Anderntags war noch Zeit, am Nachmittag in die Stadt zu gehen. Schön ist anders. Vom historischen Zentrum stehen hier und da noch die Kirchen und ein paar Stadtpaläste, aber sonst ist alles neu bzw. aus der Zeit nach den 70er Jahren. Der graue Beton (Bild drei- die Philharmonie) ödet an und man sucht verzweifelt die Punkte, auf denen das Auge ausruhen kann. Ist der Kulturpalast (Bild oben), ein Bau aus der Zeit des Weltkrieges Nr. 1, der zeigt, dass auch hier Herrscherhäuser zu Geld gekommen sind, ein solcher Punkt? Mitnichten! Protziger Gigantismus, der nichts vom Stil seiner französischen Vorbilder übrig lässt! Da sehnt man sich schon nach dem dieselbe Epoche kopierenden Potocki- Palast in Lwiw!
Vor diesem Monster von Haus, das nun Museen beherbergt, befinden sich in einer Senke moderne Cafés und Restaurants sowie eine Eisbahn. (Bild zwei) Verlieben könnte ich mich in eine solche Architektur auch nicht, aber die modernen Materialien und die wärmeren Farben sind immerhin nicht so gesichtslos abweisend wie das "sozialistische" Neubauareal mit der Philharmonie im Zentrum dahinter.
Hat man diesen Teil der Stadt, der erste, der gegenüber der Blockwüste davor überhaupt eine Art Zentrumscharakter aufweist, hinter sich, wird es auf der vom Palast abgewandten Seite zur ehemaligen Altstadt hin etwas angenehmer. Hier stehen noch die alten Verwaltungs- und Schulgebäude (Bild 4 und 5) und die Zentralkirchen der großen hier vertretenen christlichen und der jüdischen Religion. Gegenüber diesen Protzbauten nehmen sich die kleineren Vertreter ihrer Art (Bild sechs) und die Klöster (Bild sieben) geradezu geschmackvoll aus. Die Geschichte hat eben doch ihren Charme, den Ceausescus Bauten nie erreichen werden.
In den Resten einer Bebauung vom Ende des 19. und Anfang der 20. Jahrhunderts schieben sich die klapprigen Straßenbahnen, die an die in Gotha gefertigten und mir aus der frühen DDR- Zeit noch vertrauten Modelle erinnern, durch die zu engen und verstopften Straßen. (Bild sieben)
Die sich daran anschließenden Areale voller "Wohnscheiben" sind hier und da durch neuere Bauten "verdichtet", insgesamt aber weitläufig, ohne deshalb großzügig zu wirken. Mich interessierte an dieser Gegend nichts mehr, nur den "kleineren Bruder" der von einer Kuppel überdachten Kiewer Untergrundpassage am Maidan nahm ich noch wahr. Zu Fuß ermüdet der Rundgang doch etwas und man schafft die große Stadt auf diese Weise nicht. Aber was ich sah, reichte mir. Der Rest bietet hoffentlich seinen Bewohnern eine hinreichende Wohnqualität, um sie den elenden Anblick vergessen zu machen...
Iaşi wird also nicht mein Lieblingsausflugsziel von Suceava aus werden. Gelegentlich kann man es vorzeigen, mit Joachim einen Kaffee trinken und die Restaurants erkunden, aber sonst... Nein, der Weg in Richtung Transsylvanien (Siebenbürgen) ist angenehmer.
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