Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Mittwoch, 12. Oktober 2011

Ausflug in Michalovce I

Da stehen sie also, die Schülerinnen und Schüler "meiner" Klasse II G des Pavol- Horov- Gymnasiums Michalovce. Auf dem Programm stand der versprochene Stadtgang mit anschließendem Kaffee- Besuch ;-) Und das am Tag des Gründungsjubiläums des 1989 eröffneten Gymnasiums! Hier ein Text vom Michal Hezely (auf dem Bild der Dritte von rechts):"Das Gymnasium Pavol Horov ist die größte und älteste Schule hier in Michalovce (meiner Meinung nach die Beste). Sie ist nach dem Dichter Zemplins Pavol Horov benannt, dessen Büste vor der Schule Regen, Schnee und Staub fängt ;-) Das Gymnasium besuchen ca. 900 Schüler. Es hat zwei Turnhallen, eine kleine - die alte - und eine große - die neue - Turnhalle, eine kleine, aber wirklich klitzekleine Kantine (da passen vielleicht 40 Leute rein und das Warten auf Plätze lohnt sich die meiste Zeit nicht, weil das Essen meistens... - tja, unappetitlich ist) und noch einen Schulhof. Das Schulgebäude ist dreistöckig und hat viel zu viele Treppen! Der Alltag wiederholt sich meistens: In die Schule voller 'Freunde' watscheln, die Große Pause und dann ab ins Büfe! Danach heißt es sich langweilen bis zum Schulende!"
Soviel also zur Schule. Bei leichtem Nieselregen gingen wir los, die Stadt zu erkunden, genauer: Mir die Stadt zu zeigen! Michalovce? Michalovce liegt 60 km von Kosice in Richtung Ukraine. Hier ein Stadtporträt von Dominika (zweites Bild v.o.) und Klara:

"Michalovce ist eine ostslowakische Stadt, die am Fluss Laborec liegt. Es ist das industielle und kulturelle Zentrum von Niederzemplin. Diese Stadt ist nur ein paar Kilometer von der ukrainischen Grenze entfernt. 40 000 Einwohner leben hier. In der Nähe sind manche Erholungsmöglichkeiten, z.B. die Seen Zemplinska Sirava und Vinne und auch der erloschene Vulkan Vihorlat. Seit ein paar Jahren besuchen sehr viele Touristen diese Orte."

Weiter geht es mit Ivanna (drittes Bild v.o.) und Miroslava (viertes Bild v.o.):

 "Die erste Information über Michalovce kommt aus dem 13. Jahrhundert. In Michalovce hat die reiche Familie Sztaray gelebt, die ein Schloss gebaut hatte. In diesem Schloss gibt es heute das Museum über die Natur und Archäologie. Neben dem Museum gibt es hier viele alte Gebäude... Dazu gehört auch unser Gymnasium. Das ist die älteste Schule in Michalovce. Sie war in 1922 gegründet."

Aber auch Peter (fünftes Bild v.o.), Petra (sechstes Bild v.o.) und Roman (siebtes Bild v.o.) haben noch etwas zu sagen:

"Wir haben viele Denkmale. Auf dem Hügel Hradok ist die Kapelle "Geburt der Jungfer Maria". Sie ist sehr wichtig für Michalovce. Sie war die erste Kirche in Michalovce. Neben der Kirche ist unser Museum von Zemplin. Im Stadtzentrum ist das alte Rathaus. Ein großes Denkmal in Michalovce sind der Judenfriedhof und der Friedhof der Roten Armee. In Michalovce gibt es viele Sportclubs. Wir haben den Fußballclub MFK Michalovce, den Eishockeyclub HK Dulla, den Handballclub Ivventa und den Volleyballclub FBK Michalovce. In der Freizeit ist es gut, im Zempliner Einkaufszentrum einzukaufen. Hier gibt es viele Geschäfte für Essen, Kleidung usw. Für einen Ausflug ist sehr gut die Burg von Vinne - das ist ein toller Platz für Touristen. Für Rekreation und Schwimmen und Urlaub sind der Zemplinska Sirava und der Vinne- See besonders zu empfehlen."

  
Soweit also die Schüler. Einige der erwähnten Sehenswürdigkeiten haben wir heute besichtigt, wenn auch die Qualität der Fotos eher mau ist- es regnete! Von der Schule aus gingen wir auf den nahe gelegenen Boulevard. Wir stießen auf die Fußgängerzone an einer Kreuzung, an der mehrere Gebäude im Stil des Historismus so etwas wie ein kleines "historisches Zentrum" bilden. Dahinter - das wusste Dominika, deren Großvater zur jüdischen Gemeinde gehörte - stand einst die im Krieg zerstörte Synagoge. Unweit davon steht allerdings noch ein altehrwürdiges, seinem Äußeren nach unschwer als "jüdisch" zu identifizierendes Gebäude, in dem heute ein Laden untergebracht ist. Sonst ist der Boulevard eher modern. Ein Blickfang ist das unweit des historischen Rathauses gelegene Areal eines Wasserspiels mit einer Skulptur "Frühling" im Zentrum. (Achtes Bild v.o.) Modern, aber durchaus sehenswert! Überhaupt macht der Boulevard, obwohl relativ stillos, doch einen angenehmen Eindruck.

Dann ging es am Krankenhaus und dem Kaufhaus vorbei den Boulevard abwärts. Am Ende, hinter dem Busbahnhof, stießen wir dann auf das erwähnte Schloss. (Zweites Bild v.u.) Es ist offensichtlich mehrfach umgebaut worden. Der heutige klassizistische Bau ruht wohl auf älteren Fundamenten und könnte einst wie eine Burg ausgesehen haben. Jedenfalls wird das Portal von zwei gestutzten Turmrümpfen flankiert. Insgesamt ist es aber viel kleiner, als ich gedacht hatte. Hinein gehen konnten wir leider nicht, denn es fand darin gerade der Tag der psychiatrischen Pflegeeinrichtungen der Region statt.

Hinter dem Schloss steht dann die älteste Kirche Michalovces. (Letztes Bild unten) Auch von ihrem Alter ist nicht mehr viel zu sehen, denn nach einer Zerstörung wurde sie - evtl. auf den alten Fundamenten - in einem schlichten barockisierenden Stil wiederaufgebaut. Hier ist die Domäne von Roman, der sich römisch- katholisch bekennt und hier als Ministrant Dienst tut.

Dann mussten wir den Rundgang leider abbrechen und vor dem Starkregen fliehen, der nun einsetzte. Die Schüler waren vielleicht sogar froh, denn Tee trinken ist doch allemal besser, als von dem Deutschen ständig nach Dingen aus der Geschichte befragt zu werden und dann noch auf Deutsch antworten zu müssen. ;-) Aber sie haben sich wacker geschlagen, das muss man sagen. Michal spricht sowieso fast fließendes "Jugenddeutsch", Dominika kann viel erzählen und kennt die jüdische Geschichte, Ivana war die Spezialistin für Baustile und Miroslava konnte auch dies und das zu den Religionen sagen. Ihr Vater ist Pfarrer. Von Peter erfuhr ich etwas vom Fußball- er spielt im Club. Roman, das habe ich schon gesagt, war der Mann der Kirche und auch Jakub, der sehr mit dem Deutschen zu kämpfen hat, gab sich Mühe, mit mir zu reden. So muss es sein. Das war eine gute Sache. Weiter so!

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