Aus vollem Lauf also ab in die Heimat Sonnabend war ich noch in Drohobych. Sonntag dann Sachen packen, mit Dasha zusammen die letzten (?) Geschenke kaufen. Geschenke? In den Regalen der einschlägigen Geschäfte warten die Souvenir- Artikel aus aller Welt- nur keine aus der Ukraine. Sogar die traditionellen handgestickten Tischdecken sind nun alle in makelloser Maschinenstickerei zu bekommen. Vorzugsweise bekommt man zu teuren Preisen den Krimskrams, der in Deutschland bei McGeiz oder in den 1- Euro- Läden rumsteht. Billiger Tünneff aus aller Herren Länder. So wurde die Einkaufstour - wie schon die vorigen - zu einer ziemlich frustrierenden und bei minus 16 Grad auch kalten Angelegenheit...
Montag kamen wir, die nach Berlin eingeladene Dasha und ich, gegen 10.00 "vom Hof", was stimmt, weil mein Auto auf dem Schulhof steht. Bis Striyy ging es noch. Ich kannte den Straßenzustand von der Fahrt nach Drohobych. Je weiter es dann aber in die Berge ging, um so mehr zog der Wind am Lenkrad. Schneeverwehungen zwangen immer wieder zu langsamerer Fahrt. Einige auf dem Dach liegende PKW und zwei an Anhängen "gekenterte" LKW mahnten zur Vorsicht. Der sich über die Salzbrühe legende Treibschnee machte die Bahn zusätzlich auch noch glatt. Im Bereich des Karpatenkamms dachte ich zeitweise, der Opel käme den Berg nicht hoch. Aber da nur wenige Fahrzeuge unterwegs waren, konnte ich es mit einem zünftigen Anlauf riskieren und irgendwie machte das Schlingern und Schlittern des Wagens sogar Spaß. Man soll es halt nicht allzu ernst nehmen...
Im Vorkarpatenland ging es dann. Nur von Mukacevo bis zur ungarischen Grenze waren die Straßen kaum geräumt. Da es ab 15.00 Uhr finster wurde, steuerte ich gegen 19.30 das erste Hotel auf ungarischer Seite an. Normalerweise fährt man so 4 h (vielleicht 4, 5 mit der Wartezeit an der Grenze); wir waren also etwas über 8 unterwegs gewesen...
Viel besser wurde es am nächsten Tag zunächst nicht. Bis Niekladhaza Schneeverwehungen und Schneeglätte. Man konnte so 60 bis 80 km/h auf der Autobahn fahren. Nur das Überholen führte regelmäßig zur Herzattacke. Spätestens ab Budapest bis Brno dann strahlend- schönes Winterwetter. Es rollte. In den tschechischen Bergen dann Nebel und nasse, teilweise matschige Fahrbahnen. In Prag verlor ich in Dunkelheit und Nebel an einer Ausfahrt kurz die Orientierung, was eine kleine Altstadtrundfahrt mit Verkehrsstaus, Umleitungen etc. nach sich zog. Wegen der Dunkelheit und des einsetzenden gefrierenden Regens verließ ich die Autobahn Richtung Dresden und übernachtete am Straßenrand.
Anderntags waren die Straßen geräumt und bis Altenberg lief es prächtig. Schlagartig hinter der deutschen Grenze Schnee und Eis auf der Bahn. Winterdienst? Es kamen uns die ersten Fahrzeuge entgegen- so gegen 11.00 Uhr! Von Dresden bis in die Spreewaldgegend ging es dann wieder. Allerdings nahmen die Abschnitte mit festgefahrenen Eisspuren zu. Die Landstraßen über Beeskow bis Frankfurt/ Oder waren gefährlich glatt. Überholen teilweise unmöglich. Nur in den Städten guckte einen die schwarze Asphaltdecke an. Ab Frankfurt - wo wir Anka abholten - ging es gut. Gegen 16.30 stieg Dasha in Berlin in Michas Auto um. Sie werden zusammen Weihnachten und Sylvester feiern. Viel Spaß!
Die Autobahn Richtung Norden war nur feucht. Hier und da zwangen einige Nebelbänke zu langsamerer Fahrt. So schaffte ich es am dritten Tag sogar noch zum Abendessen bis Wismar, wo Weihnachten begann. Heute bin ich sogar schon erholt... Nun ja, das war Ironie und meint, dass man doch langsam älter wird und das an der Zeitspanne merkt, die man zur Rekreation braucht. Egal: Es ist Weihnachten und alles ist gut. Allen Freunden und Bekannten, die das lesen, ein frohes Weihnachtsfest und schöne, erholsame Urlaubstage über den Jahreswechsel. Prosit Neujahr!
Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
Samstag, 26. Dezember 2009
Mittwoch, 14. Oktober 2009
Nachträge
Also, es wird mal wieder Zeit, etwas zu schrieben. Zu viele Leute beschweren sich schon, dass sie von mir weder etwas hören, noch etwas sehen. Warum? Die Antwort könnte trivialer nicht ausfallen: Die liebe Arbeit!
Anfangs hielt mich das Super- Wetter davon ab, wenigstens abends, wenn ich frei war, etwas zu posten. Die sommerlichen Temperaturen lockten einfach unwiderstehlich in einen der vielen Biergärten in Ivano. Dann aber merkte ich, wie sehr Nachmittage fehlen können. Durch die Fahrerei nach drohobych ist es ja nicht mehr so, dass man aus der Schule kommt und ein bisschen Unterricht vorbereitet, korrigiert usw. Die zwei Tage sind komplett verloren und dazu der Donnerstag eigentlich auch, da ich hier am Nachmittag am Kopierer stehe und das Material vorbereite. Vorbereitet werden muss die ganze Woche am Dienstag und Mittwoch, wenn ich wenigstens Sonntag und Montag frei haben will...
Aber wer spricht von "frei" haben? Erst korrigierte ich wie ein Verrückter 250 Seiten eines Deutschlehrbuches für Architekten - ein Liebesdienst für meine stellvertretende Direktorin, deren Tochter das brauchte -, dann war Technik für 2 Schulen zu kaufen, es kamen Bücher, die abgeholt und inventarisiert werden mussten und und und. Ich hab schon vergessen, warum ich ab Mitte September so langsam begann, in die Abendstunden hinein zu arbeiten. Irgendwann stellte ich dann fest, dass es - wenn ich was wem schreiben wollte - immer schon 22.00 Uhr war. Und so blieb es, die Zeiten mal ausgenommen, in denen ich in Lemberg zur Weiterbildung und dann mit dem Chef nach Drohobych und Ivano unterwegs war.
Gab es denn gar nichts Interessantes? Nun ja, ein paar Dinge habe ich unternommen, ohne das Neues zu berichten wäre, weil ich überall schon gewesen bin. Einzig den "ukrainischen Vulkan" (Bilder links oben bis Mitte) - also, das ukrainische Internet behauptet in zwei Varianten die vulkanische Abkunft des gemeinten Phänomens - gilt es als Kuriosum herauszustreichen. Variante 1 spricht von einem "Ausbruch" des aktiven Vulkans Ende des 19. Jahrhunderts, Variante 2 sagt, er sei im Zusammenhang mit einem Erdbeben in Rumänien im vergangenen Jahrhundert "aktiv" geworden - ich aber glaube nichts. Mir fielen eher so Sachen wie "Erdpech", "Pechstein" und "Hollenschlund" ein, oder, um es weniger poetisch- historosierend zu sagen: Eine aktive, bis an die Erdoberfläche reichende Erdgasquelle. Immerhin blubbert es dort und gast und das Feuerchen schnauft und faucht wie Belzebub persönlich! Das Ganze ist übrigens unweit von Ivano bei Nadvirna. Man fährt kaum länger als 30 min bis dorthin.
War dann noch in Rogatin, einem Ort, durch den ich schon oft gefahren bin, ohne ihn eines intensiveren Blickes zu würdigen. Allerdings findet sich dort eine der ältesten Holzkirchen der Ukraine. (Bild gerade über dieser Zeile) Mit mir kam auch eine polnische Reisegruppe an, die ebenfalls vor der verschlossenen Tür des als Museum ausgewiesenen Gebäudes ihrer Reiseführerin lauschen musste, die das Ganze mit einem "Typisch! Wie immer!" quittierte. Es ist eine Filiale des Landesmuseums, die von Montag bis Freitag geöffnet haben soll. Na ja. so oft kommt eben keiner und das Gehalt des Personals dürfte nicht eben üppig sein. Würde man drin beten können, wäre die Lage wohl anders. Von Rogatin aus besuchte ich noch Swirsch (Bild links), das im Frühherbst ebenfalls prächtig anzusehen war. Sonst war, wie schon gesagt, nichts los und wenn es etwas gab, hab ich es momentan vergessen.
Jedenfalls hab ich Sehnsucht nach einer Verlangsamung der Zeit, wie man sie wahrscheinlich auf so einem staubigen Traktor erleben kann, der ohnehin für die Wege des Landes besser als mein Omega geeignet ist. Aber was soll's? Die Moderne ist unwiderruflich und ein "Zurück" gibt es nicht. Allenfalls könnte man aussteigen, aber wer kann das schon wirklich? Umsteuern täte not, aber dazu ist der Einzelne nicht berufen. Und so mache ich brav meine Arbeit an zwei Schulen. Rs hat ja auch was Gutes: Die Schülerinnen sind nett und danken einem die Arbeit. Wer kann sonst noch von Dank reden?
Anfangs hielt mich das Super- Wetter davon ab, wenigstens abends, wenn ich frei war, etwas zu posten. Die sommerlichen Temperaturen lockten einfach unwiderstehlich in einen der vielen Biergärten in Ivano. Dann aber merkte ich, wie sehr Nachmittage fehlen können. Durch die Fahrerei nach drohobych ist es ja nicht mehr so, dass man aus der Schule kommt und ein bisschen Unterricht vorbereitet, korrigiert usw. Die zwei Tage sind komplett verloren und dazu der Donnerstag eigentlich auch, da ich hier am Nachmittag am Kopierer stehe und das Material vorbereite. Vorbereitet werden muss die ganze Woche am Dienstag und Mittwoch, wenn ich wenigstens Sonntag und Montag frei haben will...
Aber wer spricht von "frei" haben? Erst korrigierte ich wie ein Verrückter 250 Seiten eines Deutschlehrbuches für Architekten - ein Liebesdienst für meine stellvertretende Direktorin, deren Tochter das brauchte -, dann war Technik für 2 Schulen zu kaufen, es kamen Bücher, die abgeholt und inventarisiert werden mussten und und und. Ich hab schon vergessen, warum ich ab Mitte September so langsam begann, in die Abendstunden hinein zu arbeiten. Irgendwann stellte ich dann fest, dass es - wenn ich was wem schreiben wollte - immer schon 22.00 Uhr war. Und so blieb es, die Zeiten mal ausgenommen, in denen ich in Lemberg zur Weiterbildung und dann mit dem Chef nach Drohobych und Ivano unterwegs war.
Gab es denn gar nichts Interessantes? Nun ja, ein paar Dinge habe ich unternommen, ohne das Neues zu berichten wäre, weil ich überall schon gewesen bin. Einzig den "ukrainischen Vulkan" (Bilder links oben bis Mitte) - also, das ukrainische Internet behauptet in zwei Varianten die vulkanische Abkunft des gemeinten Phänomens - gilt es als Kuriosum herauszustreichen. Variante 1 spricht von einem "Ausbruch" des aktiven Vulkans Ende des 19. Jahrhunderts, Variante 2 sagt, er sei im Zusammenhang mit einem Erdbeben in Rumänien im vergangenen Jahrhundert "aktiv" geworden - ich aber glaube nichts. Mir fielen eher so Sachen wie "Erdpech", "Pechstein" und "Hollenschlund" ein, oder, um es weniger poetisch- historosierend zu sagen: Eine aktive, bis an die Erdoberfläche reichende Erdgasquelle. Immerhin blubbert es dort und gast und das Feuerchen schnauft und faucht wie Belzebub persönlich! Das Ganze ist übrigens unweit von Ivano bei Nadvirna. Man fährt kaum länger als 30 min bis dorthin.
War dann noch in Rogatin, einem Ort, durch den ich schon oft gefahren bin, ohne ihn eines intensiveren Blickes zu würdigen. Allerdings findet sich dort eine der ältesten Holzkirchen der Ukraine. (Bild gerade über dieser Zeile) Mit mir kam auch eine polnische Reisegruppe an, die ebenfalls vor der verschlossenen Tür des als Museum ausgewiesenen Gebäudes ihrer Reiseführerin lauschen musste, die das Ganze mit einem "Typisch! Wie immer!" quittierte. Es ist eine Filiale des Landesmuseums, die von Montag bis Freitag geöffnet haben soll. Na ja. so oft kommt eben keiner und das Gehalt des Personals dürfte nicht eben üppig sein. Würde man drin beten können, wäre die Lage wohl anders. Von Rogatin aus besuchte ich noch Swirsch (Bild links), das im Frühherbst ebenfalls prächtig anzusehen war. Sonst war, wie schon gesagt, nichts los und wenn es etwas gab, hab ich es momentan vergessen.
Jedenfalls hab ich Sehnsucht nach einer Verlangsamung der Zeit, wie man sie wahrscheinlich auf so einem staubigen Traktor erleben kann, der ohnehin für die Wege des Landes besser als mein Omega geeignet ist. Aber was soll's? Die Moderne ist unwiderruflich und ein "Zurück" gibt es nicht. Allenfalls könnte man aussteigen, aber wer kann das schon wirklich? Umsteuern täte not, aber dazu ist der Einzelne nicht berufen. Und so mache ich brav meine Arbeit an zwei Schulen. Rs hat ja auch was Gutes: Die Schülerinnen sind nett und danken einem die Arbeit. Wer kann sonst noch von Dank reden?
Donnerstag, 23. Juli 2009
Slavske- der Trostian
Auch am Freitag schönes Wetter. Was kann man hier noch tun? Der Hotelier glaubte sich zu erinnern, dass man links unterhalb der Ski- Station "Warszawa" einen Rundweg findet. Aber was zum Teufel heißt dort "Warszawa"? Was ich fand, hieß nach irgendeiner Bergblume, aber das Gebiet wäre das gesuchte- so ein Anwohner. Der Weg links davor führe aber nach Slavske zurück, was bedeutet hätte, dass meine Rundwanderung nach 2 Stunden schon zu Ende gewesen wäre. Mehr Enthusiasmus ist mir also nicht zugetraut worden. :-(
So bin ich denn den Ski- Hang hinauf geklettert. Oben fand sich ein Weg, der den Blick in die Weiten des Landes frei gab. Allerdings endete der bald. Pilze- Sammler meinten aber, ich müsste nur die Wiese hinab und dann würde ich den Weg zum Trostian hinauf (höchster Berg der Gegend- ca. 1300 m) schon finden. Was ich aber da wolle? Pilze gäbe es da keine. Wandern? Einfach so? Aha. Einfach so also... Was die Beiden dachten, stand ihnen deutlich im Gesicht geschrieben. Wer kriecht schon auf den Berg, ohne damit etwas Praktisches zu verbinden? Hm, ein bisschen dachte ich dann auch so und labte mich an den Blaubeeren, die an dieser Stelle schon ein paar Tage nicht gepflückt worden waren... Jedenfalls war der Tipp einfach daher gesagt, aber schwer durchgeführt. Zivilisation sieht anders aus! Ich hatte einige Mühe, mich durch den Busch zu schlagen! Unten angekommen, lief ich erst in die falsche Richtung. Ich hoffte auf einen Rundweg, aber den gibt es auch hier nicht.
Am Wegrand ein Kreuz. Ich dachte an eine nahe Quelle, die üblicherweise so gekennzeichnet wird. Aber eine Inschrift belehrte darüber, dass hier jemand 1945 von den Bolschewisten erschossen worden wäre. Blutige Erde überall. Man steht davor und denkt an das Ende eines Menschen, der gewiss kein Befürworter der Sowjetmacht war, über dessen Motive heute allerdings anders als vor ein paar Jahren geurteilt werden kann. Hatte er eine Kuh zuviel? Wollte er eine unabhängige Ukraine mit so etwas wie bürgerlichen Rechten und wirtschaftlichen Freiheiten? Lange noch wird die Praxis des ersten Versuchs, im Namen der kommunistischen Idee einfach Macht auszuüben, diese Idee belasten. In der Ukraine wird so schnell kaum jemand bereit sein, von der Praxis zu abstrahieren, wenn es um Utopien, um Marx oder auch nur um soziale Gerechtigkeit geht. Das Kreuz steht (beileibe nicht allein!) als Sühnezeichen eben dafür und kaum für etwas anderes...
Umgekehrt fand ich dann den Aufstieg, der zu einer Sessellift- Station führte. Die ist aber nur an Sonn- und Feiertagen in Betreb. Den Hang an dieser Stelle abwärts zu bezwingen, schien nicht möglich. So nahm ich den Weg, den die Versorgungsfahrzeuge nehmen. Von der anderen Seite in den Ort kommend, hatte ich noch an die 6 km zu laufen, ehe mein Hotel grüßte. Unterwegs sah ich dann all die neu errichteten Ferienanlagen, die auf Gäste warten (aber kaum welche hatten). Im Winter mag das anders sein.
Sonnabend wollte ich noch bleiben, aber das Wetter war nicht so. Rückfahrt nach Ivano also, Wäsche waschen und Abschied nehmen. Am 15. 07. passierte ich die Grenze nach Ungarn, besuchte Absolventen (Tanja und Anton aus Kiew) in Passau und holte Uta vom Flugplatz ab. Dort, am Leipziger Flughafen, trafen sich also die Reisenden aus dem ganz nahen und dem ganz fernen Osten- Uta kam ja aus Japan...
So bin ich denn den Ski- Hang hinauf geklettert. Oben fand sich ein Weg, der den Blick in die Weiten des Landes frei gab. Allerdings endete der bald. Pilze- Sammler meinten aber, ich müsste nur die Wiese hinab und dann würde ich den Weg zum Trostian hinauf (höchster Berg der Gegend- ca. 1300 m) schon finden. Was ich aber da wolle? Pilze gäbe es da keine. Wandern? Einfach so? Aha. Einfach so also... Was die Beiden dachten, stand ihnen deutlich im Gesicht geschrieben. Wer kriecht schon auf den Berg, ohne damit etwas Praktisches zu verbinden? Hm, ein bisschen dachte ich dann auch so und labte mich an den Blaubeeren, die an dieser Stelle schon ein paar Tage nicht gepflückt worden waren... Jedenfalls war der Tipp einfach daher gesagt, aber schwer durchgeführt. Zivilisation sieht anders aus! Ich hatte einige Mühe, mich durch den Busch zu schlagen! Unten angekommen, lief ich erst in die falsche Richtung. Ich hoffte auf einen Rundweg, aber den gibt es auch hier nicht.
Am Wegrand ein Kreuz. Ich dachte an eine nahe Quelle, die üblicherweise so gekennzeichnet wird. Aber eine Inschrift belehrte darüber, dass hier jemand 1945 von den Bolschewisten erschossen worden wäre. Blutige Erde überall. Man steht davor und denkt an das Ende eines Menschen, der gewiss kein Befürworter der Sowjetmacht war, über dessen Motive heute allerdings anders als vor ein paar Jahren geurteilt werden kann. Hatte er eine Kuh zuviel? Wollte er eine unabhängige Ukraine mit so etwas wie bürgerlichen Rechten und wirtschaftlichen Freiheiten? Lange noch wird die Praxis des ersten Versuchs, im Namen der kommunistischen Idee einfach Macht auszuüben, diese Idee belasten. In der Ukraine wird so schnell kaum jemand bereit sein, von der Praxis zu abstrahieren, wenn es um Utopien, um Marx oder auch nur um soziale Gerechtigkeit geht. Das Kreuz steht (beileibe nicht allein!) als Sühnezeichen eben dafür und kaum für etwas anderes...
Umgekehrt fand ich dann den Aufstieg, der zu einer Sessellift- Station führte. Die ist aber nur an Sonn- und Feiertagen in Betreb. Den Hang an dieser Stelle abwärts zu bezwingen, schien nicht möglich. So nahm ich den Weg, den die Versorgungsfahrzeuge nehmen. Von der anderen Seite in den Ort kommend, hatte ich noch an die 6 km zu laufen, ehe mein Hotel grüßte. Unterwegs sah ich dann all die neu errichteten Ferienanlagen, die auf Gäste warten (aber kaum welche hatten). Im Winter mag das anders sein.
Sonnabend wollte ich noch bleiben, aber das Wetter war nicht so. Rückfahrt nach Ivano also, Wäsche waschen und Abschied nehmen. Am 15. 07. passierte ich die Grenze nach Ungarn, besuchte Absolventen (Tanja und Anton aus Kiew) in Passau und holte Uta vom Flugplatz ab. Dort, am Leipziger Flughafen, trafen sich also die Reisenden aus dem ganz nahen und dem ganz fernen Osten- Uta kam ja aus Japan...
Wandern in Slawske
Slavske liegt etwas abseits der Transitstraße von Lviv nach Chop in einem Tal. Die Zufahrt - seufz - ist ein Abenteuer für sich. Ich dachte mir angesichts der vielen neuen und durchaus luxuriösen Hotels, die zum Wintersport die besser Betuchten einladen, dass diese vieleicht eine Renovierung der Straßen gar nicht wollen. So bleiben die Besitzer großer Geländewagen a) am ehesten unter sich und b) sind die Dinger dann endlich mal (scheinbar) zu was Nutze. Aber darüber habe ich nun schon so oft geklagt! In desem Falle trug der leidige Umstand immerhin mit dazu bei, dass ich nicht umkehren mochte (noch mal diesen Weg???) und also trotz anfänglichen Regenwetters ins den Genuss der schönen Landschaft kam.
Vielleicht hätte sich am Ende der Siedlung noch Besseres gefunden, aber - siehe oben - meine Nerven waren am Ende und die ausgehandelten 25 Euro inklusive Frühstück (die Anfangsforderung waren 40 Euro ohne) akzeptabel. Außer mir gab es nur eine etwas merkwürdige Partie, die hier Quartier gefunden hatte. Ich musste an Andruchowytsch' "Zwölf Ringe" denken, denn mit einem spindeldürren Fotografen waren zwei Frauen unterwegs, deren Verhältnis zueinander unklar blieb. Tochter und Mutter? Als der 16. Geburtstag der etwas Jüngeren gefeiert wurde - ich bekam vom selbstgebackenen Kuchen etwas ab (hmmm, lecker!) - fiel diese Version aus. Also doch "Lili und Marleen" (vgl. Andruchowytsch)? Das Trio verschwand jedenfalls auch bei starkem Regen, wobei er sein Stativ und die Kamera dabei hatte. Nun ja...
Ich wollte es ihnen nachtun und mich vom Regen nicht abhalten lassen, der wenigstens der Flora (wie heißt das Zeugs?) sichtbar genutzt hat. Aber nach zwei Stunden und einem Imbiss- Aufenthalt in einer Sägemühle mit Technik aus der Zeit der Dinosaurier, drehte ich angesichts des Dauerregens doch um. Es kam einem Wunder gleich, dass die total durchnässten Klamotten anderntags trocken waren. Kalt war es nicht, aber feucht.
Dafür war der nächste Tag durchwachsen- bestes Wanderwetter. Meinen Weg fand ich durch Zufall, denn wo der in einer Wanderkarte eingezeichnete Pfad beginnen sollte, wird wohl ewig ein Geheimnis der Kartenproduzenten bleiben. Am Ende einer den Berg (1230 m) hinauf führenden Seitbahn (Sessellift) begann ein Gipfelwanderweg, der bis ins Ivano- Frankivsker Oblast führen sollte. Nach ca. 7 h drehte ich um und ging zurück. Hinter der Bergstation waren mir nur drei Pferde begegnet und ganz am Ende - vor dem Abstieg in ein Dorf - traf ich ein paar Beerensammler, die von dem Versuch, Slavske auf einem anderen Weg zu erreichen, dringend abrieten. Man würde sich verlaufen. Nach ein paar Metern hatte ich auch dieses Gefühl, so dass ich halt zurück ging. Aber trotzdem - die Einsamkeit ist schon berauschend. Wo trifft man in Deutschland auf 20 oder mehr Kilometern keinen Menschen?
Dabei war der Weg nicht eben schwer. Die Steigungen meist sanft, verlief er ziemlich gradlinig oberhalb der Baumlinie. Fantastische Aus- und Rundumsichten also. Gegen Abend Sonnenstrahlen durch dunkle Wolken gefiltert- Kaspar David Friedrichs Bergerlebnisse lassen grüßen! Einzige Frage: Konnte "meine Wanze" das auch genießen? "Wanze", der Taufnahme ist abgeleitet von "schwangere Wanze", nannte ich die grauhaarige und eben schwangere Hündin, die mir brav auf alen Wegen dieses Tages folgte und die wohl auf eine neue warme Hütte und Futter "satt" hoffte. Nicht ganz ohne Skrupel ließ ich sie am Ende zurück. Was tun? Ich konnte se ja schlecht mit nehmen...
Vielleicht hätte sich am Ende der Siedlung noch Besseres gefunden, aber - siehe oben - meine Nerven waren am Ende und die ausgehandelten 25 Euro inklusive Frühstück (die Anfangsforderung waren 40 Euro ohne) akzeptabel. Außer mir gab es nur eine etwas merkwürdige Partie, die hier Quartier gefunden hatte. Ich musste an Andruchowytsch' "Zwölf Ringe" denken, denn mit einem spindeldürren Fotografen waren zwei Frauen unterwegs, deren Verhältnis zueinander unklar blieb. Tochter und Mutter? Als der 16. Geburtstag der etwas Jüngeren gefeiert wurde - ich bekam vom selbstgebackenen Kuchen etwas ab (hmmm, lecker!) - fiel diese Version aus. Also doch "Lili und Marleen" (vgl. Andruchowytsch)? Das Trio verschwand jedenfalls auch bei starkem Regen, wobei er sein Stativ und die Kamera dabei hatte. Nun ja...
Ich wollte es ihnen nachtun und mich vom Regen nicht abhalten lassen, der wenigstens der Flora (wie heißt das Zeugs?) sichtbar genutzt hat. Aber nach zwei Stunden und einem Imbiss- Aufenthalt in einer Sägemühle mit Technik aus der Zeit der Dinosaurier, drehte ich angesichts des Dauerregens doch um. Es kam einem Wunder gleich, dass die total durchnässten Klamotten anderntags trocken waren. Kalt war es nicht, aber feucht.
Dafür war der nächste Tag durchwachsen- bestes Wanderwetter. Meinen Weg fand ich durch Zufall, denn wo der in einer Wanderkarte eingezeichnete Pfad beginnen sollte, wird wohl ewig ein Geheimnis der Kartenproduzenten bleiben. Am Ende einer den Berg (1230 m) hinauf führenden Seitbahn (Sessellift) begann ein Gipfelwanderweg, der bis ins Ivano- Frankivsker Oblast führen sollte. Nach ca. 7 h drehte ich um und ging zurück. Hinter der Bergstation waren mir nur drei Pferde begegnet und ganz am Ende - vor dem Abstieg in ein Dorf - traf ich ein paar Beerensammler, die von dem Versuch, Slavske auf einem anderen Weg zu erreichen, dringend abrieten. Man würde sich verlaufen. Nach ein paar Metern hatte ich auch dieses Gefühl, so dass ich halt zurück ging. Aber trotzdem - die Einsamkeit ist schon berauschend. Wo trifft man in Deutschland auf 20 oder mehr Kilometern keinen Menschen?
Dabei war der Weg nicht eben schwer. Die Steigungen meist sanft, verlief er ziemlich gradlinig oberhalb der Baumlinie. Fantastische Aus- und Rundumsichten also. Gegen Abend Sonnenstrahlen durch dunkle Wolken gefiltert- Kaspar David Friedrichs Bergerlebnisse lassen grüßen! Einzige Frage: Konnte "meine Wanze" das auch genießen? "Wanze", der Taufnahme ist abgeleitet von "schwangere Wanze", nannte ich die grauhaarige und eben schwangere Hündin, die mir brav auf alen Wegen dieses Tages folgte und die wohl auf eine neue warme Hütte und Futter "satt" hoffte. Nicht ganz ohne Skrupel ließ ich sie am Ende zurück. Was tun? Ich konnte se ja schlecht mit nehmen...
Dienstag, 14. Juli 2009
Truskawiec- Wege an der Striy- Uzhorod
Die Nacht in Drogobyc war etwas nicht ganz so, wie ich es mir gewünscht hätte. Gott sei Dank nervte der Russenpop, den eine Karaoke- Sängerin in dem ansonsten recht schönen Freisitz vor den Fenstern der Zimmer absang, nicht nur mich. Ich hätte sonst glatt am Geschmack meiner Begleitung gezweifelt! Es ist schon komisch, es gibt wirklich so etwas wie eine "Russen- Billig- Pop- Zone" (Andruchowytsch). Dieses nervtötende Gedudel hat nichts gemeinsam mit Irgendetwas, das ich aus Polen, Tschechien oder Ungarn kenne. Nun, sei's drum. Seufz...
Anderntags ging es dann in das allseits gelobte Truskawiec. Immerhin finden sich noch Reste der alten Anlagen, die wohl auch hier von einer starken polnischen Gemeinde geprägt waren. Die Häuser erinnern an ähnliche Orte in Polen (Ciechocinek z.B.). Inmitten verfallener Altsubstanz im zentralen Park (der heute eher einem Wäldchen gleicht) grüßt denn auch ein Mickiewicz den Besucher. Drogobyc hat übrigens auch einen. Die Ukrainer sind also arm dran, denn sie müssen nun überall Lesja- Ukrainka- Denkmäler oder Ivan- Franko- Büsten en face zum polnischen Romantiker errichten - jedenfalls wenn das beispiel Ivano- Frankivsk Schule macht, wo man plant, derartigen "Resten" - wenn man sie schon nicht beseitigen kann - eine ukrainische "Dominante" gegenüberzustellen. So geschehen im Lwiwer Traditionsfriedhof und eben geplant in Ivano. Mal sehen, ob die Lesja dann "größer und schöner" als der Mickiewicz wird. Woran erinnert mich das bloß so fatal? Gab es da nicht mal die Theorie der "sozialistischen Dominante" überall dort, wo Denkmäler des bösen Feudalismus nicht beseitigt werden konnten? Der (mittlerweile abgerissene) Betonklotz im Zentrum von Bautzen oder die "Mutter Heimat" auf dem Gelände des Lavra- Klosters in Kiew sprechen hier für sich...
Aber zurück zu Truskawiec. Der Rest des Kurortes, der von seinem Heilwasser lebt, besteht aus alten sozialistischen Großbauten und neu hinzu kommenden, die kaum schöner sind. Aber doch lebt der Ort und insgesamt gällt der Gigantismus nicht so unangenehm ins Auge, weil die Lage im bereits arg hügeligen Karpatenvorland landschaftlich einfach schön ist. In den Tälern geht auch ein 22- Geschosser unter und vor der Kulisse der nahen Gebirgszüge verlieren die klobigen Neubauten ihren Schrecken. Offensichtlich gut besucht lebt der Ort auch im Sommer. Die Anlagen sind leidlich in Schuss und an zentralen Orten sieht es doch recht hübsch aus. Kein Wunder. das Konovalovs sich hier wohl fühlen. ich gönne ihnen die Tage bei ihren hiesigen Bekannten, breche aber doch neugierig in die Berge auf.
Weiter führte mich der Weg an verlassen da stehenden Ölförderanlagen kalifornischen Zuschnitts vorbei- der einstige Reichtum der Region Drogobyc- Sambir- Boryslaw. Es soll auch noch gefördert werden, aber das sah ich nicht. Dann bog ich in einen auf meiner Karte als "Landstraße" gekennzeichneten Weg ein, der alsbald seine Asphaltdecke aufgab, anders kann man es nicht sagen. Immer mal wieder tauchten Asphaltflecken auf, die von einer ehemals durchgehenden Decke zeugten. aber das war wohl noch zu polnischen Zeiten...
Der Weg war mühselig und mein Auto tat mir - wie immer bei solchen Fahrten - ziemlich leid. ich fürchtete auch um meine Reifen, es standen des öfteren Ladas in Montage- Stellung am Wegrand. Aber alles hielt und ich wurde für das Wagnis mit den herrlichen Landschaften am Flußlauf der Striy belohnt. Auch im weiteren Verlauf der Fahrt nach Uzhorod, als nach vielleicht 50 oder 60 km der Weg sich wieder zu einer (schlechten) Landstraße wandelte, die durch das Grenzgebiet führt, blieb die Landschaft interessant.
Von Uzhorod ist nicht viel zu berichten. Es regnete abends zwar nicht mehr so sehr wie am Tag, aber größere Höhepunkte gab es nicht zu besichtigen. Ich kannte wirklich noch alles vom ersten besuch vor 7 Jahren. Wiewohl Oblast- Hauptstadt, ist das Zentrum sehr klein und überschaubar. Ein ungarisches Städtchen mit barockem Dom, einer alten Festung und einer großen schönen Synagoge, die jetzt als Konzertsaal dient. Durch die Lage am Fluss Uz (Usch) macht das alles einen netten Eindruck.
Anderntags ging es dann in das allseits gelobte Truskawiec. Immerhin finden sich noch Reste der alten Anlagen, die wohl auch hier von einer starken polnischen Gemeinde geprägt waren. Die Häuser erinnern an ähnliche Orte in Polen (Ciechocinek z.B.). Inmitten verfallener Altsubstanz im zentralen Park (der heute eher einem Wäldchen gleicht) grüßt denn auch ein Mickiewicz den Besucher. Drogobyc hat übrigens auch einen. Die Ukrainer sind also arm dran, denn sie müssen nun überall Lesja- Ukrainka- Denkmäler oder Ivan- Franko- Büsten en face zum polnischen Romantiker errichten - jedenfalls wenn das beispiel Ivano- Frankivsk Schule macht, wo man plant, derartigen "Resten" - wenn man sie schon nicht beseitigen kann - eine ukrainische "Dominante" gegenüberzustellen. So geschehen im Lwiwer Traditionsfriedhof und eben geplant in Ivano. Mal sehen, ob die Lesja dann "größer und schöner" als der Mickiewicz wird. Woran erinnert mich das bloß so fatal? Gab es da nicht mal die Theorie der "sozialistischen Dominante" überall dort, wo Denkmäler des bösen Feudalismus nicht beseitigt werden konnten? Der (mittlerweile abgerissene) Betonklotz im Zentrum von Bautzen oder die "Mutter Heimat" auf dem Gelände des Lavra- Klosters in Kiew sprechen hier für sich...
Aber zurück zu Truskawiec. Der Rest des Kurortes, der von seinem Heilwasser lebt, besteht aus alten sozialistischen Großbauten und neu hinzu kommenden, die kaum schöner sind. Aber doch lebt der Ort und insgesamt gällt der Gigantismus nicht so unangenehm ins Auge, weil die Lage im bereits arg hügeligen Karpatenvorland landschaftlich einfach schön ist. In den Tälern geht auch ein 22- Geschosser unter und vor der Kulisse der nahen Gebirgszüge verlieren die klobigen Neubauten ihren Schrecken. Offensichtlich gut besucht lebt der Ort auch im Sommer. Die Anlagen sind leidlich in Schuss und an zentralen Orten sieht es doch recht hübsch aus. Kein Wunder. das Konovalovs sich hier wohl fühlen. ich gönne ihnen die Tage bei ihren hiesigen Bekannten, breche aber doch neugierig in die Berge auf.
Weiter führte mich der Weg an verlassen da stehenden Ölförderanlagen kalifornischen Zuschnitts vorbei- der einstige Reichtum der Region Drogobyc- Sambir- Boryslaw. Es soll auch noch gefördert werden, aber das sah ich nicht. Dann bog ich in einen auf meiner Karte als "Landstraße" gekennzeichneten Weg ein, der alsbald seine Asphaltdecke aufgab, anders kann man es nicht sagen. Immer mal wieder tauchten Asphaltflecken auf, die von einer ehemals durchgehenden Decke zeugten. aber das war wohl noch zu polnischen Zeiten...
Der Weg war mühselig und mein Auto tat mir - wie immer bei solchen Fahrten - ziemlich leid. ich fürchtete auch um meine Reifen, es standen des öfteren Ladas in Montage- Stellung am Wegrand. Aber alles hielt und ich wurde für das Wagnis mit den herrlichen Landschaften am Flußlauf der Striy belohnt. Auch im weiteren Verlauf der Fahrt nach Uzhorod, als nach vielleicht 50 oder 60 km der Weg sich wieder zu einer (schlechten) Landstraße wandelte, die durch das Grenzgebiet führt, blieb die Landschaft interessant.
Von Uzhorod ist nicht viel zu berichten. Es regnete abends zwar nicht mehr so sehr wie am Tag, aber größere Höhepunkte gab es nicht zu besichtigen. Ich kannte wirklich noch alles vom ersten besuch vor 7 Jahren. Wiewohl Oblast- Hauptstadt, ist das Zentrum sehr klein und überschaubar. Ein ungarisches Städtchen mit barockem Dom, einer alten Festung und einer großen schönen Synagoge, die jetzt als Konzertsaal dient. Durch die Lage am Fluss Uz (Usch) macht das alles einen netten Eindruck.
Sonntag, 12. Juli 2009
Nesamovite
Wollen wir noch zusammen wandern? Klar, Anja Konovalova (links) muss trainieren, denn sie will im August mit Freunden vom Alpinisten- Verein in den Kaukasus. Taras hat aber keine Zeit und Vater Juri muss arbeiten. Gott sei Dank ist Julia (rechts) von der Krim wieder da, denn so ganz allein mit mir wollte Anja doch nicht los...
Die Czorny Hory (das Bild links vermittelt vielleicht einen Eindruck, warum diese Bergkette zu Recht so heißt!) kenne ich schon und auf dem Hoverla, dem mit etwas über 2000 m höchsten Berg der Ukraine, war ich schon ein paar Mal. Aber Nesamovite, den rätselhaften See, der sich - der Legende nach - mit Sturm oder Eisregen und ähnlich ungemütlichen Sachen dafür rächen soll, wenn man seine Ruhe mit einem Steinwurf stört, den kannte ich noch nicht. Damit stand das Ziel fest und der Aufstieg konnte beginnen. Vieles erkannte ich wieder, da ich vor zwei Jahren schon einmal versucht hatte, den See zu finden. Damals hatte wohl jemand den Stein geworfen, denn Dascha und ich scheiterten an ungemütlichen Temperaturen (am Nordhang lag im Juli noch Schnee) und unangenehmem Eisregen. Diesmal sollte es unter sachkundiger Führung klappen und es klappte auch. Am See (Bild links unten) lagerten schon verschiedene Wandergruppen, alle mit Zelten. Eine Wagemutige stieg ins eiskalte Bergwasser und schwamm offensichtlich vergnügt darin herum. Ob der See ein bisschen "Gekraule" von einem hübschen Mädchen weniger übel nimmt? Jedenfalls blieb er ruhig und obwohl Regenwolken drohten, fielen nur wenige Tropfen...
Wahrscheinlich bin ich übrigens einer der Wenigen, die in den Karpaten Rundwanderwege (vom Auto weg und wieder zurück!) vermissen. Alle Anderen übernachten im Zeltlager und wandern so tagelang z.B. den auf dem letzten Bild sichtbaren Gipfelpfad entlang, der sich über mehrere 2000er hin zieht und einige Tage in Anspruch nimmt. Für den Profi- Wanderer, der in seinem Verein sogar Karten hat, auf denen die Wanderwege verzeichnet sind, sicher das reine Vergnügen. Nicht- Profis, also einfach Wanderfreunde wie mich (das Grinsgesicht links), gibt es offensichtlich noch immer sehr wenige in der Ukraine. Die Mädchen meinten jedenfalls, dass ihr Hobby selbst unter Kommilitonen auf Unverständnis stoße. Man führe lieber von Ivano aus mit dem Mikro- Bus nach Yaremcha, mietet dort eine Koliba, "frisst und säuft", und wenn man wieder zu Hause ist, war man eben in den Bergen. Die Nobel- Touristen, die es nach Bukovel zieht, um dort gesehen zu werden, verhalten sich kaum anders. Nur im Winter ist mehr Leben, denn Ski- und Snowboard- Fahren sind Vergnügungen aller Schichten. Anja und Julia gehen dann allerdings Schnee- Wandern. Brrrr....
Von oben sieht man übrigens überall Wege, die man wandern könnte. Das habe ich in den nächsten Tage noch öfter festgestellt. Genauso oft stoßseufzte ich aber auch: "Wenn man sie bloß von der Straße aus finden würde..." Ausgeschildert ist nichts, Zeichen, die Wanderwege auszeichnen, gibt es zwar, aber man stößt irgendwann auf sie und wird nicht hin geleitet, weiß nicht, wo der Weg beginnt und wo er endet. Vielleicht hilft Fragen. "Oben" in den Bergen bekommt man Auskunft von den wenigen Wanderern, die man trifft, oder von den Blaubeeren- und Pilzesammlern. Aber "unten" hatten Fragen als Resultat meist nur die Antwort: "In den Bergen wandern? Also ich war noch nicht da..." Hm, es sollen ja auch nicht alle Berliner auf dem Fernsehturm gewesen sein, oder? ;-)
Die Czorny Hory (das Bild links vermittelt vielleicht einen Eindruck, warum diese Bergkette zu Recht so heißt!) kenne ich schon und auf dem Hoverla, dem mit etwas über 2000 m höchsten Berg der Ukraine, war ich schon ein paar Mal. Aber Nesamovite, den rätselhaften See, der sich - der Legende nach - mit Sturm oder Eisregen und ähnlich ungemütlichen Sachen dafür rächen soll, wenn man seine Ruhe mit einem Steinwurf stört, den kannte ich noch nicht. Damit stand das Ziel fest und der Aufstieg konnte beginnen. Vieles erkannte ich wieder, da ich vor zwei Jahren schon einmal versucht hatte, den See zu finden. Damals hatte wohl jemand den Stein geworfen, denn Dascha und ich scheiterten an ungemütlichen Temperaturen (am Nordhang lag im Juli noch Schnee) und unangenehmem Eisregen. Diesmal sollte es unter sachkundiger Führung klappen und es klappte auch. Am See (Bild links unten) lagerten schon verschiedene Wandergruppen, alle mit Zelten. Eine Wagemutige stieg ins eiskalte Bergwasser und schwamm offensichtlich vergnügt darin herum. Ob der See ein bisschen "Gekraule" von einem hübschen Mädchen weniger übel nimmt? Jedenfalls blieb er ruhig und obwohl Regenwolken drohten, fielen nur wenige Tropfen...
Wahrscheinlich bin ich übrigens einer der Wenigen, die in den Karpaten Rundwanderwege (vom Auto weg und wieder zurück!) vermissen. Alle Anderen übernachten im Zeltlager und wandern so tagelang z.B. den auf dem letzten Bild sichtbaren Gipfelpfad entlang, der sich über mehrere 2000er hin zieht und einige Tage in Anspruch nimmt. Für den Profi- Wanderer, der in seinem Verein sogar Karten hat, auf denen die Wanderwege verzeichnet sind, sicher das reine Vergnügen. Nicht- Profis, also einfach Wanderfreunde wie mich (das Grinsgesicht links), gibt es offensichtlich noch immer sehr wenige in der Ukraine. Die Mädchen meinten jedenfalls, dass ihr Hobby selbst unter Kommilitonen auf Unverständnis stoße. Man führe lieber von Ivano aus mit dem Mikro- Bus nach Yaremcha, mietet dort eine Koliba, "frisst und säuft", und wenn man wieder zu Hause ist, war man eben in den Bergen. Die Nobel- Touristen, die es nach Bukovel zieht, um dort gesehen zu werden, verhalten sich kaum anders. Nur im Winter ist mehr Leben, denn Ski- und Snowboard- Fahren sind Vergnügungen aller Schichten. Anja und Julia gehen dann allerdings Schnee- Wandern. Brrrr....
Von oben sieht man übrigens überall Wege, die man wandern könnte. Das habe ich in den nächsten Tage noch öfter festgestellt. Genauso oft stoßseufzte ich aber auch: "Wenn man sie bloß von der Straße aus finden würde..." Ausgeschildert ist nichts, Zeichen, die Wanderwege auszeichnen, gibt es zwar, aber man stößt irgendwann auf sie und wird nicht hin geleitet, weiß nicht, wo der Weg beginnt und wo er endet. Vielleicht hilft Fragen. "Oben" in den Bergen bekommt man Auskunft von den wenigen Wanderern, die man trifft, oder von den Blaubeeren- und Pilzesammlern. Aber "unten" hatten Fragen als Resultat meist nur die Antwort: "In den Bergen wandern? Also ich war noch nicht da..." Hm, es sollen ja auch nicht alle Berliner auf dem Fernsehturm gewesen sein, oder? ;-)
Goschiw, Morshyn, Drogobyc
Trotz heftiger Regenschauer und Hagelschlag bei Kalusch brachen wir das Unternehmen nicht ab und fuhren optimistisch meinem "ersten Urlaub" dieses Jahres entgegen. Das Wetter besserte sich dann etwas, aber das Kloster in Goschiw - an meinem üblichen Arbeitsweg nach Drogobyc gelegen - konnte ich dennoch nicht fotografieren. Dafür klarte es auf dem Weg in die Berge etwas auf und ich konnte einige Fotos von Lebensformen machen, die nicht einmal mehr in der Ukraine "typisch" sind: Auffallend viele Häuser sind noch ganz traditionell aus Holz und einer "chata" (Kate) ähnlicher als einem Wohnhaus (Bild links), Autos gibt es wenige, dafür viele Kühe, gearbeitet wird mit einfachsten Mitteln; selbst so etwas wie "Mechanisierung" (von Motorisierung zu schweigen) fehlt. Die Täler sind abgelegen, an Stelle von Straßen gibt es mehr oder weniger gut in Schuss gehaltene Wege, die mit einem Sand- Steine- Gemisch immer mal wieder befestigt werden (zweites Bild links). Hier weiter zu fahren, hatte ich wenig Lust, aber ich merkte mir den Tipp der Konovalovs, einmal doch in diesen Gegenden zu wandern. Ohnehin kann man, das sollte ich in den nächsten Tagen noch zu Genüge erfahren, auf die Wegeverhältnisse keine Rücksicht nehmen, wenn man etwas Interessantes abseits der großen und von Lwiw bis Chop (über Striy, Uzhorod) wirklich gut ausgebauten, von Lwiw bis Kiew aber immer noch ziemlich erbärmlichen, Transitstraße sehen will.
"Interessant" ist vielleicht das falsche Wort, wenn es um Grablegen wie die auf dem dritten Bild geht. Überall in der Westukraine gibt es Erinnerungen an den Krieg um eine versuchte Unanbhängigkeit der Ukraine (1918) sowie Zeichen einstiger Auseinandersetzungen zwischen den Polen und der UPA bzw. der UPA und der Sowjetmacht. Neben Hinrichtungsstätten immer wieder einzelne Kreuze (meist wie hier aus Birkenholz), mit denen Dorfbewohner, Freunde oder Familienangehörige der Ermordeten gedenken. Eine Erde, die so viel Blut gesehen hat, ist wie ein Menetekel, wenn es um Idee und Realität des Kommunismus (oder seines ersten Versuchs) geht. Die Menschen hier werden auf absehbare Zeit mit diesem Wort nichts Positives mehr verbinden (können).
Die von den Konovalows angepriesene "Bäder- Region" im Vorkarpatenland beginnt mit Morshyn, dessen Wasser ("Morshynska") zu den besten Mineralwässern hierzulande zählt. Der Kurort selbst lebt allerdings nur noch als Legende aus früheren, besseren Zeiten. Truskawiec und andere haben ihn überholt und ihm die Klientel genommen - jedenfalls wirkte der Ort ziemlich verweist, die Anlagen doch etwas herunter gekommen. Einzig um die aus Sowjetzeiten stammende zentrale Trinkhalle (links im Bild) herum gab es etwas Leben. Hier sitzen und spazieren wohl diejenigen, die ihrem Kurort seit Jahrzehnten die Treue halten und die sich kaum etwas anderes leisten können. Die Vier- Sterne- Koliba mit Sauna etc. pp. hatte jedenfalls keine Gäste und im Straßenbild fehlten die sonst so typischen Offroader oder Riesen- SUVs der Neureichen.
Dann kam mein Part. Ich konnte Drogobyc vorzeigen, wobei es uns dieses Mal von mir "geführt" ;-) in Stadtgegenden verschlug, die ich beim ersten Mal ganz übersehen hatte. Es gibt also einen Ring um die Altstadt, an dem die einst besseren Häuser gelegen sind. Bessere Häuser? Man sieht sogar heute noch, wann die Stadt sprunghaft zu Reichtum gekommen ist. Hinter den vielen bröckelnden Fassaden und verwahrlosten Gärten finden sich immer noch Paläste, die von altem Glanz künden und heute mit Mühe erhalten werden. Insgesamt sieht man, wie schwer es der stadt und ihren Bürgern fällt, das Stadtbild zu verschönern, die alten Gebäude zu erhalten oder zu sanieren und mit Leben zu füllen. Aber ganz so trostlos, wie mein erster Eindruck war, ist die Stadt doch nicht. Es gibt viel Substanz für Künftiges. Ich drücke meinen Schülern die Daumen, dass sie in eine ständig schöner werdende Heimatstadt hineinwachsen, die sie endlich - trotz Mickiewicz- Denkmal und deutschen Gräbern - als "ihre" Stadt begreifen und gestalten sollten. (Das Grabmahl links ist aus dem späten 18. oder frühen 19. Jahrhundert und erinnert an einen k.u.k. Hüttenmeister - merkwürdig, dass es auf dem ansonsten von Polonisierung der Deutschen, aus den Hausmanns wurden "Hausmanowy" etc., kündenden Friedhof noch von Blumen geziert ist.) Es wäre jedenfalls im Sinne eines künftig bis in diese Gegenden vereinigten Europa, ehemals "mitteleuropäische" Multiethnizität und Multikulturalität stolz heraus zu stellen und das Erbe eines Bruno Schulz offensiv und bejahend anzutreten. Dessen Geburts- oder Wohnhaus haben wir dieses Mal nicht gefunden, weil nicht gesucht. Meine Schüler werden es mir zeigen...
Von Frau Schütrumpf stammt übrigens der Tipp, noch einmal die "Dona Juanita" von Eberhard Panitz zur Hand zu nehmen. Die Handlung spiele in Drogobyc bzw. Drohobetsch, wie es die Deutschen nannten.
"Interessant" ist vielleicht das falsche Wort, wenn es um Grablegen wie die auf dem dritten Bild geht. Überall in der Westukraine gibt es Erinnerungen an den Krieg um eine versuchte Unanbhängigkeit der Ukraine (1918) sowie Zeichen einstiger Auseinandersetzungen zwischen den Polen und der UPA bzw. der UPA und der Sowjetmacht. Neben Hinrichtungsstätten immer wieder einzelne Kreuze (meist wie hier aus Birkenholz), mit denen Dorfbewohner, Freunde oder Familienangehörige der Ermordeten gedenken. Eine Erde, die so viel Blut gesehen hat, ist wie ein Menetekel, wenn es um Idee und Realität des Kommunismus (oder seines ersten Versuchs) geht. Die Menschen hier werden auf absehbare Zeit mit diesem Wort nichts Positives mehr verbinden (können).
Die von den Konovalows angepriesene "Bäder- Region" im Vorkarpatenland beginnt mit Morshyn, dessen Wasser ("Morshynska") zu den besten Mineralwässern hierzulande zählt. Der Kurort selbst lebt allerdings nur noch als Legende aus früheren, besseren Zeiten. Truskawiec und andere haben ihn überholt und ihm die Klientel genommen - jedenfalls wirkte der Ort ziemlich verweist, die Anlagen doch etwas herunter gekommen. Einzig um die aus Sowjetzeiten stammende zentrale Trinkhalle (links im Bild) herum gab es etwas Leben. Hier sitzen und spazieren wohl diejenigen, die ihrem Kurort seit Jahrzehnten die Treue halten und die sich kaum etwas anderes leisten können. Die Vier- Sterne- Koliba mit Sauna etc. pp. hatte jedenfalls keine Gäste und im Straßenbild fehlten die sonst so typischen Offroader oder Riesen- SUVs der Neureichen.
Dann kam mein Part. Ich konnte Drogobyc vorzeigen, wobei es uns dieses Mal von mir "geführt" ;-) in Stadtgegenden verschlug, die ich beim ersten Mal ganz übersehen hatte. Es gibt also einen Ring um die Altstadt, an dem die einst besseren Häuser gelegen sind. Bessere Häuser? Man sieht sogar heute noch, wann die Stadt sprunghaft zu Reichtum gekommen ist. Hinter den vielen bröckelnden Fassaden und verwahrlosten Gärten finden sich immer noch Paläste, die von altem Glanz künden und heute mit Mühe erhalten werden. Insgesamt sieht man, wie schwer es der stadt und ihren Bürgern fällt, das Stadtbild zu verschönern, die alten Gebäude zu erhalten oder zu sanieren und mit Leben zu füllen. Aber ganz so trostlos, wie mein erster Eindruck war, ist die Stadt doch nicht. Es gibt viel Substanz für Künftiges. Ich drücke meinen Schülern die Daumen, dass sie in eine ständig schöner werdende Heimatstadt hineinwachsen, die sie endlich - trotz Mickiewicz- Denkmal und deutschen Gräbern - als "ihre" Stadt begreifen und gestalten sollten. (Das Grabmahl links ist aus dem späten 18. oder frühen 19. Jahrhundert und erinnert an einen k.u.k. Hüttenmeister - merkwürdig, dass es auf dem ansonsten von Polonisierung der Deutschen, aus den Hausmanns wurden "Hausmanowy" etc., kündenden Friedhof noch von Blumen geziert ist.) Es wäre jedenfalls im Sinne eines künftig bis in diese Gegenden vereinigten Europa, ehemals "mitteleuropäische" Multiethnizität und Multikulturalität stolz heraus zu stellen und das Erbe eines Bruno Schulz offensiv und bejahend anzutreten. Dessen Geburts- oder Wohnhaus haben wir dieses Mal nicht gefunden, weil nicht gesucht. Meine Schüler werden es mir zeigen...
Von Frau Schütrumpf stammt übrigens der Tipp, noch einmal die "Dona Juanita" von Eberhard Panitz zur Hand zu nehmen. Die Handlung spiele in Drogobyc bzw. Drohobetsch, wie es die Deutschen nannten.
Samstag, 4. Juli 2009
Bystrica
Nach Bystrica wollte ich immer schon mal. Die Straße endet wohl in einem Ort gleichen Namens, unweit dessen der Fluss entspringt. Ganz bis dorthin habe ich es der absolut unleidlichen Straßenverhältnisse wegen nicht geschafft. Vielleicht fehlten noch 10 oder 15 km. Ich stellte das Auto an einem Fortshaus ab und ging in eines der Seitentäler. Dort endete die Asphaltstraße (oder was davon noch übrig ist) nach nicht allzulanger Zeit. Länger verfolgte mich die Siedlung, die sich lang an dem Weg hinzog. Dazu gehörte auch eine dieser typischen Holzkirchen, die (seit wannn eigentlich?) mit Weißblech verkleidet sind und oft aus der Entfernung wie überdimensionierte Konservenbüchsen aussehen. Dafür glänzen sie in der Sonne! (Bild links)
Dann endete die Siedlung und es begann der Aufstieg immer an einem Bergfluss entlang. (Bild links) Touristen kommen hier wohl nicht her, außer mir interessierten sich nur die Hirten für den Weg, der zu den hoch gelegenen Almen führt. Ich schaffte 2,5 h ins Gebirge hinein, ehe ich umkehren musste. Für das erste Mal steigen reichte es auch. Man ist nichts Gutes mehr gewöhnt! Wie hoch ich war? Die Temperatur ist immerhin merklich gefallen da oben und es sind schon "richtige Karpaten", auch wenn es nicht so weit von Ivano ist. Aber insgesamt gab es keine steilen Hänge und die Vegetation war die eines Waldgebietes (siehe Bild links unten). Unter 1000 also wohl doch. Na, egal, Hauptsache, es war schön und das war es!
Auf der Rückfahrt dann ein kurzer harter Schlag in irgendeinem der zahlreichen Löcher. Danach klang der Opel wie ein Panzer, aber es war nichts Ernsthaftes und ich kam doch bis Ivano. Der Versuch, die Opel- Werkstatt zur Sofort- Hilfe zu überreden, kostete mich den ganzen gestrigen Tag. Es ist auch ein gewöhnungsbedürftiges System, dass man nach der ersten Diagnose auf den Markt geschickt wird, die Ersatzteile besorgen! Immerhin ließ man sich dazu herab, das defekte Verbindungsstück zum Katalysator zu wechseln. Meine private Diagnose, dass da noch mehr fällig wäre, bestätigte sich auch. Spurstangen und Stabilisatoren an den vorderen Querlenkern sind dringend zu wechseln. Dazu hatte aber niemand mehr Lust - die halten noch 3 - 5000 km, so der Kommentar. Ich zahlte also und trollte mich. :-(
Das ist der Tribut: An den Querlenkern ist eigentlich bei jeder Standarddurchsicht etwas zu ersetzen. "Wo fahren Sie bloß?" - die regelmäßige Frage deutscher Mechaniker. Nun ja, in der Ukraine eben...
Dann endete die Siedlung und es begann der Aufstieg immer an einem Bergfluss entlang. (Bild links) Touristen kommen hier wohl nicht her, außer mir interessierten sich nur die Hirten für den Weg, der zu den hoch gelegenen Almen führt. Ich schaffte 2,5 h ins Gebirge hinein, ehe ich umkehren musste. Für das erste Mal steigen reichte es auch. Man ist nichts Gutes mehr gewöhnt! Wie hoch ich war? Die Temperatur ist immerhin merklich gefallen da oben und es sind schon "richtige Karpaten", auch wenn es nicht so weit von Ivano ist. Aber insgesamt gab es keine steilen Hänge und die Vegetation war die eines Waldgebietes (siehe Bild links unten). Unter 1000 also wohl doch. Na, egal, Hauptsache, es war schön und das war es!
Auf der Rückfahrt dann ein kurzer harter Schlag in irgendeinem der zahlreichen Löcher. Danach klang der Opel wie ein Panzer, aber es war nichts Ernsthaftes und ich kam doch bis Ivano. Der Versuch, die Opel- Werkstatt zur Sofort- Hilfe zu überreden, kostete mich den ganzen gestrigen Tag. Es ist auch ein gewöhnungsbedürftiges System, dass man nach der ersten Diagnose auf den Markt geschickt wird, die Ersatzteile besorgen! Immerhin ließ man sich dazu herab, das defekte Verbindungsstück zum Katalysator zu wechseln. Meine private Diagnose, dass da noch mehr fällig wäre, bestätigte sich auch. Spurstangen und Stabilisatoren an den vorderen Querlenkern sind dringend zu wechseln. Dazu hatte aber niemand mehr Lust - die halten noch 3 - 5000 km, so der Kommentar. Ich zahlte also und trollte mich. :-(
Das ist der Tribut: An den Querlenkern ist eigentlich bei jeder Standarddurchsicht etwas zu ersetzen. "Wo fahren Sie bloß?" - die regelmäßige Frage deutscher Mechaniker. Nun ja, in der Ukraine eben...
Nadwirna_ Burg
Soll man bei solchem Wetter zu Hause sitzen? An die 30 Grad und Sonnenschein in Ivano; in den Bergen angenehm kühler und (trotz Drohung) kein Regen und kein Gewitter. Warum Nadwirna? Keine Idee. Hatte gelesen, dass es dort - ca. 25 km hinter Ivano in Richtung Karpaten - eine Burg geben soll. Außerdem wollte ich sehen, wie es dort aussieht, wo die Bystrica her kommt, der Fluss also, an dem Ivano liegt.
Nadwirna selbst ist ziemlich trostlos und ich fand in der Stadt nichts von Interesse. Eine Burg? Die Einheimischen zuckten mit den Achseln. Auf der Suche nach der Straße Richtung Bystrica, der Ort heißt wie der Fluss, sah ich dann auf einer grottenschlechten Umgehungsstraße so etwas wie einen verlassenen Kolchos. Oder nicht? Beim Näherkommen entpuppte sich die Anlage als Burgruine, die immerhin beräumt war. Versuche einer zaghaften Restaurierung im Eingangsbereich sind wohl abgebrochen worden. Viel zu erkennen ist nicht mehr. Es scheint sich, ähnlich der Anlage in Stare Selo, um eine Art "Fort" oder Garnison gegen die Türkengefahr gehandelt zu haben. Der erkennbare Bauzustand ist wohl Renaissance. Anders als in Stare Selo, das mir strategisch ungünstig gelegen schien, gibt es hier einen Hügel, auf dem die Burg steht. Wälle und der ehemalige Festungsgraben sind noch zu erkennen. Unterhalb der Ringmauer fließt auf der Rückseite sogar ein Bächlein, das früher vielleicht den Graben gefüllt hat und der Trinkwasserversorgung diente. Wenn es einen Brunnen innen gab, dann ist er verschüttet...
So habe ich doch wieder die richtige Zufalls- Nase für Burgen gehabt - sie ist ja wie (fast) immer auf keinem Plan verzeichnet.
Nadwirna selbst ist ziemlich trostlos und ich fand in der Stadt nichts von Interesse. Eine Burg? Die Einheimischen zuckten mit den Achseln. Auf der Suche nach der Straße Richtung Bystrica, der Ort heißt wie der Fluss, sah ich dann auf einer grottenschlechten Umgehungsstraße so etwas wie einen verlassenen Kolchos. Oder nicht? Beim Näherkommen entpuppte sich die Anlage als Burgruine, die immerhin beräumt war. Versuche einer zaghaften Restaurierung im Eingangsbereich sind wohl abgebrochen worden. Viel zu erkennen ist nicht mehr. Es scheint sich, ähnlich der Anlage in Stare Selo, um eine Art "Fort" oder Garnison gegen die Türkengefahr gehandelt zu haben. Der erkennbare Bauzustand ist wohl Renaissance. Anders als in Stare Selo, das mir strategisch ungünstig gelegen schien, gibt es hier einen Hügel, auf dem die Burg steht. Wälle und der ehemalige Festungsgraben sind noch zu erkennen. Unterhalb der Ringmauer fließt auf der Rückseite sogar ein Bächlein, das früher vielleicht den Graben gefüllt hat und der Trinkwasserversorgung diente. Wenn es einen Brunnen innen gab, dann ist er verschüttet...
So habe ich doch wieder die richtige Zufalls- Nase für Burgen gehabt - sie ist ja wie (fast) immer auf keinem Plan verzeichnet.
Montag, 29. Juni 2009
Verkaufskultur und ihre Folgen
Also, der kleine - eigentlich günstig um die Ecke gelegene - Supermarkt "Wopak" kann mir nun endgültig... Ohnehin nicht gerade mit einem reichhaltigen Warenangebot gesegnet, nervte mich dort immer schon die beinahe aussichtslose Suche nach frischen Lebensmitteln. Meine Lieblingssorte Schmierkäse lag wochenlang mit dem Aufdruck eines um mehr als einen Monat überzogenen Verfallsdatums im Regal und als endlich Frischware auftauchte, also ein paar Packungen, die gerade noch so im Haltbarkeitszeitraum lagen, nahm die Verkäuferin sie mir aus dem Wagen und legte die alten rein. Die müssten halt weg... Nun, was einem arroganten Westler in einem solchen Falle über die Lippen kommt, kann man sich vorstellen. Ich habe mich nicht beliebt gemacht...
Trotz aller Vorsicht beim Einkauf hat es mich nun aber doch erwischt. Offensichtlich hatten die gestern "frisch" gekauften Kabanossi vom Typ "Mysliwskie", die auf ihrer Verpackung keinerlei Angaben über den Verfall tragen, doch länger als erwartet irgendwo in den hinteren Regalteilen gelagert, ehe sie von einer umsichtigen Verkäuferin endlich mal "nach vorne" gelegt wurden. Sie sahen ja auch noch gut aus und das wird gereicht haben, diese Aktion zu legitimieren!
Mir ist auch nichts aufgefallen. Die unseren Knackern ähnlichen Würstchen schmeckten wie gewohnt und bis 22.00 Uhr ging es mir gut. Dann aber setzten Magenkrämpfe ein, die trotz Mezym- Forte nicht nachließen. Einzige Linderung - Omas gute Wärmflasche! Durchfall kam etwas später. Ob meiner Bemühungen, endlich doch einzuschlafen, hatte ich das gegen 04.00 Uhr anfallartig über mich hereinbrechende Fieber gar nicht registriert. Von Schneestürmen und Eiswasser träumend begriff ich erst spät, dass der Schüttelfrost keine Kälte aus dem Traum war, sondern vom Fieber her rührte. Das kannte ich von Polen her, wo es mich schon einmal so erwischt hatte: Salmonellen! Kurz nach dieser Erkenntnis sckte ich - wie damals, als ich noch 40 Grad registriert hatte - einfach weg, ohne etwas unternehmen zu können. Aufgewacht bin ich dann gegen 13.00 Uhr und außer dem klatschnassen Bett war alles relativ normal. Ein bisschen kottrig fühlt es sich an, man hat Grummeln im Bauch.
Wenn sich die Anfälle nach Ablauf von 6 h wiederholen, hat es mich bös erwischt. Das wusste ich noch von damals, als ich vormittags brav ins Kolleg ging, nachmittags dann hingestreckt wurde. So hab ich heute die Bettwäsche gewaschen und dabei bang auf einen neuen Anfall gewartet. Nun sind die 6 h deutlich überschritten und ich habe schon zwei Mal was gegessen. Entwarnung also.
Was ist weiter zu tun? Der tägliche Nachhauseweg wird von jetzt an am Hotel "Nadia" und der dortigen Delikatess- Halle vorbei zum "Wopak" führen, wo ich nur noch Bier und Wasser kaufen werde, um es nicht so weit schleppen zu müssen. Mal abgesehen vom Sprachproblem ist Sich-Beschweren wohl aussichtlos. Es würde auch kaum was ändern. Beim Thema "Gesunde Lebensmittel" wussten jedenfalls viele der 20 Drogobycer Schüler von regelmäßigen Vergiftungen im Sommer zu berichten, weswegen sie dann "Produkte" ihrer Gärten bevorzugen. Wohl dem, der eine Datscha hat...
Trotz aller Vorsicht beim Einkauf hat es mich nun aber doch erwischt. Offensichtlich hatten die gestern "frisch" gekauften Kabanossi vom Typ "Mysliwskie", die auf ihrer Verpackung keinerlei Angaben über den Verfall tragen, doch länger als erwartet irgendwo in den hinteren Regalteilen gelagert, ehe sie von einer umsichtigen Verkäuferin endlich mal "nach vorne" gelegt wurden. Sie sahen ja auch noch gut aus und das wird gereicht haben, diese Aktion zu legitimieren!
Mir ist auch nichts aufgefallen. Die unseren Knackern ähnlichen Würstchen schmeckten wie gewohnt und bis 22.00 Uhr ging es mir gut. Dann aber setzten Magenkrämpfe ein, die trotz Mezym- Forte nicht nachließen. Einzige Linderung - Omas gute Wärmflasche! Durchfall kam etwas später. Ob meiner Bemühungen, endlich doch einzuschlafen, hatte ich das gegen 04.00 Uhr anfallartig über mich hereinbrechende Fieber gar nicht registriert. Von Schneestürmen und Eiswasser träumend begriff ich erst spät, dass der Schüttelfrost keine Kälte aus dem Traum war, sondern vom Fieber her rührte. Das kannte ich von Polen her, wo es mich schon einmal so erwischt hatte: Salmonellen! Kurz nach dieser Erkenntnis sckte ich - wie damals, als ich noch 40 Grad registriert hatte - einfach weg, ohne etwas unternehmen zu können. Aufgewacht bin ich dann gegen 13.00 Uhr und außer dem klatschnassen Bett war alles relativ normal. Ein bisschen kottrig fühlt es sich an, man hat Grummeln im Bauch.
Wenn sich die Anfälle nach Ablauf von 6 h wiederholen, hat es mich bös erwischt. Das wusste ich noch von damals, als ich vormittags brav ins Kolleg ging, nachmittags dann hingestreckt wurde. So hab ich heute die Bettwäsche gewaschen und dabei bang auf einen neuen Anfall gewartet. Nun sind die 6 h deutlich überschritten und ich habe schon zwei Mal was gegessen. Entwarnung also.
Was ist weiter zu tun? Der tägliche Nachhauseweg wird von jetzt an am Hotel "Nadia" und der dortigen Delikatess- Halle vorbei zum "Wopak" führen, wo ich nur noch Bier und Wasser kaufen werde, um es nicht so weit schleppen zu müssen. Mal abgesehen vom Sprachproblem ist Sich-Beschweren wohl aussichtlos. Es würde auch kaum was ändern. Beim Thema "Gesunde Lebensmittel" wussten jedenfalls viele der 20 Drogobycer Schüler von regelmäßigen Vergiftungen im Sommer zu berichten, weswegen sie dann "Produkte" ihrer Gärten bevorzugen. Wohl dem, der eine Datscha hat...
Chernivci in neuem Glanz
Habe ich doch glatt vergessen zu berichten, dass ich Anfang der vergangenen Woche zwei Tage in Chernivci war, um mein Auto durchsehen zu lassen und Schülerinnen und Schüler zun treffen, die ich beim letzten Mal nicht sehen wollte/ konnte/ durfte. Was soll man machen, wenn es so viele sind, die einen sehen und sprechen wollen? Sie in "Schichten" bestellen...
So traf ich am Abend vom Dienstag zum Mittwoch meine Absolventinnen und Schüler der 10. und 11. Klasse. Das Gros der 10. und 11. kam dann am Mittwoch früh. Gegen 17.00 Uhr bin ich abgefahren. Allerdings war ich am Donnerstag in Begleitung "meiner Alumnis" aus Ivano schon wieder da. Sie waren noch nie (Ira) oder schon lange nicht mehr (Taras und Anja) in Chernivci gewesen und ich hatte versprochen, als Stadtführer in der nunmehr 600 Jahre (unübersehbar sind überall die Zeichen des Jubiläums- siehe Bild oben) alten Stadt zu agieren und den jungen Ukrainern ihre Heimat zu zeigen ;-).
So besuchten wir als erstes den jüdischen Friedhof (Bild links), auf dem Aufräumarbeiten ins Auge fielen. Ich habe dort bisher noch nie ein Gräberfeld offen und vom Bewuchs befreit gesehen. Nun kann man den ursprünglichen Zustand erahnen und auch auf Seitenwegen in das Dickicht weiterer "Schichten" der Begräbnisstätte eintauchen. Gut so. Bloß der Zugang zur letzten Ruhestätte der bei den Kämpfen im 1. Weltkrieg gefallenen Tataren ist nicht frei. Zufall? Wie immer unterstelle ich Absicht. Sei es nun die berühmte "böse" oder einfach bloß die übliche Unachtsamkeit. Dabei wünschte ich dem Umstand, dass damals weder Katholiken noch Protestanten bereit waren, die Toten aufzunehmen, die Juden ihnen aber eine letzte Heimstatt gaben, eine größere Bekanntheit. Vielleicht könnte man den jüdischen (und warum nicht auch den palästinensischen?) Bürgern Jerusalems dies als memento vor Augen führen?
Jüdisches hat noch/ wieder seinen Stellenwert in Chernivci. So erinnern Bronzetafeln in der Kobylanska oder an der Philharmonie an jüdische Künstler. Das ehemalige jüdische Kulturhaus, jetzt als städtisches Kulturhaus renoviert (Bild links oben), trägt ebenfalls eine Gedenktafel, die an die frühere Bestimmung erinnert.
Hübsch anzusehen, aber leider immer noch im Rohzustand, ist der neue Brunnen am "Türkischen Platz". Kann sein, dass das Geld nicht gereicht hat; die Deckplatten über den verfliesten Seitenwänden am Brunnen und an der neu gestalteten Treppe fehlen. So wirkt die Pracht der vorderen, marmorverkleideten Säulen, trotz allem etwas schäbig. Wenn jedenfalls bis zum Winter nichts passiert, ist alles im nächsten Jahr kaputt. Hoffentlich findet sich rechtzeitig ein Sponsor...
Endlich fertig ist hingegen die Kobylanska- Straße, die alte "Herrengasse". Die Hausfassaden sind durchgängig neu gestrichen, der Boulevard mit neuen Platten belegt. In der Mitte gibt es Bäume, um die herum Sitzgelegenheiten zum Verweilen einladen. Einige neue Läden und diverse neue Freisitze sowie Lokale (beispielsweise das Restaurant "Kärnten" im Deutschen Haus) zeugen von dem Bemühen, die einstige Prachtstraße mit Leben zu füllen und so im eigentlichen Sinne wieder zu beleben. Was nutzt sonst die aufwändige Renovierung, wenn nur ein paar Touristen sie genießen?
Auch sonst machte die Stadt im Sonnenschein einen sehenswerten Eindruck. Schade nur, dass alles nur eine Kulisse des einstigen "Lebens" (in seiner geistigen Dimension) darstellt. Ob es der jungen Generation trotz Geschichts- und Lesedesinteresse gelingen wird, sich das im Gegensatz zu den Neubaugebieten ansehnliche Stadtfeld endlich nachhaltig anzueignen? Meinen jungen Freunden aus Ivano hat es dort immerhin gefallen...
So traf ich am Abend vom Dienstag zum Mittwoch meine Absolventinnen und Schüler der 10. und 11. Klasse. Das Gros der 10. und 11. kam dann am Mittwoch früh. Gegen 17.00 Uhr bin ich abgefahren. Allerdings war ich am Donnerstag in Begleitung "meiner Alumnis" aus Ivano schon wieder da. Sie waren noch nie (Ira) oder schon lange nicht mehr (Taras und Anja) in Chernivci gewesen und ich hatte versprochen, als Stadtführer in der nunmehr 600 Jahre (unübersehbar sind überall die Zeichen des Jubiläums- siehe Bild oben) alten Stadt zu agieren und den jungen Ukrainern ihre Heimat zu zeigen ;-).
So besuchten wir als erstes den jüdischen Friedhof (Bild links), auf dem Aufräumarbeiten ins Auge fielen. Ich habe dort bisher noch nie ein Gräberfeld offen und vom Bewuchs befreit gesehen. Nun kann man den ursprünglichen Zustand erahnen und auch auf Seitenwegen in das Dickicht weiterer "Schichten" der Begräbnisstätte eintauchen. Gut so. Bloß der Zugang zur letzten Ruhestätte der bei den Kämpfen im 1. Weltkrieg gefallenen Tataren ist nicht frei. Zufall? Wie immer unterstelle ich Absicht. Sei es nun die berühmte "böse" oder einfach bloß die übliche Unachtsamkeit. Dabei wünschte ich dem Umstand, dass damals weder Katholiken noch Protestanten bereit waren, die Toten aufzunehmen, die Juden ihnen aber eine letzte Heimstatt gaben, eine größere Bekanntheit. Vielleicht könnte man den jüdischen (und warum nicht auch den palästinensischen?) Bürgern Jerusalems dies als memento vor Augen führen?
Jüdisches hat noch/ wieder seinen Stellenwert in Chernivci. So erinnern Bronzetafeln in der Kobylanska oder an der Philharmonie an jüdische Künstler. Das ehemalige jüdische Kulturhaus, jetzt als städtisches Kulturhaus renoviert (Bild links oben), trägt ebenfalls eine Gedenktafel, die an die frühere Bestimmung erinnert.
Hübsch anzusehen, aber leider immer noch im Rohzustand, ist der neue Brunnen am "Türkischen Platz". Kann sein, dass das Geld nicht gereicht hat; die Deckplatten über den verfliesten Seitenwänden am Brunnen und an der neu gestalteten Treppe fehlen. So wirkt die Pracht der vorderen, marmorverkleideten Säulen, trotz allem etwas schäbig. Wenn jedenfalls bis zum Winter nichts passiert, ist alles im nächsten Jahr kaputt. Hoffentlich findet sich rechtzeitig ein Sponsor...
Endlich fertig ist hingegen die Kobylanska- Straße, die alte "Herrengasse". Die Hausfassaden sind durchgängig neu gestrichen, der Boulevard mit neuen Platten belegt. In der Mitte gibt es Bäume, um die herum Sitzgelegenheiten zum Verweilen einladen. Einige neue Läden und diverse neue Freisitze sowie Lokale (beispielsweise das Restaurant "Kärnten" im Deutschen Haus) zeugen von dem Bemühen, die einstige Prachtstraße mit Leben zu füllen und so im eigentlichen Sinne wieder zu beleben. Was nutzt sonst die aufwändige Renovierung, wenn nur ein paar Touristen sie genießen?
Auch sonst machte die Stadt im Sonnenschein einen sehenswerten Eindruck. Schade nur, dass alles nur eine Kulisse des einstigen "Lebens" (in seiner geistigen Dimension) darstellt. Ob es der jungen Generation trotz Geschichts- und Lesedesinteresse gelingen wird, sich das im Gegensatz zu den Neubaugebieten ansehnliche Stadtfeld endlich nachhaltig anzueignen? Meinen jungen Freunden aus Ivano hat es dort immerhin gefallen...
Sonntag, 28. Juni 2009
Stare Selo und Halicz
Das Unfall- Foto entstand auf einer Fahrt nach Lwiw. Auf der Rückfahrt hatte ich Zeit, die ich verbummeln konnte. Endlich Gelegenheit, die sagenumwobene Ruine eines Forts (fortecja) etwas abseits der Straße zu suchen. Der Weg nach Stare Selo bestand aus ca. 2,8 km schlimmster "Landstraße", aber am Ende fand sich doch die ziemlich gigantische Festungsanlage, von der aber nur die Ringmauer (Bild links) noch fast vollständig erhalten ist. Der Innenhof ist bis auf einige Mauerreste und ein paar Büsche geräumt, wohl auch, weil hier allsommerlich ein Rockkonzert stattfindet, das - weil kostenlos und sicher romantisch bei dieser Kulisse - gut besucht sein soll. (Die Büsche dienen dann sicher zum... Nun ja, vielleicht hat man ja doch ein paar Toi- Toi- Häuschen für das dringende Bedürfnis! Aber wohl eher nicht- oder wenigstens nicht genug. Und selbst wenn, dann wird es - wie immer - genügend Leute geben, die es bis dahin nicht schaffen oder die nicht warten können!) Dieses Jahr findet das Konzert am 19. 07. (oder 29.?) statt. Jedenfalls hörte ich ziemlich zeitgleich mit dem Entschluss, diesmal die Straße zu verlassen und das Fort zu suchen, eine entsprechende Reklame...
Hm, ich verstehe leider immer noch nicht immer alles, was mir so gesagt wird. Was das Fort anlangt, war das kein Wunder. Ein paar kleine Stifte von 8 0der 9 Jahren standen bereit, ihr Wissen um die Geschichte in ein paar Hrivna umzusetzen. Eigentlich wollte ich nicht, aber als der, der mich als erster angesprochern hatte, artig akzeptierte, dass bei mir kein Geld zu verdienen ist, fand ich es doch gut, ihm Gelegenheit zu geben, zu zeigen, was er weiß. Er spulte allerdings seinen auswendig gelernten Text in einer derart atemberaubenden Geschwindigkeit ab, dass ich nur verstand, es habe hier einst eine Holzbefestigung gestanden, die von den Türken errichtet worden sei. Ob DAS stimmen kann? Dann haben die Polen den Steinbau als Garnison und Schutzwerk gegen eben diese Türken errichtet, sich hier aber u.a. mit den Kosaken geschlagen, die in den Kosakenkriegen wohl Sieger geblieben waren. Chmelnitzky soll auch da gewesen sein. Immerhin begriff ich, welcher der Fürstenturm war, also der Sitz des fürstlichen Kommandanten (welcher Fürst?), und wo die Munitionstürme standen. Ein paar Mauerreste sollen die Soldatenunterkünfte gewesen sein. Mag sein. Jedenfalls sind die Reste der Mauerkronen aus der Zeit der Renaissance und Wehrgänge mit Schießscharten hat es mindestens 2, wenn nicht 3 gegeben. Geologisch mag früher ein sumpfiges Gelände etwas Schutz geboten haben, sonst schien mir die strategische Lage nicht eben günstig. Aber das werden die alten Baumeister besser als ich gewusst haben. Was heute übrig ist, ist jedenfalls - ich wiederhole mich - imposant genug.
Solche Rückfahrten von Lwiw aus führen über Halicz, dessen Schlossruine ich schon kannte. War trotzdem noch mal oben am Turm, von dem aus man weit ins Land sehen kann. Das wollte ich auch, aber das sich zum Regenguss zusammenziehende Wetter machte gute Fotos unmöglich. Oder kann man erkennen, wie weit ins Land hinein die Rauchschwaden des TEC (Wärmekraftwerk) Bursztyn (Bernstein!) reichen? Man sieht sie aus Richtung Lwiw kommend etwa 30 km bevor man den Ort erreicht!
Halicz selbst liegt zu Füßen der Burg am Flußufer. Das kleine Flusstal ist recht hübsch anzusehen wegen der viele kleinen Inseln und der weiten Wiesen an den flachen Ufern des mäandernden Flussbetts. So mag es auch vor Jahrhunderten ausgesehen haben. Bloß gab es da die Brücke sicher noch nicht...
Hm, ich verstehe leider immer noch nicht immer alles, was mir so gesagt wird. Was das Fort anlangt, war das kein Wunder. Ein paar kleine Stifte von 8 0der 9 Jahren standen bereit, ihr Wissen um die Geschichte in ein paar Hrivna umzusetzen. Eigentlich wollte ich nicht, aber als der, der mich als erster angesprochern hatte, artig akzeptierte, dass bei mir kein Geld zu verdienen ist, fand ich es doch gut, ihm Gelegenheit zu geben, zu zeigen, was er weiß. Er spulte allerdings seinen auswendig gelernten Text in einer derart atemberaubenden Geschwindigkeit ab, dass ich nur verstand, es habe hier einst eine Holzbefestigung gestanden, die von den Türken errichtet worden sei. Ob DAS stimmen kann? Dann haben die Polen den Steinbau als Garnison und Schutzwerk gegen eben diese Türken errichtet, sich hier aber u.a. mit den Kosaken geschlagen, die in den Kosakenkriegen wohl Sieger geblieben waren. Chmelnitzky soll auch da gewesen sein. Immerhin begriff ich, welcher der Fürstenturm war, also der Sitz des fürstlichen Kommandanten (welcher Fürst?), und wo die Munitionstürme standen. Ein paar Mauerreste sollen die Soldatenunterkünfte gewesen sein. Mag sein. Jedenfalls sind die Reste der Mauerkronen aus der Zeit der Renaissance und Wehrgänge mit Schießscharten hat es mindestens 2, wenn nicht 3 gegeben. Geologisch mag früher ein sumpfiges Gelände etwas Schutz geboten haben, sonst schien mir die strategische Lage nicht eben günstig. Aber das werden die alten Baumeister besser als ich gewusst haben. Was heute übrig ist, ist jedenfalls - ich wiederhole mich - imposant genug.
Solche Rückfahrten von Lwiw aus führen über Halicz, dessen Schlossruine ich schon kannte. War trotzdem noch mal oben am Turm, von dem aus man weit ins Land sehen kann. Das wollte ich auch, aber das sich zum Regenguss zusammenziehende Wetter machte gute Fotos unmöglich. Oder kann man erkennen, wie weit ins Land hinein die Rauchschwaden des TEC (Wärmekraftwerk) Bursztyn (Bernstein!) reichen? Man sieht sie aus Richtung Lwiw kommend etwa 30 km bevor man den Ort erreicht!
Halicz selbst liegt zu Füßen der Burg am Flußufer. Das kleine Flusstal ist recht hübsch anzusehen wegen der viele kleinen Inseln und der weiten Wiesen an den flachen Ufern des mäandernden Flussbetts. So mag es auch vor Jahrhunderten ausgesehen haben. Bloß gab es da die Brücke sicher noch nicht...
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