Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Mittwoch, 28. Juni 2017

Göschen- Haus in Grimma

Am Morgen lachte in Leipzig noch die Sonne und da Uta noch nie da war, beschlossen wir zu Seume nach Grimma an der Mulde (Bild eins) zu fahren. Dort gibt es zwar ein Seume- Haus, allein das ist in Privatbesitz und bewohnt. Seume hat daher sein Zimmerchen im Land- Haus seines Arbeitgebers und Verlegers Göschen gefunden. (Bild zwei) Zum Haus gehörte früher noch ein Gut, das u.a. Wein und andere Sachen des "täglichen Bedarfs" lieferte. Ansonsten wohnte man zunächst in Leipzig und hatte dann ein ansehnliches Haus in Grimma. Dorthin musste Göschen ausweichen, da die Leipziger Buchdruckerzunft den aus Bremen Zugewanderten nicht akzeptierte. Dennoch ist Göschen auch für Leipzig wichtig. Er ließ dort lange Zeit drucken und gehörte zu den Mitbegründern des ehrwürdigen Börsenvereins des deutschen Buchhandels.

Nun will ich nicht sagen, dass Seume und seine Wander- Leidenschaft heute uninteressant wären, außerdem ist sein tragisches Leben an sich von Interesse, trotzdem liegt der Schwerpunkt der Ausstellung zu Recht auf Göschen. Der war ein nun wirklich bedeutender Verleger und natürlich interessierte mich besonders der Bücherschrank voller Erstausgaben u.a. von Goethe, der freilich später zum Konkurrenten Cotta wechselte. (Bild drei) Man sieht in der Ausstellung Möbel aus dem Besitz der Familie und ein paar interessante Gegenstände des Buchdrucks. Neben einem Setzkasten ist ein Abzugsgerät für Probedrucke spannend. Original aus der Druckerei von Göschen.

Wie gesagt, Möbel werden ebenfalls gezeigt und von dem sehr kompetenten und für seine Sache brennenden Museumsführer, einem studierten Germanisten, anschaulich vorgeführt. Ich wusste vordem noch nicht, wie die freilich auch damals etwas peinlichen Bedarfsgeräte für die Nacht ästhetisch und unauffällig weggeschlossen werden konnten. Der säulenartige Rundschrank (Bild vier) machte es möglich. ;-)

Der bis Italien zu Fuß wandernde Seume, der später auch eine - allerdings weniger populäre - Nordeuropa- Tour unternahm, hätte die praktische kleine Reiseapotheke (Bild unten) sicher gebrauchen können, allerdings dürfte er dafür in seinem Ranzen keinen Platz gehabt haben. Die fein gearbeiteten und zierlich kleinen Fächer und Schubladen sind immerhin niedlich anzusehen.

Das war es dann leider. Sogar unsere Hoffnung, in der Stadt etwas zum Essen zu finden, scheiterte an dem einsetzenden Starkregen, der binnen Minuten die Straßen in Bäche verwandelte. Da blieb uns nichts anderes übrig, als nach Leipzig zurück zu fahren und beim Afghanen um die Ecke ein leckeres Mittags- Menü zu einzunehmen. Na ja, wir haben eben Urlaub...




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