Der Tag begann mit der Weiterentwicklung der bisherigen Spielideen. Während die slowakischen Teilnehmerinnen auftauten und sich voller Elan an ihre Tanzchoreografien machten, bockten die Roma- Jungs und auch die Mädels zeigten deutliche Zeichen von Unlust. Nein, sie waren nicht wirklich undiszipliniert, eher unkonzentriert und zu unmotivierten Lachereien aufgelegt. Es ist eben kein stetiges Volk und das Streben nach Perfektion ist den kleinen Romnija fremd. Sonia mühte sich redlich, aber man kann nicht von außen herantragen, was von innen kommen muss. Also stellte Helmut das Programm kurzerhand auf "neue Attraktion" um. Zunächst durfte unser improvisierter "Vorhang" bemalt werden (Bild oben), dann begann das Basteln der Masken. Aus einfachen Pappstreifen wurden die stützenden Verstrebungen und Ringe gefertigt. (Bild zwei) Darüber kamen dann angefeuchtete Gipsbinden, die in mehreren Lagen gelegt und geformt wurden. (Bild drei) Das Ganze konnte bis zum Abend trocknen, denn angesichts der sich verschlechternden Wetterlage (Bild vier) hatten wir am Nachmittag den Besuch von "AquaCity" (Bild fünf) in Poprad geplant. Das wurde auch so eine Story!
Zunächst gab es nach dem Mittagessen heiße Tränen der kleinen Romnija und zwei der Jungs kamen zu mir und entschuldigten sich artig. Ich verstand zunächst nicht, was passiert war, aber Boris hatte den Besuch des Schwimmbads von einer verbesserten Arbeitshaltung abhängig gemacht. Sonia meinte, die Roma wären sich keiner Schuld bewusst gewesen, weshalb sie nun sehr betroffen seien. Sie wollten doch alles richtig machen! Da kann Pädagogik immerhin ansetzen. ;-) Aber neue Probleme nahten: Plötzlich wollte Boris wissen, ob man mit T- Shirt ins Bad gehen könne. Wir waren etwas ratlos und verneinten. Dann ginge das nicht, so seine kategorische Entscheidung: Er könne sich nicht mal vorstellen, seine Frau in Unterwäsche anzusehen, und Badeanzüge bzw. Badehosen seien ja noch schamloser. Ups? Nun mischte sich Sonia ein und beschimpfte ihren Kollegen auf Romanes. Was immer sie sagte, Boris schäumte. Aber Jutta hatte die rettende Idee. Die Mädchen und Boris könnten ja die großen Handtücher umlegen. "Handtücher?", knurrte der verunsicherte Sozialpädagoge, stimmte dann aber zu. Wir waren erleichtert. Wie meine Schüler später berichteten, hielten die Handtücher bei allen Betroffenen keine 5 min, dann siegte die Lust an den Wasserattraktionen. Völlig verblüffte uns Boris beim Abendessen mit einem Foto "seiner" Mädchen. Er war sichtlich stolz auf die in Bikinis (von wegen Badeanzug!) lolitahaft posierenden "Kleinen" und hatte nun weder Probleme mit dem nackten Fleisch noch den sich anzeichnenden Brüstchen und den aufreizenden Posen, die nicht so wirkten, als seien sie den Mädels eben erst eingekommen. ;-) Ein großes Lob gebührt meinen 16- und 17-Jährigen. Martin sicherte ganz selbstverständlich die Bahnsteigkante und alle hatten im Bad ein waches Auge auf die ihnen anvertrauten Nich- und Schlechtschwimmer. Abends trauten sich die Schüler dann zu uns und konnten sich von allen Seiten Lob ob ihrer Verantwortlichkeit abholen. Mich hat's gefreut.
Die Schüler waren dann total kaputt und Helmut verlängerte die Pause nach dem Abendbrot. Dann wurde wieder geprobt. (sechstes Bild) Wirklich haben wir jeden Abend bis 21.30 und sogar 22.00 Uhr gearbeitet! Es nahte die große Stunde von Sonias Tanzgruppe. (Bild sieben)
Masken gefielen ihnen gar nicht, meinte Sonia, und schmückte ihren Schützlingen die mitgebrachten Trachten an. Die Musik und die Bewegungen zündeten: Es gabe erst mal ein paar Minuten lang Disko und das erste Mal mischten sich Roma und Slowaken und die Romnija zogen die zögernden Jungs auf die Szene. Jeder ließ sich vom Rhythmus tragen und als nach und nach auch die Lehrer in die Runde traten, war der Jubel groß. Völlig entspannt begannen dann die Proben und am Ende stand das Programm, wie es sein könnte. Die Idee mit dem Maskenspiel hatten wir zwar fallenlassen, dafür aber die Mitarbeit der Roma gesichert. Sichtlich stolz auf ihre Musikalität und ihr Können beim Tanzen gab es von nun an in Sachen Begeisterung und Arbeitsmoral nichts mehr zu klagen. Und den slowakischen Kindern kamen Tanz und Musik auch nahe. Sie hatten in Null- Komma- Nichts Disko- Tanz- Elemente zusammengestellt und wollten das auch zeigen. Mit Jennys Hilfe wurde eine tolle Choreografie daraus. Es entbrannte geradezu ein Tanzwettbewerb und bald schon versuchten sich die Romnija an dem Disko- Tanz, während die slowakischen Mädchen und Jungs versuchten, sich zu den Zigeuner- Rhythmen zu bewegen. Sonia half nach Kräften mit und ich sah: Ziel erreicht! Integration klappt! Jutta korrigierte die Bewegungen der Romnija, die auch Jenny baten, ihnen zu zeigen, was sie drauf hat. Und die hat was drauf in Sachen Bewegung! ;-) Daneben arbeitet Sonia mit den slowakischen Schülerinnen und Boris stand mit seinen Jungs daneben und lachte und lachte und lachte... - und machte endlich mit (Letztes Bild).
Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
Donnerstag, 25. Juni 2015
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