Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Dienstag, 28. Mai 2019

Milestii Mici - 24.05.2019 nachmittags

Nach etwa 30 Minuten Hoppelfahrt erreichten wir unser Ziel. Der Eingangsbereich wie erwartet geschmacklos. Zum Weißwein- Brunnen (Bild oben) gibt es noch einen gleichartigen Rotwein- Brunnen. In die 55 km lange Anlage kann man dann wahlweise mit dem eigenen Kleinbus oder einer mietbaren Luxus- Limousine einfahren. Ziemlich gigantisch und durchaus beeindruckend. Kaum zu glauben, dass das alles mit der ausgestellten Technik (Bild zwei) bewältigt wurde.

Man darf nicht denken, dass die meisten Wege dort Leerlauf bedeuten. Es gibt eine Touristen- Route, ansonsten steht wirklich alles voll mit Riesenfässern (Stahltanks- Bild drei) oder Flaschenkammern (Bild vier). Alt und ehrwürdig und ziemlich verstaubt liegen dort die gesammelten Jahrgänge seit der Existenz des Kellers. Meine Frage, warum das Zeug dort liegt und nicht verkauft wird, stieß auf das Unverständnis der Führerin. Es würde auch viel verkauft, aber hier lagere man die Weine eben zum Altwerden! In der Tat gab es Kammern, wo chinesische und sonstige Oligarchen ihre Bestände an 1958ern Rotweinen etc. eingeschlossen hatten. Die Kollegen waren schwer beeindruckt. Ich dämpfte die Erwartungen und versuchte zu erklären, was Produkte aus individuellem Weinbau von lieblos zusammengeschütteten "Kombinatsweinen" unterscheidet. Pleite gehen kann der Weinbetrieb ja nicht- egal, wie die Qualität ist. Es war und ist ja ein Staatsbetrieb.

Meine Befürchtungen wurden eindrucksvoll bestätigt. Auf der Tafel zur Weinprobe standen 6 Zwei- Liter- Karaffen mit 3 Weinsorten. Ein 1999er Dessertwein (Dessertnoe- oh je!), ein 1998er Cabernet und ein 2001er Riesling. Auf meine Empfehlung hin begannen die Kollegen mit dem Dessertnoe. Entsetzen spiegelte sich auf den Gesichtern. Die Gläser wurden in die Behälter für die Probier- Rückstände geschüttet. Der Cabernet gab mir nur schwachen Anlass zur Hoffnung, weil ich oft genug in der Ukraine versucht hatte, vernünftigen moldawischen Rotwein zu finden. Erfolglos. Und so war denn auch dieses Produkt hier zwar alt, aber doch widerlich. Einst sprach meine Mutter das Wort von der Maus, die in der Flasche ersoffen sein musste. In diesen Flaschen modern mindestens ihrer vier. Allein der Riesling ging durch. Er war nichts Besonderes, aber ein unaufgeregt ehrlicher Weißwein ohne viel Aroma und sonstige Vorzüge. Aber eben auch ohne Nachteile. Die moldawischen Kolleginnen sprachen ein bisschen dem Dessertwein zu; die deutschen hielten sich an den Riesling, der alle wurde. Der Rest blieb (fast) ungeleert auf dem Tisch zurück. Alter ist eben nicht alles.

Dann ging es in die "Neustadt" (Bild unten) in ein Restaurant, das mit 27 Gästen völlig überfordert war. Wir kamen um 19.00 Uhr an; um 22.30 Uhr hatten die letzten was zu essen. Aber das störte eigentlich nicht, denn die Gespräche waren angeregt und so richtig hungrig war niemand. Draußen herrschten immerhin um die 27 Grad. Im Ganzen ein immerhin doch interessanter Tag. Es gibt sie also doch, die Länder, in denen die Zeit (fast) stillsteht...




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