Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Dienstag, 10. Januar 2023

20.12.2022 - Spaziergang am Wochenende

Meine Stimmung war in etwa so wie auf den Bildern. Graues, nasskaltes und eigentlich Novemberwetter - da sieht jede Stadt hässlich aus, Aber wie schon in Kiew schlägt es hier besonders aufs Gemüt. Es fehlen einfach die Farben und die begehbaren Bürgersteige und...

Naja, so sieht es halt aus, wenn man bei mir in der Gegend um die Ecken schleicht. Irgendwo, wo Platz ist, abgestellte Autos sind allgegenwärtig. Sie stehen vor den Hauseingängen, auf den Fußwegen, auf Kinderspielplätzen und den Resten ehemaliger Grünanlagen. Sie stehen einfach überall und rotten manchmal auch vor sich hin. (Bild oben)

Schräg hinter meinem Haus sind diese Garagenanlagen. (Bild Mitte)

Unten sieht man meinen Schulweg. Dazu ist zu sagen, dass der Tag nur mäßig nass war. Bei starkem Regen ist die Straße eine "Wasserstraße" und man weiß a)  nicht, wie man trockenen Fußes hinüber kommt und hat b) das Problem, dass man den Autos nicht ausweichen kann. Wenn es der Fahrer dann eilig hat oder sich einfach für Fußgänger nicht interessiert... Bestes Beispiel dafür sind die Polizeifahrzeuge von der Wache hinter meiner Schule. Sie fahren ohne Rücksicht und vermindern - ganz Staatsgewalt - auch dann ihre Geschwindigkeit nicht, wenn Kindergruppen auf dem Nachhauseweg sind. Keine schönen Vorbilder. Aber es war der letzte Gang vor der Abfahrt. Endlich Weihnachten! 


 

Montag, 9. Januar 2023

05.12.2022 - Advent

Über die Zwischenzeit ist wenig zu sagen. Ich habe alles geschafft. Wir waren in Rumänien bei der dortigen Deutschlehrertagung, die letzten Tests liegen hinter mir, die Prüfungen sind gut gelaufen, der Rest wird immer kurz vor dem Termin fertig. Aber Zeit war für nichts. Ich habe keine Seite mehr in einem Buch gelesen. Wann gab es das zum letzten Mal?

Dafür ist der Makeathon ins Wasser gefallen. Ich hatte dann doch die Schüler/innen gebeten, sich zur Teilnahme zu melden. Keiner wollte. Dann fragte ein Mädchen aus der 9. Klasse, ob ich etwas davon hätte. Naja, vielleicht brauche ich die Botschaft, wenn es um meine Stelle geht... Sofort meldete sich die halbe Gruppe. Zwei Teams hatte ich also. Am nächsten Morgen standen vielleicht 30 Schüler/innen aller Klassenstufen vor meinem Kabinett und meldeten sich für das Projekt, genauer gesagt: Für mich!

Dann gab es eine Runde in der ZfA zu Personalfragen. Die Schule hat


etwas geschrieben, die Kollegen, meine Chefin - und die Schüler. Dank an Bogdan, Michaela und Juliana für den rührenden Text, den fast alle Schüler/innen aus der 10. und 11. Klasse unterschrieben. Sie wollen das DSD machen und sie können sich nicht vorstellen, es ohne mich zu machen. Besonders rührte mich die Passage zur emotionalen Verbundenheit der Schüler/innen mit dem deutschen Lehrer, der ihnen in den ersten Kriegstagen in der Ukraine und auch in den folgenden Krisen zur Seite gestanden und sie nicht im Stich gelassen hat. Das habe unsere

besondere Beziehung begründet, schrieben die drei, und ich meine, da haben sie Recht. Schon lange war ich Schüler/innen nicht mehr so verbunden wie hier. Im Ergebnis kam die Verlängerung bis Juni. Das war's dann wohl. Mal sehen, wer an meiner Stelle hierher kommen will. Ich fürchte, niemand. 
 

19.10.2022 - Frostiges Chisinau

In der Moldau wird die Wärme nicht zugeschaltet, wenn man sie braucht, sondern wenn der Termin dran ist. Ohnehin stand zu erwarten, dass auch der in diesem Jahr später sein wird, weil die Moldau unter der durch die Kürzung russischer Gaslieferungen entstandenen Gaskrise leidet. Nun ja, 13,9 Grad Wohnungstemperatur (Bild oben) sind wenig angenehm, vor allem morgens, wenn man aus dem kuscheligen Bett raus und ins kalte Bad soll...

In der Schule war es in meinem "Eisloch" womöglich noch kälter. Der Krankenstand schnellte nach oben und die verbliebenen Aufrechten saßen in ihre Straßenkleidung eingemummelt vor mir. (Bild Mitte: Amelia, Alexandrina und Arina) Die Mädchen konnten aber nicht mitschreiben, weil die Finger zu klamm waren.

Wie motiviert man sich unter solchen Verhältnissen? Zumal von überall neue Anforderungen auf mich einstürmten. Der Makeathon soll nun starten, das LT Eliade soll DSD- Schule werden und ich den Schreibkram machen, der da mehr als reichlich anfällt, die DSD- Prüfungsvorbereitung geht in die Schlussphase, die Pilotprüfungen sind zu organisieren und die Prüfungspläne/ Protokolle sind zu erstellen usw. usf.. 

Ja, wie motiviert man sich? Man geht am Wochenende frustriert in die Kneipe, wenigstens ein gutes Mittagessen zu genießen, und trifft seine Schüler, bleibt länger und hat einfach einen guten Nachmittag. Mit Petru (Bild unten im Vordergrund) macht es immer Spaß, er hat sein Deutsch sehr verbessert, und Laurentiu (Bild unten hinter mir) ist einfach ein kluger und netter Kerl. Beide sind in der 11. Klasse und wir haben uns mühelos drei Stunden lang über Quanten und Philosophie, KI und die Schule und auch sonst über Gott und die Welt unterhalten. Das ist meine Freude und das hält mich hier. 

 

15.10.2022 - Deutschlehrertagung in der Moldau

Lust hatte ich keine, aber ich habe mich dann doch von Irina, der Präsidentin des Moldauischen Verbandes der Deutschlehrer, breit schlagen lassen und einen Workshop übernommen. Irgendwas zur Lyrik Brechts im DaF- Unterricht. Brecht ist in ganz Osteuropa kaum bekannt und sowieso nicht populär. Der Beitrag kam an und brachte mir Einladungen an drei Universitäten ein, an denen die Studierenden das unbedingt hören sollten...

Dann gab es so etwas wie eine Runde Grußworte mit Programm (Bild oben- die kleine Sängerin stellte uns ihre private Schule, das da Vinci war Gastgeber, vor). Während Ullrich Kinne von der Deutschen Auslandsvertretung redete und den Kolleg/innen jede Unterstützung ihrer Arbeit versprach, mich dabei mehrfach erwähnend, machte es "biep" am Smartphone und ich war Entlassen. Meine Chefin teilte mir mit, dass mein Vertrag mit der ZfA nicht verlängert wird. Trotzdem muss die Arbeit weitergehen. (Bild unten junge Kolleg/innen vom LT N. Gogol bei der Gruppenarbeit) Obwohl wenig motiviert ließ ich mich dazu überreden, mit drei Kolleginnen nach Rumänien zur dortigen Deutschlehrertagung zu fahren. Ohne mich und meine Auto würden sie den Tagungsort von der Moldau aus nicht erreichen. Was macht man nicht alles...

Sonntag, 8. Januar 2023

08.10.2022 - Eröffnungsseminar in Bukarest

Dieses Mal gab es kein Geld mehr für ein Tandem- Seminar, d.h. die Ortsktäfte wurden nicht eingeladen. Ich musste also allein von Chișinău nach Bukarest reisen, was allerdings problemlos war. Angekommen trafen wir uns in einem Restaurant in der Nähe des Hotels, in dem ich nach dem guten Essen ein Tiramisu bestellte. Wie groß war mein Erstaunen, als ein Tisch herangerollt wurde und der Kellner sich verschiedenen Zutaten zuwandte. (Bild oben) Am Tisch zubereitetes Tiramisu hatte ich bisher noch nie irgendwo bekommen. Die Zeremonie war sehr interessant, das Ergebnis allerdings eher durchschnittlich. Das hatten wir schon besser.

Nach den üblichen Besprechungen gab es zum Ende des Seminars noch einen Ausflug in die Umgegend. Da unsere Chefin Rumäniendeutsche ist, kennt sie sich gut aus und so wurde es ein Interessanter Trip zur  Grabkirche von Vlad Tepes (Dracula) und einem Schloss, das sich der oberste Verwalter des Landes zur Türkenzeit errichten ließ. (Zweites Bild - her nur die "Nebengebäude").

Ein bisschen peinlich war die Abendgestaltung. Der Schulleiter der privaten deutschen Schule Herman Oberth (Bild unten- die Kolleg/innen in der Schule) hatte für uns reserviert und ein großes Geheimnis um den Ort gemacht. Was war es denn nun? Als wir dort ankamen, wurde es das "Oktoberfest" (vorletztes Bild) mit original bayrischen Musikanten und Animateuren. Mein Entschluss stand sofort fest: Raus hier. Das stieß auf ungeteilte Zustimmung und so verzogen wir uns ins Zentrum, wo wir zwar nur Plätze in einer teuren Sushi- Bar fanden, den Abend aber doch nett und ohne Gejohle Bierströme beenden konnten. Am Sonntag fuhr ich dann zurück.   

So ein Wochenende ist schön. Aber es reißt aus den üblichen Arbeiten. Samstag und Sonntag sind die beiden Tage in der Woche, an denen ich ungestört korrigieren und die Materialien für die nächste Woche vorbereiten und drucken kann - ein Testsatz für das DSD II umfasst schnell mal 15 Seiten und muss 35 mal auf meinem privaten Kopierer vervielfältigt werden. Copy- Center wie sonst überall gibt es hier keine. Dazu kommen Arbeitsblätter für rund 100 Schüler/innen der 9. und  auch ca. 100 aus den 10. und 11. Klassen. Mein Papierverbrauch ist enorm. Aber was soll man tun? Wir haben kein Geld, um für alle Schüler Lehrbücher zum DSD mit den entsprechenden Aufgaben zu bestellen. So ist es dann.

01.10.2022 - Handysucht und Vergnügungen

Es wurde so hart wie erwartet. 35 DSD II- Kandidat/innen schlauchen ganz schön. Dafür sind die 9. Klassen sehr munter und machen viel Spaß. Spielverderber ist die Deutsche Auslandsvertretung, die mich mit einem "Makeathon" nervt, von dem niemand weiß, was es soll. Ich soll Schüler/innen stellen, die sich dann "creative" mit Vertretern (nur Männer) deutscher Firmen in Chisinau "vernetzen" und irgendein Projekt entwickeln. Ich versuche nach dem pädagogischen Sinn zu fahnden, dringe aber nicht durch. "Höheren Orts", also im Außenamt, meint man offensichtlich, dass 15- jährige Osteuropäer/innen wie die Deutschen frech und "kreativ" auf ältere deutsche Männer zugehen und denen mal eben so vorschlagen, was man so tun könnte. Na, mal sehen, was das wird...

Bei Frust hilft Süßes. ;-) Ich bin Diabetiker, aber ab und an darf ich, hat meine Hausärztin gesagt. Und ich habe die Erfahrung gemacht, dass die leckere "tort guguzi" (Bild oben) zumindest nach einem fetten Mittagessen (Mititei!) dem Zuckerspiegel nicht schaden. Gott, sind die Dinger lecker! 

Ansonsten hier noch eine Impression, wie man sie in den Restaurants hier oft findet. Die Eltern haben keine Zeit für ihre Kinder oder nehmen sie sich nicht. Die kriegen dann ein Smartphone vor die Nase und das wars. Wie man hier sieht (Bild unten), bemühen sie sich nach Kräften, es den Erwachsenen gleich zu tun. Schade. 

06.09.2022 - Erstes Klingeln mit Übergabe der DSD I- Diplome

Wie jedes Jahr begann das neue Schuljahr mit dem "Ersten Klingeln" für die 1. Klassen. (vorletztes Bild) Mit dem "Letzten Klingeln" für die 12. Klassen wird es enden. Aber bis dahin ist es noch ein langer und arbeitsreicher Weg. Auch in diesem Jahr haben wir die Eröffnung des Schuljahres mit der Diplomübergabe (DSD I) verbinden können. Aus Bukarest war meine Chefin angereist. Es war gleichzeitig ihr Antrittsbesuch. Und wie immer war der Leiter der Kulturabteilung der Deutschen Auslandsvertretung (Bild oben bei der Begrüßung mit Brot und Salz an der russischen Schule N. Gogol) anwesend.  

Nach der Eröffnungszeremonie versammelten sich die in den 10. Klassen verbliebenen Schüler/innen des letzten DSD- Jahrgangs im Festsaal der Schule, um nach einem kurzen Programm ihre Diplome in Empfang zu nehmen. Auf dem zweiten Bild sind meine Lieblinge aus der 10a Nicoleta, Bogdana und Madalina zu sehen, die gerade Schillers "Handschuh" mit verteilten Rollen rezitieren. Haben sie gut gemacht. 

Danach ging es weiter zum LT N. Gogol und von dort zum LT M. Eliade, wo uns ein ähnlicher Ablauf erwartete. Ich hatte meine Chefin den Kolleginnen vorzustellen und umgekehrt. Abends trafen wir uns alle in einem Restaurant im Zentrum, um das Kennenlernen weiter voranzutreiben. Es war ein schöner Abend und wir können weiter auf gute und kollegiale Zusammenarbeite hoffen.

Das wird auch nötig sein, denn nach dem DSD ist vor dem DSD. Und die Zahl der Anmeldungen steigt in beiden Kategorien beständig. Auch

deswegen, weil ich in den 10. Klassen wieder drei statt zwei Gruppen akzeptiert habe. Die Überstunden muss ich nun unterrichten, die darin geschriebenen Arbeiten korrigieren und am Ende eben auch mehr Schüler/innen auf die Prüfungen vorbereiten. Viel Arbeit, aber gut so. Besser, als wenn niemand Interesse hätte. Immerhin habe ich noch meine Kolleginnen, die tapfer mithelfen. (Bild unten)

29.08.2022 - Rückfahrt nach Suceava über Satu Mare

Am Tag vor der Abfahrt kamen Mircea und Alex nach Leipzig und wir waren trotz Regen noch auf dem Trödelmarkt, wo Alex wieder ein paar begehrte Münzen erstand.

Am 29. starteten Mircea und ich zeitig gen Satu Mare- immerhin 1100 km. Alex fuhr zurück nach Fürstenwalde, wo er als Dolmetscher Arbeit hatte.

Kurz nach der Abfahrt begann ein Pfeifen, das Fahrer und Mitfahrer ratlos machte. Ich dachte, wir müssten zurück und eine Werkstatt aufsuchen. Es klang, als würden die Bremsscheiben schleifen. Mircea telefonierte mit einem Freund, der Mechaniker ist, und der beruhigte uns. Das wäre der Dachgepäckträger. Ihm wäre es auch schon mal so ergangen. Der Dachgepäckträger? Ich hatte doch nur neues Gestänge gekauft, weil das alte nicht mehr passte... 

Da es ab etwa 90 km/h auszuhalten war, fuhren wir weiter, aber ich blieb unruhig. Die Fahrt war elend, weil 1000 km Dauerregen, der uns auch in Satu Mare zusetzte. (Bild oben) Auf der Fahrt nach Suceava hielten wir dann an einem Schreibwarengeschäft und umwickelten alle offenen Schlitze der Halterung des Trägeraufbaus. (Bild unten) Danach konnten wir die herrliche Laufruhe des Motors und des Fahrwerks endlich genießen! ;-)    

20.08.2022 - 98. Jahn- Turnfest in Freyburg

Der alljährliche Höhepunkt im Sportlerleben meiner Frau ist das Jahn- Turnfest in Freyburg, zu dem - wenn möglich - der ganze USC anreist. Auch in diesem Jahr hatten sie ein Ferienhaus gemietet und wir quartierten uns dort ein, frühstückten gemeinsam, feierten Abends zünftig mit Rotkäppchen- Sekt und Saale- Unstrut- Wein. 

Ich war zum ersten Mal dabei und beeindruckt von der Organisation, der Ernsthaftigkeit der Altersturner/innen sowie den beachtlichen Leistungen. Unser "Star" war natürlich Werner (Bild unten), der mit über 70 turnt, wie ich es nie gekonnt habe. Unglaublich, dass dem Mann die Muskelmasse kein bisschen schwindet. 

Ansonsten genoss ich die Wanderung rund um das Schloss, dem Wahrzeichen von Freyburg. (Bild oben)  Das interessierte mich natürlich besonders. Vielleicht nehme ich im nächsten Jahr wieder teil, ich meine: als Teilnehmer. Für die Nicht- Turner gibt es nämlich noch einen 2-, 5- oder 10- km- Lauf, dessen Niveau nicht so umwerfend war, dass ich mich blamieren würde. Volkssport eben. Das würde ich gerne mitmachen. Also, vielleicht bis zum nächsten Sommer, wenn das 99. Fest ansteht, falls bis dahin die politisch Korrekten nicht auch dieses Event vereiteln.

Samstag, 7. Januar 2023

13.08.2022 - Wismar bei den Eltern

Die Tage in Wismar, Anka kam aus Leipzig hinzu, bedeuteten für mich schon wieder Abschied von den Eltern, die ich nun ein halbes Jahr lang nicht mehr sehen würde. Ein bisschen ungewohnt war der Aufenthalt, weil die gewohnte eigene Etage unseres Hauses fehlte und Anka und Franziska stattdessen in eine Ferienwohnung ziehen mussten. Uta und ich schliefen im Wohnzimmer der Eltern. 

Sonst gibt es wenig zu berichten, da wir Wismar nun wirklich inwendig kennen. Wir hielten uns in der Wohnung auf, gingen was Essen, spazierten - wie immer - am Wendorfer Strand bis "Hoben City". (Bild) Alles gut. Schönes Wetter, schöne Tage - was will man mehr?

10.08.2022 - Minden, Bückeburg, Hameln

Von Gondenbrett aus fuhren wir nach Minden, eine Kollegin aus polnischen Zeiten zu besuchen. Ursel entführte uns dieses Mal in die nähere Umgebung in die Städte der Weserrenaissance. Sehr schön! Besonders interessierte mich - des alten (bzw. damals noch jungen Herders wegen) - Bückeburg. Das Schloss ist wirklich sehenswert. Doof bloß, dass es immer noch in Privatbesitz ist, als hätten die Schlossherren es mit anderen als zusammengeklauten Mitteln errichtet. (Bild unten)

Auch Hameln hat uns wieder gut gefallen. (Bild oben) Dieses Mal fanden wir auch den Schriftzug, der an einer Hauswand über das historische Ereignis Auskunft gibt. Ein schöner Tag! Versteht sich von selbst, dass wir in ein paar Erinnerungen schwelgten und ansonsten gute Gespräche über "die Lage" hatten. Was Ursel so alles in der Schule erlebt... Zum Glück bleibt das uns beiden anderen Schulmeistern erspart.  

Anderntags nahmen wir Franziska am Bahnhof auf und fuhren weiter zu den Eltern an die Küste. 

06.08.2022 - Trier und Gondenbrett

Ahistorismus? Wir zumindest bleiben historisch interessiert und der Genuss alter Städte ist dabei mehr als nur Nostalgie. Wir fühlen uns einfach wohl in alten Gassen und Anregung zum Nachdenken gibt es genug. Zwei Germanisten sind dann zwar immer bestürzt, was sie alles vergessen haben, aber selbst das hat ja als gute Seite den Impuls, Vergessenes aufzufrischen. 

Auf Trier traf das eher nicht zu. Wir mögen die Stadt und hielten über Mittag dort an, auch, um nicht zu früh zu dem alten Herrn Salm zu kommen, dessen Mittagsruhe wir nicht stören wollten. Die Zeit reichte für einen kleinen Rundgang durch die Kirchen (Bild Mitte) bis hin zu den Kaiserthermen. (Bild oben) Immer wieder faszinierend die römische Palastaula. 

Dann fuhren wir weiter nach Gondenbrett, um unserem nun fast schon erblindeten Ex- Chef einen Besuch abzustatten. Wäre er heute noch

mein Länderbeauftragter oder Personalchef, manches wäre vielleicht besser in der mit Auslandsschularbeit befassten Behörde. Er freute sich über unseren Besuch und wir freuten uns auch. Geistig hellwach ist er immer noch ein anregender Gesprächspartner und netter Gastgeber, der sich in seinem Haus und der ihm gut bekannten Umgebung bewegt wie ein Fisch im Wasser. (Bild unten) Das war auch schön zu sehen und zerstreute einige Bedenken hinsichtlich seiner Möglichkeiten, allein in seinem großen Haus klarzukommen.

05.08.2022 - Heidelberg

Ebenso erging es uns mit Heidelberg, das Uta unbedingt noch einmal wiedersehen wollte. Auch hier waren wir beide früher nur kurz und ein bisschen enttäuscht gewesen. Aber nun hatten wir einen ganzen Tag und konnten die Schönheiten der Stadt entdecken. (Bild oben)

Das erste Mal waren wir beide auf dem Schloss und in den Parks ringsherum. Die Aussicht ist wirklich berauschend. (Bild unten)  

Sehr lustig war unser Hotel "Krokodil", wobei "lustig" in Anführungszeichen gehört. Der Wirt war ein Deutscher mit marokkanischen (?) Wurzeln, der sich im hiesigen Winzerverein engagiert und sich ärgert, dass die Deutschen keine deutschen Weine trinken. Das Gespräch ergab sich aus der Frage nach dem Namen des Hotels bzw. der Herkunft der drei Krokodile über der Bar. Dabei kam heraus, dass die Grünen regelmäßig vor dem Hotel demonstrieren, obwohl die "Trophäen" schon über 100 Jahre alt sind und das Gasthaus zu den Traditionsstätten der Stadt gehört. Es ist schon ein Elend mit den Moralaposteln, deren dämlicher Ahistorismus mehr Schaden anrichtet, als er nützt. Ich warte immer noch auf eine/n Demonstrant*in mit Tattoo, um sie auf die Frechheit dieser "cultural appropriation" hinweisen zu können!  

04.08.2022 - Ulm

Unsere nächste Station war Ulm, eine Stadt, deren Schönheit sich uns bei einem ersten Besuch vor vielleicht 20 Jahren nicht erschlossen hatte. Jetzt hatten wir mehr Zeit und bei dem herrlichen Wetter gelang es uns nun doch, die Altstadt in Ruhe zu durchwandern und festzustellen, dass die missglückte Architektur des Wiederaufbaus rund um den Dom (wirklich hässlich) nicht alles ist, was man in Ulm entdecken kann. Die untere Altstadt hin zum Fluss ist wirklich sehenswert. (Bild oben)

Ermüdet und ermattet tranken wir einen Kaffee gegenüber dem laut Guiness- Book "schiefsten Hotel" der Welt (?), Europas (?) - keine Ahnung. Jedenfalls sehenswert. Überhaupt ist das ganze Areal der schönste Teil der Stadt. (Bild unten) 

Nach Ulm geführt hatte uns allerdings der Geburtstag von Juri, der an diesem Tag bei seiner Tochter ankam. Es wurde der erhoffte schöne Abend mit den "alten" und "jungen" Freunden aus der Ukraine. Schön, dass das geklappt hat. Juri fuhrt dann mit Ania weiter zum Wandern in die Dolomiten. Ich war froh, Neuigkeiten von Taras und all den anderen Freunden zu hören. Was für ein Elend, dass ich gerade nicht nach Iwano reisen kann...

03. 08. 2022 - im Allgäu

Anfang August fuhren wir auf "Urlaub", sprich, wir machten eine Runde zu Freunden und zur Familie. Da Anka ohnehin in Ulm zu tun hatte und das Allgäu noch nicht kannte, begleitete sie uns nach Wilhams, wo wir wie immer mit einem Aperitif empfangen und gastlich aufgenommen wurden. (Bild oben)

Neben den schönen Gesprächen unterm Sternenhimmel mit gutem Wein genossen wir Wanderungen (wie immer zur Königsalpe) und Ausflüge in die Gegend. Ich wusste nicht, dass Kempten die älteste schriftlich erwähnte Siedlung "Deutschlands" ist. Schöne Schlösser gibt es da. Aber die Altstadt hat uns nicht so begeistert.

Uta wollte unbedingt nach Oberstdorf und sich die Skischanzen ansehen. Die sind in der Tat beeindruckend und man fragt sich schon, wer so lebensmüde ist, dort runterzuspringen. Ich würde wohl nicht einmal im Auslauf Ski fahren können. Das Kaff selbst hat mich allerdings mit Widerwillen gegen das dort ostentativ zur Schau gestellte "Bürgerliche" (ordertnlich, sauber, keine Ausländer, teuer usw.) des Tourismus erfüllt. Keine zehn Pferde kriegen mich da je wieder hin. (Bild Mitte) 

Das historische Pendent dazu ist Kaufbeuren. Ich mag Barock nicht sonderlich und in Form katholischer Prachtentfaltung schon gar nicht. Immer wieder stelle ich fest, wie sehr mich das kalt lässt. (Bild unten) Zu tief geprägt von norddeutscher Backsteingotik? Mag sein...


 

29. 07.2022 - Reichenbach und Weimar

Ende Juli war ich in Reichenbach zu Besuch und hatte einen schönen Tag/ Abend bei guten Gesprächen und leckerem Essen.

Dorthin gefahren bin ich das erste Mal mit meinem neuen gebrauchten Skoda Superb III 1,6 l eco Diesel und der (über)erfüllte auf der Landstraße alle meine Erwartungen. (Bild oben) Möge er zuverlässig sein und mich nicht im Stich lassen.

Im Anschluss daran fuhr ich auf einen Besuch bei meinem kranken Onkel und der Tante in Weimar vorbei. Immerhin hatte ich noch Zeit für einen kurzen Stadtbummel. Nichts Neues. Trotzdem war ich irritiert, wie wenig ich mich auf Anhieb noch zurecht fand. Dabei dachte ich Weimar wie meine Westentasche zu kennen. 

Fatal. Man fragt sich: Ist das das Alter? ;-)