Wismar ist schön. Immer wieder. Aber an diesem 23. 06. kam die brütende Hitze hinzu, die alle Farben greller erscheinen und die Leute die Straßen räumen ließ. Ideales Wetter für so einen "alten Afrikaner" wie mich. ;-) In aller Ruhe konnte ich etwas tun, das man früher "flanieren" nannte, und das heute aus der Mode gekommen ist. Warum soll man irgendwo spazieren gehen, wo nichts Neues und Aufregendes passiert, wo man nichts Neues sieht? Nun, vielleicht um die Gedanken abschweifen zu lassen in die Geschichte der Georgenkirche und des Stadtschlosses, das die mecklenburgischen Herzöge erst mit dem Niedergang der Stadt derselben aufzwingen konnten. (Bild oben)
Fraglich auch, ob die Stadt je so geputzt und gepflegt ausgesehen hat, wie heute, da sie so etwas wie hanseatisches Mittelalter repräsentieren soll. Natürlich nicht! Ich habe auch schon viel vergessen, z.B. meine ich nur mich zu erinnern, dass hinter dem Schloss an der Stelle der heutigen Grünfläche mit Bunker und den alten Bäumen ein Barock- Garten existierte; kann sein, muss aber nicht. (Bild zwei) Müsste mal in den alten stadtgeschichtlichen Heften nachsehen...
Hingegen kenne ich die Stellen, an denen "Nosferatu" gedreht wurde, noch ganz gut. Allerdings lässt der sonnendurchflutete Hof hinter der Heiligen- Geist- Spitalkirche jede Düsterkeit des alten Schwarz- Weiß- Films vermissen. Alles sieht heute hell und freundlich aus. (Bild zwei) Das Aussehen und den Zustand des alten Wismar kann man wirklich eher in dem Stummfilm- Streifen erahnen. Schön, dass es den gibt.
Pflanzen an alten Häusern sind dekorativ, gelten heute als "schön"
und sind sicher zu begrüßen. Man kann aber bezweifeln, dass des Störtebeckers Mutter diesen Sinn aufbrachte, wenn sie mit Wassereimern und den täglichen Einkäufen beladen in ihr Haus zurück kehrte. (Bild unten) Immer noch nicht habe ich prüfen können, woher die Gewissheit stammt, mit der die Stadt hier und nirgends anders das Geburtshaus des alten Likedeelers verortet. Immerhin gibt Wikipedia folgende Erklärung: "Die Herkunft Störtebeckers ist nicht bekannt... Im "liber postscriptorum", dem "Verfestungsbuch" der Stadt Wismar, ist im Jahre 1380 ein Vorfall festgehalten, wonach zwei Wismarer Bürger aus der Stadt gewiesen wurden, weil sie einem anderen in einer Schlägerei verschiedene Knochenbrüche zugefügt hatten. Der Betroffene der Auseinandersetzung wird als "nicolao Stortebeker" bezeichnet. Es ist möglich, dass dieser Nikolaus Störtebeker später als Klaus Störtebecker in die Geschichte einging" (Wikipedia).
Mag sein. Aber wenn das die einzige Quelle ist, woher stammt das Wissen um den Ort seiner Geburt? Keine Idee. Na, macht nix. Die Touristen werden sich an den Rosen freuen. (Bild unten - Straßenzug mit dem angeblichen Geburtshaus.) Mehr ist nicht nicht wichtig.
Ich habe den Verwaltervertrag geschlossen, deshalb war ich in der Stadt, und bin dann nach Hause zurück. Doch, die Stadt hat mich angefasst als das, was man "Heimat" nennt. Allerdings hatte ich dieses Gefühl das letzte Mal in einem Moment, als ich von Iwano- Frankiwsk nach Czernowitz fuhr und in der Ferne die Karpaten auftauchten. Nein, mit einem "völkischen Heimatbegriff" kann ich wirklich nichts anfangen.
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