Karfreitag war ich also wie es sich gehört an heiligen Orten. Sonnabend wollte ich auch etwas tun. Dieses Mal aber in die andere Richtung. Vor dem Sommer hatte ich schon einmal versucht, das polnische Schloss von Koropets zu finden, aber damals war die Exkursion buchstäblich ins Wasser gefallen. Hier im Blog hatte ich das Foto von der überfluteten Straße gepostet...
Naja, die Straße hat seitdem niemand repariert und auch die weiter oben in Richtung Buczacz- Koropets führenden Straßen waren wohl schon von den Polen mit Asphalt bedeckt und seitdem arg vernachlässigt worden. (Bild oben) Unvorstellbar, dass solche Schäden in den letzten 20 oder 30 Jahren passiert sein sollen. Teilweise waren die Straßen zwischen den Gemeinden als Straßen kaum noch identifizierbar und ich staunte nur, mit welch rasendem Tempo (ca. 30 - 40 kmh) die stolzen Besitzer eines neuen Geländewagens denselben auf diesem Acker zuschanden zu fahren nicht abgeneigt waren! Ich fand, das Schalten in den zweiten Gang zu waghalsig...
Immerhin hat sich die Fahrt gelohnt. Das Schloss ist zwar vollig verwahrlost und wird offensichtlich nicht mehr genutzt, aber es besticht doch durch seine edlen Proportionen und den luftigen, trotz der gedrungenen Architektur irgendwie Leichtigkeit vermittelnden Baustil. Das kann man leider von den drumherum gebauten Gebäuden eines Heims nicht gerade sagen. Nur von der Seite des ehemaligen Parks aus (siehe Foto) lässt sich die alte Anlage in ihrer Pracht noch erahnen, der Rest der Ansicht ist von Wirtschafts- und Wohngebäuden versaut. Schade...
Über Monastierska ging die Fahrt dann weiter nach Pidheitsi. Dort grüßt am Rande der Stadt die mächtige Ruine einer Renaissance- Kirche. Etwas weiter oben findet sich die ebenfalls nicht uninteressante Anlage einer noch erhaltenen, aber leider nicht geöffneten Wehrkirche. Man geht über einen kleinen Marktplatz, dessen Rathaus zwar schmalbrüstig wirkt, aber immerhin als Zeichen Magdeburger Stadtherrlichkeit von einem Turm geziert ist. Ein oder zwei Straßen rund um den Markt verströmen so etwas wie Kleinbürgerlichkeit. Der Rest lässt ahnen, aus welchen Hütten die Stetl der Juden bestanden haben. Um die Synagoge herum (das Foto zeigt die Ruine des zu Sowjetzeiten sicher zweckentfremdet genutzten Gebäudes) haben sich solche erhalten.
Berezany liegt am Rande einer Hügel- und Flusslandschaft (siehe Foto in der Mitte). Die Gegend in Richtung Rohatyn ist ausgesprochen angenehm- Goethe hätte gesagt "lieblich". Am Eingang der Stadt liegt die Burgruine. Man hat den Fluss zum Schutz genutzt. Leider ist immer noch alles kaputt und die mächtigen Mauern (Foto) drohen einzustürzen. Im Innern allerdings stehen Gerüste um die Kirche und ein Gebäudeflügel des Schlosses hat ein Dach bekommen. Vielleicht wird es ja doch noch mal fertig. Verdient hätte der Komplex eine Sanierung!
Berezany hat immerhin Einiges zu bieten und dürfte sich künftig als Touristenzentrum nicht schlecht machen. Außer dem Schloss fallen mehrere große Kirchenbauten ins Auge. Am Interessantesten zweifellos die armenische Kirche mit Pastorenhaus. Beide stammen wohl aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. (Bild unten) Der Marktplatz ist schön und das Rathaus könnte ebenfalls mächtig wirken, wenn der hässliche graue Verputz durch die originale Farbigkeit ersetzt würde. Auch hier kündet der Turm vom Magdeburger Stadtrecht. Es gibt mehrere Verwaltungs- und Schulgebäude, dazu einige hübsche Bürgerhäuser, Kasernen- und Gefängnisbauten, die anzeigen, dass sich hier einst ein nicht unbedeutendes Verwaltungszentrum befand. Die Synagoge freilich ist total zerstört. Einige Reste finden sich im Hinterhof eines Hauses am Rande des Stadtzentrums. Ich hatte das früher schon einmal gefunden und fotografiert...
Im Ganzen war es ein schöner Tag, wenn ich auch total kaputt war und keine Stöße der Federung und kein Klappern der Karosserie meines armen Autos mehr hören konnte!
Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
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