Am Morgen lachte in Leipzig noch die Sonne und da Uta noch nie da war, beschlossen wir zu Seume nach Grimma an der Mulde (Bild eins) zu fahren. Dort gibt es zwar ein Seume- Haus, allein das ist in Privatbesitz und bewohnt. Seume hat daher sein Zimmerchen im Land- Haus seines Arbeitgebers und Verlegers Göschen gefunden. (Bild zwei) Zum Haus gehörte früher noch ein Gut, das u.a. Wein und andere Sachen des "täglichen Bedarfs" lieferte. Ansonsten wohnte man zunächst in Leipzig und hatte dann ein ansehnliches Haus in Grimma. Dorthin musste Göschen ausweichen, da die Leipziger Buchdruckerzunft den aus Bremen Zugewanderten nicht akzeptierte. Dennoch ist Göschen auch für Leipzig wichtig. Er ließ dort lange Zeit drucken und gehörte zu den Mitbegründern des ehrwürdigen Börsenvereins des deutschen Buchhandels.
Nun will ich nicht sagen, dass Seume und seine Wander- Leidenschaft heute uninteressant wären, außerdem ist sein tragisches Leben an sich von Interesse, trotzdem liegt der Schwerpunkt der Ausstellung zu Recht auf Göschen. Der war ein nun wirklich bedeutender Verleger und natürlich interessierte mich besonders der Bücherschrank voller Erstausgaben u.a. von Goethe, der freilich später zum Konkurrenten Cotta wechselte. (Bild drei) Man sieht in der Ausstellung Möbel aus dem Besitz der Familie und ein paar interessante Gegenstände des Buchdrucks. Neben einem Setzkasten ist ein Abzugsgerät für Probedrucke spannend. Original aus der Druckerei von Göschen.
Wie gesagt, Möbel werden ebenfalls gezeigt und von dem sehr kompetenten und für seine Sache brennenden Museumsführer, einem studierten Germanisten, anschaulich vorgeführt. Ich wusste vordem noch nicht, wie die freilich auch damals etwas peinlichen Bedarfsgeräte für die Nacht ästhetisch und unauffällig weggeschlossen werden konnten. Der säulenartige Rundschrank (Bild vier) machte es möglich. ;-)
Der bis Italien zu Fuß wandernde Seume, der später auch eine - allerdings weniger populäre - Nordeuropa- Tour unternahm, hätte die praktische kleine Reiseapotheke (Bild unten) sicher gebrauchen können, allerdings dürfte er dafür in seinem Ranzen keinen Platz gehabt haben. Die fein gearbeiteten und zierlich kleinen Fächer und Schubladen sind immerhin niedlich anzusehen.
Das war es dann leider. Sogar unsere Hoffnung, in der Stadt etwas zum Essen zu finden, scheiterte an dem einsetzenden Starkregen, der binnen Minuten die Straßen in Bäche verwandelte. Da blieb uns nichts anderes übrig, als nach Leipzig zurück zu fahren und beim Afghanen um die Ecke ein leckeres Mittags- Menü zu einzunehmen. Na ja, wir haben eben Urlaub...
Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
Mittwoch, 28. Juni 2017
Dienstag, 27. Juni 2017
Rückreise über Prešov und Medzev nach Leipzig
Die Rückreise war nicht ohne. In Suceava gab es noch schönes Wetter, aber dann - in den Bergen - begann es in Strömen zu regnen und zu stürmen. In Ungarn peitschte dann ein Orkan über das platte Land, der mir wirklich Angst einjagen konnte. Die dünnen Bäume am Straßenrand bogen sich wie Peitschenlampen und das Gesträuch schwankte wie Geistererscheinungen am Wegesrand von einer Seite zur anderen und manchmal im Kreis wie verwirbelt. Auf der Straße lagen abgebrochene Äste und Zweige und ohne Ende Laub an kleinen Zweigen. Auf den Äckern sah ich Pappeln rollen und hüpfen und ein bisschen über den Boden fliegen. Ein Glück, dass mich nichts erwischte. Zwei oder drei Mal krachte es gewaltig auf die Frontscheibe, aber es reichte nicht, das Glas zu zersplittern oder reißen zu lassen. Gott (?) sein Dank!
In der Slowakei beruhigte sich das Wetter und ich konnte sogar draußen sitzen und im Med Malina zu Abend essen. Abgestiegen war ich wie immer im Hotel "Rokoko". Gute Adresse. Leider war kein deutscher Kollege mehr da und es war schon zu spät, um sich noch mit anderen Freunden zu treffen.
Ein solches Treffen war für Sonnabend angesagt. Freund Ludo aus Presov (Bild oben) erwartete mich und bewirtete mich mit leckeren selbst geernteten Süßkirschen.
Aber wir wollten spazieren gehen und dabei einen Gedenkstein suchen, der aus Anlass des letzten Duells in dieser Gegend auf einer Waldlichtung bei kvasná voda aufgestellt wurde. Spannende Sache. Nach einiger Sucherei fanden wir ihn, Darauf stand, dass man sich hier auf 25 Fuß Entfernung (das sind weniger als 25m!) mit Pistolen (er)schoss. Wie man auf Bild zwei sieht, hätte ich das lieber selbst getan. 20m? Das war wohl mehr ein Kaltblütigkeitstest als ein Zielschießen! Nur Nervosität konnte verhindern, dass sich da zwei ins Herz schossen. Ein ungarischer Baron immerhin war nicht kaltblütig genug- stand auf dem Stein zu lesen...
Anderntags fuhr ich nach Medzev/ Metzenseifen zu Helmut Bistika. Wir schwatzten wie immer und unterhielten uns über Kunst, während er welche machte. Die realistischen Gesichtsabdrücke, die unschöne Züge aufweisen, sollen einst ideale Frauenkörper zieren. (Bild drei)"Hässlich" trifft "schön"? Oder wird noch Anderes draus? Helmut selbst ist mit "gutem Beispiel" ;-) voraus gegangen. (Bild unten)
Am Montag dann startete ich gegen 09.00 Uhr in Medzev und erreichte Leipzig volle 12 Stunden später. Es war ziemlich voll auf der polnischen Autobahn und es gab mehrere Staus. Aber nun bin ich zu Hause und kann die Ferien genießen!
In der Slowakei beruhigte sich das Wetter und ich konnte sogar draußen sitzen und im Med Malina zu Abend essen. Abgestiegen war ich wie immer im Hotel "Rokoko". Gute Adresse. Leider war kein deutscher Kollege mehr da und es war schon zu spät, um sich noch mit anderen Freunden zu treffen.
Ein solches Treffen war für Sonnabend angesagt. Freund Ludo aus Presov (Bild oben) erwartete mich und bewirtete mich mit leckeren selbst geernteten Süßkirschen.
Aber wir wollten spazieren gehen und dabei einen Gedenkstein suchen, der aus Anlass des letzten Duells in dieser Gegend auf einer Waldlichtung bei kvasná voda aufgestellt wurde. Spannende Sache. Nach einiger Sucherei fanden wir ihn, Darauf stand, dass man sich hier auf 25 Fuß Entfernung (das sind weniger als 25m!) mit Pistolen (er)schoss. Wie man auf Bild zwei sieht, hätte ich das lieber selbst getan. 20m? Das war wohl mehr ein Kaltblütigkeitstest als ein Zielschießen! Nur Nervosität konnte verhindern, dass sich da zwei ins Herz schossen. Ein ungarischer Baron immerhin war nicht kaltblütig genug- stand auf dem Stein zu lesen...
Anderntags fuhr ich nach Medzev/ Metzenseifen zu Helmut Bistika. Wir schwatzten wie immer und unterhielten uns über Kunst, während er welche machte. Die realistischen Gesichtsabdrücke, die unschöne Züge aufweisen, sollen einst ideale Frauenkörper zieren. (Bild drei)"Hässlich" trifft "schön"? Oder wird noch Anderes draus? Helmut selbst ist mit "gutem Beispiel" ;-) voraus gegangen. (Bild unten)
Am Montag dann startete ich gegen 09.00 Uhr in Medzev und erreichte Leipzig volle 12 Stunden später. Es war ziemlich voll auf der polnischen Autobahn und es gab mehrere Staus. Aber nun bin ich zu Hause und kann die Ferien genießen!
Montag, 19. Juni 2017
Über Udești, Știrbăț und Verești nach Suceava zurück
Das Wetter war schön. Da kann man nicht den ganzen Tag in der Bude sitzen, obwohl die Packerei für die nahe Abfahrt eine logistische Herausforderung darstellt und Zeit kostet. Na ja, bügeln kann ich morgen...
Also los. Möglichst kein "Wettkampfsport", aber doch Gesundheitsradeln. Noch einmal die Tour zum Fluss mit dem Versuch die "kleine Rundfahrt" zu erwischen. Es hat geklappt. Hinter Liteni ging es über den Fluss Suceava (Bild eins) und dann gleich im nächsten Ort links ab. Dieses Mal war ich etwas zu früh dran, was den Vorteil eines einsamen Landwegs am Fluss mit sich brachte (Bild zwei), allerdings vorher über eine Fluss- Sand und Kieselförderstätte führte. Die war gut bewacht von IHM (Bild drei). Er hetzte mich brav "vom Hof", um dann zu verstummen und mich zu begleiten. Fast wurden wir Freunde und spielten ein bisschen. Aber mitnehmen konnte ich ihn dann doch nicht....
Hinter dem kleinen See, an dem einige Angler saßen, (Bild vier) ging es dann auf die Straße nach Verești, einem langen Dorf mit vielen Zigeunern und zwei versuchten Palästen im Tudor- Stil. Lach. Aber immerhin gab es junge großgewachsene schlanke Frauen mit schmalen Gesichtern und Adlernase in traditionellen Trachten...- ein bisschen waren es die stereotypen "schönen Zigeunerinnen". Jung, schon 18 (?), aber mit Kind an der Hand und Baby auf dem Arm. Auch das stereotyp. Aber so war es.
Gegenüber der Bürgermeisterei fand sich eines der Heldendenkmäler, wie es sie viele in der Gegend gibt. Mit rotem Stern für sowjetische Soldaten, mit Kreuz für die gefallenen Rumänen, wobei ich nicht nachgesehen habe, im Kampf gegen wen sie gefallen sind. Ehrte man mit solchen Monumenten nur die an der Seite der Sowjetarmee Gefallenen, oder finden sich auch Denkmäler für die an der Seite der Deutschen Kämpfenden? Das muss ich noch raus bekommen.
Dann fand ich auch noch die richtige Straße nach Udești und war nach etwas mehr als 3 Stunden und nach 75 km wieder zu Hause. Ich hoffe, es hat der Gesundheit genutzt. Schön war es sowieso. Mal sehen, wohin es mich morgen verschlägt. Langsam gehen die nahe gelegenen Gegenden, in denen ich noch nicht war, aus. Wirklich neue Ziele habe ich sowieso nicht mehr. Schade. Aber nicht zu ändern. Das wäre ja überall so. Ich werde mich an Wiederholungen gewöhnen müssen...
Also los. Möglichst kein "Wettkampfsport", aber doch Gesundheitsradeln. Noch einmal die Tour zum Fluss mit dem Versuch die "kleine Rundfahrt" zu erwischen. Es hat geklappt. Hinter Liteni ging es über den Fluss Suceava (Bild eins) und dann gleich im nächsten Ort links ab. Dieses Mal war ich etwas zu früh dran, was den Vorteil eines einsamen Landwegs am Fluss mit sich brachte (Bild zwei), allerdings vorher über eine Fluss- Sand und Kieselförderstätte führte. Die war gut bewacht von IHM (Bild drei). Er hetzte mich brav "vom Hof", um dann zu verstummen und mich zu begleiten. Fast wurden wir Freunde und spielten ein bisschen. Aber mitnehmen konnte ich ihn dann doch nicht....
Hinter dem kleinen See, an dem einige Angler saßen, (Bild vier) ging es dann auf die Straße nach Verești, einem langen Dorf mit vielen Zigeunern und zwei versuchten Palästen im Tudor- Stil. Lach. Aber immerhin gab es junge großgewachsene schlanke Frauen mit schmalen Gesichtern und Adlernase in traditionellen Trachten...- ein bisschen waren es die stereotypen "schönen Zigeunerinnen". Jung, schon 18 (?), aber mit Kind an der Hand und Baby auf dem Arm. Auch das stereotyp. Aber so war es.
Gegenüber der Bürgermeisterei fand sich eines der Heldendenkmäler, wie es sie viele in der Gegend gibt. Mit rotem Stern für sowjetische Soldaten, mit Kreuz für die gefallenen Rumänen, wobei ich nicht nachgesehen habe, im Kampf gegen wen sie gefallen sind. Ehrte man mit solchen Monumenten nur die an der Seite der Sowjetarmee Gefallenen, oder finden sich auch Denkmäler für die an der Seite der Deutschen Kämpfenden? Das muss ich noch raus bekommen.
Dann fand ich auch noch die richtige Straße nach Udești und war nach etwas mehr als 3 Stunden und nach 75 km wieder zu Hause. Ich hoffe, es hat der Gesundheit genutzt. Schön war es sowieso. Mal sehen, wohin es mich morgen verschlägt. Langsam gehen die nahe gelegenen Gegenden, in denen ich noch nicht war, aus. Wirklich neue Ziele habe ich sowieso nicht mehr. Schade. Aber nicht zu ändern. Das wäre ja überall so. Ich werde mich an Wiederholungen gewöhnen müssen...
Sonntag, 18. Juni 2017
Ein Wochenende in Kirlibaba
Wir, also Familie Tanase und ich, hatten vor, ein entspanntes Wochenende in einem kleinen SPA- Hotel in Kirlibaba alias Ludwigsdorf (Bild eins und zwei) zu verbringen. Lily (vorletztes Bild) wollte baden und relaxen (wie das Neudeutsch heißt) und wir, die Männer, wollten möglichst alte Münzen oder wenigstens Uniformstücke aus dem WK I finden. "Kirlibaba" stammt aus dem Türkischen, ist aber wohl als ungarische Siedlung gegründet worden. Später kamen Österreicher ins Land, weil Silberfunde Bergbau nach sich zogen. Vorher hatte man in dem Flüsschen "Goldene Bistritz" gelegentlich auch Gold gefunden, was schon in frühen Zeiten Tartaren anzog. Im Weltkrieg wurde das Tal strategisch wichtig und hier verbluteten Einheiten der polnischen Legion bei dem Versuch, die Russen aufzuhalten und womöglich zurückzuwerfen. Das gelang nicht. Die Gegner verbissen sich ineinander und gingen auf den Höhen zum Stellungskrieg über, wovon auch hier Grabensysteme und Geschützstellungen zeugten. Sogar an dem Steilhang, den wir zuerst bestiegen, müssen Sturmangriffe zumindest befürchtet worden sein. Mircea und Alexandru (Bild drei) fanden jede Menge Stacheldraht und Nägel, mit denen der einst befestigt wurde. Patronen und ein Schrapnells zeugten vom Kampf (Bild vier); Schrapnells sind ja Streumunition und wurden vor allem gegen "Menschenansammlungen" wie Schützenketten im Sturmangriff eingesetzt. Wer hier geschossen hat, konnte Mircea allerdings noch nicht sagen. Er muss die Patronen erst reinigen und den Hersteller identifizieren.
Ich grub fleißig mit und hatte ansonsten Zeit genug, die Gegend zu genießen. Wahrscheinlich bin ich vor Jahren mit Daniel hier durchgekommen, als uns das Navi auf eine nicht enden wollende miese Gebirgsstraße lenkte, die von Iacobeni bis Baia Mare führt. Es muss eben diese Straße gewesen sein, die immer noch nicht viel besser befahrbar ist. Allerdings sind die Löcher, die mich vor Jahren ins Schritttempo zwangen, leidlich geflickt.
Während Lily sich langweilte, fand ich das Treiben im Dorf interessant. Was der Traktor in dem Fluss gemacht hat, erschloss sich mir bis zum Schluss nicht. Er fuhr ein paar Mal hin und her und dann wieder heraus. (Bild fünf)
Mircea verwickelte inzwischen den Besitzer des Fleckchens Erde in ein freundliches Gespräch und machte Eindruck mit der Versicherung, er habe eine polizeiliche Lizenz für den Metalldetektor. (Bild sechs) Die Strategie konnte das Misstrauen des alten Bauern nicht ganz zerstreuen, aber da verwickelte Mircea ihn schon freundlich- interessiert in ein Gespräch über seine Erlebnisse nach dem Krieg und ob er wüsste, wer hier gekämpft hätte usw. Die beiden konnten kaum aufhören. "Nebenbei" erfuhren wir noch, wo die alten Stolleneingänge zu dem Silberbergwerk zu finden sind und dass dort ein Schatz liege, der aber verflucht sei.
Ich wollte das gerne glauben, denn kaum dass wir auf die Suche gehen wollten, verschlechterte sich das Wetter und es setzte Regen ein. Wir unterbrachen die Arbeit und gingen erst einmal Mittag essen. Nach dem Essen war es nicht viel besser und da es auf dem abschüssigen Hang bald zu glatt zum Steigen wurde, resignierten wir und gingen stattdessen noch ein bisschen durch das Dorf, dass zu Ceausescus Zeiten ein Vorzeigedorf mit dem Titel "schönstes Dorf" gewesen war. In der Tat gab es eine schön verzierte Holzkirche zu sehen und viele Häuser, die am Gesimse oder an den Wänden mit alten Volkskunst- Motiven beschnitzt oder bemalt waren, von denen Mircea wusste, dass sie auf vorchristliche Zeiten zurückgehen. Heute stören allerdings die sicher komfortableren, dafür absolut gesichtslosen Neubauten das Ensemble. Aber man kann es den Leuten sicher nicht übel nehmen, dass sie ein modernes Bad, große Fenster usw. haben wollen....
Dann wurde der Regen stärker und wir gingen ins Hotel, wo wir fast zwei Stunden im Schwimmbecken verbrachten, das 28 Grad warmes Salzwasser von einer berühmten Saline der Gegend zu bieten hatte. Der Salzgehalt soll 10 Mal höher als im Meer sein und in der Tat brannte das Wasser a) höllisch in den Augen und b) gab es einen solchen Auftrieb, dass man sich mühelos auf dem Rücken liegend treiben lassen konnte. Alles gut also, obwohl der Sonntag komplett ins Wasser fiel. (Bild unten- Blick aus meinem Hotel- Zimmer) Es war, als hätte Gott die Schleusen des Himmels geöffnet, um den ganzen politischen Unrat, der gerade
Rumänien verunziert, hinwegspülen. Wer wird gehen müssen? Der korrupte Ministerpräsident oder der nicht minder korrupte (verurteilte) Parteichef der "Sozialdemokraten", die jüngst die Wahlen gewannen und nun ein Misstrauensvotum gegen die eigene (!) Regierung ins Parlament eingebracht haben. Ohnehin - so Mircea - bekommt nur noch jemand einen höheren Posten in den Parteien oder der Regierung, der Dreck am Stecken hat. Wer nicht erpressbar ist, weil er eine reine Weste hat, ist chancenlos. Ja, so kann - westlich verordnete, aber nie durch einen Volkswillen abgesicherte "Demokratie" auch funktionieren (oder eben nicht funktionieren)... Wir fuhren Sonntag langsam nach Hause, aßen noch im "Latino" in Suceava zu Mittag und beendeten dann "offiziell" unseren Ausflug. Nicht ohne Einladung auf ein letztes Tiramisu am Dienstag Abend. Das wird lecker! ;-)
Ich grub fleißig mit und hatte ansonsten Zeit genug, die Gegend zu genießen. Wahrscheinlich bin ich vor Jahren mit Daniel hier durchgekommen, als uns das Navi auf eine nicht enden wollende miese Gebirgsstraße lenkte, die von Iacobeni bis Baia Mare führt. Es muss eben diese Straße gewesen sein, die immer noch nicht viel besser befahrbar ist. Allerdings sind die Löcher, die mich vor Jahren ins Schritttempo zwangen, leidlich geflickt.
Während Lily sich langweilte, fand ich das Treiben im Dorf interessant. Was der Traktor in dem Fluss gemacht hat, erschloss sich mir bis zum Schluss nicht. Er fuhr ein paar Mal hin und her und dann wieder heraus. (Bild fünf)
Mircea verwickelte inzwischen den Besitzer des Fleckchens Erde in ein freundliches Gespräch und machte Eindruck mit der Versicherung, er habe eine polizeiliche Lizenz für den Metalldetektor. (Bild sechs) Die Strategie konnte das Misstrauen des alten Bauern nicht ganz zerstreuen, aber da verwickelte Mircea ihn schon freundlich- interessiert in ein Gespräch über seine Erlebnisse nach dem Krieg und ob er wüsste, wer hier gekämpft hätte usw. Die beiden konnten kaum aufhören. "Nebenbei" erfuhren wir noch, wo die alten Stolleneingänge zu dem Silberbergwerk zu finden sind und dass dort ein Schatz liege, der aber verflucht sei.
Ich wollte das gerne glauben, denn kaum dass wir auf die Suche gehen wollten, verschlechterte sich das Wetter und es setzte Regen ein. Wir unterbrachen die Arbeit und gingen erst einmal Mittag essen. Nach dem Essen war es nicht viel besser und da es auf dem abschüssigen Hang bald zu glatt zum Steigen wurde, resignierten wir und gingen stattdessen noch ein bisschen durch das Dorf, dass zu Ceausescus Zeiten ein Vorzeigedorf mit dem Titel "schönstes Dorf" gewesen war. In der Tat gab es eine schön verzierte Holzkirche zu sehen und viele Häuser, die am Gesimse oder an den Wänden mit alten Volkskunst- Motiven beschnitzt oder bemalt waren, von denen Mircea wusste, dass sie auf vorchristliche Zeiten zurückgehen. Heute stören allerdings die sicher komfortableren, dafür absolut gesichtslosen Neubauten das Ensemble. Aber man kann es den Leuten sicher nicht übel nehmen, dass sie ein modernes Bad, große Fenster usw. haben wollen....
Dann wurde der Regen stärker und wir gingen ins Hotel, wo wir fast zwei Stunden im Schwimmbecken verbrachten, das 28 Grad warmes Salzwasser von einer berühmten Saline der Gegend zu bieten hatte. Der Salzgehalt soll 10 Mal höher als im Meer sein und in der Tat brannte das Wasser a) höllisch in den Augen und b) gab es einen solchen Auftrieb, dass man sich mühelos auf dem Rücken liegend treiben lassen konnte. Alles gut also, obwohl der Sonntag komplett ins Wasser fiel. (Bild unten- Blick aus meinem Hotel- Zimmer) Es war, als hätte Gott die Schleusen des Himmels geöffnet, um den ganzen politischen Unrat, der gerade
Rumänien verunziert, hinwegspülen. Wer wird gehen müssen? Der korrupte Ministerpräsident oder der nicht minder korrupte (verurteilte) Parteichef der "Sozialdemokraten", die jüngst die Wahlen gewannen und nun ein Misstrauensvotum gegen die eigene (!) Regierung ins Parlament eingebracht haben. Ohnehin - so Mircea - bekommt nur noch jemand einen höheren Posten in den Parteien oder der Regierung, der Dreck am Stecken hat. Wer nicht erpressbar ist, weil er eine reine Weste hat, ist chancenlos. Ja, so kann - westlich verordnete, aber nie durch einen Volkswillen abgesicherte "Demokratie" auch funktionieren (oder eben nicht funktionieren)... Wir fuhren Sonntag langsam nach Hause, aßen noch im "Latino" in Suceava zu Mittag und beendeten dann "offiziell" unseren Ausflug. Nicht ohne Einladung auf ein letztes Tiramisu am Dienstag Abend. Das wird lecker! ;-)
Freitag, 16. Juni 2017
Impressionen von der Diplomübergabe
In diesem Jahr kamen die Diplome spät, denn die Rumänen schrieben ja zu einem Extra- Termin, weil der offizielle Termin SK hier ein Feiertag war. Damit verzögerten sich die Korrekturen und endlich auch die Ausstellung der Diplome. So kurz vor dem Abitur schafften es meine Chefs wohl nicht, an allen Schulen eine quasi offizielle Übergabefeier zu organisieren bzw. ihre Teilnahme zuzusagen. So blieb es auch uns selbst überlassen, wie wir die Diplome an die Frau resp. den Mann kriegen.
Nach Rücksprache mit der Direktion folgte die Fachschaft dem Vorschlag, die Übergabe im Rahmen der offiziellen Zeugnisfeier im Kulturhaus vorzunehmen. Leider ohne Anwesenheit der rumänischen Kolleginnen und Kollegen, die wegen des Abiturs an der Teilnahme verhindert waren. So blieb die obligatorische Rede an mir hängen und ich habe das auch souverän - wie ich meine - hinter mich gebracht. Sehr schön war, dass Alina (hier auf dem 5. Bild) als beste Absolventin dolmetschte. Sie hatte ein bisschen Angst, eine freie Rede spontan ins Rumänische zu bringen, und so bereitete ich den Text vor und gab ihn ihr. Das klappte dann hervorragend. Ohne stocken und korrekt, soweit ich das beurteilen kann, hat sie meine Worte an die im Saal versammelten Schüler/innen und Kolleg/innen gebracht. Vielen Dank für die Mühe!
Dann erfolgte die Übergabe mit Gruppenbild am Schluss. (Bild oben) Es waren doch alle gekommen, obwohl es erst hieß, dass aus der 12c nur drei Vertreterinnen kommen würden. Insgesamt konnte ich an 17 Absolvent/innen 16 Sprachdiplome und eine Bescheinigung über drei bestandene Teilbereiche übergeben. Alina und Andrei (zweites Bild rechts) waren die Besten der Gruppe; aus der 10. Klasse hatte Medeea teilgenommen und ebenfalls in fast allen Teilbereichen 20/ 24 Punkten erreicht. (Leider nicht auf dem Foto, weil sie weitere Preise entgegennehmen musste und so im Gebäude blieb). Klasse Ergebnis. Anfangs war ich dagegen, sozusagen eine Quereinsteigerin dabei zu haben, aber was kann ich nun sagen? Sie stört den Unterricht sowieso nicht, arbeitet mit und ist da, wenn die anderen etwas nicht wissen. Vielleicht wird sie uns in Richtung London verlassen, vielleicht wird sie weiter dabei bleiben. Mal sehen...
Danach kamen noch 10 Schüler/innen mit mir auf einen Kaffee und ein Glas Sekt, das ich ausgab. Das war eine entspannte Runde, der man anmerkte, dass es den Absolvent/innen nun doch komisch vorkommt, ihren Lehrer "allein zurückzulassen". Statt eines kurzen Augenblicks mit Kaffee und einem Glas zum Anstoßen blieben sie zwei Stunden, ehe sich die ersten zum Weiterlernen für das Abitur verabschiedeten. Mirela und Sabina (Bild drei) wollen Medizin studieren und da zählt jede Minute, denn außer auf das Abitur müssen sie sich auch noch auf die Aufnahmeprüfungen an der Uni vorbereiten. Sabina (Bild vier) hat es entspannter; sie fragt sich, ob sie in Gießen, Tübingen oder Marburg Germanistik und Sprachen studieren soll. Sie hat Verwandte in Deutschland, die helfen können. Alina will Informatikerin werden und braucht dazu auch gute Noten vor allem in Rumänisch, was ihr schwer fällt. So viel muss man auswendig lernen! Darüber sprachen wir noch ein bisschen!
Ana (Bild fünf) möchte auch Ärztin werden, wird aber Sabina keine Konkurrenz machen, denn letztere wird mit Zahnmedizin und nicht mit Allgemeinmedizin beginnen. Was Cristiana (mit Iasmina auf dem sechsten Bild rechts) machen will, habe ich vergessen. Sie sprach nicht so viel mit mir, denn wir kennen uns kaum. Sie ist eine der Schülerinnen, die nicht aus den von mir betreuten Klassen kamen und es trotzdem geschafft haben. Respekt und Dank an Dr. Mihai Crudu, der sie so gut vorbereitet hat! Iasmina ist die glückliche Gewinnerin eines DAAD- Vollzeitstipendiums. Sie wird in Hamburg Buchkunst und Design studieren. Viel Glück und Spaß in Deutschland!
Auch Andrei und Tiberiu (Letztes Bild neben mir) wollen ein Studium in Deutschland probieren. Andrei bewirbt sich um ein bayrisches Staatsstipendium für Studienbeginner und möchte Tourismus studieren; Tberiu plant ein ingenieurwissenschaftliches Studium an der LMU. Er ist ziemlich durchsetzungsstark, ist nur knapp mit seiner Stipendien- Bewerbung gescheitert, und kann es wohl schaffen. Allen viel Glück mit auf den Weg. Wie immer fällt es auch mir nicht leicht, an Abschied zu denken. So harte gemeinsame Arbeit verbindet doch! Aber, was soll's? Im nächsten Jahr werde ich das Gefühl wieder haben...
Nach Rücksprache mit der Direktion folgte die Fachschaft dem Vorschlag, die Übergabe im Rahmen der offiziellen Zeugnisfeier im Kulturhaus vorzunehmen. Leider ohne Anwesenheit der rumänischen Kolleginnen und Kollegen, die wegen des Abiturs an der Teilnahme verhindert waren. So blieb die obligatorische Rede an mir hängen und ich habe das auch souverän - wie ich meine - hinter mich gebracht. Sehr schön war, dass Alina (hier auf dem 5. Bild) als beste Absolventin dolmetschte. Sie hatte ein bisschen Angst, eine freie Rede spontan ins Rumänische zu bringen, und so bereitete ich den Text vor und gab ihn ihr. Das klappte dann hervorragend. Ohne stocken und korrekt, soweit ich das beurteilen kann, hat sie meine Worte an die im Saal versammelten Schüler/innen und Kolleg/innen gebracht. Vielen Dank für die Mühe!
Dann erfolgte die Übergabe mit Gruppenbild am Schluss. (Bild oben) Es waren doch alle gekommen, obwohl es erst hieß, dass aus der 12c nur drei Vertreterinnen kommen würden. Insgesamt konnte ich an 17 Absolvent/innen 16 Sprachdiplome und eine Bescheinigung über drei bestandene Teilbereiche übergeben. Alina und Andrei (zweites Bild rechts) waren die Besten der Gruppe; aus der 10. Klasse hatte Medeea teilgenommen und ebenfalls in fast allen Teilbereichen 20/ 24 Punkten erreicht. (Leider nicht auf dem Foto, weil sie weitere Preise entgegennehmen musste und so im Gebäude blieb). Klasse Ergebnis. Anfangs war ich dagegen, sozusagen eine Quereinsteigerin dabei zu haben, aber was kann ich nun sagen? Sie stört den Unterricht sowieso nicht, arbeitet mit und ist da, wenn die anderen etwas nicht wissen. Vielleicht wird sie uns in Richtung London verlassen, vielleicht wird sie weiter dabei bleiben. Mal sehen...
Danach kamen noch 10 Schüler/innen mit mir auf einen Kaffee und ein Glas Sekt, das ich ausgab. Das war eine entspannte Runde, der man anmerkte, dass es den Absolvent/innen nun doch komisch vorkommt, ihren Lehrer "allein zurückzulassen". Statt eines kurzen Augenblicks mit Kaffee und einem Glas zum Anstoßen blieben sie zwei Stunden, ehe sich die ersten zum Weiterlernen für das Abitur verabschiedeten. Mirela und Sabina (Bild drei) wollen Medizin studieren und da zählt jede Minute, denn außer auf das Abitur müssen sie sich auch noch auf die Aufnahmeprüfungen an der Uni vorbereiten. Sabina (Bild vier) hat es entspannter; sie fragt sich, ob sie in Gießen, Tübingen oder Marburg Germanistik und Sprachen studieren soll. Sie hat Verwandte in Deutschland, die helfen können. Alina will Informatikerin werden und braucht dazu auch gute Noten vor allem in Rumänisch, was ihr schwer fällt. So viel muss man auswendig lernen! Darüber sprachen wir noch ein bisschen!
Ana (Bild fünf) möchte auch Ärztin werden, wird aber Sabina keine Konkurrenz machen, denn letztere wird mit Zahnmedizin und nicht mit Allgemeinmedizin beginnen. Was Cristiana (mit Iasmina auf dem sechsten Bild rechts) machen will, habe ich vergessen. Sie sprach nicht so viel mit mir, denn wir kennen uns kaum. Sie ist eine der Schülerinnen, die nicht aus den von mir betreuten Klassen kamen und es trotzdem geschafft haben. Respekt und Dank an Dr. Mihai Crudu, der sie so gut vorbereitet hat! Iasmina ist die glückliche Gewinnerin eines DAAD- Vollzeitstipendiums. Sie wird in Hamburg Buchkunst und Design studieren. Viel Glück und Spaß in Deutschland!
Auch Andrei und Tiberiu (Letztes Bild neben mir) wollen ein Studium in Deutschland probieren. Andrei bewirbt sich um ein bayrisches Staatsstipendium für Studienbeginner und möchte Tourismus studieren; Tberiu plant ein ingenieurwissenschaftliches Studium an der LMU. Er ist ziemlich durchsetzungsstark, ist nur knapp mit seiner Stipendien- Bewerbung gescheitert, und kann es wohl schaffen. Allen viel Glück mit auf den Weg. Wie immer fällt es auch mir nicht leicht, an Abschied zu denken. So harte gemeinsame Arbeit verbindet doch! Aber, was soll's? Im nächsten Jahr werde ich das Gefühl wieder haben...
Montag, 12. Juni 2017
Jenseits der Flüsse Suceava und Siret
Eigentlich wollte ich an den Fluss fahren und das ein bisschen "radelnd". ;-) Ich wollte einfach die nächste Überfahrt erkunden. Dann fand ich aber unterwegs, dass ich Kraft genug hätte bis zur zweiten Brücke zu radeln und auf der anderen Seit zur ersten zurück und von da aus heim. Fand ich. Ich fand auch die zweite Brücke (Blick von dort auf die Suceava), aber nicht die richtige Kreuzung. Als ich eine zweite Brücke passierte, die über einen ähnlich großen Fluss führte, glaubte ich noch an ein Mäandern der Suceava. Aber dann wurde langsam klar, dass ich mich nicht zwischen den Flüssen Suceava und Siret, sondern jenseits des Siret befand...
Natürlich hätte ich umkehren können und wäre fast wir geplant eine gute Stunde später zu Hause gewesen. Aber Männer und umkehren... Der Weg war romantisch einsam (Bild zwei) und musste doch irgendwohin führen. Außerdem stimmte die Richtung. Irgendwie jedenfalls. Und so fuhr ich und fuhr ich immer einen Schotterweg entlang, der manchmal auch eine Asphaltdecke trug (letztes Bild) und von dem aus ich mal nah und mal fern den Fluss sehen konnte.
Irgendwann kamen sogar Autos vorbei. Die waren auf dem Weg zu einem kleinen See, an dem es pilzförmige Sonnenunterstände gab und wo man vermutlich baden kann. Jedenfalls war das Wasser einladend blau (vorletztes Bild). Bloß die lange erwartete Hauptstraße kam und kam nicht. Nur kleinere Siedlungen, meist um eine große Mastanlage gruppiert, lagen am Weg. Bis zur Siret- Brücke waren es 35 km gewesen. Bei Kilometer 80, als ich die ersten Autos am Horizont und also eine Straße sah, ahnte ich, dass der Rückweg etwas länger werden würde als der geplante Ausflug. Richtig. Noch 25 km bis Suceava. ;-) Ok, ich nahm sie sportlich und erreichte nach etwas mehr als 5 Stunden Fahrt mein Heim. Allerdings hatte ich mich erholen und keinen Sport machen wollen. Die Oberschenkelkrämpfe in der Nacht zeigten an, dass ich gut trainiert hatte... Na ja, keiner wartet auf mich und schönes Wetter war auch. Ich hatte vielleicht etwas wenig Wasser mit, aber das war nicht wirklich schlimm. Überall traf ich auf eine geöffnete Verkaufsstelle, später auf Tankstellen. Dieses Mal brauchte ich sie nicht und kam mit 750ml bis nach Hause...
Natürlich hätte ich umkehren können und wäre fast wir geplant eine gute Stunde später zu Hause gewesen. Aber Männer und umkehren... Der Weg war romantisch einsam (Bild zwei) und musste doch irgendwohin führen. Außerdem stimmte die Richtung. Irgendwie jedenfalls. Und so fuhr ich und fuhr ich immer einen Schotterweg entlang, der manchmal auch eine Asphaltdecke trug (letztes Bild) und von dem aus ich mal nah und mal fern den Fluss sehen konnte.
Irgendwann kamen sogar Autos vorbei. Die waren auf dem Weg zu einem kleinen See, an dem es pilzförmige Sonnenunterstände gab und wo man vermutlich baden kann. Jedenfalls war das Wasser einladend blau (vorletztes Bild). Bloß die lange erwartete Hauptstraße kam und kam nicht. Nur kleinere Siedlungen, meist um eine große Mastanlage gruppiert, lagen am Weg. Bis zur Siret- Brücke waren es 35 km gewesen. Bei Kilometer 80, als ich die ersten Autos am Horizont und also eine Straße sah, ahnte ich, dass der Rückweg etwas länger werden würde als der geplante Ausflug. Richtig. Noch 25 km bis Suceava. ;-) Ok, ich nahm sie sportlich und erreichte nach etwas mehr als 5 Stunden Fahrt mein Heim. Allerdings hatte ich mich erholen und keinen Sport machen wollen. Die Oberschenkelkrämpfe in der Nacht zeigten an, dass ich gut trainiert hatte... Na ja, keiner wartet auf mich und schönes Wetter war auch. Ich hatte vielleicht etwas wenig Wasser mit, aber das war nicht wirklich schlimm. Überall traf ich auf eine geöffnete Verkaufsstelle, später auf Tankstellen. Dieses Mal brauchte ich sie nicht und kam mit 750ml bis nach Hause...
Samstag, 10. Juni 2017
Radtour nach Dragomirna und in eine "Einsiedelei"
Immer wenn die Fahrt in Richtung Siret/ Radautz ging, fuhr ich an dem Hinweisschild "Kloster Dragomirna" vorbei und jedes Mal nahm ich mir vor, es einmal zu besuchen. Heute mischte sich die Lust auf eine einfache Ausfahrt ohne sportliche Ambitionen mit der Neugier auf die Radfahrmöglichkeiten auf der "anderen Seite der Stadt". Dragomirna schien mir ein geeignetes Ziel.
Und wirklich kam ich ganz gut durch die Stadt und über die Brücken (Eisenbahn und Fluss) und fand zu meinem Erstaunen die erste Ausfahrt Richtung Kloster bereits vor dem Ortsausgangsschild. Die Straße war mäßig befahren und nur leicht ansteigend. Sie führte in eine Hügellandschaft, die Goethe vermutlich "lieblich" genannt hätte. Nach etwa 15 km sah ich dann das Kloster (Bild oben), das in der Nähe einer Quelle liegt, die mehrere kleine Wasserläufe speist. Ich nehme mal an, die Anlage ist gut restauriert, denn so dürfte sie die Zeitläufte kaum überstanden haben. Die Mauern sind wohl an die 8- 10 m hoch und die schlanke Kirche dahinter überragt sie dennoch. Beeindruckend, obwohl im 17. Jahrhundert vermutlich schon etwas antiquiert. Kanonenfeuer konnte eine solche Befestigung kaum standhalten.
Aber von der Geschichte weiß ich so wenig wie vom Interieur, weil ich es in Radsportklamotten nicht drauf ankommen lassen wollte, zu prüfen, ob man mich einlässt oder nicht. Der Anstand gebietet doch wohl, das, was andren heilig ist, auch als Atheist zu respektieren. Also warf ich nur einen verstohlenen Blick ins Innere und erkundete ansonsten den nahe gelegenen Friedhof mit der uralten kleinen Kapelle (Bild zwei), die leider verschlossen war. Von dort hat man einen guten Blick auf die Anlage. (Bild drei)
Von den Wassern der Quelle profitiert auch eine nahe gelegene Gaststätte, die einen "Sonnenstrand" und einen Tretbootverleih bietet (Bild vier) und die heute mit Hochzeitsgesellschaften ausgelastet war. Die kamen wohl beide aus dem Dorf, jedenfalls sah ich dort die geschmückten Hoftore und die Autokonvois. Interessant fand ich, dass das Brautpaar in einer Art Prozession samt Hochzeitsgesellschaft die Dorfstraße entlang zu Fuß ging. Während die Verwandten längst bei Kaffee und Kuchen und wohl auch bei geöffneten Flaschen saßen, hatte das Brautpaar zu tun. Ich traf sie mehrfach beim Foto- Shooting an den unglaublichsten Plätzen. Einmal liefen sie die belebte Landstraße entlang, wobei ich wohl im Film landete. Dann wieder musste sie mit dem ganzen weißen Traum und den dazu passenden Schuhen ganz unpassend durchs Kornfeld laufen und dabei "glücklich" mit dem Brautstrauß um sich werfen. Das Ganze sah etwas angestrengt aus. Aber was das etwas dickliche und ältliche Mädchen im Hochzeitskleid vor den Schweineställen zu suchen hatte, erschloss sich mir weder ikonografisch noch anderswie. Jedenfalls hatten die Brautleute bis fast 18.00 Uhr noch nichts vom Fest- denke ich....
Im Dorf jedenfalls endete die Asphaltstraße und ein Schotterweg (Bild sechs) führte zu einer Einsiedelei, jedenfalls wurde mir der rumänische Ausdruck immer so übersetzt. Ich fuhr gerne durch die grünen Felder und Wiesen (Bild fünf) und fragte mich dabei die ganze Zeit, was ich machen würde, wenn ich plötzlich zwei bärtige verwahrloste Gesellen in härnen Umhängen begegnen würde, die sich von mir gestört fühlen. Ja, das sind so Phantasien von Westeuropäern, bei denen bei dem Wort "Einsiedelei" irgendwelche urchristliche Utopien aufleuchten. Natürlich ist das alles viel "moderner" und also in guter christlicher Tradition profaner. Zwar war die Kirche, die ich fand, aus Holz, aber drumherum gab es größere hölzerne "Lauben", die zum Party feiern geradezu einluden. Promt näherte sich auch ein Hochzeitszug, der anzeigte, womit die "Einsiedler" das Geld für derartige Bauten verdienen. Kein schlechtes Geld, wie man sieht. (Bild unten) Für mich der Lacher des Tages: Die "Brautkutsche" war ein himmelblauer und perfekt hergerichteter Trabbi Kabrio! Das Ding wäre vor 30 Jahren der Traum eines jeden DDR- Bürgers gewesen! ;-)
Insgesamt wurden es 40 km ruhigen Ausflugs, wobei ich den Rückweg in weniger als einer Stunde schaffte. Immer etwas bergab lief das Rad fast wie von allein. Ich sah zu meinem Erstaunen einen Stausee, den ich vorher übersehen hatte, und auch die Wälder schienen Wanderwege zu bergen. Das probiere ich dann beim nächsten Mal!
Und wirklich kam ich ganz gut durch die Stadt und über die Brücken (Eisenbahn und Fluss) und fand zu meinem Erstaunen die erste Ausfahrt Richtung Kloster bereits vor dem Ortsausgangsschild. Die Straße war mäßig befahren und nur leicht ansteigend. Sie führte in eine Hügellandschaft, die Goethe vermutlich "lieblich" genannt hätte. Nach etwa 15 km sah ich dann das Kloster (Bild oben), das in der Nähe einer Quelle liegt, die mehrere kleine Wasserläufe speist. Ich nehme mal an, die Anlage ist gut restauriert, denn so dürfte sie die Zeitläufte kaum überstanden haben. Die Mauern sind wohl an die 8- 10 m hoch und die schlanke Kirche dahinter überragt sie dennoch. Beeindruckend, obwohl im 17. Jahrhundert vermutlich schon etwas antiquiert. Kanonenfeuer konnte eine solche Befestigung kaum standhalten.
Aber von der Geschichte weiß ich so wenig wie vom Interieur, weil ich es in Radsportklamotten nicht drauf ankommen lassen wollte, zu prüfen, ob man mich einlässt oder nicht. Der Anstand gebietet doch wohl, das, was andren heilig ist, auch als Atheist zu respektieren. Also warf ich nur einen verstohlenen Blick ins Innere und erkundete ansonsten den nahe gelegenen Friedhof mit der uralten kleinen Kapelle (Bild zwei), die leider verschlossen war. Von dort hat man einen guten Blick auf die Anlage. (Bild drei)
Von den Wassern der Quelle profitiert auch eine nahe gelegene Gaststätte, die einen "Sonnenstrand" und einen Tretbootverleih bietet (Bild vier) und die heute mit Hochzeitsgesellschaften ausgelastet war. Die kamen wohl beide aus dem Dorf, jedenfalls sah ich dort die geschmückten Hoftore und die Autokonvois. Interessant fand ich, dass das Brautpaar in einer Art Prozession samt Hochzeitsgesellschaft die Dorfstraße entlang zu Fuß ging. Während die Verwandten längst bei Kaffee und Kuchen und wohl auch bei geöffneten Flaschen saßen, hatte das Brautpaar zu tun. Ich traf sie mehrfach beim Foto- Shooting an den unglaublichsten Plätzen. Einmal liefen sie die belebte Landstraße entlang, wobei ich wohl im Film landete. Dann wieder musste sie mit dem ganzen weißen Traum und den dazu passenden Schuhen ganz unpassend durchs Kornfeld laufen und dabei "glücklich" mit dem Brautstrauß um sich werfen. Das Ganze sah etwas angestrengt aus. Aber was das etwas dickliche und ältliche Mädchen im Hochzeitskleid vor den Schweineställen zu suchen hatte, erschloss sich mir weder ikonografisch noch anderswie. Jedenfalls hatten die Brautleute bis fast 18.00 Uhr noch nichts vom Fest- denke ich....
Im Dorf jedenfalls endete die Asphaltstraße und ein Schotterweg (Bild sechs) führte zu einer Einsiedelei, jedenfalls wurde mir der rumänische Ausdruck immer so übersetzt. Ich fuhr gerne durch die grünen Felder und Wiesen (Bild fünf) und fragte mich dabei die ganze Zeit, was ich machen würde, wenn ich plötzlich zwei bärtige verwahrloste Gesellen in härnen Umhängen begegnen würde, die sich von mir gestört fühlen. Ja, das sind so Phantasien von Westeuropäern, bei denen bei dem Wort "Einsiedelei" irgendwelche urchristliche Utopien aufleuchten. Natürlich ist das alles viel "moderner" und also in guter christlicher Tradition profaner. Zwar war die Kirche, die ich fand, aus Holz, aber drumherum gab es größere hölzerne "Lauben", die zum Party feiern geradezu einluden. Promt näherte sich auch ein Hochzeitszug, der anzeigte, womit die "Einsiedler" das Geld für derartige Bauten verdienen. Kein schlechtes Geld, wie man sieht. (Bild unten) Für mich der Lacher des Tages: Die "Brautkutsche" war ein himmelblauer und perfekt hergerichteter Trabbi Kabrio! Das Ding wäre vor 30 Jahren der Traum eines jeden DDR- Bürgers gewesen! ;-)
Insgesamt wurden es 40 km ruhigen Ausflugs, wobei ich den Rückweg in weniger als einer Stunde schaffte. Immer etwas bergab lief das Rad fast wie von allein. Ich sah zu meinem Erstaunen einen Stausee, den ich vorher übersehen hatte, und auch die Wälder schienen Wanderwege zu bergen. Das probiere ich dann beim nächsten Mal!
Montag, 5. Juni 2017
Radtour nach Poiana Mărului und weiter
Wir haben "Kleine Ferien", weil der Kindertag in Rumänien schulfrei ist, es dann einen Brückentag gab und der Montag wegen Pfingsten frei ist. Dass mit dem Kindertag kann ich verstehen, denn meine Schüler/innen könnten war alle schon Kinder bekommen, sind aber im Herzen selbst "Kinder". Da passt Kindertag. Warum? Nun, die leidige Jagd nach den Noten und das völlige Desinteresse an Wissen (Hauptsache sehr gute Noten!) scheint mir doch sehr kindlich. Dasselbe trifft auf die Abhängigkeit vom elterlichen Willen zu, sei es nun in Sachen Berufswunsch, Kirche, Wochenendgestaltung usw. usf. Die Gesellschaft lebt doch wesentlich vom "Geist", der nun schon vor mehr als 2000 Jahren "ausgegossen" wurde, hinzu gekommen sind seither nur youtube, instagram und eine Selfiemanie, von der man nicht weiß, was Gott (von dem man sich bekanntlich kein Bild machen soll!) davon gehalten hätte. Darf der "kleine Gott" der Erde, was der große im Himmel aus guten Gründen nicht haben wollte? Na, sollen sie die Frage selbst beantworten...
Ich hatte mir jedenfalls vorgenommen, einen ganzen Tag auf dem Rad zu verbringen und mir dafür den direkten Weg ins Gebirge ausgesucht. Was mich dort erwarten würde, wusste ich nicht. Touristische Höhepunkte waren auch im Internet nicht zu finden. Aber was soll's? Ich wollte Sport und Ruhe und fand beides.
Zunächst fuhr ich die mir wohlbekannte Strecke nach Horodniceni über die nun nicht mehr so kahlen, sondern freundlich grünen Hügel. (Bild eins und zwei) Bei Cornu Luncii, wo ich sonst in Richtung Gura Humorului abbiege, nahm ich nun den Weg geradeaus. Er führte zunächst über flaches Land und einen für mich namenlosen Fluss (Bild drei- Google Maps weiß nichts von ihm) in gebirgige Gegenden. Dort hätten Italiener im Auftrag des rumänischen Königs irgendwann vor dem ersten Weltkrieg eine Straße als Verbindung zwischen der Bukowina und dem Landesteil hinter den Bergen angelegt und auf der Passhöhe ein großes Kreuz errichtet- das wusste ich von Mircea. Also hatte ich ein Ziel.
Der Weg ging nur leicht bergauf, aber immerhin bergauf, so dass ich nicht so schnell vorwärts kam. Außerdem hielt ich öfter an, um zu fotografieren. Ich wollte mich ja nicht kaputt machen und legte nach etwa 3 Stunden erst mal eine Mittagsrast ein. (Bild vier) Immerhin entsteht in dem Tal eine neue touristische Infrastruktur. Viele neue Pensionen laden zum Verweilen ein. (Bild fünf) Was kann man da tun? Sicher wandern, was aber wohl nur wenige tun. Ansonsten gibt es einen Skihang mit Lift, der wohl der Grund für den Ausbau ist.
Etwas weiter sind nur noch Höfe übrig, auf denen die Menschen wohl von Weidewirtschaft leben. (Bild sechs) Dann endete die Asphaltstraße und ging in einen - allerdings gut befahrbaren - Kies- und Schotterweg übrig. Die Steigung blieb ebenfalls gut zu bewältigen. In weiten Serpentinen schlängelt sich der Weg die Berge hinauf. Hier oben ist niemand mehr und man kann sowohl die Aussicht als auch die Ruhe genießen. (Bild sieben) Nur ab und an kommt ein Auto vorbei und zeigt an, dass es ein Ziel geben muss, weswegen die "Autowanderer" ihr Gefährt auf die Piste bringen. Ich machte dann regelmäßig Pause, weil die Autos kaum schneller waren als ich auf dem Rad und die Fahrt im Staub wenig Freude versprach.
Außerdem trocknete der Wind den Mund aus und obwohl ich nicht eigentlich durstig war, gab es zunehmend das Bedürfnis nach Wasser. Ich musste aber nie lange suchen, denn Quellwasser gibt es überall. An zwei Stellen sind die Quellen so ausgebaut, dass das Wasser über einen Schlauch in einen Holztrog geleitet wird- man kann also mühelos das kühle Wasser trinken und die Wasserflaschen füllen. Zu übersehen die Quellen ebenfalls nicht, denn - wie in der Ukraine - sind alle diese Stellen mit Andachts- Kreuzen gekennzeichnet. (Bild acht) Wasser direkt von Gott sozusagen.
Am Rad des Weges fanden sich die üblichen Relikte von zwei Weltkriegen, in denen die Straße (?) vielleicht strategisch wichtig war. Unter anderem findet sich eine Gedenkstätte, die an den Kommandeur der rumänischen Grenzbrigade erinnert, (Bild neun) der das Tal zuerst mit den Deutschen gegen die Russen und dann mit den Russen gegen die Deutschen verteidigte. (Bunkerreste- Bild zehn)
Es ist schon interessant, wie leicht das faschistische Rumänien aus seiner Mitverantwortung für den Krieg und die Kriegsverbrechen entlassen wurde und sich nach dem Seitenwechsel auf der Seite der Opfer und neuen Sieger wiederfand. Der König durfte auf Stalins Befehl hin ungehindert und unter Mitnahme von ein paar Zugladungen "kleiner persönlicher Gegenstände des täglichen Bedarfs" (nehme ich mal an) ausreisen, nachdem die Kommunisten die Macht übernommen hatten. Der alte Sack soll in der Schweiz immer noch leben... Von dem Denkmal mal abgesehen sind die Waldränder voll von Bunkeranlagen und Grabensystemen mit Geschützständen. Wer weiß, was Mircea hier finden würde. Aber er sucht wohl nicht so gerne das Zeugs vom WK II - es ist immer noch explosiv...
Dann erreichte ich nach ca. viereinhalb Stunden das Ziel der Expedition: Das Kreuz! (Letztes Bild) Es steht wirklich an der höchsten Stelle und also hat man einen guten Überblick über die Gebirgsmassive. (Vorletztes Bild) Mit meinem neu gekauften kleinen Fernglas schaute ich mir die Gegend an. Ein paar Stallungen für die Schafzucht künden von der Anwesenheit von Menschen. Sonst ist das Land leer. Jedenfalls auf den Bergen- die Täler kann man ja nicht einsehen.
Die Rückfahrt glich einer "Schussfahrt nach San Remo", denn bergab sprang und hopste das kleine Rad mit 30 km/h. Mehr ging nicht, denn obwohl nun die Vorteile des Mountain (!)- Bikes voll zum Tragen kamen, war mir die Schotterpiste für mehr zu unruhig. Auch so ging das ganz schön auf die Arme, was ich aber gewollt hatte. Auch die leicht abschüssige Straße machte Tempo 30 möglich und so erreichte ich meine "Heimatstrecke" in weniger als einer Stunde. Nun blieben noch 1,5 h Weg nach Hause, das Teilstück, auf dem ich aber endgültig gnadenlos verbrannte. Ich bin den ganzen Tag mit der Sonne mitgefahren, die immer nur von einer Seite auf die Schenkel und Arme brannte. Nun war die Creme alle und am Ende des Tages hatte ich krebsrote Hautareale an den Beinen. Aber das war der einzige Ärger. Ich hatte nicht einmal Krämpfe oder Muskelkater nach den 7 h 30' reiner Fahrzeit. Insgesamt war ich nach etwas mehr als 8 Stunden wieder zu Hause. Die GPS- Uhr zeigte fast exakt 160 km. Meine kleine "Tour de Rumainie"! ;-)
Ich hatte mir jedenfalls vorgenommen, einen ganzen Tag auf dem Rad zu verbringen und mir dafür den direkten Weg ins Gebirge ausgesucht. Was mich dort erwarten würde, wusste ich nicht. Touristische Höhepunkte waren auch im Internet nicht zu finden. Aber was soll's? Ich wollte Sport und Ruhe und fand beides.
Zunächst fuhr ich die mir wohlbekannte Strecke nach Horodniceni über die nun nicht mehr so kahlen, sondern freundlich grünen Hügel. (Bild eins und zwei) Bei Cornu Luncii, wo ich sonst in Richtung Gura Humorului abbiege, nahm ich nun den Weg geradeaus. Er führte zunächst über flaches Land und einen für mich namenlosen Fluss (Bild drei- Google Maps weiß nichts von ihm) in gebirgige Gegenden. Dort hätten Italiener im Auftrag des rumänischen Königs irgendwann vor dem ersten Weltkrieg eine Straße als Verbindung zwischen der Bukowina und dem Landesteil hinter den Bergen angelegt und auf der Passhöhe ein großes Kreuz errichtet- das wusste ich von Mircea. Also hatte ich ein Ziel.
Der Weg ging nur leicht bergauf, aber immerhin bergauf, so dass ich nicht so schnell vorwärts kam. Außerdem hielt ich öfter an, um zu fotografieren. Ich wollte mich ja nicht kaputt machen und legte nach etwa 3 Stunden erst mal eine Mittagsrast ein. (Bild vier) Immerhin entsteht in dem Tal eine neue touristische Infrastruktur. Viele neue Pensionen laden zum Verweilen ein. (Bild fünf) Was kann man da tun? Sicher wandern, was aber wohl nur wenige tun. Ansonsten gibt es einen Skihang mit Lift, der wohl der Grund für den Ausbau ist.
Etwas weiter sind nur noch Höfe übrig, auf denen die Menschen wohl von Weidewirtschaft leben. (Bild sechs) Dann endete die Asphaltstraße und ging in einen - allerdings gut befahrbaren - Kies- und Schotterweg übrig. Die Steigung blieb ebenfalls gut zu bewältigen. In weiten Serpentinen schlängelt sich der Weg die Berge hinauf. Hier oben ist niemand mehr und man kann sowohl die Aussicht als auch die Ruhe genießen. (Bild sieben) Nur ab und an kommt ein Auto vorbei und zeigt an, dass es ein Ziel geben muss, weswegen die "Autowanderer" ihr Gefährt auf die Piste bringen. Ich machte dann regelmäßig Pause, weil die Autos kaum schneller waren als ich auf dem Rad und die Fahrt im Staub wenig Freude versprach.
Außerdem trocknete der Wind den Mund aus und obwohl ich nicht eigentlich durstig war, gab es zunehmend das Bedürfnis nach Wasser. Ich musste aber nie lange suchen, denn Quellwasser gibt es überall. An zwei Stellen sind die Quellen so ausgebaut, dass das Wasser über einen Schlauch in einen Holztrog geleitet wird- man kann also mühelos das kühle Wasser trinken und die Wasserflaschen füllen. Zu übersehen die Quellen ebenfalls nicht, denn - wie in der Ukraine - sind alle diese Stellen mit Andachts- Kreuzen gekennzeichnet. (Bild acht) Wasser direkt von Gott sozusagen.
Am Rad des Weges fanden sich die üblichen Relikte von zwei Weltkriegen, in denen die Straße (?) vielleicht strategisch wichtig war. Unter anderem findet sich eine Gedenkstätte, die an den Kommandeur der rumänischen Grenzbrigade erinnert, (Bild neun) der das Tal zuerst mit den Deutschen gegen die Russen und dann mit den Russen gegen die Deutschen verteidigte. (Bunkerreste- Bild zehn)
Es ist schon interessant, wie leicht das faschistische Rumänien aus seiner Mitverantwortung für den Krieg und die Kriegsverbrechen entlassen wurde und sich nach dem Seitenwechsel auf der Seite der Opfer und neuen Sieger wiederfand. Der König durfte auf Stalins Befehl hin ungehindert und unter Mitnahme von ein paar Zugladungen "kleiner persönlicher Gegenstände des täglichen Bedarfs" (nehme ich mal an) ausreisen, nachdem die Kommunisten die Macht übernommen hatten. Der alte Sack soll in der Schweiz immer noch leben... Von dem Denkmal mal abgesehen sind die Waldränder voll von Bunkeranlagen und Grabensystemen mit Geschützständen. Wer weiß, was Mircea hier finden würde. Aber er sucht wohl nicht so gerne das Zeugs vom WK II - es ist immer noch explosiv...
Dann erreichte ich nach ca. viereinhalb Stunden das Ziel der Expedition: Das Kreuz! (Letztes Bild) Es steht wirklich an der höchsten Stelle und also hat man einen guten Überblick über die Gebirgsmassive. (Vorletztes Bild) Mit meinem neu gekauften kleinen Fernglas schaute ich mir die Gegend an. Ein paar Stallungen für die Schafzucht künden von der Anwesenheit von Menschen. Sonst ist das Land leer. Jedenfalls auf den Bergen- die Täler kann man ja nicht einsehen.
Die Rückfahrt glich einer "Schussfahrt nach San Remo", denn bergab sprang und hopste das kleine Rad mit 30 km/h. Mehr ging nicht, denn obwohl nun die Vorteile des Mountain (!)- Bikes voll zum Tragen kamen, war mir die Schotterpiste für mehr zu unruhig. Auch so ging das ganz schön auf die Arme, was ich aber gewollt hatte. Auch die leicht abschüssige Straße machte Tempo 30 möglich und so erreichte ich meine "Heimatstrecke" in weniger als einer Stunde. Nun blieben noch 1,5 h Weg nach Hause, das Teilstück, auf dem ich aber endgültig gnadenlos verbrannte. Ich bin den ganzen Tag mit der Sonne mitgefahren, die immer nur von einer Seite auf die Schenkel und Arme brannte. Nun war die Creme alle und am Ende des Tages hatte ich krebsrote Hautareale an den Beinen. Aber das war der einzige Ärger. Ich hatte nicht einmal Krämpfe oder Muskelkater nach den 7 h 30' reiner Fahrzeit. Insgesamt war ich nach etwas mehr als 8 Stunden wieder zu Hause. Die GPS- Uhr zeigte fast exakt 160 km. Meine kleine "Tour de Rumainie"! ;-)
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