Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Donnerstag, 5. Dezember 2019

Alle Jahre wieder...

Zwischen der schriftlichen und der mündlichen Prüfung lag - wie immer - eine intensive Phase harter Arbeit mit Korrekturen der Präsentationen und der Präsentationstexte sowie mit abendlichem Konversationsunterricht. Klar, das hat auch Spaß gemacht, weil ich meinen Schülern endlich etwas näher kam und diese sich davon überzeugen konnten, was sie für einen klugen und anregenden Lehrer mit seinen Ideen und seinem Wissen bisher eher ignoriert haben. ;-) Selbstlob! Jedenfalls habe ich nun einen Fan- Club aus Informatik- Spezialisten, die immer noch einen Abend mehr über psychologische, soziologische, philosophische, pädagogische und theologische Aspekte ihres künftigen Tätigkeitsfeldes hören wollten und die es nicht fassten, dass ich zu allem immer noch Neues zu sagen hatte. Dabei musste ich natürlich dafür sorgen, dass der Diskussionsanteil und der Anteil freien Sprechens der Kandidaten möglichst hoch blieb bzw. wurde. Bei aller Freude über die Resonanz und dem Spaß an der sich langsam herausschälenden Intelligenz meiner Jungs - doch, sie sind klug, wenn sie mal nachdenken können und nicht nur pauken müssen (!) - blieben es doch Deutsch- als Fremdsprache- Abende und damit Zusatzstunden weit nach Unterrichtsende. Ich merkte erst nach dem mündlichen Prüfungen, wie fertig ich nach alledem war. Dafür hatte es sich gelohnt. Seit Langem mal wieder ist keiner durchgefallen, vier Schülerinnen und ein Schüler haben 24/24 geschafft und bis auf drei Kandidatinnen haben alle auf C1- Niveau bestanden. Da stehe ich in diesem Jahr sehr gut da! :-)

Aber das ist ja gar nicht der Anlass des Posts. In der knappen Zeit zwischen dieser oder jener Prüfungsaktivität auch am Wochenende gelang es mir doch, meinen Adventskram abzustauben und aufzustellen. Aber dazu ihn zu genießen, komme ich erst jetzt. Seit heute bin ich wieder ein (prüfungs-) freier Mann! Ein Tässchen Kaffee in der Hand, ein Gläschen Whisky dazu und im Radio "Maria Farantouri sings Odysseia"...- so muss Advent sein!     


23.12.- DSD II Prüfungen SK

Einsam und verlassen liegt die Aula am Abend davor. Alles ist bereit und am nächsten Tag schreiben 26 Schülerinnen und Schüler aus Suceava und Radauti den schriftlichen Prüfungsteil zum DSD II. Die schriftliche Arbeit wird in Deutschland bewertet und ich habe keine Ahnung, wie gut oder wie schlecht meine "Schäfchen" abgeschnitten haben. Vorbereitet waren sie gut und im Gegensatz zu manchem Kollegen habe ich sie auch auf das Thema "Flucht- und Migration" getrimmt. Es sollte also geklappt haben. Bei Lese- und Hörverstehen habe ich schon mal drauf geschielt: Da liegen alle durchweg im hohen C1- und sicheren B2- Bereich. Alles gut also. Hoffe ich...

Samstag, 9. November 2019

05.11.- Übergabe der DSD I- Diplome

Ja, so läuft das. Das NCPR Suceava hatte europaweit die meisten Anmeldungen zum DSD I - sagte der Chef. Soweit die positive Seite. Die negative lautet leider: Das NCPR Suceava hatte auch die höchste Durchfallerquote in Europa. :-( Nur etwas über 60% der Kandidaten hatten bestanden und ich bekam den entsprechenden Rüffel. Natürlich zählt nicht, mit wie vielen Schülern du gearbeitet hast. Es gibt nur Zahlen, Quoten, Erfolge...

Sei's drum. Für die Erfolgreichen hatten wir eine kleine Feier in der Aula organisiert. Der Schulleiterin, die kurz anwesend war, war es immerhin nicht so wichtig ihre Schüler persönlich zu beglückwünschen. Sie meldete sich zum Physik- Unterricht ab, also zu einem wirklich wichtigen Fach, das nicht ausfallen darf. Nun, das kenne ich schon. Ana (Blid oben rechts) hat souverän durch die Veranstanltung geführt. Klar, sie spricht und schreibt fast muttersprachlich. Das gibt es also auch hier. Am Ende das obligatorische Gruppenfoto auf der Treppe vor unserem Haupteingang. (Bild Mitte)

Meine (halbe) Lieblingsklasse, die 11f, (Bild unten) lud mich dann noch zum Gruppenfoto (mit Chef- rechts außen und hinten). Die auf dem Bild zu sehen sind, sind motiviert und angenehm. Einige von ihnen werden sicher im nächsten Jahr das DSD II erfolgreich bestehen. Aber die andere Hälfte... Ok, das ist wie beim DSD I. Alle treten an, aber die Hälfte fällt durch. Und stört sich nicht dran- das stört mich am meisten...




02.11. - Bukarest Jugend debattiert

Von Buzau fuhr ich morgens nach Bukarest. Um 12.00 Uhr passierte ich das Ortseingangsschild und 15 min vor 14.00 Uhr hatte ich dann endlich einen Parkplatz gefunden. Dazu musste ich einen Parkplatzlöwen, der nur stundenweise und nicht über Nacht vermietet, beknien und bebetteln, und bekam endlich doch für 180 Lei, also knapp 40 Euro, einen Platz für zwei Nächte. (80 war der Preis- 100 waren für ihn.) Wäre das nicht geglückt, ich weiß nicht, wo und wie lange ich noch da rum gekurvt wäre. Glücklicherweise lag der Parkplatz - ich kannte ihn, er war mir schon beim letzten Mal verweigert worden - nur ca. 10 min von der Schule entfernt, in der das Finale "Jugend debattiert in Rumänien" stattfinden sollte. Ich kam gerade noch pünktlich und konnte meine Jury einweisen. Dann liefen die Halbfinals. Richtig gut war nur eine Debatte; drei von vier Teilnehmerinnen stellten dann auch das Finalteam. Ich hätte sie alle genommen, aber meine Jurykollegen waren anderer Meinung. Anderntags bekam ich dann Recht; die gegen mein Votum bestellte Kandidatin versagte völlig und sagte gar nichts. Das habe ich in 15 Jahren Jdi noch nie erlebt! Gut, meine Eitelkeit ist bestätigt. ;-) Immerhin mache ich das nun schon 15 Jahre und habe doch langsam einen Blick für die Leistung der einzelnen Teilnehmer...

Nach dem Stress der Parkplatzsuche und den Wertungen für immerhin drei aufeinanderfolgende Debatten war dann das Hotel eine gelungene Überraschung. Für die Botschaft, die den Wettbewerb finanziert, sind das wahrscheinlich alles Peanuts resp. sie selbst würden nie in eine Drei- Sterne- Hotel gehen. Und so ließen sie sich das Drumherum was kosten. Die Restaurants waren exzellent und das Hotel- nun ja, man sehe selbst: SPA mit allem drum und daran. Allerdings hat es ein bisschen gedauert, bis ich den Whirlpool fachgerecht in Betrieb nehmen und mich entspannen konnte. (Bild Oben) Erlebnis? Eine Badewanne hätte es auch getan...

Raffiniert immerhin das Fenster (Bild zwei), durch das man - sich auf dem Bett räkelnd - womöglich der Frau oder Freundin beim Badespaß zusehen kann. Das musste ich dann doch mal fotografieren, denn bisher bin ich solchem (kleinen) Luxus immer aus dem Weg gegangen. Was brauche ich auf Reisen? Ein ruhiges Bett, womöglich ein Restaurant und sicher ein Bierchen. Das andere reizt mich nicht einmal dann , wenn es mir um's Geld nicht leid tun müsste. Nach dem Finale blieb ich noch und erkundete mit einem Kollegen die Gegend. Ganz nett. Ich gebe zu, Bukarest außerhalb des Zentrums- das kann sich mit Berlin vergleichen. Es gefällt mir immer besser. Gute Kneipen gibt es jedenfalls überall...




Sonntag, 3. November 2019

01.11. - Buzau und nicht Halloween

Nein, schön ist anders. Aber praktisch war's. Der Chef hatte am 01.11. um 14.00 Uhr das Halbfinale "Jugend debattiert in Rumänien" (unserem an Jdi angelehnten, botschaftsfinanzierten Wettbewerb) anberaumt und da ich keine Lust hatte, in der Nacht in Suceava abzufahren, gönnte ich mir eine Übernachtung in Buzau. Ich wollte eigentlich prüfen, ob die Stadt wirklich so hässlich ist, wie sie bei den Durchfahrten erscheint, und ich wollte Geld für die Übernachtung sparen- klar. Letzteres klappte ausgesprochen gut, denn 32 Euro/ Nacht waren angesichts des Komforts wirklich nicht zuviel. Ein kleines, sauberes, modernes, sehr geschmackvolles Hotel fünf Gehminuten vom Zentrum entfernt und trotzdem völlig ruhig gelegen, dazu ein Restaurant, dessen Angebot auch nicht zu kritisieren ist - was will man mehr? 

Ansonsten hat Buzau doch so etwas wie eine Altstadt. Es gibt ein paar repräsentative Bauten wie Gymnasien, Polizei usw. und ansonsten Kleinbürgerhäuser in historistischem Stil. Die waren allerdings eher schlecht gepflegt und ohnehin macht die Stadt nicht gerade einen wohlhabenden Eindruck. Die kleinen Geschäfte am Straßenrand erinnerten sehr stark an Kleinstadtläden in der DDR in den 60er Jahren. Keine modernen Regale, Präsentationen usw., sondern halt Rohre und Anschlüsse im Schaufenster und drinnen ein Raum, wo das alles irgendwo rumsteht.

Das eigentliche Zentrum besteht aus einem sehenswerten Rathaus (zweites Bild), einem riesigen Platz mit sozialistischer Einheitsarchitektur davor (Bild drei) und einem Platz, an dem zwei Großkirchen und der Palast des Episkopats stehen, (Bild oben) Dort wurde ich vom Wachschutz verjagt: Fotografieren verboten! Ok, offensichtlich weiß man um das Unchristliche des protzend zur Schau gestellten Reichtums des Klerus inmitten einer ansonsten nicht so arrivierten Stadtgesellschaft. Egal.


Der Rest der Stadt besteht aus monoton aneinandergereihten Wohnscheiben (letztes Bild), die in Zentrumsnähe ab und an durch modernistische Glasarchitektur (viertes Bild) etwas aufgelockert sind. Wenigstens wachsen in den Innenhöfen die Bäume schon in den Himmel- da ist es nicht ganz so trist. Deprimierend allerdings die Kinderknäste, sprich die überall eingezäunten Spielplätze (Bild unten) inmitten der "Autolandschaft" drumherum. Die Prioritäten der neuen Gesellschaftsordnung sind deutlich zu sehen.

Ansonsten nahte Halloween und in der ganzen Stadt lagen die Kürbisse rum. In Bukarest Scharen von wild bemalten Schülern und Jugendlichen auf der Straße. Ich habe mich schon gefragt, warum meine Schüler immer wieder meinen, "ihre Kultur" sei von Überfremdung durch die bösen Flüchtlinge und Migranten bedroht. Dass sie zu ihrem Traditionshemd sowieso nur noch in amerikanischen Jeans rumlaufen, fällt ihnen nicht auf und dass der Valentinstag so wenig eine rumänisch- orthodoxe Kirchentradition ist wie der Muttertag, wissen sie gar nicht. Und Halloween? Darüber denken sie - wie so oft - gar nicht nach...

Samstag, 5. Oktober 2019

Bukarest und Hauskonzert in der Residenz

Lag es am wunderschönen Spätherbst- Wetter (30 Grad!), oder daran, dass ich dieses Mal die hässliche Altstadt mit ihren allerdings hippen Kneipen und guten Restaurants (vorletztes Bild) zum Schluss besuchte... - ich weiß es nicht, aber Bukarest hat mir dieses Mal besser gefallen. Man findet abseits des als "Altstadt" ausgewiesenen Kerns schöne Straßen (Bild oben), in denen auch Leben ist. Im Umfeld unseres Hotels gab es jedenfalls jede Menge hübscher Kneipen, die durchaus an Kiez- Straßen in Berlin erinnern...

Wie beim letzten Mal gefielen mir auch die Stadtteile am Fluss. (Bild zwei) Dieses Mal habe ich mich auf die unweit vom Kanal gelegenen Parks konzentriert, die wirklich reizvoll sind und zu dem guten Eindruck dieses Mal nicht unwesentlich beigetragen haben dürften.

Wenn man einmal gelernt hat, das Durcheinander teilweise grotesker Architekturstile wenigstens "interessant" zu finden, kann man die Perlen wie das Athenäum durchaus wertschätzen. Was für ein schöner ausgewogener Bau! (Bild vier) Das kann man nach wie vor von der nun ihrer Vollendung entgegen gehenden Monumental-Kirche hinter dem Parlamentsgebäude, dessen Bau- Stil (?) Uta mal zutreffend als "Machtanspruchseklektizismus" charakterisiert hat, nicht sagen. Ekelhafter Kirchen- Protz, der bestrebt ist, es dem Protz der Kommunisten mindestens gleich zu tun! (Bild fünf) Wie viel notwendige Krankenhäuser hätte man mit dem Geld bauen und unterhalten können? Scheinheilige Bande!

In der schon beschimpften Altstadt, in der sich in Sachen Restaurierung allerdings viel tut, aß ich zum wiederholten Male im marokkanischen Restaurant. Und wieder war es so lecker! Der beste Humus ever und auch am Fladenbrot kam ich nicht vorbei. Dazu diese schöne Schärfe... Ich komme ins Schwärmen... ;-)

Abends war dann Empfang in der schönsten Residenz, die einem deutschen Botschafter im Ausland zur Verfügung steht (denke ich). Das imposante Gebäude (Bild drei) beherbergt Wohnräume und Säle, u.a. einen, der als Konzertsaal taugt. Dass er wirklich taugt, stellten die Sänger der Gruppe "Adorabilis" (ehemalige Thomasser) aus Leipzig (Bild unten) wohltönend unter Beweis. Die Gruppe beeindruckte gesanglich, stimmtechnisch und mit dem Witz des Repertoires, in dem sie auch englische Pop- Musik in Thomaner- Vokal- Fassung überzeugend zu interpretieren wusste. Drei Songs der Prinzen waren auch dabei.

Insgesamt ein toller Abend mit einer fast familiären Atmosphäre (ein wirkliches "Hauskonzert", wie es das gehobene Bürgertum früher zelebriert haben mag- und jetzt eben die Botschafterfamilie). Ich kam ins Gespräch mit den Angestellten der Botschaft, einer ehemaligen DAAD- Lektorin, die in Lviv tätig war, mit den Sängern und auch mit Bürgermeister Jung, der sehr menschlich seinen Nachwuchs auf dem Arm hatte. Auch meine Schüler, die den Tag über allein unterwegs sein durften, waren wieder begeistert. Sie kamen auch auf ihre Kosten, als sich um sie herum eine "Jugendgruppe" bildete, da sich die drei anwesenden Kulturweit- Freiwilligen auch etwas vereinsamt vorkamen. Das Glück war vollkommen, als ich ihnen erlaubte, bis zwölf noch zusammen in eine Bar zu gehen.

Kleiner Wermutstropfen: Anderntags fuhr mir ein Bus den Spiegel vom Auto ab und verpasste mir eine tüchtige Schramme. Ausweichen konnte ich nicht, da auf dem Bürgersteig viele Leute unterwegs waren. Der Fahrer schimpfte, in Rumänien hätten Busse Vorfahrt. Ja, kann schon sein, aber nicht, wenn sie von hinten kommen! Ich hatte aber keine Lust auf Polizei, Protokolle, womöglich Gerichte usw. und suchte mir lieber eine Werkstatt für die Reparatur. Die dauerte 8 Stunden und so musste ich noch eine Hotel- Übernachtung in Falticeni und ein Abendessen für alle bezahlen, denn bei Regenwetter, stockfinsterer Nacht und völlig schwachsinnig rasenden Autos war mir um die Sicherheit der mir anvertrauten Jugendlichen bange. Macht aber nichts. Solange so was mit Geld zu lösen ist, ist alles gut. Ich stelle mir vor, der Bus wäre hinten aufgefahren und meinen Mädels wäre was passiert. Dann lieber so. Es sollte halt mal sein...

Tag der Deutschen Einheit in Bukarest

Dianira, Ioana (Bild unten Mitte) und Daria (Bild unten rechts) hatten als ersten Preis für den besten Kurzfilm im Minderheiten- Wettbewerb eine Einladung der Deutschen Botschaft Bukarest erhalten, am Empfang zum Tag der Deutschen Einheit teilzunehmen. Da Dianira nicht mitkommen konnte (künftige Medizin- Studentinnen lernen ein Jahr lang Tag und Nacht für die Aufnahme- Prüfungen!), war Ioana Todosi aus der 11. Klasse mit dabei (Bild unten links). Sie hatte mit einem Team aus der 11. Klasse ebenfalls einen beachtenswerten Filmbeitrag abgeliefert. Den Dreien hat es ausgesprochen gut gefallen, all die "hohen Herren" (Damen waren eher in niedriger Position anwesend) zu sehen. Besonders leuchteten die Augen, als Staatspräsident Ioannis den Saal betrat und eine kurze Rede hielt. Dazu gab es ein Bild mit dem wirklichen nahbaren deutschen Botschafter Cord Meier- Klodt. Das Ambiente im noblen Radisson Blue (Bild oben) tat sein Übriges. Ausgerichtet wurde die Veranstaltung gemeinsam mit der Partnerstadt Leipzig, was mich interessierte. Bürgermeister Jung hielt eine ansprechende Rede und forderte dazu auf, sich aus "erster Hand" über den Leipziger Herbst zu informieren. Er hätte dazu verdiente Leipziger Bürger mitgebracht. Ich kannte niemanden, außer Prof. Troebst. Der ist Osteuropa- Historiker und sicher kompetent, bloß zu Wende- Zeiten, war er sonstwo, aber nicht in Leipzig, wo er erst viel später Professor wurde. Und da ist es wieder, das Elend: Der Osten wird von Wessis erklärt. Der Bürgermeister war nicht dabei und sein Star- Referent auch nicht. Warum geht es offensichtlich NIE anders?

Samstag, 21. September 2019

05.09. Jahrestagung der ZfA Rumänien in Iasi

Nun hat mich die Arbeit also wieder. Allerdings war auf der Tagung in Iasi noch nicht allzuviel zu tun. Empfang im Rathaus, ein paar Workshops, ein Ausflug- Abendessen und Biertrinken bei herrlichem Wetter in guten Restaurants in der sonnendurchfluteten Innenstadt. So kann ein Arbeitsjahr beginnen...

Am zweiten Tag gab es einen Ausflug zu einem neogotischen Schlösschen einer alten Adelsfamilie, die es nach französischem Vorbild ausgestalten ließ. Es scheint aber nicht so populär zu sein, denn ich erinnere den Namen nicht und kann es im Internet nicht finden. :-( Egal. Von außen ist es hübsch anzusehen und der Park ist ebenfalls angenehm. (Bild eins) Innen ist es freilich immer noch eher eine Ruine als eine Sehenswürdigkeit. (Bild drei) Im Zweiten Weltkrieg diente es teilweise als Lazarett, dann als Kinderheim. Auch jetzt werden viele der Gebäude auf dem Gelände von der Caritas als Heim weiterbetrieben. Wahrscheinlich versuchen die Betreiber, das Schloss attraktiver zu vermarkten, um Geld einzuspielen. Es gab immerhin ein Restaurant auf dem Gelände und so hatten wir ein ganz gutes Mittagessen. Nun ja, ich habe von etwas Fladenbrot und viel Krautsalat gelebt, denn der Rest des Angebots bestand aus viel Fisch, den ich nicht esse, und vielen Süßspeisen, die mir verboten sind. Blieb der Krautsalat. Aber den anderen hat es geschmeckt.

Leider hatten wir nur einen Bus, weswegen Lehrer und Schüler auch an diesem Tag getrennt voneinander Programm hatten. Ich hatte gehofft, mit meinen Schülern, die hier ihren Projektbeitrag, einen Kurzfilm zum Thema "Traditionelles Handwerk", vorstellen sollten, ein bisschen Zeit verbringen zu können, aber dem war nicht so. Ich sah sie nur kurz am Abend bei der Präsentation. Ioana und Dianira (Daria war nicht mit) stellten ihren Film "Schwarze Keramik" vor und gewannen am Ende den ersten Preis des Wettbewerbs. (Bild unten) Sie können sich nun auf eine Einladung in die Deutsche Botschaft Bukarest freuen. Auch Bianca, Ioana und Serban (Bild zwei) waren ganz vorne mit dabei. Aber zu einer Platzierung hat es nicht gereicht- leider. Ich hätte sie gerne mit dabei gehabt...

29.08. Rückfahrt - Trenčin

Eigentlich hatte ich ein Hotel in Košice gebucht und da ich weiter nichts vorhatte, erst am Tag darauf wollte ich mir einen ausführlichen Besuch bei Helmut und abends vielleicht den deutschen Stammtisch vornehmen, trottelte ich in aller Gemütlichkeit in Leipzig los und drückte auch auf der Autobahn nicht "auf die Tube". Dann erreichte mich eine sms; mein Freund sei nicht da, er habe kurzfristig ein Projekt bei Trenčin übernommen. Dank booking.com und einem internetfähigen Handy konnte ich die eine Buchung stornieren und mir eine andere bestätigen lassen. Soweit so gut...

Ich kam also am späten Nachmittag an und stellte mein Auto nichtsahnend im Hotel ab. Da ich mein Auto anderntags als "Taxi" zur Verfügung stellen wollte, startete ich kurz vor der vereinbarten Zeit den Motor, der...- nichts tat. Starter oder Batterie? Ich tippte auf den Starter. Der ADAC vermittelte schnell eine Werkstatt, aber die sah sich zu einer Reparatur nicht in der Lage: Nationalfeiertag! Zum Glück konnte ich das Hotel verlängern und auch das zweite Mal Košice problemlos stornieren. Ich hatte nun nichts mehr zu tun und konnte ganz gemütlich die kleine Stadt Trenčin erkunden, an der ich bisher immer vorbei gefahren war.

Die Stadt hat eine kleine, sich den Berg hinauf hangelnde ganz alte Altstadt. (Bild oben) Das eigentliche Zentrum mit den "neueren" Häusern aus der Barock- Zeit (Bild drei) und später, befindet sich am Fuße der alles dominierenden Burg.(Bild vier) Ich stieg natürlich hoch und fand eine untere und eine obere Burg, die sozusagen eine Burg in der Burg ist. Hier überragt der Renaissance- Palas alle anderen Wehrbauten.

Sonst gibt es eine Synagoge (Bild unten) und einen schönen Dendro- Park, von dem aus verschiedene Wanderwege abgehen. Ich nahm einen und hatte rund drei Stunden lang einen ausgedehnten Spaziergang in der Natur auf gut gepflegten Wegen. Abends trank ich ein Fläschchen Rotwein in einem Restaurant direkt unter der Burg über der Stadt. Herrlich und bei dem Wetter ein kaum zu übertreffendes Erlebnis. Schade, dass die Zeit enden musste, ich diverse Freunde nicht gesehen habe, und weiter musste. Anderntags kam der ADAC- Service: Diagnose Batterieschaden. Gut, die war wirklich alt und konnte schnell ersetzt werden. So erreichte ich Rumänien rechtzeitig und ohne Probleme.


Freitag, 20. September 2019

19.08. Urlaub- Kloster Lehnin

Völlig verrückt. Klar doch: Der Abend mit Daniel war lang und "flüssig". Aber so schlimm? Das erste Mal verfuhr ich mich in einer Baustelle kurz hinter Berlin und bog nach Frankfurt/ Oder ab, statt in Richtung Rostock zu fahren. Ok, in Ludwigsfelde habe ich noch getankt und dann bin ich umgekehrt. Aber an der nächsten Baustelle kam ich auf die Spur, die zur A2 führt und wieder nicht nach Rostock! Gut, ich habe mein Schicksal angenommen und bin bis zum Abzweig Lehnin gefahren, weil ich wusste, dass dort ein Kloster ist, das ich aber nie gesehen habe. Man soll nicht immer an allem vorbei fahren, nur weil man woanders hin will. ;-)

Also bin ich raus und habe mir Kloster Lehnin angesehen. Das ist schon ein beeindruckendes Gelände, das heute weitgehend von der Caritas genutzt wird. Von den Toren und den Mauern stehen nur noch Ruinen. (Bild oben) Aber die Wirtschaftsgebäude, die sicher über die Jahrhunderte genutzt wurden, stehen noch. (Bild zwei)

Leider ist die Kirche keine wirkliche touristische Attraktion, sondern ein funktionierendes Gotteshaus für ein Kloster. Ich wollte nicht auf den nächsten offiziellen Führungstermin warten und so konnte ich das Innere nicht sehen. Aber ich kann es mir vorstellen, soll doch Lehnin Vorbild für den Dom zu Ratzeburg sein, den ich gut kenne. Nach so viel französischen oder süddeutschen Kathedralen war es doch wieder erholsam, die Schlichtheit norddeutscher Backsteingotik bewundern zu können. Na gut, das hatte ich in Polen auch schon und dann in Wismar sowieso. Dort kam ich dann zum Kaffee an. Noch einmal habe ich mich nicht verfahren. ;-)


16.08. Urlaub - Włocławek und Płock

Auf dem Weg nach Płock machte ich einen Nachmittag und einen Abend bei Miros in Chiechocinek Halt, sah mir die Baustelle seines neuen Hauses an und traf abends auf ein paar amerikanische Millionäre und den Chef von Mitsubishi Europe. Das war echt spannend. Einer der alten Leutchen war demokratischer Kongressabgeordneter für Florida und bestritt den Abend. Kein Altmännergequatsche und bestimmt von intimen Einsichten bestimmt. Wenn er Recht hätte, kommt der Krieg mit dem Iran in den nächsten zwei und der finale Kampf zwischen den USA und China spätestens in 15 Jahren. Das wäre dann ein Atomkrieg. "Sure", bestätigte er kurz...

Am anderen Tag wollte ich eigentlich Christina und Wiesław besuchen, aber das musste ausfallen, weil Christina krank wurde und nach Gdańsk in die Klinik fuhr. Trotzdem habe ich kurz angehalten und nach unserer alten "Wohnung" im Internat gesehen. (Bild oben) Sie ist immer noch unbewohnt. Dann bin ich weiter zu Dorota und Spyszek an den See. Die haben sich auch gefreut, mich zu sehen. Ich traf auch die "Kleinen" Marta und Michał - zwei schöne erwachsene junge Menschen. Wie die Zeit vergeht...  Dann bin ich zurück und war noch bei Monika und Maniek. Auch am See. In der alten Datscha.

Am Sonnabend hatte ich noch ein bisschen Zeit, ehe ich mit Gosia verabredet war und wir uns bei Starzsynski (Bild drei) treffen wollten. Was für ein schöner Tag! Ich schlenderte ziellos durch die Stadt und sah, was es Neues (Bild unten- Die Siegessäule) gibt und was noch wie früher ist. (Vorletztes Bild- der Dom). Unglaublich, wie belebt jetzt die Altstadt und der Markt sind. (Bild zwei) Wenn ich daran denke, dass es 1993 ein (!) Restaurant mit einem essbaren Gericht (Shashlyk!) für fast 200 00 Menschen gab... Da hat sich wirklich viel verändert.

Ein bisschen sentimental wurde ich am Denkmal für Chojnacki (Bild vier), den mgr. ing. und Vorsitzenden der Wissenschaftlichen Gesellschaft, mit dem ich manchen Kampf ausgefochten und dem ich doch das "Hoffmann- Haus" (und nicht nur ich!) zu verdanken habe. Die Zeit vergeht und nichts bleibt, wie es war. Oder doch? Der wundervolle Abend mit Gosia schien fast das Gegenteil zu behaupten. Wir hatten uns im letzten Jahr zum ersten Mal nach fast 20 Jahren wiedergesehen und merkten auch dieses Mal: Alles wie früher. Wir verstehen uns. Ein gutes Gefühl, von den ehemaligen Studenten nicht vergessen zu sein. Dasselbe Gefühl hatte ich auch am Abend vorher bei Monika und Maniek gehabt. Dort gab es
Shashlyk- wie schon seit so vielen Jahren immer wieder. Und immer wieder ist es gut! ;-) Am Sonntag fuhr ich dann nach Berlin zu Daniel und von dort weiter nach Wismar.

14.08. Urlaub - Grudziądz und Kwidzyn

Sie sieht mich immer gerne und ich bin auch gerne bei Wiesia in Polen. Dieses Mal sind wir z.B. ganz entspannt um die Stadt geradelt. Gelegenheit zum wiederholten Male die schöne Weichsellandschaft zu bewundern und zu sehen, was die Polen aus der alten Stadt Graudenz (Bild drei), die lange wirklich "grau" war, gemacht haben. Wie man sieht eine blühende Stadt mit vielen Farben! (Bild zwei) Die Parks sind wirklich hübsch und auch sonst gibt man sich Mühe. Endlich ist auch ein Restaurant mit Weichselblick eröffnet worden. Wir aßen gut im Freisitz gegenüber...

Für mich war sehr schön, Ola wiederzusehen. Seit ihrer Schwangerschaft hatte ich Wiesias "kleine" Schwester nicht mehr gesehen. Wir verstanden uns auf Anhieb wie früher und hatten Spaß bei den Erinnerungen, wie ich sie mit 16 mit nach Deutschland zum Arbeiten nahm. Gemeinsam mit Anka und Franziska hatte sie im Zahnlager bei meinen Schwiegereltern Dentalkram sortiert und eingetütet. Faszinierend, wie gut sie damals Deutsch gelernt hat; faszinierend, wie gut sie es immer noch spricht. Vor allem: Fast akzentfrei! 

Nach Olas Besuch fiel Wiesia in der Nacht ein, dass ihre Schwester am anderen Tag Geburtstag hat! Kurzentschlossen haben wir uns nach Kwidzyn (Marienwerder) eingeladen. (Bild vier) Nach dem Kaffee blieb noch ein bisschen Zeit, mit der ganzen "Bande" einen Stadtgang zu machen. (Bild fünf) An die Burg erinnerte ich mich gut, aber ob wir uns je die Zeit genommen hatten, die Stadt zu besichtigen? Die Post kam mir immerhin bekannt vor...

Ich denke, Kwidzyn war in den 90ern so unansehnlich wie die anderen polnisch- preußischen Städte der Gegend auch. Eher abschreckend und nicht zur Besichtigung einladend. Da hat sich auch hier viel getan. Wirklich hübsch ist anders, aber man bemüht sich, aus den Resten der Altstadt was zu machen (Bild unten) und die sozialistischen Neubauten so gut es eben geht ins Stadtbild zu integrieren. Der alte Markt wird im historisierenden Stil wiederaufgebaut. Wichtiger aber ist, dass man versucht, die Kriegslücken zu schließen und so der Stadt ihren Charakter wiederzugeben. Das können die Polen. Muss man neidlos anerkennen. Ich hatte drei schöne Tage in Westpreußen. ;-)




10.08. Urlaub - Landesgartenschau Frankenberg

Uta hatte schon längst wieder Vorbereitungswoche und ich ein bisschen Zeit für Sport und Bücher. "Nebenbei" habe ich unsere Bücher- und CD- Regale durchgesehen und zwei große Aldi- Taschen aussortiert. Ich war ganz stolz. Aber Uta sah nichts und meinte, es sei alles wie vorher. Na ja... Wir haben eben keinen Platz und da musste alles weg, von dem ich sicher war, dass ich es nie wieder lesen würde. Buddhistische Märchen, mittelalterliche Heldenepen und so was. Alle schon etwas schmuddelig und meist in DDR- Reclam- Ausgaben. Deswegen auch "schmuddelig": Es lag einfach an der schlechten Papierqualität... 

Am letzten Wochenende bevor Uta wieder in die Schule musste, kam - wie jedes Jahr - Kirstin zu Besuch. (Bild oben) Und - auch wie jedes Jahr - überlegten wir, welche mit Pflanzen verbundenen Höhepunkte wir zur Besichtigung anbieten können. Dabei war es dieses Jahr nicht schwer, denn Uta wollte auch zur Landesgartenschau nach Frankenberg, was wir dann auch in die Tat umgesetzt haben.

Für mich sind das immer nicht so die Höhepunkte. Ich freue mich am Grün und an der Blütenpracht, aber sonst habe ich keine Ahnung, kann also nicht wirklich genießen. Immerhin fand ich einige Pflanzennamen doch witzig. ;-) (Bild zwei)

Als Schau hat mich das Ganze nicht wirklich überzeugt. Aber unter dem Aspekt der "Schandfleckenbeseitigung" durch Stadtbegrünung mag es hingehen. (Bild drei) Sonst hatte ich an Frankenberg keine Erinnerung und so gab es Gelegenheit, dem abzuhelfen. Eine nette sächsische Kleinstadt, in der es nach 14.00 Uhr nirgendwo mehr was zu essen gibt. Trotzdem ein schöner Tag. Er klang auf unserem Balkon bei sehr milden Temperaturen bei einer schönen Flasche Rotwein und ein bisschen Musik aus der Box aus. So muss Sommer sein!