Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Freitag, 19. August 2016

Von Lauenburg nach Lüneburg

Osteuropa lässt einen doch nicht los. Dieses Mal stand der Besuch bei Agnieszka, einer meiner ersten polnischen Absolventinnen und seit langem guter Freundin, auf dem Programm. Bis zur Habil hat sie ihren Weg genommen, aber dann hakte das System. Die letzte Rettung von Hartz IV und dem Status "hoffnungslos überqualifiziert" war ein Stipendium in Argentinien. Dort erreichte sie das Angebot aus Lüneburg und sie errang die Stelle per Video- Vorstellung. Auch ein Novum. Jedenfalls ist Lüneburg nicht so weit von Wismar entfernt und also verabredeten wir ein Treffen.

Bei der Auswahl der Route fiel mit die Möglichkeit auf, über Lauenburg zu fahren. Lauenburg- welch Name! Herzogtum seit den Askaniern und noch Ende des 19. Jahrhunderts als Inbegriff gotisch- mittelalterlicher Architektur gerühmt. Nun, davon ist nicht mehr viel zu finden. Eine Inschrift verrät, dass der Versuch eines deutschen Offiziers, die Stadt 1945 zu übergeben, an dessen fehlernder Legitimation scheiterte. Also wird die Stadt Opfer des Krieges geworden sein. So sieht es auch aus. Lediglich unten am Fluss gibt es ein bisschen Panorama (Bild oben) und ein paar alte Fachwerk- Bauten. (Zweites Bild) Interessant ist die Lage an der Elbe. So dicht am Fluss? Gut, man sieht, dass die Bürger hochgebaut haben (Bild drei), aber einem Hochwasserstand (2013) von über 9m waren die Mauern nicht gewachsen. Da stand auch dort das Wasser im Wohnzimmer.

In der Oberstadt gibt es einen schönen Park und Fragmente der ehemaligen Askanier- Feste (Turm) nebst einem schlossartigen Herrenhaus zu besichtigen. Das war's denn auch. Ich aß auf der gegenüberliegenden Seite zu Mittag und genoss immerhin den Blick über die Elbe. Dann ging es weiter nach Lüneburg. Agnieszka hatte erst nach 15.00 Uhr Zeit und so konnte ich die Stadt zuerst allein erkunden. Sehr markant die stolzen Bauten am Fluss- Hafen. (Bild vier) Das Stadtzentrum ist großzügig angelegt und die Breite der Straßen nebst der Fläche der Märkte künden vom hanseatischen Reichtum. Allerdings sieht man auch Zeichen des Niedergangs der mittelalterlichen Stadt. In den kleineren Nebenstraßen findet man des öfteren Häuser, deren ehemalige Giebel herabgesetzt wurden. Da hatten also die Eigentümer keinen Bedarf mehr an den Dachgeschossen und sicher auch kein Geld für deren Unterhaltung. Trotzdem sehen gerade diese kleinen Gassen am Rand des Zentrums am ehesten "malerisch" aus. (Bild fünf)

Dann kam Agnieszka und zeigte mir ihre Lieblingsplätze der Stadt nebst ihrer neuen Arbeitsstelle, dem Institut für Kultur und Geschichte der Deutschen in Nordosteuropa e.V. Noch residiert das Institut in repräsentativen alten Hansehäusern, deren Interieur sensationell zu nennen ist. Warum? Nun, erstens ist die Diele selbst museal und zweitens hängen interessante alte Gemälde und Landkarten an den Wänden. (Letztes Bild) Arbeiten im Museum also. Toll. Abends dann ein Bierchen in einer alten Kutscher- Kneipe. Ein schöner Abend ging zu Ende und ich freue mich, dass die neue Stelle für Agnieszka nicht nur befristet ist, sondern die Option auf Entfristung enthält. Das ist doch was! Und ich war endlich mal in Lüneburg!
 





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