Das Wetter hielt, was versprochen war. Milde Frühlingsluft um die 16 Grad. Gegen 11.00 Uhr brachen Meike und ich in Presov auf, Burg Saris zu erkunden. Zunächst ging es auf den "Kalvarienberg", von dem aus man Presov überblicken kann. Aber es war diesig und die Sicht nicht so toll. (Bild 1) Das Kirchlein oben versteckt seinen Charakter als eher kleine Kapelle gekonnt hinter einer Turmfassade, die mehr her macht, als dahinter steckt. Barocke Inszenierung eben...
Dann sind wir durch einen Wald, ein paar schmierige Wege entlang, über Kisla Voda bis Cernjata. Von da ab ging es an einem Schießplatz vorbei, unter der Autobahn durch nach Maly Saris. Der Wanderweg wurde - leider - zum Straßenwanderweg. Aber die Ausblicke blieben schön. Unser Ziel (Bild 2- im Hintergrund das "Ziel" auf einem Vulkankegel) schien ganz nahe, doch die Straße schlängelte sich in unzähligen Kurven bis nach Velky Saris (wo man "Saris"- Bier braut- empfehlenswert besonders in der dunklen Variante!). Vorbei ging es an einer Zigeunersiedlung- man sieht die neuen Sozialunterkünfte und davor die (alten?) Container. (Bild 3) Ob man sich in solch einer Siedlungsstruktur außerhalb und von den anderen Bürgern abgesondert wohl fühlen kann? Vor allem dann, wenn man keinem Tagewerk nachgeht und mehr oder weniger immer aufeinander hockt? Mensch und Raum...- hier denkt noch niemand darüber nach, aus wie vielen Facetten das (nicht wegzudiskutierende) Zigeuner- Problem besteht. Lösungen sehen jedenfalls anders aus.
Von Velky Saris aus geht man ungefähr eine Stunde einen asphaltierten Weg entlang zur Burg. Von unten sieht alles sehr klein und überschaubar aus, aber dann zeigt sich doch ein Mauerring von beachtlicher Größe. (Bild 4) Mit 4,5 ha umbauter Fläche soll es eine der größten Burgen auf dem heutigen Territorium der Slowakei gewesen sein. Erst oben versteht man, dass hier wirklich ein feudales Verwaltungszentrum der historischen Region "Saris" war, von dem aus auch die Stadt Presov mehr oder weniger beherrscht wurde. Immerhin war die Burg im Mittelalter eine Königspfalz, ungarische Könige hielten hier Hof, wenn sie ihr hiesiges Komitat besuchten. Erstaunlich die Sicht. Trotz des diesigen Wetters kann man unendlich viele Details der Landschaft, der umliegenden Felder und der Straßen erkennen. (Bild 5) Da kam kein Kaufmannswagen unbemerkt vorbei und eigentlich war sogar zu bemerken, welcher Bauer wo sein Nickerchen machte. Genial!
Sonst ist nicht eben viel zu sehen. Im 13. Jahrhundert erstmals erwähnt, brannte die Burg nach einer Schießpulverexplosin 1660 nieder. Die letzten Besitzer waren die Rákóczis. Was noch übrig ist, zeugt von der langen Geschichte. Der Bergfried (Bild 6) mag noch romanisch gewesen sein- er besteht eigentlich nur aus Mauern und birgt in sich kaum Raum für Vorräte oder Mannschaften. Der Zugang war doch arg eng und niedrig! Die Mauern und Türme mögen aus gotischer, die Barbakane aus spätgotischer Zeit sein. Wenigstens die Bastion, die der Besucher zuerst zu sehen bekommt, folgt der Kriegsbaukunst der Renaissance. Der Rest ist Ruine.
Wir sind dann nach einer kleinen Pause, in der sich eine trächtige Zicke sehr aufdringlich für meinen Apfel interessierte (Bild 7), wieder abgestiegen. Wie viele Kilometer mögen es gewesen sein? Irgendwas zwischen 15 und 20 schätze ich. Jedenfalls waren wir gut 7 Stunden mit nur wenigen Unterbrechungen wandernd auf den Beinen. Das ist schon was. So darf man es kaum als "Niederlage" ;-) werten, dass wir am Ende im Bus nach Presov saßen! Ohnehin war es dunkel geworden und wir hätten den Rückweg am Fluss (ca. 5 km) kaum mehr genießen können. Ein Tag nach meinem Geschmack. Sportlich ins Herz der Geschichte - so kann es in diesem Jahr weitergehen ;-)
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