Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Sonntag, 23. Oktober 2011

Slata Itka- Kosice

 Der Tag begann nicht so vielversprechend: Entgegen der Wettervorhersage sah es ziemlich grau und ganz nach Nieselregen aus. Egal, es war abgemacht. Auf dem Weg zum Bahnhof traf ich meinen Kolln. Burrichter und gemeinsam warteten wir auf unsere Kollegin vom DAAD aus Presov. Mit dem Taxi ging es dann nach Slata Itka, ca. 20 km von Kosice entfernt. Dort angekommen stiegen wir auf ca. 800 m, wobei etwa 400 Höhenmeter zu überwinden waren, wie Friedrich - unser des Weges kundiger Führer und gewiefter Kartenleser - zu berichten wusste. Das Wetter blieb mies, neblig und ziemlich feucht, aber doch regenfrei. Nach dem Aufstieg wanderten wir entspannt auf einem gut ausgeschilderten Waldweg (Bild oben) auf eine Waldhütte (zweites Bild von oben) zu, deren Restauration vielleicht geöffnet haben könnte...

Sie hatte geöffnet und bot Erbsen- Suppe, Krautwickel und Hirschgulasch. Der Hirschgulasch mit so einer Art von Nockerln schmeckte nicht schlecht, obwohl (oder weil?) die Küche mehr als rustikal aussah. Offensichtlich wurden die Speisen auf einem mit Holz befeuerten Herd zubereitet.

Nach der Stärkung ging es bei besserem Wetter, ab und an lugte die Sonne aus den Wolken, weiter auf Kosice zu und wir kamen an der Skistation (zweites Bild v.o.) vorbei, die ich schon auf meiner Radtour entdeckt hatte. Der Abstieg endete - für mich unerwartet - an einem Rast- und Minigolfplatz direkt oberhalb meiner Siedlung. Wir tranken dort einen doppelten Espresso und verpassten den Bus, der nur noch stündlich fuhr. Auf dem nun mir bereits bekannten Weg gingen wir also weiter bis zu dem Punkt unweit des Stadtrandes, den ich schon ein paar Wochen zuvor als "Einstieg" in das Wanderwegenetz ausgemacht hatte. 20 Minuten später war ich dann zu Hause. Wir sind vielleicht 10.15 Uhr losgewandert und waren gegen 17.15 Uhr am Ziel. Etwas mehr als 20 km können es gewesen sein. Dank an den Kolln. Burrichter, der die Idee hatte. Es war sehr entspannend und wird dem Schlaf förderlich sein- hoffe ich ;-)

Samstag, 22. Oktober 2011

Lesefüchse in Bratislava

Ein Projekt zieht um die Welt und kommt endlich in Bratislava an. Ganzschriften lesen in der Schule? Und dann noch auf Deutsch? Es muss für die Kolleginnen und Kollegen eine Qual gewesen sein, Teilnehmer zu finden und sie zu motivieren, ein "Lesetagebuch" zu schreiben und seine Ideen zum Buch auf ein Plakat zu bannen! Doch davon war in Bratislava nichts mehr zu spüren. Die Besten stellten ihre Leseergebnisse souverän vor und die Besten der Besten konnten sogar ein bisschen über die Qualität der Bücher streiten. Ich war nur als Gast geladen- mal sehen, ob ich mir so was in zwei Jahren antue. Nebenbei begleitete ich die Kandidatin aus Kosice (Kristina - zweite v.l.), die immerhin ein Sommerstipedium gewann und mir zusammen mit unserer Freiwilligen Natasha eine angenehme Reisebegleiterin war. Nun ja, 6 h hin und 6 h wieder her... Am Freitag sah es zudem noch ganz danach aus, als sollten wir 6 h im Gang stehen. Gefühlte DDR 1985! Aber dann wurden in der 1. Klasse noch ein paar Sitze frei und ich kam doch noch in den Genuss, meine Reise selbst zu bezahlen - eine Karte kostet 17,60 (die hatte ich zurück bekommen), aber der Zuschlag für uns 3 noch einmal 24 Euro. Aber wir konnten sitzen!

Freitag, 21. Oktober 2011

Serbien- Subotica

 Die Arbeitswoche endete voller Stress, denn es sollte doch Zeit geschaffen werden für einen Besuch bei Alfred und Berta in Subotica/ Serbien. Also galt es die laufenden Arbeiten zu beenden und wenigstens den Montagsunterricht vorzubereiten. Für andere Freunde, für Facebook usw. blieb daher mal wieder keine Zeit. Das scheint mein neues Schlagwort zu werden: Keine Zeit, keine Zeit...

Egal, am Freitag ging es los. Man glaubt kaum, dass es quer durch Ungarn bis in dessen Nachbarland nur 450 km sind. Aber so war es und ich erreichte nach 4,5 h gemütlicher "Benzinsparfahrt" (auf dem Dach schaukelte wieder mal mein Fahrrad!) die ungarisch- serbische Grenze. Misstrauisch beobachtete ich die Schlange vor mir - in die Ukraine hätte ich nun 3- 4 h gebraucht -, aber in knapp 30 min war ich "drüben". Unmittelbar nach der Grenze ein paar verfallenen Häuser, die zu verlassenen Siedlungsteilen gehörten. Ist das Serbien? Nein, schon bald sah ich Hinweisschilder auf ein Erholungsgebiet, auf einen Zoo usw. Die Autobahn ist ok. Ich rufe Alfred, meinen Vorgänger in Ivano- Frankivsk an, er erklärt mir den Weg. "Immer geradeaus, an unendlich vielen Ampeln vorbei bis zum Hotel blablabla und dann links rum. Da steh ich." Und so war es auch: 15 min später lagen wir einander in den Armen. Schön, dass es solche toleranten und großzügigen Menschen (noch) gibt wie Alfred und Berta! (Bild oben)

Das "Besuchsprogramm" begann mit einem Apperitif, Käse und Obst auf der Terrasse ihres Hauses. Rosengarten vor der Tür und Stilmöbel im Innern, Gästezimmer derer zwei... Was will man mehr? Nachdeem wir Bertas köstlichen Gulasch genossen hatten, ging es ab in die Stadt. Anfangs war ich skeptisch, denn die Einfahrt deutete eher auf "sozialistische Architekturtristesse" hin, aber das erwies sich als ganz falsch. Subotica hat ein nettes historisch- historistisches Zentrum, das österreichisch- ungarisch anmutet. Und so ist es bis heute: In der ungarischen Schule Ansprache auf Ungarisch, in der Kneipe um die Ecke in perfektem Deutsch. Das Bier in der Bar ein paar Straßen weiter bestellten wir dann auf Englisch. 

Klar, bei Alfred gibt es Wein und für mich nicht den schlechtesten! So endete unser erster Abend noch einmal auf der Terrasse bei Wein und Käse! Am nächsten Tag war ich neugierig auf die Stadt bei Tageslicht. Wir hatten bei schönem Herbstwetter eine Radtour geplant und begannen sie im Zentrum. Das Rathaus (Zuckerbäcker- Märchen- Jugend- Historismus- Stil oder so ähnlich) ist sehr originell (zweites Bild von oben). Der Platz davor einfach schön. Sehenswert auch die Kathedrale (drittes Bild v.o.). Unweit davon befindet sich der saubere und von Obst und Gemüse in allen Farben strotzende Markt. Alfred brauchte einen Duschschlauch und während wir vor einem einschlägigen Stand noch überlegten, wie wir nach dem Ding fragen sollten, legte uns der Verkäufer schon zwei Schläuche vor: "Ein Meter zwanzig oder ein Meter sechzig?" Deutsch ist bei der älteren Bevölkerung wirklich noch überall präsent! Einfach Klasse auch die Ruine der Synagoge (viertes Bild v.o.). Toll, dass sie renoviert wird. Die Stadt hätte das Geld nun zusammen sagte uns ein Passant vor dem noch verschlossenen Eingangstor.

Dann ging es über Land. Wir waren wohl an die 60- 70 km unterwegs, was angesichts des quasi "ungarischen" Tieflands (Alfred wusste, dass das pannonische Meer einige Meter unter Null liegt!)  kein Problem war. Die Vojvodina, Haupstadt eben Subotica mit ca. 150 000 EW, ist sowieso sehr ungarisch geprägt und die "Kornkammer" Serbiens. Zunächst besichtigten wir das von mir schon vom Auto aus erspähte "Erholungsgebiet", das sich als See mit Park entpuppte. Die Bebauung im Stil des 19. Jhs wirklich sehenswert. Hoffentlich erhält man dieses Ambiente und baut nichts "Modernes" dazwischen! Promenade (Fünftes Bild v.o.).

Dann ging es über Land und über die Dörfer. Weingüter überall (letztes Bild). In den Dörfern kleine Häuser, aber moderne Technik. Da kraucht keiner auf den Knien über den Acker wie in der Westukraine. Ob es den Leuten deswegen besser geht? ich weiß es nicht. Rein "äußerlich" aber hatte ich einen guten Eindruck. Und das Essen in einem der vielen Restaurants war einfach köstlich, so köstlich wie der Wein... Am Sonntag brach ich dann wieder auf. Vielen Dank Alfred und Berta!

Ein Glück, dass ich auf der Rücktour das Krachen über mir noch rechtzeitig bemerkte! Voller Freude über das Wiedersehen mit Zsu, Gabor und Csabi in Niekladhaza hatte ich ganz das Fahrrad auf dem Dach vergessen und war einfach - wie immer - in den Hof von Zsuzsis Haus gestartet. Leider beträgt die lichte Höhe von Gabors Torkonstruktion nur ca. 2,50 m - zu wenig für mein 28er Crossrad auf dem Dach eines Omega :-( . Aber die Konstruktionen nebst Rad erwiesen sich als stabil und es ist weiter nix passiert :-) . Nur das Dach hat nun eine Delle an der Stelle, an der das Pedal des umgekippten Rades auf die Karosse traf. Spät abends war ich dann erschöpft aber glücklich wieder in kosice. Ein schönes Wochenende, obwohl es eine neue harte Woche einleitete...

Dienstag, 18. Oktober 2011

Klara- ein Nachtrag

Ja, Klara gehört auch in die Klasse, aber sie war bei unserem Stadtgang nicht dabei. Hier ihr "Steckbrief":

"Ich heiße Klára Lobová. Ich bin siebzehn Jahre und ich wohne in Michalovce mit meiner Mutter, meinem Vater und Bruder. Ich bin sehr groß, habe braune, lange Haare und braune Augen. In meiner Freizeit höre ich am liebsten Musik (vor allem von Frauen), tanze, fotografiere oder lese die Bücher (Remarque, abenteurliche Bücher, Biographien). Ich tanze in der Folkgruppe Zemplín. Im Sommer schwimme ich und mag zu Film- oder Musik- Festivals mit meinen Freunden gehen. 
In der Zukunft  möchte ich in Frankreich leben und möchte etwas mit Film studieren, aber meine Eltern widersprechen. Ich interessiere mich für Landschaften, Musik und Franzoesische Sprache. Dort gibt es eine schöne Kultur. Ich habe einen älteren Bruder, Peter. Wir haben eine super Beziehung. Wir sprechen viel über unser Leben und gehen zusammen zu Festivals. Ich habe festgestellt, dass Schule und Deutsch schwierig sind. Ich habe Probleme mit der deutschen Sprache, aber ich hoffe, es wird besser. Ich werde versuchen, mich zu verbessern. Herzliche Grüsse, Klára."
Na, das hat sie doch gut gemacht und nun wissen wir ein bisschen mehr über das Leben und die Träume junger Slowakinnen. Mal sehen, ob wir in Zukunft Filme von Klara zu sehen bekommen ;-)

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Ausflug in Michalovce I

Da stehen sie also, die Schülerinnen und Schüler "meiner" Klasse II G des Pavol- Horov- Gymnasiums Michalovce. Auf dem Programm stand der versprochene Stadtgang mit anschließendem Kaffee- Besuch ;-) Und das am Tag des Gründungsjubiläums des 1989 eröffneten Gymnasiums! Hier ein Text vom Michal Hezely (auf dem Bild der Dritte von rechts):"Das Gymnasium Pavol Horov ist die größte und älteste Schule hier in Michalovce (meiner Meinung nach die Beste). Sie ist nach dem Dichter Zemplins Pavol Horov benannt, dessen Büste vor der Schule Regen, Schnee und Staub fängt ;-) Das Gymnasium besuchen ca. 900 Schüler. Es hat zwei Turnhallen, eine kleine - die alte - und eine große - die neue - Turnhalle, eine kleine, aber wirklich klitzekleine Kantine (da passen vielleicht 40 Leute rein und das Warten auf Plätze lohnt sich die meiste Zeit nicht, weil das Essen meistens... - tja, unappetitlich ist) und noch einen Schulhof. Das Schulgebäude ist dreistöckig und hat viel zu viele Treppen! Der Alltag wiederholt sich meistens: In die Schule voller 'Freunde' watscheln, die Große Pause und dann ab ins Büfe! Danach heißt es sich langweilen bis zum Schulende!"
Soviel also zur Schule. Bei leichtem Nieselregen gingen wir los, die Stadt zu erkunden, genauer: Mir die Stadt zu zeigen! Michalovce? Michalovce liegt 60 km von Kosice in Richtung Ukraine. Hier ein Stadtporträt von Dominika (zweites Bild v.o.) und Klara:

"Michalovce ist eine ostslowakische Stadt, die am Fluss Laborec liegt. Es ist das industielle und kulturelle Zentrum von Niederzemplin. Diese Stadt ist nur ein paar Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. 40 000 Einwohner leben hier. In der Nähe sind manche Erholungsmöglichkeiten, z.B. die Seen Zemplinska Sirava und Vinne und auch der erloschene Vulkan Vihorlat. Seit ein paar Jahren besuchen sehr viele Touristen diese Orte."

Weiter geht es mit Ivanna (drittes Bild v.o.) und Miroslava (viertes Bild v.o.):

 "Die erste Information über Michalovce kommt aus dem 13. Jahrhundert. In Michalovce hat die reiche Familie Sztaray gelebt, die ein Schloss gebaut hatte. In diesem Schloss gibt es heute das Museum über die Natur und Archäologie. Neben dem Museum gibt es hier viele alte Gebäude... Dazu gehört auch unser Gymnasium. Das ist die älteste Schule in Michalovce. Sie war in 1922 gegründet."

Aber auch Peter (fünftes Bild v.o.), Petra (sechstes Bild v.o.) und Roman (siebtes Bild v.o.) haben noch etwas zu sagen:

"Wir haben viele Denkmale. Auf dem Hügel Hradok ist die Kapelle "Geburt der Jungfer Maria". Sie ist sehr wichtig für Michalovce. Sie war die erste Kirche in Michalovce. Neben der Kirche ist unser Museum von Zemplin. Im Stadtzentrum ist das alte Rathaus. Ein großes Denkmal in Michalovce sind der Judenfriedhof und der Friedhof der Roten Armee. In Michalovce gibt es viele Sportclubs. Wir haben den Fußballclub MFK Michalovce, den Eishockeyclub HK Dulla, den Handballclub Ivventa und den Volleyballclub FBK Michalovce. In der Freizeit ist es gut, im Zempliner Einkaufszentrum einzukaufen. Hier gibt es viele Geschäfte für Essen, Kleidung usw. Für einen Ausflug ist sehr gut die Burg von Vinne - das ist ein toller Platz für Touristen. Für Rekreation und Schwimmen und Urlaub sind der Zemplinska Sirava und der Vinne- See besonders zu empfehlen."

  
Soweit also die Schüler. Einige der erwähnten Sehenswürdigkeiten haben wir heute besichtigt, wenn auch die Qualität der Fotos eher mau ist- es regnete! Von der Schule aus gingen wir auf den nahe gelegenen Boulevard. Wir stießen auf die Fußgängerzone an einer Kreuzung, an der mehrere Gebäude im Stil des Historismus so etwas wie ein kleines "historisches Zentrum" bilden. Dahinter - das wusste Dominika, deren Großvater zur jüdischen Gemeinde gehörte - stand einst die im Krieg zerstörte Synagoge. Unweit davon steht allerdings noch ein altehrwürdiges, seinem Äußeren nach unschwer als "jüdisch" zu identifizierendes Gebäude, in dem heute ein Laden untergebracht ist. Sonst ist der Boulevard eher modern. Ein Blickfang ist das unweit des historischen Rathauses gelegene Areal eines Wasserspiels mit einer Skulptur "Frühling" im Zentrum. (Achtes Bild v.o.) Modern, aber durchaus sehenswert! Überhaupt macht der Boulevard, obwohl relativ stillos, doch einen angenehmen Eindruck.

Dann ging es am Krankenhaus und dem Kaufhaus vorbei den Boulevard abwärts. Am Ende, hinter dem Busbahnhof, stießen wir dann auf das erwähnte Schloss. (Zweites Bild v.u.) Es ist offensichtlich mehrfach umgebaut worden. Der heutige klassizistische Bau ruht wohl auf älteren Fundamenten und könnte einst wie eine Burg ausgesehen haben. Jedenfalls wird das Portal von zwei gestutzten Turmrümpfen flankiert. Insgesamt ist es aber viel kleiner, als ich gedacht hatte. Hinein gehen konnten wir leider nicht, denn es fand darin gerade der Tag der psychiatrischen Pflegeeinrichtungen der Region statt.

Hinter dem Schloss steht dann die älteste Kirche Michalovces. (Letztes Bild unten) Auch von ihrem Alter ist nicht mehr viel zu sehen, denn nach einer Zerstörung wurde sie - evtl. auf den alten Fundamenten - in einem schlichten barockisierenden Stil wiederaufgebaut. Hier ist die Domäne von Roman, der sich römisch- katholisch bekennt und hier als Ministrant Dienst tut.

Dann mussten wir den Rundgang leider abbrechen und vor dem Starkregen fliehen, der nun einsetzte. Die Schüler waren vielleicht sogar froh, denn Tee trinken ist doch allemal besser, als von dem Deutschen ständig nach Dingen aus der Geschichte befragt zu werden und dann noch auf Deutsch antworten zu müssen. ;-) Aber sie haben sich wacker geschlagen, das muss man sagen. Michal spricht sowieso fast fließendes "Jugenddeutsch", Dominika kann viel erzählen und kennt die jüdische Geschichte, Ivana war die Spezialistin für Baustile und Miroslava konnte auch dies und das zu den Religionen sagen. Ihr Vater ist Pfarrer. Von Peter erfuhr ich etwas vom Fußball- er spielt im Club. Roman, das habe ich schon gesagt, war der Mann der Kirche und auch Jakub, der sehr mit dem Deutschen zu kämpfen hat, gab sich Mühe, mit mir zu reden. So muss es sein. Das war eine gute Sache. Weiter so!

Sonntag, 9. Oktober 2011

Kosices Umgebung mit dem Fahrrad

Donnerstag nachmittag Saubermachen und Emails schreiben, Freitag Empfehlungsschreiben, DSD- Planungen, Bloggen, Sonnabend Korrigieren, Material zusamenstellen und Hörverstehensübungen brennen, Sonntag...- ja, am Sonntag war endlich ein Ausflug geplant und ich habe ihn auch durchgeführt. Gestern war ich schon mal los und bin die ca. 20 km von Kosice nach Kosicka Bela bergauf geradelt. Genauer gesagt geht es ca. 12 km bergauf, dann wieder bergab und dann geht es mal hoch und mal runter. Etwas langweilig war die Rückfahrt auf der gleichen Strecke, die - logisch - nun 12km nur bergab führte. Das wollte ich heute vermeiden und so schwenkte ich auf dem Bergkamm (Bild oben) nach links und fuhr eine Straße weiter, die sich noch einmal etwas bergan schlängelte. Ich kam an Ski- Lifts vorbei und weiß nun also, wo man im Winter zum Ski- Fahren hin kann. Juri, Ira, Anja- ihr könnt kommen ;-)

Dort oben fanden sich Wegweiser für Wanderstrecken und Radfahrrouten. Ich wählte eine, die 3.2 km lang sein sollte und die auf einem gut gepflegten Waldweg weiter bergan führte. An einer Quelle mit Schnitzfiguren vorbei ging es steil hoch. Der Wald endete dann aber und der Weg führte bergab. Kurz darauf ein beeindruckendes Panorama mit Kosice im Hintergrund. (Bild 2)

Nun wusste ich, dass ich heute wirklich die Chance habe, einen Rundweg zu entdecken. Über ein paar Dörfer (Vysny Klatov) führte der Weg ins Tal (Nizny Klatov). Dort schwenkte ich noch einmal bergauf und wurde belohnt. Nach dem Aufstieg zu dem Dorf Hylov wurde links in einem tief eingeschnittenen Tal ein See oder Stausee sichtbar. Neugierig geworden, suchte ich den Zugang und fand eine wunderschöne Landschaft im Abendlicht! Goldener Herbst pur!

Ich denke, ich war so an die 40 km unterwegs und das in ca. 4 Stunden! Nicht schlecht...

Freitag, 7. Oktober 2011

Zigeuner

 Ein Slum mitten in Europa! Auf dem Weg von Kosice nach Michalovce muss ich jeden Mittwoch an diesem Hüttendorf vorbei, in dem schon früh am Morgen mächtig was los ist. Jede Menge zerlumpter Kinder streben in die Stadt, begleitet von einigen Erwachsenen. In der Stadt sieht man dunkelhäutige Menschen Hilfsarbeiten als Straßenkehrer u.ä. verrichten; neben den arbeitenden Mitgliedern der Volksgruppe fallen aber sofort die am Straßenrand sitzenden Gestalten auf, die schon früh am morgen mit Bierflaschen in der Hand am Straßenrand sitzen. Integrationsprojekte aller Art sind spurlos an einem Volk vorüber gegangen, das einst seine Rolle spielte als Pfadfinder, Gaukler, Schmied oder Erzähler von einer weiten Welt. Als seit dem 18. Jahrhundert Eisenbahnen, Theater und Zeitungen nebst der industriellen Produktion von Eisenwaren die Zigeuner ihrer Existenzgrundlagen beraubten, ging es mit dem Volk,das sich - aus welchen Gründen auch immer - nicht anzupassen bereit war, bergab. Hugo und seine Romantikerkollegen konnte in der Renitenz gegen ein bürgerlich- rationales Weltbild noch ein Moment von Freiheit erkennen; heute bedeutet Freiheit = Elend. Daran konnte auch der Sozialismus, können diverse Sozialprojekte heute nichts ändern. Man sieht es an den verwohnten und demolierten "Neubauten" (Bild unten), in die man das fahrende Volk einst einwies. Ich muss noch herausfinden, warum gerade diese Menschen so widerstandsfähig gegen alle Veränderung sind...

Presov und Bardejov

 Presov ist von Kosice aus das nächste Ausflugsziel. Über die Autobahn ist man in 20 min da. Dass man es hier mit der zweitgrößten Stadt der Ostslowakei zu tun hat, sieht man mindestens am Sonntag dem hübschen Renaissance Zentrum nicht an. So leer ist sonst nur...- ja, was? Mir fällt kein Vergleich ein! Um die Mittagszeit strömten die Leute in hektischer Eile aus ihren Kirchen nach Hause; manche Omas liefen regelrecht, so schnell es die wackeligen Beine hergaben, an den heimischen Herd, wo vielleicht das Hühnchen in der Pfanne schmorte und wo sicher der etwas weniger kirchengläubige Opa ungeduldig und fordernd auf sein Mittag wartete! Binnen weniger Minuten waren die Straßen leergefegt und niemand war mehr da. Ich hatte Durst und suchte einen Kiosk mit Wasser, ein kleines Geschäft, einen Stand, ein... Es gab aber nichts. Ein oder zwei rustikale Restaurants hatten geöffnet, aber es saß niemand unter den Sonnenschirmen. Ich wollte eigentlich nichts essen, suchte nur Wasser, und landete dann zielsicher in so einem blöden Nobel- Italiener, wo mir die Kellner meine Bestellung mit weißen Handschuhen brachten. Da, in einem Innenhof, gab es dann außer mir noch ein paar Kunden...

Von Presov aus ist es nach Bardejov nicht weit. Hier dasselbe Bild! Ich war mit einer Reisegruppe voller russischsprachiger Provinzler, die aufgebracht von den Preisen im einzigen Restaurant am Marktplatz einen Supermarkt suchten, um sich - ich nehme mal an - mit Vodka, Zwiebeln und Speck zu verproviantieren. Aber so was hatte hier erst Recht nicht geöffnet ;-) Bardejov jedenfalls ist wirklich hübsch anzusehen. Der vergleichsweise riesige Marktplatz kündet von der Macht und dem Reichtum einer Zeit, als es sich die Tuchmacher leisten konnten, eine also extralange Stadtmauer um diese Freifläche zu ziehen. Mag sein, sie brauchten den Platz zum ausspannen ihrer Tücher ;-) Mitten auf dem Platz das Rathaus. Dahinter die beeindruckende Kirche mit gleich 15 gotischen Altären! Man rühmt den Schnitzer nicht umsonst: Das ist sehr sehenswert!

Auf dem Rückweg beschloss ich noch den Aufstieg zu einer weithin sichtbar auf einem Berg vor Presov liegenden Burgruine. So hoch wie der Weg drumherum dann lang war, schien mir der Herrensitz gar nicht gelegen. Aber dann latschte und latschte ich und bekam zwischendurch das Gefühl, eher in Presov als auf dem Hügel anzukommen. Aber dann stand ich doch oben und wurde durch die Aussicht belohnt.

Levoca und Krasna Horka

 Auf dem Weg von Bratislava nach Kosice kommt man, so man die Autobahn bis Zilina wählt und von da Richtung Poprad fährt, unweigerlich an Levoca vorbei. Ich besuchte die Stadt aber nicht auf dieser Reise, sondern ein paar Wochenenden vorher, als ich irgendwie noch Zeit für "Tourismus" hatte. Leutschau ist von der Renaissance und von deutschen Bürgern bzw. den Kultur- und Wirtschaftskontakten zum deutschen Sprachraum geprägt. Erfolgreiche einheimische Händler schafften es in Kooperation mit den Fugger zu überregionalem Einfluss. Den alten Glanz lässt die Stadt, deren komplett erhaltene Stadtmauer zu Recht oft erwähnt wird, an vielen Stellen bis heute ahnen. An der Bastion (Bild oben) sieht man, was es da einst zu verteidigen gab: Reichtum!

Interessant auch das Renaissance- Rathaus. Es macht eher den Eindruck einer historistischen Kopie und kommt eigentlich gar nicht mächtig und repräsentativ, sondern eher etwas neckisch daher. Auch in Levoca kommt man durch diverse Durchgänge von einer Straße in die nächste. (Am Ende des Durchgangs im Bild in der Mitte sieht man Teile des Rathauses.) Aber die Stadt hat sichtlich Mühe, ihre Pracht zu erhalten. Abseits des Zentrums sieht es nicht so gut aus. Offensichtlich arme Leute wohnen hier in Häusern mit gewölbten Zimmern, die totschick sein könnten, für jemanden, der kein Geld für neue Fenster und eine ausreichende Heizung hat, aber eine Belastung sein müssen. Viele Häuser stehen auch leer. Die Jugend zieht weg, was soll man hier arbeiten, zurück bleiben leere Hüllen vergangener Größe. Schade drum. Der Stadt wären Touristen zu wünschen, aber selbst dafür müsste eine ansprechende Infra- Struktur erst geschaffen werden.

Fährt man über das slowakische Paradies, dessen Straßen die Hölle sind (!), Richtung Roznava, kommt man an der gut erhaltenen Burganlage von Krasna Horka nicht vorbei. Leider war ich zu spät dran und konnte so das Innere nicht besichtigen. Aber man hat einen schönen Rundblick von dort oben und kann die Burg auf einem schmalen Pfad umrunden. Das tat ich denn auch, ehe ich nach Kosice zurück fuhr.

Bratislava

Wie kommt man auf den Weg von Bratislava nach Kosice? Man muss vorher in Bratislava gewesen sein! Nun, es wird mich öfter noch dorthin verschlagen, da hier unsere Fachberaterin/ Koordinatorin Frau Telge residiert. Zum ersten Mal war ich am 09.09. zum Einweisungsseminar dort; zum zweiten Mal eben jetzt zum Treffen am 03. Oktober...

Bratislava, das sicher im Schatten von Budapest, Prag oder Wien steht, gefällt mir dennoch ausnehmend gut. In der "Kleinstadt" (im Vergleich zu den genannten Hauptstädten ringsherum) entfalten Enge und Überschaubarkeit ein eigenes Flair. Am ehesten mag man es mit "Gemütlichkeit" umschreiben, wenn da nicht auch die vielen Touristen wären! Sie kommen zumeist aus Österreich und genießen das immer noch etwas niedrigere Preisniveau der slowakischen Hauptstadt. Bei sommerlichem Wetter sind in der Innenstadt kaum freie Plätze in den Restaurants und den vielen Freisitzen zu bekommen.

Die Innenstadt ist gut restauriert, wenn auch hier und da noch manch Bruchbude einen Investor/ Restaurator sucht. Mich hat es nicht gestört. Warum muss heute immer alles gleich morgen fertig (und langweilig) sein? Alte Städte sind gewachsen und waren selbst zu keiner Zeit "fertig" oder gar in einem bruchlos guten Zustand. Verfall kann stören, dann muss etwas getan werden, er kann aber zu einer alten Stadt einfach auch dazu gehören. Interessant, wie oft in slowakischen Altstädten, die Durchgänge und Hinterhöfe. Hier laden kleine Boutiken oder Kaffees zum Verweilen ein. Oft verklingt hier der Trubel von "draußen", denn die Touristen kommen mehr zum Essen und Trinken und wohl weniger zum Einkaufen.

Die Hauptstädter schienen mir in das gemütliche Bild zu passen. Ausgesprochene Hektik weder im Straßenverkehr noch sonst. Allenfalls die Taxifahrer sind "harte Burschen". Für die paar Meter vom Bahnhof in die Stadt verlangen sie Fantasiepreise von 15- 25 Euro (nachts). Ein paar Straßenecken weiter bekommt man dieselbe Fahrt für 8- 12 Euro angeboten. Auf dem Taxameter des bestellten Taxis zeigten sich dann 3,30 Euro als Fahrpreis. Als ich also einem "freien" Taxisten 5 Euro für dieselbe Route aushändigte, er hatte 10 haben wollen, musste ich mir dennoch wüste Beschimpfungen anhören. Klar, der "reiche Deutsche" als knausriger Tourist ;-) Aber das ist wohl nicht nur hier so...

Mittwoch, 5. Oktober 2011

Überraschung

 Da haben doch wirklich Leute meinen Blog gefunden und einen Kommentar geschrieben! Und dann noch einen Kommentar mit Wünschen! Aber warum eigentlich nicht? ;-) Immerhin kann ich ja der Familie, meinen Freunden und Kollegen, die immer mal wieder hier vorbei schauen, auch mal meine Schülerinnen und Schüler vorstellen. Schließlich sind das die Menschen, von denen ganz wesentlich abhängt, wie wohl man sich auf Arbeit (und also in einem fremden Land) fühlt...

Da die Klasse II G (10. Klasse) des Horov- Gymnasiums in Michalovce diesen Wunsch hatte, sind sie nun auch dran. Heute mussten sie ein bisschen was zu Michalovce schreiben- das erscheint also demnächst hier und alle Leser sind dann informiert, wo ich jeden Mittwoch einen Tag lang arbeite. Was später noch kommt? Lassen wir uns überraschen! Sympathisch sind die jungen Leute jedenfalls und wenn sie mir weiter Spaß machen und sie auch mit mir und der deutschen Sprache Spaß haben wollen/ können, dann wird daraus vielleicht eigenes Blog- Projekt. Und warum sollten Lehrer und Schüler nicht auch Freundschaft schließen? Wenn alles gut geht, sind wir ja noch mindestens 3 Jahre zusammen! Also, ich bin gespannt, wie sich die Sache entwickelt. Erst einmal "vielen Dank" an die IIG (siehe die Bilder). Das war eine gelungene Überraschung!

Dienstag, 4. Oktober 2011

Fahrt von Bratislava nach Kosice

 Es ist ja nicht so, dass ich in der Zwischenzeit nichts erlebt hätte. Aber aller Anfang ist schwer und bei so viel Organisatorischem blieb kaum Zeit für die Führung eines Blogs :-( Aber die Besuche in Presov, Bardejov und Levoca werden noch dokumentiert- versprochen ;-) Jedenfalls war die Zeit knapp, denn allerhand Dinge waren bis Anfang Oktober zu erledigen und ich hatte nicht einmal bis dahin Zeit, denn am 27. und 30. 09. hatte ich Arzt- Termine in Deutschland. Also fuhr ich am 23. 09. aus Kosice ab. Das Wochenende verbrachte ich in Wismar, mein Vater hatte eine Woche vorher seinen 75. Geburtstag gefeiert und da stand also ein Besuch noch aus. Dann Leipzig. Etwas Ärger gab es mit der Augenklinik in Halle, die des schönen Wetters wegen kurzfristig "Betriebsferien" ausrief. Aber dann fand sich doch eine Vertretung und meine Augen konnten untersucht werden.

Sonntag bin ich jedenfalls von Leipzig aus wieder zurück in die Slowakei gefahren. Im Prinzip schafft man die Strecke bis Bratislava in 6 Stunden, aber ca. 44 km Stau hinter Prag brachten mich um eine zügige Fahrt. Beidseitige Sperrung der Autobahn! Statt wie erhofft um 19.00 Uhr kam ich erst um 22.30 Uhr im UVS Bratislava an. Anderntags war dann ein Informationstreffen der deutschen Lehrer in der SLK. Ich lernte meine neuen Kolleginnen und Kollegen kennen und staunte nicht schlecht, eine ehemalige DAAD- Lektorin aus Donezk zu treffen, mit der ich über diverse gemeinsame Bekannte reden konnte. Abends dann Botschaftsempfang im Hotel Kempinski. Hm, links liefen Bilder der Leipziger Montags- Demos, rechts Hochglanz- Werbefilmchen des Hauptsponsors: BMW...  Wer will, mag es sich vorstellen und sich selbst seinen Reim drauf machen. Ach ja, mein Outfit (Neudeutsch, ich weiß!) passte einem slowakischen Botschaftsangestellten, der den Einlass machte, gar nicht. Sein Kommentar zu meinem Jacket mit Hose und Sweat- Shirt: "Das ist aber nicht höflich!" In der Tat hatten die Herren ringsherum die steifen Schwarzen an- wie es sich im Kempinski eben gehört. Aber ich war eigentlich nicht hauptsächlich im Kempinski, fand ich - da gehöre ich eh nicht hin (!) - sondern beim Empfang meiner Botschaft zu meinem Nationalfeiertag. Und so beschied ich den slowakischen Nörgler mit dem Satz: "Wie ich zu meinem Nationalfeiertag gehe, ist meine Sache. Und jemand etwas dagegen haben kann, dann ist es der Einladende. Aber ich glaube nicht, dass der Botschafter mich abweist. Es ist wohl auch in der Slowakei nicht üblich, Gäste ihres Aussehens wegen wieder auszuladen." Und so war es denn auch. Es hat dem Tag der Deutschen Einheit nicht geschadet, dass ich ihn ohne Kravatte begangen habe! :-)

Heute nun die Rückfahrt. Autobahn bis Zilina. Dann ein bisschen Landstraße. Um Poprad herum wieder Autobahn. Erst war es langweilig. Aber ab Trencin wurde das Terrain bergig und schließlich ging es in die Hohe Tatra. Eine schöne Strecke! Diverse Burgen am Straßenrand weckten mein Interesse, ließen sich aber wegen des Gegenlichts nicht gut fotografieren. Burg Trencin z.B. liegt sehr hübsch über der Stadt. Aber das Bild ist nicht gut geworden. Daher (oben) eine andere Ruine. Autobahn und Bahn folgen einem langen Tal. Stauseen und Flußläufe sind zu bewundern. Über bewldete Höhenzüge geht es dann hinauf bis über die Vegetationsgrenze. Ja, das war eine schöne Fahrt bei schönem Wetter. Ich komme sicher noch einmal dahin und gehe wandern- ganz bestimmt!