Sieht man das, wenn einer wieder mal vor der Abfahrt steht? Angekommen am 23. 12. denkt man an Abfahrt- die Nächte werden kürzer dann... Der Mensch hat doch ein Beharrungsvermögen und sich los reißen fällt schwer, wenn man noch nicht satt ist von der Langeweile deutschen Alltags! Es war doch erst der 08. 01. 2010!
Als ich in Ivano abfuhr, überlegte ich noch, welche Lebensmittel ich im Kühlschrank zurück lassen könnte. Es sind ja nur ein paar Tage, die man nicht da ist. Unwirklich erscheint die Idee, zwei Tagen später 1600 km weiter westlich zu sein. Und dann? Dann ist alles umgekehrt. Aus den 10 Tagen wird ein Zeitabschnitt, der - an sich kurz, viel kürzer erlebt als Weihnachtsfeste vor 40 ;-) Jahren - doch alles entrückt, fern und unwirklich werden lässt. Freilich haben sich Schüler gemeldet, hat man Präsentationen für die mündlichen Prüfungen korrigiert - das Internet macht es möglich und zwingt zugleich, nun auch zwischen den Feiertagen zu arbeiten (eine Premiere!) - aber doch war die Ukraine so unendlich weit weg. ungefähr so weit weg wie Deutschland, wenn man - von Leipzig erst eine Tagesreise entfernt - den blau- gelben Schlagbaum passiert hat...
Egal. Da ich nicht allein zurück fuhr, wir hatten schon in der Ukraine geplant, ein "Fuhre" zusammenzustellen, hatte das Abschiednehmen am Tag vorher noch die Komponente des Leipzig- Vorzeigens. Zuerst traf Dascha ein, die Leipzig schon kannte und die es als Hauptstädterin (Kiew!) höchstens mit dem gerade erlebten Berlin verglich. Nicht so doll... Dann kam Katharina, die mit 8 Jahren schon mal hier bei Verwandten war. Die lässt sich sowieso nix anmerken, ganz cool, höchstens wird klar, wie sehr sie sich auf Marta, die Freundin aus Lwiw (Lemberg) freute. Was, deutlich zu sehen (Bild oben), auf Gegenseitigkeit beruhte. Marta freute sich aber wohl auch über Leipzig. Warum sollte sich die Leonbergerin (Leo- Löwe- Lew- Lwiw...) auch nicht wohl fühlen in der Stadt des Löwen- Wappens? Das Viech, das sie hier so lieb hat, gleicht in der Tat den Skulpturen ihrer Heimatstadt. Sie hatte überdies Silvester in Wien verbracht und sich dann kaum an Berlin gewöhnen können. Na ja, Lemberg als galizisches Wien...- da ist ein bisschen was dran. Vielleicht kam ihr das altehrwürdige Leipzig vergleichbar museal und ein bisschen weniger unübersichtlich als das vielgesischtige Berlin vor? Im "Coffe- Baum" immerhin dürfte sie sich an Wien erinnert gefühlt haben...
Den Abend verbrachte ich packend und die "Bande" spielte am langen Tisch. Es war ziemlich "kuschelig" in unserer kleinen Hütte, in der so ziemlich jeder freie Fleck besetzt bzw. mit Gepäck belegt war. Anderntags ging es dann los. Schnee ab Altenberg bis Bratislava. Ziemlich glatte Autobahn- 6 Fahrzeuge hatten es nicht geschafft und lagen im Graben bzw. hinter den Leitplanken. An der tschechisch- slowakischen Grenze winkte die Polizei die LKWs aus dem Verkehr. Die Autobahn wurde also gesperrt. Wir hatten aber das Schlimmste hinter uns. Bis Budapest Regen. Den Tag darauf Frühlingswetter: strahlender Sonnenschein und Temperaturen bis 14 Grad (in Mukaczewo!) Erst ab Drohobych, wo wir Katharina absetzten, kam Nebel auf. Ab Lwiw, wo Marta von ihrem Freund in Empfang genommen wurde, "dicke Suppe". Bei teilweise spiegelblanker Fahrbahn (überfrierender Regen) und Sichtweiten zeitweise um die 20 m ahnte Dascha kaum, wie hart wir oft am Abgrund schwebten. Der Omega schlingerte wie auf hoher See, lag aber doch stabil in der Linie, die uns "nach Hause", also in die eiskalte Bude nach Ivano brachte. Und da bin ich nun wieder...
Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
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