Klar. Bilder lügen. Im Urlaub war immer alles schön- jedenfalls wenn man die sonnigen Bilder anschaut. Die hier präsentierten stammen vom Abreisetag, an dem ich während der Fahrt und dann die drei Stunden an der Grenze bei 29 bis 32 Grad im Auto schmorte, während es vorher beinahe durchgehend geregnet hatte. Aber Regen ist auch ein Symbol für Tränen und wegen der Sonne war ich nicht in Ivano, auch wenn wir eigentlich am Montag den Pip Ivan besteigen wollten. Juri wollte offensichtlich nicht in seinem Garten "feiern" und auch so zog es ihn nicht in seine Küche, wo Elena und er mich sonst lieber als in einer Kneipe gesehen haben. Immer noch fühlt man sich in der Ukraine wohler in der heimischen Küche als in einem anonymen Gasthaus. Aber ohne Elena ist die Küche nicht mehr dieselbe Küche wie vorher und ohne sie ist auch die "Privat- Koliba" nicht mehr der unbeschwerte Ort zum Grillen und Feiern. Deswegen war ich gekommen. Sehen, wie es Juri und Ania geht...
Schön, dass sie sich gefreut haben. Zum Abschied meinte Juri, es sei gut, dass seine Frau gegangen ist, die Freunde aber geblieben sind. So soll es sein. Wir genossen das Zusammensein im Desiatka und dann in einer neuen, sehr angenehmen Privatbierbrauerei. Am Montag Nachmittag konnten wir sogar eine Ausfahrt mit dem Rad machen. Dieses Mal absolvierten wir Juris Trainingsstrecke (ca. 50 km) und ich denke, ich habe mich nicht schlecht geschlagen. ;-)
Sonst ist Ivano Frankivsk die schöne und lebenswerte Stadt, die sie immer war. Angesichts der vielen Stagnations- Meldungen aus der Ukraine wundert man sich schon, woher die Kommune die Kraft zu immer neuen Veränderungen nimmt. Hinter dem Markt hat man eine der Querstraßen neu gepflastert und belebt. (Bild oben) Sehr gelungen. Überall in der Stadt gibt es neue Radwege! Auch ein neuer, für den - sonst vergötterten - Autoverkehr gesperrter Boulevard ist dazu gekommen. Das Altstadt- Areal rund um den Marktplatz ist ohnehin verkehrsberuhigt (Bild vier) und hat einige nette "Oasen". (Bild drei- Denkmal für die älteste Kirche der UA, die hier gestanden haben soll. Freilich bleibt die Frage: Was meint hier "Ukraine"? Kiewer Rus? Halytsch? Egal...)
In der Stadt gab es ein Festival. Aus den Hubschraubern vor der Potocki- Kirche (Bild unten) klangen Musik- Installationen - vor dem Kulturpalast standen noch welche rum - und es gab Theater, Musik etc. Ich ging trotzdem lieber "shoppen" auf dem Markt (Bild zwei). Socken ukrainischer Produktion, das Paar für 30 Cent, und noch so ein paar Kleinigkeiten. Jeans fand ich keine. Alles, was man nicht auf dem Markt oder im Second- Hand- Shop kaufen will, ist deutlich teurer als früher. Keine Schnäppchen mehr. Sonst erinnerten die Diskussionen bei Sergeij, der uns am Sonntag eingeladen und extra Hatschapuri (Blätterteig mit leckerer Käsefüllung) gemacht hatte, daran, wo den Ukrainern wirklich der Schuh drückt: Was machen mit alten Eltern? Wie kann man verstehen, dass Ärzte Leute sterben lassen, die nicht zahlen können? Und was macht der Zahnarzt, den mit etwas über Vierzig Parkinson packt? Oder Juri, der bald Rentner wird, aber natürlich weiter arbeiten muss: Was soll er denn mit den 48 Euro Rente im Monat machen, die ich für unser Abschiedsessen zu dritt ausgegeben habe? Die Ukraine ist schön...- so schön aber auch wieder nicht...
Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
Donnerstag, 21. Juni 2018
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