Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Sonntag, 27. Juli 2014

Urlaub-Leuven

26. 07. Erster Tag "zu Hause" in Leuven. Ein bisschen Ähnlichkeit mit Wismar hat die Stadt schon, jedenfalls prägen hier wie dort hohe Bürgerkirchen die Silhouette der Stadt (siehe Bild 1). Auch die Beguinen spielten in beiden Städten eine Rolle, wenn auch die Beguinen- Höfe von Leuven unendlich reicher waren und besser erhalten sind. Roter Backstein verbindet immerhin auch. Allerdings sind die anderen sakralen und profanen Großbauten meist aus Kalksandstein (nehme ich mal an), jedenfalls von heller Farbe. Die gotischen Formen der Großkirchen erinnern an Süddeutschland oder Frankreich (man sieht die burgundischen Einflüsse), viele Bürgerhäuser könnten aber auch im Norden stehen. So etwas wie das Schabbelt- Haus gibt es hier an jeder Ecke und eine reiche Biertradition (auch in Wismar wurde gebraut) gibt es allemal. Mit der Brauerei von "Stella- Artois" kommt einer der größten Bierproduzenten aus Leuven, das kann die Gasthausbrauerei am Wismarer Hafen freilich nicht von sich behaupten...

 Doch genug der Vergleiche! Schauen wir erst einmal, wo wir uns befinden. Gar nicht weit von hier ist die Norbertiner- Abtei, die auf das 10. Jahrhundert zurück geht und die sich immer vor den Toren der Stadt erhob. Eine geschlossene Anlage mit mehreren künstlichen Teichen (Bild zwei zeigt die alte Mühle- über den Baumwipfeln ist die barockisierte Kirche mit eingebauten Teilen des romanischen Vorgängerbaus zu sehen), die parkähnlichen Charakter trägt und den sportlichen Leuten hier als Joggingstrecke dient. Schade, ich habe meine Laufklamotten in Leipzig gelassen! Anka und ich, wir haben das Areal jedenfalls am Nachmittag erkundet, als der "Rest" der Familie in unserem Einfamilien- Ferien- Haus müde die Beine ausstreckte. Apropos Ferienhaus: Es steht in einer Wohnanlage sehr gleichförmiger Reihenhäuser (wie Bild drei), die mit kurzem Rasen und Standartbepflanzung irgendwie fantasielos und gleichförmig wirkt. Aber es ist ruhig und der schöne kleine Garten nach hinten raus versöhnt mit der Vorderfront.

Gut, ich wollte von unserem Stadtgang berichten. Über oben erwähnte Beguinen- Höfe ging es auf gewundenen Wegen zum großen und zum alten Markt. Das ist schon eine schöne Strecke! Auf dem großen Markt stehen St. Pieter und das wunderschöne spätgotische, mit reichem Figurenschmuck versehene Rathaus. (Bild vier) Unglaublich, dass man es nach zwei Kriegen jedes Mal wieder aufgebaut hat! Unübersehbar erinnern großformatige Leinwände an die Kriegsschäden von WK I. (Bild sechs) Und es gibt Leute, die daraus ihre Lehren gezogen haben: Vor dem Rathaus fand eine Aktion statt, bei der jeder zum Zeichen seines Protestes gegen Waffenexporte etc. eine Rose in ein großes Herz stecken konnte. Weniger Gewehre, mehr Rosen - eine Anspielung auf den Namen der populären Rock- Band "Gun's 'n Roses". (Bild fünf) Das gefiel mir natürlich. Ob die Initiatoren Studenten der hiesigen Universität waren? Der Universitätssaal befindet sich jedenfalls in einem Gebäude, das früher (zu gotischer Zeit, wovon das untere Geschoss zeugt) eine Tuchhalle war. Bürgersinn und Bildung symbolisch vereint,,,

Um das an sich schon sehr weitläufige historische Zentrum mit Gassen voller Professoren- und Handelshäuser herum erstreckt sich eine Bebauung, in der Gründerzeitbauten und historische Giebelhäuser eine merkwürdige, wenn moderne Neubauten hinzu kommen nicht immer geglückte Symbiose eingehen.(Bild sieben) Aber Meckern ist nicht. Immer wieder trifft man auf Wasserläufe, an denen es romantische Ecken gibt. Immer auf's Neue überrascht die Vielzahl recht ansehnlicher alter Kirchen, die plötzlich vor einem auftauchen. Und natürlich ist alles ein oder zwei Stockwerke höher als in Wismar. Eine Mischung aus Lübeck und Nürnberg vielleicht, aber doch ganz eigen. Auf jeden Fall sprechen alle erhaltenen Zeugnisse aus der Zeit der Textilproduktion und des Textilhandels von einem unglaublichen, so im Deutschland der damaligen Zeit nicht gesehenen Reichtum. Außerdem waren Erasmus und Mercator hier! Damit kann die deutsche Hanse nicht mithalten. :-(

Kurz, Leuven ist eine ziemlich große Stadt, ohne wirklich Großstadt zu sein. Das historische Areal ist weitläufig, aber doch überschaubar. Hier kann man sich wohl fühlen und wir werden noch einmal in die Stadt gehen, in Ruhe die Ansichten genießen und ein bisschen ergänzen, was wir noch nicht gesehen haben (die Uni- Bibliothek z.B.).




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