von zwei Kindern noch einmal die Schulbank gedrückt hat. Sie studierte im Anschluss erfolgreich Sozialpädagogik und arbeitet nun an der hiesigen Grundschule mit den Kindern ihres Volkes. Sie verstand alles unglaublich schnell und fast noch schneller schmetterten die Kleinen mit strahelnden Augen "und auch im Wuinter, wuenn es schnait"! ;-) In 20 min saß der Text!
Das gibt ein herrliches Schlussbild, wenn alle singen. Aber so ganz untalentiert sind die Slowaken nun auch wieder nicht. Die beiden Akkordeonspielerinnen geben herrlich zwei verlotterte Straßenmusikanten und sind musikalisch absolut sicher. Das trifft auch auf Martina zu, die kräftig Saxophon bläst. (Zweites Bild von unten) Urkomisch auch unser "russisches Paar" (drittes Bild von unten). Sie tanzen Kalinka und treffen genau den Gestus neureicher Shopping- Bürger. Daneben tritt übrigens noch ein "Pascha" mit seinen 6 Roma- Mädchen (die ganz Kleinen) auf. Was die 8- 10 Jährigen da an poppigem Bauchtanz aufführen, lässt einen schwach werden. Siehe oben! Also, dieser Teil der Arbeit läuft bei allen Schwierigkeiten im Detail insgesamt besser als gedacht.
Beim Mittagessen fragte ich Sonia ein bisschen aus. Sie war ganz gerührt und sprach davon, wie wichtig allein der Umstand sei, dass die Kinder endlich mal etwas mit den "anderen" gemeinsam erleben. Ihr Beispiel leuchtete mir sofort ein. Es ging um das Essen mit Messer und Gabel, das die meisten kleinen Romni nicht gewöhnt sind.
Gestern hätte man ihnen beim Fleisch- Schneiden helfen müssen und so manches Stück Kartoffel sei von der Gabel gefallen und auf dem sauberen Tischtuch der schönen Pension "Helion" gelandet. Heute hätte man dann Eierkuchen ausgewählt, damit das mit dem Fleisch nicht wieder passiert. Die slowakischen Schülerinnen wären gestern etwas angeekelt gewesen und den Roma- Kindern war das furchtbar peinlich. Heute gaben sie sich sichtbar Mühe. An meinem Tisch hatte ein Mädchen Schweißperlen an der Stirn, aber es klappte mit den Eierkuchen dennoch nicht richtig. Ihr konnte geholfen werden und sie strahlte über das ganze Gesicht. Und Sonia strahlte auch: "Sehen Sie. Dieses Mal sind alle Tischtücher sauber geblieben!" - Das sind so Erfolge...
Trotzdem. Für mein Filmprojekt sehe ich schwarz. Bei dem Versuch, die Bürgermeisterin, den Amtsleiter, den Pfarrer und die Inhaberin des Restaurants vor die Kamera zu bekommen, gab es nur Vertröstungen. Morgen hätte man Zeit, aber heute ginge es einfach nicht. Ob es morgen wirklich gelingen wird? Das wäre wie der (Licht)Blick des Mondes durch die dunklen Wolken am heutigen Abendhimmel... (Bild unten)
Das gibt ein herrliches Schlussbild, wenn alle singen. Aber so ganz untalentiert sind die Slowaken nun auch wieder nicht. Die beiden Akkordeonspielerinnen geben herrlich zwei verlotterte Straßenmusikanten und sind musikalisch absolut sicher. Das trifft auch auf Martina zu, die kräftig Saxophon bläst. (Zweites Bild von unten) Urkomisch auch unser "russisches Paar" (drittes Bild von unten). Sie tanzen Kalinka und treffen genau den Gestus neureicher Shopping- Bürger. Daneben tritt übrigens noch ein "Pascha" mit seinen 6 Roma- Mädchen (die ganz Kleinen) auf. Was die 8- 10 Jährigen da an poppigem Bauchtanz aufführen, lässt einen schwach werden. Siehe oben! Also, dieser Teil der Arbeit läuft bei allen Schwierigkeiten im Detail insgesamt besser als gedacht.
Beim Mittagessen fragte ich Sonia ein bisschen aus. Sie war ganz gerührt und sprach davon, wie wichtig allein der Umstand sei, dass die Kinder endlich mal etwas mit den "anderen" gemeinsam erleben. Ihr Beispiel leuchtete mir sofort ein. Es ging um das Essen mit Messer und Gabel, das die meisten kleinen Romni nicht gewöhnt sind.
Gestern hätte man ihnen beim Fleisch- Schneiden helfen müssen und so manches Stück Kartoffel sei von der Gabel gefallen und auf dem sauberen Tischtuch der schönen Pension "Helion" gelandet. Heute hätte man dann Eierkuchen ausgewählt, damit das mit dem Fleisch nicht wieder passiert. Die slowakischen Schülerinnen wären gestern etwas angeekelt gewesen und den Roma- Kindern war das furchtbar peinlich. Heute gaben sie sich sichtbar Mühe. An meinem Tisch hatte ein Mädchen Schweißperlen an der Stirn, aber es klappte mit den Eierkuchen dennoch nicht richtig. Ihr konnte geholfen werden und sie strahlte über das ganze Gesicht. Und Sonia strahlte auch: "Sehen Sie. Dieses Mal sind alle Tischtücher sauber geblieben!" - Das sind so Erfolge...
Trotzdem. Für mein Filmprojekt sehe ich schwarz. Bei dem Versuch, die Bürgermeisterin, den Amtsleiter, den Pfarrer und die Inhaberin des Restaurants vor die Kamera zu bekommen, gab es nur Vertröstungen. Morgen hätte man Zeit, aber heute ginge es einfach nicht. Ob es morgen wirklich gelingen wird? Das wäre wie der (Licht)Blick des Mondes durch die dunklen Wolken am heutigen Abendhimmel... (Bild unten)
Roma- Integrations- Projekt Medzev I
Während ich in Michalovce die schriftlichen DSD II- Prüfungen zu beaufsichtigen hatte, begann unter Federführung von Helmut Bistika (im Bild oben in der Mitte) und unserer Freiwilligen Jenny Dickert der zweite Teil unseres Film- Theater- Projekts. Roma- Schülerinnen sollen gemeinsam mit slowakischen Schülerinnen und Schülern Theater spielen und das tun sie auch! Helmut und Jenny entwickelten mit den Teilnehmerinnen die Idee einer Casting- Show. Auf einem Bahnhof geht kein Zug mehr und ein zufällig mit seinem Anhang anwesender Produzent verantstaltet gegen die Langeweile ein Casting und verspricht allen Mitwirkenden Show- Auftritte. Er ist - natürlich - ein Hochstapler (wie auch einige der anderen Reisenden). Die Musik kommt nur z.T. von Kassette; zwei Mädels spielen Schifferklavier und Martina (schon im letzten Jahr unser "Star") produziert sich auf dem Saxophon! Das wird schon mal super.
Weniger gut funktioniert die Idee, das Ganze wieder mit Interviews zum Problem des Verhältnisses von Mantaken, Slowaken und Roma in Geschichte und Gegenwart zu umgeben. Auf der Straße, so sagten mir die Schülerinnen, möchte niemand mehr etwas zu den Roma sagen, sobald die Kamera ins Spiel kommt. DAS haben unsere Medien also fertig gebracht: Vor lauter political correctness haben die Leute schon Angst, von ihrem Recht auf freie Meinungsäußerung Gebrauch zu machen! Was für ein Elend! Lediglich zwei Kolleginnen der Grundschule (die beiden Bilder unten) waren bereit, sich zu äußern. Aber auch sie redeten - wie ich bei der Auswertung des Materials sehen konnte - gekonnt um den heißen Brei herum. Schade. Mal sehen, wie das an den anderen Tagen läuft.
Dienstag, 2. Dezember 2014
Eine Klasse ist Klase
Nun hat David schon einen Scheck in der Hand und einen zweiten bekommt er gerade von seiner Klassenkameradin Zuzanna. Die IVg des Gymnasiums Pavel Horov hat eine tolle Aktion abgeliefert; es scheint, als hätten sie halb Michalivce in diese Aktion involviert. Leider waren die Akteurinnen heute bei der schriftlichen Prüfung zum DSD II arg müde und es wurde mehr gegähnt, als gut sein konnte. Mal sehen, was draus wird. Ich hoffe nun für alle, die sich der Prüfung stellten, dass sie dennoch das Maximale aus sich heraus holen konnten!
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