Das Wetter war schön und die Radtour mit Juri lange verabredet. Leider hat ein Masseur Elena zwei Rippen gebrochen, so dass sie drauf verzichten musste, mitzukommen. Wir beschlossen, den Tag nicht wie geplant mit der Tanzgruppe (siehe Ostern letztes Jahr) zu verbringen, sondern ihn in Juris "privat- kolyba", also in der "Grillhütte" seines Hinterhofgartens ausklingen zu lassen. Aber erst einmal ging es aus der Stadt heraus durch eine Art Urstromtal, das "kosacka dolyna" genannt wird. Erstaunlicherweise fanden sich hier frische Markierungen für einen Radwanderweg!
Allerdings blieb das Gelände nicht so gut befahrbar wie auf dem Bild oben. Der ursprüngliche Weg kann wegen des Einsturzes einer Brücke nicht mehr genutzt werden und der neu ausgezeichnete führte über Waldwege, die von Traktoren zerfahren und vom Regen der letzten Tage gezeichnet waren. Da hätte ich früher glatt gestreikt! Aber Juris Räder mit breiten Profilen, 16er Schaltung und hydraulisch gefederten Radgabeln leisteten erstaunliche Arbeit. Das erste Mal sah ich, was mit solch einem Rad alles möglich ist. Es hat Spaß gemacht. Juri allerdings war vom schlechten Gewissen geplagt, uns so eine Strecke zuzumuten, und suchte nach dem alten Weg. Die Suche endete mitten im Wald, wo der Weg plötzlich aufhörte, ein Weg zu sein ;-) Wir mussten den ganzen Berg wieder hoch, aber auch das war im kleinsten Gang kein Problem!
Naja, 40 km sind wir durch ziemlich unwegsames und leicht bergiges Gelände gefahren. Da kann man schon Hunger haben! Also sind wir auf dem Rückweg zu "Makro" und haben mariniertes Fleisch, zur Feier des Tages tschechisches Bier, eine Flasche Campari und andere Köstlichkleiten gekauft. Juri hat daraus in seiner Grillanlage feines Grillfleisch gemacht und wir hatten noch einen schönen Abend. Muss ich hier wirklich weg?
Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
Mittwoch, 27. April 2011
Koropets- Pidgeitsi- Brezany
Karfreitag war ich also wie es sich gehört an heiligen Orten. Sonnabend wollte ich auch etwas tun. Dieses Mal aber in die andere Richtung. Vor dem Sommer hatte ich schon einmal versucht, das polnische Schloss von Koropets zu finden, aber damals war die Exkursion buchstäblich ins Wasser gefallen. Hier im Blog hatte ich das Foto von der überfluteten Straße gepostet...
Naja, die Straße hat seitdem niemand repariert und auch die weiter oben in Richtung Buczacz- Koropets führenden Straßen waren wohl schon von den Polen mit Asphalt bedeckt und seitdem arg vernachlässigt worden. (Bild oben) Unvorstellbar, dass solche Schäden in den letzten 20 oder 30 Jahren passiert sein sollen. Teilweise waren die Straßen zwischen den Gemeinden als Straßen kaum noch identifizierbar und ich staunte nur, mit welch rasendem Tempo (ca. 30 - 40 kmh) die stolzen Besitzer eines neuen Geländewagens denselben auf diesem Acker zuschanden zu fahren nicht abgeneigt waren! Ich fand, das Schalten in den zweiten Gang zu waghalsig...
Immerhin hat sich die Fahrt gelohnt. Das Schloss ist zwar vollig verwahrlost und wird offensichtlich nicht mehr genutzt, aber es besticht doch durch seine edlen Proportionen und den luftigen, trotz der gedrungenen Architektur irgendwie Leichtigkeit vermittelnden Baustil. Das kann man leider von den drumherum gebauten Gebäuden eines Heims nicht gerade sagen. Nur von der Seite des ehemaligen Parks aus (siehe Foto) lässt sich die alte Anlage in ihrer Pracht noch erahnen, der Rest der Ansicht ist von Wirtschafts- und Wohngebäuden versaut. Schade...
Über Monastierska ging die Fahrt dann weiter nach Pidheitsi. Dort grüßt am Rande der Stadt die mächtige Ruine einer Renaissance- Kirche. Etwas weiter oben findet sich die ebenfalls nicht uninteressante Anlage einer noch erhaltenen, aber leider nicht geöffneten Wehrkirche. Man geht über einen kleinen Marktplatz, dessen Rathaus zwar schmalbrüstig wirkt, aber immerhin als Zeichen Magdeburger Stadtherrlichkeit von einem Turm geziert ist. Ein oder zwei Straßen rund um den Markt verströmen so etwas wie Kleinbürgerlichkeit. Der Rest lässt ahnen, aus welchen Hütten die Stetl der Juden bestanden haben. Um die Synagoge herum (das Foto zeigt die Ruine des zu Sowjetzeiten sicher zweckentfremdet genutzten Gebäudes) haben sich solche erhalten.
Berezany liegt am Rande einer Hügel- und Flusslandschaft (siehe Foto in der Mitte). Die Gegend in Richtung Rohatyn ist ausgesprochen angenehm- Goethe hätte gesagt "lieblich". Am Eingang der Stadt liegt die Burgruine. Man hat den Fluss zum Schutz genutzt. Leider ist immer noch alles kaputt und die mächtigen Mauern (Foto) drohen einzustürzen. Im Innern allerdings stehen Gerüste um die Kirche und ein Gebäudeflügel des Schlosses hat ein Dach bekommen. Vielleicht wird es ja doch noch mal fertig. Verdient hätte der Komplex eine Sanierung!
Berezany hat immerhin Einiges zu bieten und dürfte sich künftig als Touristenzentrum nicht schlecht machen. Außer dem Schloss fallen mehrere große Kirchenbauten ins Auge. Am Interessantesten zweifellos die armenische Kirche mit Pastorenhaus. Beide stammen wohl aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. (Bild unten) Der Marktplatz ist schön und das Rathaus könnte ebenfalls mächtig wirken, wenn der hässliche graue Verputz durch die originale Farbigkeit ersetzt würde. Auch hier kündet der Turm vom Magdeburger Stadtrecht. Es gibt mehrere Verwaltungs- und Schulgebäude, dazu einige hübsche Bürgerhäuser, Kasernen- und Gefängnisbauten, die anzeigen, dass sich hier einst ein nicht unbedeutendes Verwaltungszentrum befand. Die Synagoge freilich ist total zerstört. Einige Reste finden sich im Hinterhof eines Hauses am Rande des Stadtzentrums. Ich hatte das früher schon einmal gefunden und fotografiert...
Im Ganzen war es ein schöner Tag, wenn ich auch total kaputt war und keine Stöße der Federung und kein Klappern der Karosserie meines armen Autos mehr hören konnte!
Naja, die Straße hat seitdem niemand repariert und auch die weiter oben in Richtung Buczacz- Koropets führenden Straßen waren wohl schon von den Polen mit Asphalt bedeckt und seitdem arg vernachlässigt worden. (Bild oben) Unvorstellbar, dass solche Schäden in den letzten 20 oder 30 Jahren passiert sein sollen. Teilweise waren die Straßen zwischen den Gemeinden als Straßen kaum noch identifizierbar und ich staunte nur, mit welch rasendem Tempo (ca. 30 - 40 kmh) die stolzen Besitzer eines neuen Geländewagens denselben auf diesem Acker zuschanden zu fahren nicht abgeneigt waren! Ich fand, das Schalten in den zweiten Gang zu waghalsig...
Immerhin hat sich die Fahrt gelohnt. Das Schloss ist zwar vollig verwahrlost und wird offensichtlich nicht mehr genutzt, aber es besticht doch durch seine edlen Proportionen und den luftigen, trotz der gedrungenen Architektur irgendwie Leichtigkeit vermittelnden Baustil. Das kann man leider von den drumherum gebauten Gebäuden eines Heims nicht gerade sagen. Nur von der Seite des ehemaligen Parks aus (siehe Foto) lässt sich die alte Anlage in ihrer Pracht noch erahnen, der Rest der Ansicht ist von Wirtschafts- und Wohngebäuden versaut. Schade...
Über Monastierska ging die Fahrt dann weiter nach Pidheitsi. Dort grüßt am Rande der Stadt die mächtige Ruine einer Renaissance- Kirche. Etwas weiter oben findet sich die ebenfalls nicht uninteressante Anlage einer noch erhaltenen, aber leider nicht geöffneten Wehrkirche. Man geht über einen kleinen Marktplatz, dessen Rathaus zwar schmalbrüstig wirkt, aber immerhin als Zeichen Magdeburger Stadtherrlichkeit von einem Turm geziert ist. Ein oder zwei Straßen rund um den Markt verströmen so etwas wie Kleinbürgerlichkeit. Der Rest lässt ahnen, aus welchen Hütten die Stetl der Juden bestanden haben. Um die Synagoge herum (das Foto zeigt die Ruine des zu Sowjetzeiten sicher zweckentfremdet genutzten Gebäudes) haben sich solche erhalten.
Berezany liegt am Rande einer Hügel- und Flusslandschaft (siehe Foto in der Mitte). Die Gegend in Richtung Rohatyn ist ausgesprochen angenehm- Goethe hätte gesagt "lieblich". Am Eingang der Stadt liegt die Burgruine. Man hat den Fluss zum Schutz genutzt. Leider ist immer noch alles kaputt und die mächtigen Mauern (Foto) drohen einzustürzen. Im Innern allerdings stehen Gerüste um die Kirche und ein Gebäudeflügel des Schlosses hat ein Dach bekommen. Vielleicht wird es ja doch noch mal fertig. Verdient hätte der Komplex eine Sanierung!
Berezany hat immerhin Einiges zu bieten und dürfte sich künftig als Touristenzentrum nicht schlecht machen. Außer dem Schloss fallen mehrere große Kirchenbauten ins Auge. Am Interessantesten zweifellos die armenische Kirche mit Pastorenhaus. Beide stammen wohl aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. (Bild unten) Der Marktplatz ist schön und das Rathaus könnte ebenfalls mächtig wirken, wenn der hässliche graue Verputz durch die originale Farbigkeit ersetzt würde. Auch hier kündet der Turm vom Magdeburger Stadtrecht. Es gibt mehrere Verwaltungs- und Schulgebäude, dazu einige hübsche Bürgerhäuser, Kasernen- und Gefängnisbauten, die anzeigen, dass sich hier einst ein nicht unbedeutendes Verwaltungszentrum befand. Die Synagoge freilich ist total zerstört. Einige Reste finden sich im Hinterhof eines Hauses am Rande des Stadtzentrums. Ich hatte das früher schon einmal gefunden und fotografiert...
Im Ganzen war es ein schöner Tag, wenn ich auch total kaputt war und keine Stöße der Federung und kein Klappern der Karosserie meines armen Autos mehr hören konnte!
Von Bohorodczany über Pniew nach Maniava
Ostern und nix los. Die Wettervorhersage versprach wenig Gutes, aber dann ging es doch. Bedeckt, aber nicht regnerisch. Also los und noch einmal die Gegend ansehen. In Bohorodczany war ich bisher immer am Zentrum vorbei gefahren und hatte so die katholische Klosterkirche übersehen. Auch Nadvirna sah ich mir zum ersten Mal genauer an. (Alles im Umkreis von 25 km hinter Ivano- Frankivsk in Richtung Karpaten.) Ich fand die Ruine einer mittelalterlichen Wehranlage (Turm) und eine bullig wirkende, evtl. einmal als Wehrkirche konzipierte alte polnische katholische Kirche. Hingegen hatte ich die Burgruine in Pniew früher schon besichtigt. Dieses Mal kam ich aber von der anderen Seite und sah so erstmals die ganze Front der imposanten Wehrmauer. (Bild oben) Kommt man hingegen von oben, wirkt die Anlage zwar weiträumig, aber irgendwie eingesunken und niedrig.
Hinter Pniew stieß ich an einer der Richtungen (Straßen?), die nach Maniava führen, auf eine verlassene Förderanlage, wie ich sie schon bei Sambir gesehen hatte. (Zweites Bild)
Mein eigentliches Ziel war aber die wiedereröffnete Anlage des Wehrklosters Maniava. Die hatte ich mir allerdings ganz anders vorgestellt. Irgendwie imposant auf einem Hügel gelegen und nicht so eingezwängt in ein Tal, links vom Wald und rechts von einem tief eingeschnittenen Bachbett begrenzt. Aber schön ist es dort doch. Die Wehrmauer vermittelt einen guten Eindruck der alten Befestigung und auch sonst harmonieren die 4 unterschiedlichen Gebäudekomplexe aus braunem Holz (Kirche), blau gestrichenem Backstein (Kapellen) und weiß getünchtem Naturstein (Wehrturm und Wohnzellen der Mönche). Geht man den zweiten Ein- bzw. besser den Ausgang an der dem Eingang gegenüber gelegenen Seite zum Kloster hinaus (auf dem Bild also zwischen Holzkirche und Turm an den Klosterzellen dahinter vorbei) , entfaltet sich eine schöne Gebirgslandschaft. Ein Weg zum "heiligen Stein" ist ausgeschildert. Man steigt einen Berg hinan und kommt zu einem Felsüberhang, durch den Wasser vom Berg fließt. Mönche des Kiewer Höhlenklosters sollen die Wasserqualität zum Anlass genommen haben, hier im 13. Jahrhundert ein Kloster zu gründen. Man steht also auf ehrwürdigem Grund.
Gott (?) sei Dank hatten die heutigen Mönche für eine hölzerne Kaplle gesorgt, in der ich das Ende des Regengusses, der unvermittelt niederging (schlagartig hatte sich aus zwei Donnerschlägen ein Platzregen entwickelt), halbwegs trocken abwartehn konnte. Allerdings war es dann etwas schwierig, den abschüssigen und nun schlammigen und schmierigen Pfad unbeschadet wieder herunter zu kommen. Wenigstens war das Auto danach halbwegs sauber...
Hinter Pniew stieß ich an einer der Richtungen (Straßen?), die nach Maniava führen, auf eine verlassene Förderanlage, wie ich sie schon bei Sambir gesehen hatte. (Zweites Bild)
Mein eigentliches Ziel war aber die wiedereröffnete Anlage des Wehrklosters Maniava. Die hatte ich mir allerdings ganz anders vorgestellt. Irgendwie imposant auf einem Hügel gelegen und nicht so eingezwängt in ein Tal, links vom Wald und rechts von einem tief eingeschnittenen Bachbett begrenzt. Aber schön ist es dort doch. Die Wehrmauer vermittelt einen guten Eindruck der alten Befestigung und auch sonst harmonieren die 4 unterschiedlichen Gebäudekomplexe aus braunem Holz (Kirche), blau gestrichenem Backstein (Kapellen) und weiß getünchtem Naturstein (Wehrturm und Wohnzellen der Mönche). Geht man den zweiten Ein- bzw. besser den Ausgang an der dem Eingang gegenüber gelegenen Seite zum Kloster hinaus (auf dem Bild also zwischen Holzkirche und Turm an den Klosterzellen dahinter vorbei) , entfaltet sich eine schöne Gebirgslandschaft. Ein Weg zum "heiligen Stein" ist ausgeschildert. Man steigt einen Berg hinan und kommt zu einem Felsüberhang, durch den Wasser vom Berg fließt. Mönche des Kiewer Höhlenklosters sollen die Wasserqualität zum Anlass genommen haben, hier im 13. Jahrhundert ein Kloster zu gründen. Man steht also auf ehrwürdigem Grund.
Gott (?) sei Dank hatten die heutigen Mönche für eine hölzerne Kaplle gesorgt, in der ich das Ende des Regengusses, der unvermittelt niederging (schlagartig hatte sich aus zwei Donnerschlägen ein Platzregen entwickelt), halbwegs trocken abwartehn konnte. Allerdings war es dann etwas schwierig, den abschüssigen und nun schlammigen und schmierigen Pfad unbeschadet wieder herunter zu kommen. Wenigstens war das Auto danach halbwegs sauber...
Verabschiedung
Das Seminar ging bis Mittwoch. Ich zelebrierte meine Hörverstehensübungen und wusste schon im Voraus, dass der Titel "Mensch" (Text Rio Reiser, gesungen Xavier Naidoo) zu Kontroversen führen würde. So kam es denn auch. Halina aus Drohobych meinte sofort, es könne sich nur um einen Irrtum meinerseits handeln. "Kommunismus" und "Christentum" seien wie Feuer und Wasser und es sei absurd, sie unter dem Etikett "Humanismus" zu vereinigen. Immerhin kommen so Diskussionen zustande. Schade nur, dass ich dem üblichen Wunsch "Mach doch mal was Schönes. So über die Liebe oder so" nicht entscprechen konnte. Deutsche Laberlieder über dieses Thema geben nun wirklich nichts her, was als Hörverstehensübung oder auch nur als Sprechanlass dienen könnte. Jedenfalls ist mir kein Titel eingefallen, der da was anderes als Plattitüden böte, und tut er das nicht, ist er ja eben nicht "schön" ;-)
Dann kam der schwummerige Moment, den Kolleginnen, die man - sie seien wie sie eben sind - schon so lange kennt (einige mehr als 6 Jahre) Auf Wiedersehen zu sagen. Der Chef, der aus diesem Anlass - er geht auch - als Zeichen seiner Würde eine herrschaftliche Keule überreicht bekam (Bild oben), war dazu die sinnige Rubrik "Letzte Worte" eingefallen. Ein Glück, dass Karl- Martins Klasse kam und einen Sketsch "Das Leben des Karl- Martin E." das Bild zeigt den Überraschten bei der Danksagung) aufführte. Das war gelungen und lustig und so konnten wir lachenden Auges auseinandergehen. Mal sehen, wann und wo ich jemanden aus diesem Kreis wieder begegne...
Dann kam der schwummerige Moment, den Kolleginnen, die man - sie seien wie sie eben sind - schon so lange kennt (einige mehr als 6 Jahre) Auf Wiedersehen zu sagen. Der Chef, der aus diesem Anlass - er geht auch - als Zeichen seiner Würde eine herrschaftliche Keule überreicht bekam (Bild oben), war dazu die sinnige Rubrik "Letzte Worte" eingefallen. Ein Glück, dass Karl- Martins Klasse kam und einen Sketsch "Das Leben des Karl- Martin E." das Bild zeigt den Überraschten bei der Danksagung) aufführte. Das war gelungen und lustig und so konnten wir lachenden Auges auseinandergehen. Mal sehen, wann und wo ich jemanden aus diesem Kreis wieder begegne...
Lviv vor Ostern
Kam am Sonnabend, dem 16. 04., in Lviv an. Da ich noch nichts zu tun hatte, war es ziemlich langweilig. Das Wetter lud auch nicht gerade zum Verweilen an der frischen Luft ein. Aber was soll man machen? So schlich ich durch die Stadt. Das meiste Leben gab es - wie immer - vor der Oper resp. vor dem Tschewtschenko- Denkmal. Dort versammeln sich am Wochenende die jungen Leute zum Quatschen und gelegentlich auch zum Singen. Die Alten treffen sich wie "alte Kameraden", manch einer kommt in UPA- Uniform, und debattieren erregt die Politik. Der Fuchs weiß, ob sie über das heutige Elend oder über das vergangene reden. An diesem Wochenende kamen Gruppen hinzu, die vor Ostern religiöse und patriotische Lieder sangen (Bild oben). Ohnehin ist das Land zu Ostern geflaggt wie bei uns zum Nationalfeiertag nicht. Jesus mag denn wohl ein Ukrainer gewesen sein...
Am Sonntag oder Montag hingen dann von allen Denkmalsschildern Luftballons (hier in der Armenischen Straße). Was hatte das zu bedeuten? Ein Anhänger wies den Sponsoren der Aktion zu Ehren des "Internationalen Tages des Denkmals" aus. Nun ja, manch einem Denkmal bekäme die Restaurierung besser als der Schmuck, aber hübsch sah es trotzdem aus...
Am Sonntag oder Montag hingen dann von allen Denkmalsschildern Luftballons (hier in der Armenischen Straße). Was hatte das zu bedeuten? Ein Anhänger wies den Sponsoren der Aktion zu Ehren des "Internationalen Tages des Denkmals" aus. Nun ja, manch einem Denkmal bekäme die Restaurierung besser als der Schmuck, aber hübsch sah es trotzdem aus...
Freitag, 22. April 2011
Schulverbundfinale JDI
Am 13. und 14. April fand am Gymnasium Nr. 1 in Chernivtsi das Schulverbundfinale West des Wettbewerbs "Jugend debattiert international" statt. Teilnehmer waren die vier Schulsieger Marta Semen (Lviv), Marta Danylko (Ivano- Frankivsk), Evgenia Lopata (Chernivtsi) und Marian Dombrowski (Drohobych). In zwei Runden debattierten sie die Fragen, ob in der Ukraine doch ein 12jähriges Abitur eingeführt werden und ob die Ukraine mehr Geld in alternative Energiequellen investieren sollte. Für die 16jährigen Teilnehmerinnen war der Auftritt vor einer Jury aus lauter Muttersprachlern (Claudia Prätor und Melanie Foik vom DAAD - mittleres Bild Mitte -; Christian Ax von der ZfA - vorn - und Dr. Benjamin Grilj von der Österreich- Kooperation - ganz hinten) und weiteren Deutsch- Lehrern der Stadt und der Region natürlich mit viel Herzklopfen verbunden. Trotzdem haben sie ihre Aufgabe am ersten Tag ordentlich und am zweiten Tag wirklich gut gelöst. Die Steigerung war unübersehbar und nach den Ergebnissen des zweiten Tages wäre es schwer gewesen, eine Siegerin zu küren. Angesichts der Gesamtleistung war das Ergebnis dann aber klar. Marta aus Lviv war die Beste. Marian und Evgenia lagen fast gleich auf und weil Marian verhindert ist, werden Marta und Evgenia uns in Kiew vertreten. "Meine Marta" war todunglücklich, weil nicht alles so geklappt hatte, wie wir es besprachen und sie es eingeübt hatte. Aber so ist es nun mal im Leben. Bleibt die rethorische Frage, wer sonst 24 min lang in einer fremden Sprache nicht nur sprechen, sondern streiten und argumentieren kann? Schon das allein ist der Sieg! Ich hatte in diesen Tagen alle Hände voll zu tun: erst die Vorbereitung der Kandidatin und die Organisation/ Durchführung des Wettbewerbs, dann - parallel - die Vorbereitung von Materialien zum Hörverstehen für eine Weiterbildung in Lviv. Am Ende waren es 30 CDs, die nicht nur zusammengestellt, sondern auch gebrannt werden wollten. Von den Arbeitsblättern ganz zu schweigen...
In Lviv war es dann gähnend langweilig. Saß Samstag abend im Hotel, Sonntag trieb ich mich den Tag über in der Stadt herum und abends saß ich in der Kneipe. Montag dann Seminar, abends Kneipe- immer allein, das schlägt auf den Magen (wusste schon Kant!). Dienstag dann ein schöner Abend mit den Kolleginnen in der "Hasowa Lampa". Mittwoch die Verabschiedung- vom Chef als Programmpunkt "Letzte Worte" genannt. Naja, so traurig war's nicht, aber fröhlich war mir auch nicht zumute. Wann werde ich wieder Siegertraining mit Schülerinnen für diesen Wettbewerb haben? In der Slowakei, so hieß es zuletzt, werde ich in den Abiturklassen auf dem Niveau A2- B1 unterrichten- das entspricht hier der 7. und 8. Klasse...
In Lviv war es dann gähnend langweilig. Saß Samstag abend im Hotel, Sonntag trieb ich mich den Tag über in der Stadt herum und abends saß ich in der Kneipe. Montag dann Seminar, abends Kneipe- immer allein, das schlägt auf den Magen (wusste schon Kant!). Dienstag dann ein schöner Abend mit den Kolleginnen in der "Hasowa Lampa". Mittwoch die Verabschiedung- vom Chef als Programmpunkt "Letzte Worte" genannt. Naja, so traurig war's nicht, aber fröhlich war mir auch nicht zumute. Wann werde ich wieder Siegertraining mit Schülerinnen für diesen Wettbewerb haben? In der Slowakei, so hieß es zuletzt, werde ich in den Abiturklassen auf dem Niveau A2- B1 unterrichten- das entspricht hier der 7. und 8. Klasse...
Samstag, 9. April 2011
Geburtstag
Der Tag fing besch...en an. Kein Wunder eigentlich- ich hasse Geburtstage! Ein Blick aus dem Fenster verriet Kälte, Wind und Graupelschauer, später Regen. Ein Himmel wie Ende Nobember. Na fein!
Gut, dass ich nach Chernivtsi muss. Wenigstens ist die Aussicht auf ein Bierchen in gepflegter Atmosphäre nett. Hier würde ich allein nicht gehen, aber dort...- was bleibt einem übrig? Bescheid gesagt hatte ich allerdings niemandem, damit nicht wieder jemand überfordert ist von der plötzlichen Eröffnung eines Juniläums. Egal, also Sachen packen und los. Was ist das? Da hat jemand die Treppe gestrichen. Gut so, bloß hat er keinen Weg gelassen und so habe ich Mühe, auf dem farbig- glitschigen Grund nach unten zu kommen. Die spinnen, die Ukrainer! Schuhe veschmiert, Treppe versaut! Geht das nicht anders? Wut!
Beim Auto angekommen bin ich schon total durchnässt und friere. Sch... Wetter! Heftige Windböen treiben ganze Bäume vor sich her und ab und an sausen Schilder, Reklameplakatreste und anderes über die Straße. Wieso eigentlich "Straße"? Vor Kolomea und um Zabolotiv handelt es sich höchstens noch um eine Richtung nach Chernivtsi! Löcher über Löcher! Wut!
In Chernivtsi angekommen habe ich noch Zeit. Ok, es ist Geburtstag, also gehe ich Essen ins "Reflection". Die Pasta ist gut und ich bin schon fast zufrieden. Hunger macht böse, das Gegenteil ist auch der Fall. Der Unterricht klappt, ich bin zufrieden: Keine Gratulationen, Vodka- Flaschen o.ä. Aber die Laune hält nicht lange an. An der Hozelrezeption ist man freundlich, die Frauen kennen mich. Aber was ist das? Ich habe bezahlt und gehe zum Fahrstuhl, da erst sehe ich den Aushang: Aufgrund von Wartungsarbeiten kein Wasser! Kein Wasser in einem Hotel? Ja, kein Wasser auf dem Zimmer, nichts in der Toilette, einfach nichts. Sch...ße!
Das Zimmer ist trostlos wie immer; ich lege mich hin. Draußen pfeift der Wind und es zieht durch die Ritzen. Ich suche Decken und finde nur eine. Nach einer Stunde bin ich im Bett durchgefroren und fürchte, ich hab mir was weg geholt. Sch...ße. Toller Geburtstag!
Eben will ich aufbrechen, wenigstens eine Kneipe mit Klo suchen, da ruft Evgenia aus der 10 a an. Ob ich heute Zeit hätte? Ja, warum? Diana und sie hätten ein Problem und fragen an, ob sie mich sprechen können. Ok, aber nicht im Hotel. Bin im "Schokoladniy" in der Kobylanska. Treff um 19.30. Im "Schokoladniy" ist es warm, die Pelmeniy schmecken und das Bier ist gut. Die beiden zu erwartenden Mädels (Bild oben) sind nett, sprechen gut Deutsch. Warum nicht den Abend mit ihnen verbringen? Vielleicht wollen sie was zu Stipendien wissen..
Evgenia kommt und will, dass ich sie nach draußen begleite. Warum? Setz dich doch... Nein, ich soll nach draußen. Mit schwant was. Und tatsächlich, draußen steht die ganze Klasse und schmettert "Zum Geburtstag viel Glück". Geschenk ist eine Torte und eine Karte, auf der steht "Wir lieben Sie und werden Sie vermissen." Ich muss grinsen und finde den Abend irgendwie gerettet. Die "Kleinen" kriegen einen Tisch und Eisbecher. Sie sind munter und wirklich- der Abend ist schön!
Zurück zum Hotel frage ich an der Rezeption nach Decken. Ja, haben sie, meint die freundliche ältere Dame und die kleine junge hübsche beginnt um 23.15 Uhr mit "Happy birthday" in der großen Vorhalle des "Czeremosh". Sie hat wohl gerade die Rechnung geschrieben und das Datum bemerkt! Ok, lachen und Kuchen austeilen. Ich esse mit den Rezeptionistinnen ein Stücl Tiramisu, kriege meine Decken und die Information, dass es Wasser gibt. Morgen sogar warmes!
Ist das nichts? Irgendwie ist es immer so: Dieses Land nervt und macht einen halb krank, aber dann kommen die Menschen und alles ist wieder gut! Heute morgen dann die zweite Torte von der zweiten Klasse, die traurig ist, nicht am Abend auf die Idee gekommen zu sein. Am liebsten würden sie den Nachmittag mit mir verbringen, aber ich muss los. Keine Zeit. Habe nächste Woche "Jugend debattiert" und eine Weiterbildung Hörverstehen: Die Materialbeschaffung dauert elend lange... Aber der Geburtstag ist noch nicht vorbei. Am Sonntag gehe ich mit Freunden und Kollegen in Ivano ins "Desjatka". Wie wird es wohl nächstes Jahr in der Slowakei werden? Kann sich solche Herzlichkeit wiederholen? Nun, ich werde es sehen...
Gut, dass ich nach Chernivtsi muss. Wenigstens ist die Aussicht auf ein Bierchen in gepflegter Atmosphäre nett. Hier würde ich allein nicht gehen, aber dort...- was bleibt einem übrig? Bescheid gesagt hatte ich allerdings niemandem, damit nicht wieder jemand überfordert ist von der plötzlichen Eröffnung eines Juniläums. Egal, also Sachen packen und los. Was ist das? Da hat jemand die Treppe gestrichen. Gut so, bloß hat er keinen Weg gelassen und so habe ich Mühe, auf dem farbig- glitschigen Grund nach unten zu kommen. Die spinnen, die Ukrainer! Schuhe veschmiert, Treppe versaut! Geht das nicht anders? Wut!
Beim Auto angekommen bin ich schon total durchnässt und friere. Sch... Wetter! Heftige Windböen treiben ganze Bäume vor sich her und ab und an sausen Schilder, Reklameplakatreste und anderes über die Straße. Wieso eigentlich "Straße"? Vor Kolomea und um Zabolotiv handelt es sich höchstens noch um eine Richtung nach Chernivtsi! Löcher über Löcher! Wut!
In Chernivtsi angekommen habe ich noch Zeit. Ok, es ist Geburtstag, also gehe ich Essen ins "Reflection". Die Pasta ist gut und ich bin schon fast zufrieden. Hunger macht böse, das Gegenteil ist auch der Fall. Der Unterricht klappt, ich bin zufrieden: Keine Gratulationen, Vodka- Flaschen o.ä. Aber die Laune hält nicht lange an. An der Hozelrezeption ist man freundlich, die Frauen kennen mich. Aber was ist das? Ich habe bezahlt und gehe zum Fahrstuhl, da erst sehe ich den Aushang: Aufgrund von Wartungsarbeiten kein Wasser! Kein Wasser in einem Hotel? Ja, kein Wasser auf dem Zimmer, nichts in der Toilette, einfach nichts. Sch...ße!
Das Zimmer ist trostlos wie immer; ich lege mich hin. Draußen pfeift der Wind und es zieht durch die Ritzen. Ich suche Decken und finde nur eine. Nach einer Stunde bin ich im Bett durchgefroren und fürchte, ich hab mir was weg geholt. Sch...ße. Toller Geburtstag!
Eben will ich aufbrechen, wenigstens eine Kneipe mit Klo suchen, da ruft Evgenia aus der 10 a an. Ob ich heute Zeit hätte? Ja, warum? Diana und sie hätten ein Problem und fragen an, ob sie mich sprechen können. Ok, aber nicht im Hotel. Bin im "Schokoladniy" in der Kobylanska. Treff um 19.30. Im "Schokoladniy" ist es warm, die Pelmeniy schmecken und das Bier ist gut. Die beiden zu erwartenden Mädels (Bild oben) sind nett, sprechen gut Deutsch. Warum nicht den Abend mit ihnen verbringen? Vielleicht wollen sie was zu Stipendien wissen..
Evgenia kommt und will, dass ich sie nach draußen begleite. Warum? Setz dich doch... Nein, ich soll nach draußen. Mit schwant was. Und tatsächlich, draußen steht die ganze Klasse und schmettert "Zum Geburtstag viel Glück". Geschenk ist eine Torte und eine Karte, auf der steht "Wir lieben Sie und werden Sie vermissen." Ich muss grinsen und finde den Abend irgendwie gerettet. Die "Kleinen" kriegen einen Tisch und Eisbecher. Sie sind munter und wirklich- der Abend ist schön!
Zurück zum Hotel frage ich an der Rezeption nach Decken. Ja, haben sie, meint die freundliche ältere Dame und die kleine junge hübsche beginnt um 23.15 Uhr mit "Happy birthday" in der großen Vorhalle des "Czeremosh". Sie hat wohl gerade die Rechnung geschrieben und das Datum bemerkt! Ok, lachen und Kuchen austeilen. Ich esse mit den Rezeptionistinnen ein Stücl Tiramisu, kriege meine Decken und die Information, dass es Wasser gibt. Morgen sogar warmes!
Ist das nichts? Irgendwie ist es immer so: Dieses Land nervt und macht einen halb krank, aber dann kommen die Menschen und alles ist wieder gut! Heute morgen dann die zweite Torte von der zweiten Klasse, die traurig ist, nicht am Abend auf die Idee gekommen zu sein. Am liebsten würden sie den Nachmittag mit mir verbringen, aber ich muss los. Keine Zeit. Habe nächste Woche "Jugend debattiert" und eine Weiterbildung Hörverstehen: Die Materialbeschaffung dauert elend lange... Aber der Geburtstag ist noch nicht vorbei. Am Sonntag gehe ich mit Freunden und Kollegen in Ivano ins "Desjatka". Wie wird es wohl nächstes Jahr in der Slowakei werden? Kann sich solche Herzlichkeit wiederholen? Nun, ich werde es sehen...
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