Anderntags stieg ich erholt in mein Auto und hoffte auf mehr Abwechslung und ein paar Sehenswürdigkeiten. Freilich umsonst. Von den Städten und ihren verfallenen Industriesilhouetten schweige ich lieber ganz. Da möchte man wirklich nicht wohnen. Vor allem die Industriestädte sahen aus, wie an Ceausescus Schreibtisch entworfen. Nichts Gewachsenes. Nichts Tröstliches - jedenfalls nichts, was man vom Auto aus hätte erspähen können.
Landschaftlich bestätigt die Walachei auch allen Stereotypen, die man in deutschen Landen so pflegt. Was stellt man sich unter "Walachei" vor? Ödnis und Leere und vielleicht ab und an ein Brunnen für die Pferde! Pferde sah ich nicht, aber Brunnen gab es in regelmäßigen Abständen entlang der Straße. (Bild oben). Auch sonst ist alles wie im Klischee: Endlose Felder und ein Land so flach, dass Ungarns Puszta wie ein abwechslungsreiches Hügelland wirkt und die ostfriesische Küstenlandschaft wie ein touristisches Highlight! Bis zum Horizont ein leeres Irgendwo ohne Menschen und Bewegung. Nur in den Melonenfeldern sah ich Menschen, ganze Familien zumeist, die ihre Ernte einbrachten und in Dacia- Kombis aus alter Zeit verluden, um sie auf den nächsten Markt zu fahren Den nächsten? Also 60 oder 100 km weiter...
Die Landschaft änderte sich erst in Küstennähe. Nun wurde es wieder hügeliger und einige Wasserläufe durchzogen tiefe Täler, die von der Autobahn Bukarest- Constanta in luftiger Höhe überquert wurden.
Constanta selbst sah bei der Einfahrt trostlos aus. Wie die davor gesehenen Städte eben. Allerdings wirkt alles etwas großzügiger. Die Häuser sind weiter von der Straße weg errichtet, so dass Magistralen entstehen, die man auch in den Außenbezirken von Odessa oder Kiew sehen kann. Von der Altstadt sah ich zunächst wenig. Aber ich begriff, dass sie auf der Landzunge liegen musste, auf der sich unser IBIS- Hotel befand. Richtig.Ich bezog mein Zimmer, ging in einem nahe gelegenen italienischen Restaurant etwas essen (lecker!!!) und dann auf Entdeckungstour.
Das Hotel liegt direkt am Strand, der sich bis zum Hafengelände erstreckt, sehr breit und schön sandig ist. Angenehm, dass die Urlauber von hier aus den Hafen nicht sehen. Er liegt hinter der Landzunge und ist von der Steilküste und der Stadtbebauung verdeckt. Sandig? Es war nicht zu übersehen, denn der Sturm peitschte nicht nur die See, sondern verwandelte die Sandfläche in eine Art Wanderdüne, die schon den Asphaltweg bedeckt hatte, der wohl für Versorgungsfahrzeuge angelegt wurde. (Bild drei)
Ich denke, die Windstärke betrug 10- 12 und hatte also Orkanstärke. Man konnte sich kaum auf den Beinen halten und die Gischt schäumte und spritzte über die Molen, die dem Schutz einer kleinen Marina mit netten Restaurants usw. dienten. Die Wellenbrecher (Bild vier) waren also mehr als nötig. Dass ich nicht - wie geplant - baden gehen konnte, muss nicht extra erwähnt werden. Leider.
Bereits der Blick vom Strand aus zeigt den stadtgeschichtlichen Reichtum. Man sieht historistische Hotelbauten (leider verfallen und zum Verkauf stehend - allesamt Spekulationsruinen) und sozialistische Hotelarchitektur, alte Häuser, über deren Dächer sich der Turm einer Moschee erhebt. Und dann gab es da noch den verbannten Dichter der "Metamorphosen". An ihn erinnern Denkmäler, Straßennamen und Restaurants.
Ich beließ es bei dem ersten Eindruck, ging ein Schläfchen machen und wollte im Anschluss die Altstadt erkunden. Das tat ich dann auch.
Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
Montag, 2. Oktober 2017
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