Die Arbeitswoche endete voller Stress, denn es sollte doch Zeit geschaffen werden für einen Besuch bei Alfred und Berta in Subotica/ Serbien. Also galt es die laufenden Arbeiten zu beenden und wenigstens den Montagsunterricht vorzubereiten. Für andere Freunde, für Facebook usw. blieb daher mal wieder keine Zeit. Das scheint mein neues Schlagwort zu werden: Keine Zeit, keine Zeit...
Egal, am Freitag ging es los. Man glaubt kaum, dass es quer durch Ungarn bis in dessen Nachbarland nur 450 km sind. Aber so war es und ich erreichte nach 4,5 h gemütlicher "Benzinsparfahrt" (auf dem Dach schaukelte wieder mal mein Fahrrad!) die ungarisch- serbische Grenze. Misstrauisch beobachtete ich die Schlange vor mir - in die Ukraine hätte ich nun 3- 4 h gebraucht -, aber in knapp 30 min war ich "drüben". Unmittelbar nach der Grenze ein paar verfallenen Häuser, die zu verlassenen Siedlungsteilen gehörten. Ist das Serbien? Nein, schon bald sah ich Hinweisschilder auf ein Erholungsgebiet, auf einen Zoo usw. Die Autobahn ist ok. Ich rufe Alfred, meinen Vorgänger in Ivano- Frankivsk an, er erklärt mir den Weg. "Immer geradeaus, an unendlich vielen Ampeln vorbei bis zum Hotel blablabla und dann links rum. Da steh ich." Und so war es auch: 15 min später lagen wir einander in den Armen. Schön, dass es solche toleranten und großzügigen Menschen (noch) gibt wie Alfred und Berta! (Bild oben)
Das "Besuchsprogramm" begann mit einem Apperitif, Käse und Obst auf der Terrasse ihres Hauses. Rosengarten vor der Tür und Stilmöbel im Innern, Gästezimmer derer zwei... Was will man mehr? Nachdeem wir Bertas köstlichen Gulasch genossen hatten, ging es ab in die Stadt. Anfangs war ich skeptisch, denn die Einfahrt deutete eher auf "sozialistische Architekturtristesse" hin, aber das erwies sich als ganz falsch. Subotica hat ein nettes historisch- historistisches Zentrum, das österreichisch- ungarisch anmutet. Und so ist es bis heute: In der ungarischen Schule Ansprache auf Ungarisch, in der Kneipe um die Ecke in perfektem Deutsch. Das Bier in der Bar ein paar Straßen weiter bestellten wir dann auf Englisch.
Klar, bei Alfred gibt es Wein und für mich nicht den schlechtesten! So endete unser erster Abend noch einmal auf der Terrasse bei Wein und Käse! Am nächsten Tag war ich neugierig auf die Stadt bei Tageslicht. Wir hatten bei schönem Herbstwetter eine Radtour geplant und begannen sie im Zentrum. Das Rathaus (Zuckerbäcker- Märchen- Jugend- Historismus- Stil oder so ähnlich) ist sehr originell (zweites Bild von oben). Der Platz davor einfach schön. Sehenswert auch die Kathedrale (drittes Bild v.o.). Unweit davon befindet sich der saubere und von Obst und Gemüse in allen Farben strotzende Markt. Alfred brauchte einen Duschschlauch und während wir vor einem einschlägigen Stand noch überlegten, wie wir nach dem Ding fragen sollten, legte uns der Verkäufer schon zwei Schläuche vor: "Ein Meter zwanzig oder ein Meter sechzig?" Deutsch ist bei der älteren Bevölkerung wirklich noch überall präsent! Einfach Klasse auch die Ruine der Synagoge (viertes Bild v.o.). Toll, dass sie renoviert wird. Die Stadt hätte das Geld nun zusammen sagte uns ein Passant vor dem noch verschlossenen Eingangstor.
Dann ging es über Land. Wir waren wohl an die 60- 70 km unterwegs, was angesichts des quasi "ungarischen" Tieflands (Alfred wusste, dass das pannonische Meer einige Meter unter Null liegt!) kein Problem war. Die Vojvodina, Haupstadt eben Subotica mit ca. 150 000 EW, ist sowieso sehr ungarisch geprägt und die "Kornkammer" Serbiens. Zunächst besichtigten wir das von mir schon vom Auto aus erspähte "Erholungsgebiet", das sich als See mit Park entpuppte. Die Bebauung im Stil des 19. Jhs wirklich sehenswert. Hoffentlich erhält man dieses Ambiente und baut nichts "Modernes" dazwischen! Promenade (Fünftes Bild v.o.).
Dann ging es über Land und über die Dörfer. Weingüter überall (letztes Bild). In den Dörfern kleine Häuser, aber moderne Technik. Da kraucht keiner auf den Knien über den Acker wie in der Westukraine. Ob es den Leuten deswegen besser geht? ich weiß es nicht. Rein "äußerlich" aber hatte ich einen guten Eindruck. Und das Essen in einem der vielen Restaurants war einfach köstlich, so köstlich wie der Wein... Am Sonntag brach ich dann wieder auf. Vielen Dank Alfred und Berta!
Ein Glück, dass ich auf der Rücktour das Krachen über mir noch rechtzeitig bemerkte! Voller Freude über das Wiedersehen mit Zsu, Gabor und Csabi in Niekladhaza hatte ich ganz das Fahrrad auf dem Dach vergessen und war einfach - wie immer - in den Hof von Zsuzsis Haus gestartet. Leider beträgt die lichte Höhe von Gabors Torkonstruktion nur ca. 2,50 m - zu wenig für mein 28er Crossrad auf dem Dach eines Omega :-( . Aber die Konstruktionen nebst Rad erwiesen sich als stabil und es ist weiter nix passiert :-) . Nur das Dach hat nun eine Delle an der Stelle, an der das Pedal des umgekippten Rades auf die Karosse traf. Spät abends war ich dann erschöpft aber glücklich wieder in kosice. Ein schönes Wochenende, obwohl es eine neue harte Woche einleitete...
Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
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