Da hier am 30. 11. Nationalfeiertag war (Bild oben- "meine Mädels" aus der 12. mit ihren Jungs in Bukovina- Tracht- Bild nicht von mir) und wir danach in ein verlängertes Wochenende durften, fiel der offizielle Termin für die DSD- Prüfungen aus. Nun schiebt sich alles mächtig zusammen, da die ganze Bürokratie zum Jahresende mit den Vorbereitungen zur Abfahrt und den Weihnachtsfeiern zusammenfällt. Aber egal.
Ich hatte natürlich versucht, "meine DSD- Truppe" (siehe Bild 2) in dem einen Monat vor den Prüfungen so gut wie möglich vorzubereiten, aber viel konnte ich nicht mehr ausrichten. Ich kenne immer noch nicht alle Schülerinnen mit Namen, da ich nicht alle unterrichte. Nun bin ich gespannt auf die Ergebnisse, die aber nicht vor April zu erwarten sind. Trotzdem soll ich drei Kandidatinnen benennen, die sich für ein Vollzeitstipendium des DAAD bewerben können. Ich soll auch noch die Befürwortungen schreiben und die Auswahl unter dem Aspekt der Sprachbeherrschung verantworten. Klar, ich ziehe mich auf die Vorschläge meiner Kolleginnen zurück, aber ein ungutes Gefühl bleibt. Denn natürlich gönne ich es allen. Und da stellt sich wieder die Frage der Kriterien...
Gedankenexperiment: Eine Klasse von 36 Schülerinnen soll geteilt werden und man teilt sie entlang der Durchschnittsleistungen so, dass die "Schlechten" in die eine und die "Guten" in die andere Klasse kommen. Was würde passieren? In der "guten Klasse" würde es plötzlich "Schlechte" geben, die mit Sicherheit schlechter bewertet würden als die "Besten" der "schlechten Klasse", die deswegen aber nicht wirklich besser geworden sind. Man kann das auf Schulen, Bundesländer usw. ausweiten. Schlagender kann man den Unsinn der Leistungsmessung durch Zensuren nicht zeigen. Trotzdem muss ich nach nur einem Monat Unterricht und immer noch ohne wirkliche Kenntnis der Schülerpersönlichkeiten solche Entscheidungen treffen. Ich bin so was von gegen Schul- Noten... Aber was kann man tun?
Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
Sonntag, 18. Dezember 2016
Samstag, 10. Dezember 2016
Weihnachten in Suceava
Es ist nicht wirklich was los auf dem Weihnachtsmarkt von Suceava. Besucher können Volksmusik und Volkstänze erleben, Zuckerwatte und Krapfen kaufen, Honigmet trinken und sich mit Brynza und Wurtswaren aus der Region eindecken. Die Glühwein- Manie ist noch nicht ausgebrochen. Für den Touristen gibt es ein paar Pelzwaren und Getöpfertes, das allerdings wenig originell ist. In allen Gewächsen rund um den Platz blinkt es kalt- blau und allein dadurch, dass glitzerndes Licht nach asiatischem Vorbild installiert wurde, stellt sich keine Weihnachtsstimmung ein. Im Gegenteil. Immerhin verschont man mich hier mit "jingle bells" und "white chrismas". Stattdessen gibt es "colinda" (das schöne slawische Wort koleda lässt grüßen). Klingen tut das wie orthodoxe resp. katholische Kirchenmusik und da kommt es sicher auch her. Wusste nicht, dass Bela Bartok sich auch dran versucht hat. Da muss ihn also was dran gereizt haben. Leider fehlt der Schnee. Vielleicht würde der mich mit dem Ganzen versöhnen....
Montag, 5. Dezember 2016
Von Suceava nach Ivano- Frankivsk
Am Freitag fuhr ich um 09.30 Uhr ab Suceava und traf um 15.00 Uhr in Ivano ein. An der Grenze dauerte es etwas länger als eine Stunde, wobei an sich nichts passierte. Nur die Passkontrollen und die Stempelei dauerten ewig, Außerdem wurde ich am DAI in Sniatyn aufgehalten. Verdammt! Ich hatte doch am Morgen wirklich statt des Ausweises den Führerschein rausgelegt und selbigen also nicht mit. Das Verfahren war dann etwas mühselig. Immerhin gelang es mir, dem Kollegen statt 2500 UAH (ca. 100 Euro) Strafe samt den bürokratischen Unannehmlichkeiten auf dem nächsten Polizeirevier 1000 UAH ohne Quittung in die Tasche zu stecken. "Wann kommst du zurück?", grinste der Typ. "Ich warte." Gut, das wären dann 2000 UAH statt 2500 gewesen. Aber am Sonntag wurde ich dann doch kein zweites Mal kontrolliert. Sowieso war es das erste Mal seit 5 Jahren, dass mir das wieder passierte. Bis dato verhielt sich die Miliz nachsichtig und kontrollierte mein deutsches Fahrzeug nie willkürlich. Mag sein, die Zeiten drehen sich wieder zurück. Dann traf ich Konovalovs und Taras und durchsuchte die Apotheken, in denen allerdings nur wenig von dem, was ich haben wollte, vorrätig war. Die Leute, wurde mir abends in der heimeligen Küche erzählt, leiden wirklich unter den Preiserhöhungen für die Wohnnebenkosten- jetzt sollen die Preise für Gas, Wasser und Strom noch einmal um 30% angehoben werden. Trotzdem fand ich die nicht eben wenigen guten Restaurants überfüllt. Ohne Reservierung wäre es nichts gewesen mit einem schönen Abend im "Desiatka", wo wir u.a. an einer Wodka- Verkostung teilnahmen. Der beste kam eindeutig aus Georgien! Sonntag musste ich dann zurück. Wartezeit an der Grenze fast 4 Stunden. Unangenehm, weil irgendwann trotz Funktionsunterwäsche etc. doch die Kälte in die Füße und den Nacken kriecht. Man schwitzt und friert zugleich. Und muss pinkeln, der kalten Füße wegen. Hinter Siret habe ich die Gelegenheit am Straßenrand genutzt und dabei das sanft hügelige Land bewundert, das im kargen Schnee die Struktur seiner Kultivierung zu erkennen gibt. (Vgl. Bild 1 und 2) Am Ende war ich glücklich wieder "zu Hause".
Dienstag, 29. November 2016
Es weihnachtet
Trotz Stress, Chefbesuch bei gleichzeitigem Wasserrückstau in meiner Küche und also Wassereimerschlepperei und Angst davor, dass während meiner Abwesenheit die Spüle überläuft, blieb noch Zeit, die Weihnachtssachen rauszuholen. Die beleuchtete Sternenkette (Bild unten) ist schon grenzwertig und zu Hause hätte sie den Weg in den Container gefunden, aber hier dekoriert sie meine ansonsten kahle Wand recht angenehm. Jetzt muss ich meinen obligaten Winterkaffee mit einem kleinen Whisky nicht mehr bei voller Festbeleuchtung genießen, sondern kann es schummern werden lassen, ohne gleich gar nichts mehr zu sehen. So ist (fast) alles zu irgendetwas gut. Davon ab ist es kalt, aber sonnig, weshalb Weihnachtsatmosphäre nicht wirklich aufkommt. In der Stadt sind grellblaue Lichterketten über die vorhandenen Bäume geworfen worden und man hat Drahtgestelle aufgestellt, die ebenfalls grellblaue Tannen simulieren sollen. Die Parteivilla auf dem Weg zur Schule hat Leuchtstoffröhren ins Geäst ihrer Tanne hängen lassen, in denen nun so eine Art Lichtschweif von unten nach oben wandert. Hätte ich dort meine Wohnung, ich würde verrückt werden. Aber sonst ist alles gut. Die kids saßen wie die Zinnsoldaten im Raum, als wir erschienen und keiner kam zu spät. Sie waren sichtlich bemüht, alles für ihren Lehrer zu tun, damit der eine gute Bewertung bekommt. Und so lief es auch gut. Nun kenne ich auch meinen deutschen Chef und bin wirklich angekommen. Der gestrige Abend mit den Kollegen war ebenfalls sehr nett. Was will man mehr?
Sonntag, 20. November 2016
Im Bezirk Suceava unterwegs
Um 09.00 Uhr sollte ich an der Schule sein. Sein Vater würde mich dort abholen und sei froh, dass ich seinem Vorschlag, mir den Bezirk Suceava zu zeigen, zugestimmt hätte, so Alexandru aus der 10F. Ich war schon überrascht, dass in der dritten Woche meines Hierseins Eltern Interesse an dem Lehrer ihres Sohnes bekunden. Naja, ganz zufällig war es nicht, denn Alexandrus Vater ist Dolmetscher und technischer Übersetzer für Deutsch und Englisch und hat sich nach der Wende in vielen anderen Professionen erfolgreich versucht. Mir kam zugute, dass er u.a. auch Hoteldirektor war und als Reiseführer gearbeitet hat. So breitete er sein profundes Wissen über die Geschichte und Stilkunde der berühmten Moldau- Klöster vor mir und vor seinem Sohn, der dann doch mitgekommen war, aus und führte mich am Ende in ein gutes Restaurant zu einem leckeren Essen, das er auch bezahlen wollte. Dann überließ er mir auf meine Bitte hin aber doch die Rechnung mit derselben Selbstverständlichkeit, wie er sie bezahlt hätte. Und so unkompliziert war es von der ersten Minute an. Insgesamt sind wir 140 km gefahren und haben 3 Klöster besucht. Ich fand nebenbei die Karpatenlandschaft (Bild eins) wieder, an die ich gedacht hatte, als ich Suceava zu meinem neuen Einsatzort erwählte.
Als erstes fuhren wir über Radauti zum Kloster Sucevita. (Bild zwei) Als jüngstes Kloster ist es das größte von allen. Früher hatte ich nicht so sehr darauf geachtet, wie sich hier byzantinische Kuppelarchitektur, frühgotisch gehaltene Eingangshallen (Bild drei) und hochgotische Fenstergestaltung mischen und letztlich mit Renaissance- Fassaden (Klostergebäude- Bild fünf) ein stimmiges Ganzes bilden. Die Freskenmaler haben in Italien gelernt und eine Schule gebildet, die zwar dieselben Motive in jedem Kloster variiert, für jedes Kloster aber eine andere Grundfarbe vorhielt. Fantastisch die Farben, die bis auf die Wetterseiten bis heute gehalten haben!
Mit Erstaunen nahm ich zur Kenntnis, dass hier im Wortsinne die Philosophen- Könige dem lieben Gott bei seiner Arbeit "zur Seite" stehen. In einer Seitenleiste, die neben den Szenen vom jüngsten Gericht platziert ist, sind Aristoteles, Platon u.a. zu sehen. Platon hat immer einen Sarg über dem Kopf (Bild vier), angeblich, weil er so oft an den Tod gedacht hätte. Interessant auch, dass Sophokles hier zu den Philosophen gerechnet wird. Ja, warum auch nicht?
Obwohl in der Höhe eine fast durchgehende Schneedecke lag, wärmte die Sonne so sehr, dass wir meist ohne Jacken zur Besichtigung ausstiegen. Das Wetter war ganz klar und die Sonne brannte regelrecht hernieder. Jedenfalls kam es mir nach den kalten Tagen der letzten Woche so vor. Von Sucevita ging es weiter nach Varta Moldovitei. Je älter die Klöster sind, umso kleiner wurden sie. Aber dekorativ bemalt sind alle, wobei die weit überstehenden Dächer die Malereien schützen sollten. Das Bildprogramm diente der Instruktion der draußen Stehenden, denn da die Kirchen innen sehr klein sind, passten nie alle hinein. Wahrscheinlich war die Elite innen unter sich und sollte auch unter sich sein, während die weniger bedeutenden Christen draußen bleiben mussten. Die Ost- Kirche ist eben streng hierarchisch und das drückt sie auch architektonisch aus. Das schönste der drei Klöster, die wir besichtigten, ist zweifellos Voronet. Hier leuchten die Farben ganz besonders, das berühmte Blau ist wirklich schön und auch die Heiligenscheine schimmern in echter Goldfarbe. Ringsumher immer noch traditionelle Holzhäuser im Bukowina- Stil (letztes Bild), obwohl die Dörfer sonst nicht mehr ganz so zurückgeblieben aussehen wie noch 2008, als ich sie das letzte Mal sah. Dann gab es eine deftige Wurstplatte mit Produkten der Region als Vorspeise und drei (!) große Steaks mit Bratkartoffeln als "Mixed- Grill"- Platte. Leider nicht zu schaffen, obwohl wirklich sehr gut. Das Ganze inkl. Getränke für nicht mal 40 Euro für drei Personen. So lässt sich leben. Vielen Dank an die Tanases für den schönen Tag!
Als erstes fuhren wir über Radauti zum Kloster Sucevita. (Bild zwei) Als jüngstes Kloster ist es das größte von allen. Früher hatte ich nicht so sehr darauf geachtet, wie sich hier byzantinische Kuppelarchitektur, frühgotisch gehaltene Eingangshallen (Bild drei) und hochgotische Fenstergestaltung mischen und letztlich mit Renaissance- Fassaden (Klostergebäude- Bild fünf) ein stimmiges Ganzes bilden. Die Freskenmaler haben in Italien gelernt und eine Schule gebildet, die zwar dieselben Motive in jedem Kloster variiert, für jedes Kloster aber eine andere Grundfarbe vorhielt. Fantastisch die Farben, die bis auf die Wetterseiten bis heute gehalten haben!
Mit Erstaunen nahm ich zur Kenntnis, dass hier im Wortsinne die Philosophen- Könige dem lieben Gott bei seiner Arbeit "zur Seite" stehen. In einer Seitenleiste, die neben den Szenen vom jüngsten Gericht platziert ist, sind Aristoteles, Platon u.a. zu sehen. Platon hat immer einen Sarg über dem Kopf (Bild vier), angeblich, weil er so oft an den Tod gedacht hätte. Interessant auch, dass Sophokles hier zu den Philosophen gerechnet wird. Ja, warum auch nicht?
Obwohl in der Höhe eine fast durchgehende Schneedecke lag, wärmte die Sonne so sehr, dass wir meist ohne Jacken zur Besichtigung ausstiegen. Das Wetter war ganz klar und die Sonne brannte regelrecht hernieder. Jedenfalls kam es mir nach den kalten Tagen der letzten Woche so vor. Von Sucevita ging es weiter nach Varta Moldovitei. Je älter die Klöster sind, umso kleiner wurden sie. Aber dekorativ bemalt sind alle, wobei die weit überstehenden Dächer die Malereien schützen sollten. Das Bildprogramm diente der Instruktion der draußen Stehenden, denn da die Kirchen innen sehr klein sind, passten nie alle hinein. Wahrscheinlich war die Elite innen unter sich und sollte auch unter sich sein, während die weniger bedeutenden Christen draußen bleiben mussten. Die Ost- Kirche ist eben streng hierarchisch und das drückt sie auch architektonisch aus. Das schönste der drei Klöster, die wir besichtigten, ist zweifellos Voronet. Hier leuchten die Farben ganz besonders, das berühmte Blau ist wirklich schön und auch die Heiligenscheine schimmern in echter Goldfarbe. Ringsumher immer noch traditionelle Holzhäuser im Bukowina- Stil (letztes Bild), obwohl die Dörfer sonst nicht mehr ganz so zurückgeblieben aussehen wie noch 2008, als ich sie das letzte Mal sah. Dann gab es eine deftige Wurstplatte mit Produkten der Region als Vorspeise und drei (!) große Steaks mit Bratkartoffeln als "Mixed- Grill"- Platte. Leider nicht zu schaffen, obwohl wirklich sehr gut. Das Ganze inkl. Getränke für nicht mal 40 Euro für drei Personen. So lässt sich leben. Vielen Dank an die Tanases für den schönen Tag!
Samstag, 19. November 2016
Von der Suceava über Botosani nach Gura Humora
Eigentlich wollte ich nur Wege finden, die man joggen oder mit dem Rad befahren kann, aber dann trug es mich doch noch ein bisschen in der Gegend rum. Den schönen Blick auf das kaum "Altstadt" zu nennende Zentrum von Suceava, das durch die Burgruine im Vordergrund (Bild eins) etwas Ehrwürdiges bekommt, hatte ich beim Joggen ausfindig gemacht. Da "oben" laufe ich also rum.
Gestern fand ich in der nahe gelegenen Siedlung, die ich schon zwei Mal auf unterschiedlichen Straßen durchquert hatte, die Straße abwärts zum Fluss "Suceava". Ich lief ein bisschen auf das Wärmekraftwerk zu, das man im Hintergrund sieht (Bild zwei), aber man kommt dann doch nicht weit, weil ein wassertechnisches Bauwerk den Durchgang versperrt. Daher nahm ich mir vor, heute die andere Seite zu erkunden. Auf dem Spaziergang heute entstanden die Bilder. Es sieht weit und einsam aus, gibt aber kaum mehr her als 15min langsames Jogging. (Bild drei)
Trotzdem war es dort schön. Ein Schäfer trieb seine Herde zum Fluss und auf der Gegenseite sammelten sich Wildvögel zum Abflug gen Süden. (Bild vier) Ein bisschen Hoffnung auf mehr Auslauf machte mir die Hängebrücke (Bild fünf), die ich heute nur begutachtete. Sie scheint fest und wenn es auf der anderen Seite noch Wege gibt... Demnächst werde ich das mit Jogging- Schuhen an den Füßen überprüfen. Angler waren jedenfalls genug am Ufer.
Ich fuhr dann mit dem Auto über den Fluss zur anderen Seite der Stadt, um den Bahnhof und den Flugplatz ausfindig zu machen. Ich fand beide, war dann aber schon so weit draußen auf der Straße nach Botosani, dass ich sie einfach weiter fuhr. Irgendwann sollte ich alle Städte in der Umgegend kennen, auch wenn die nicht als "sehenswert" gekennzeichnet sind. Botosani jedenfalls erwies sich als absolut nicht sehenswert. Der Platz mit dem Weltkriegsdenkmal (WK I) ist das einzige Altstadtareal (Bild sechs) und daneben gibt es noch vereinzelte Gebäude historischen Zuschnitts. (Bild sieben) Die Stadt scheint ansonsten kaum kleiner als Suceava, hat aber wirklich gar keinen Charme. Zu allem Überfluss fand ich außer ein paar Stampen, aus denen Lärm wie kurz vor einer Schlägerei drang, auch keine Restaurants und musste hungrig weiter fahren. Wahrscheinlich sind welche in den Shopping- Zentren, die es zu Hauf gibt, aber darauf hatte ich keine Lust.
Eine Weile überlegte ich, in Suceava etwas zu essen, aber dann entschloss ich mich doch weiter zu fahren. Ich wollte nach Gura Humora, einem bekannten Ferienort, wo auch ein Radmarathon stattfindet und Skigebiete sein sollen. Da gibt es sicher was zu essen. Fromme Hoffnung. Pensionen gibt es wirklich viele, aber sonst nur Pizzerias. Es ist auch nix los dort. (Bild unten)
Daher fuhr ich weiter in Richtung des historischen Höhepunkts im Ort, einem der Moldau- Köster mit UNESCO- Welterbestatus. Auf der Straße dorthin gab es einige Ski- Ausleihstationen, aber was macht man dann mit den Dingern? Lifts oder Ähnliches sah ich nicht. Einstiege in die Berge auch nicht. Das erinnert an die Ukraine, wo man auch die Schleichwege kennen muss. Aber hier sah ich nicht mal Fortswege. Aber es reizte mich die Gegend zu erkunden und notfalls nach Radauti weiterzufahren, wo man essen kann, wie ich von früher her weiß.
Die gut ausgebaute Nebenstraße führte durch ein schönes Tal, das dann auch noch nach irgendetwas wie "Polana" hieß und also an die ukrainischen Bezeichnungen erinnerte. Am Rand standen mehrere Schilder, auf denen stand, das in dieser "Region" Europa- Gelder wüten, was die gute Straße erklärt. Dann tauchten Kirchen auf, deren Bauart so anders als die hier übliche ist, dass ich stutzte und messerscharf schlussfolgerte, im polnischen Minderheitengebiet angekommen zu sein. Und so war es auch. Gleich an der ersten hingen Plakate, die den "swieto otec Jan Pawel II." feierten, und später sah ich auch eine polnische Fahre an einer Laterne hängen. Kurze Zeit später war die Reise aber zu Ende. Vielleicht 7 oder 10 km vor Radauti endete die Straße im Schlamm und die dort Bäume ladenden LKW machten keine Anstalten zu weichen. Die Gebärdensprache, die wir dann brauchten, klärte mich auf, dass da ohnehin kein Durchkommen wäre. Warum auch immer. So musste ich zurück und schlug gegen 17.00 Uhr hungrig, aber nicht unzufrieden mit meinem Tag, am Lidl in Suceava auf. Einkaufen, was essen und dann Austrudeln- das war mein Tag. Morgen bin ich von dem Vater eines Schülers eingeladen, mir mit ihm die Umgebung anzusehen, da denke ich, geht es zu einem der zahlreichen Klöster. Daher konnte ich heute verschmerzen, nicht am Monastir in Gura Humora Station gemacht zu haben. Aber Hunger ist halt kein guter Reiseleiter! ;-)
Gestern fand ich in der nahe gelegenen Siedlung, die ich schon zwei Mal auf unterschiedlichen Straßen durchquert hatte, die Straße abwärts zum Fluss "Suceava". Ich lief ein bisschen auf das Wärmekraftwerk zu, das man im Hintergrund sieht (Bild zwei), aber man kommt dann doch nicht weit, weil ein wassertechnisches Bauwerk den Durchgang versperrt. Daher nahm ich mir vor, heute die andere Seite zu erkunden. Auf dem Spaziergang heute entstanden die Bilder. Es sieht weit und einsam aus, gibt aber kaum mehr her als 15min langsames Jogging. (Bild drei)
Trotzdem war es dort schön. Ein Schäfer trieb seine Herde zum Fluss und auf der Gegenseite sammelten sich Wildvögel zum Abflug gen Süden. (Bild vier) Ein bisschen Hoffnung auf mehr Auslauf machte mir die Hängebrücke (Bild fünf), die ich heute nur begutachtete. Sie scheint fest und wenn es auf der anderen Seite noch Wege gibt... Demnächst werde ich das mit Jogging- Schuhen an den Füßen überprüfen. Angler waren jedenfalls genug am Ufer.
Ich fuhr dann mit dem Auto über den Fluss zur anderen Seite der Stadt, um den Bahnhof und den Flugplatz ausfindig zu machen. Ich fand beide, war dann aber schon so weit draußen auf der Straße nach Botosani, dass ich sie einfach weiter fuhr. Irgendwann sollte ich alle Städte in der Umgegend kennen, auch wenn die nicht als "sehenswert" gekennzeichnet sind. Botosani jedenfalls erwies sich als absolut nicht sehenswert. Der Platz mit dem Weltkriegsdenkmal (WK I) ist das einzige Altstadtareal (Bild sechs) und daneben gibt es noch vereinzelte Gebäude historischen Zuschnitts. (Bild sieben) Die Stadt scheint ansonsten kaum kleiner als Suceava, hat aber wirklich gar keinen Charme. Zu allem Überfluss fand ich außer ein paar Stampen, aus denen Lärm wie kurz vor einer Schlägerei drang, auch keine Restaurants und musste hungrig weiter fahren. Wahrscheinlich sind welche in den Shopping- Zentren, die es zu Hauf gibt, aber darauf hatte ich keine Lust.
Eine Weile überlegte ich, in Suceava etwas zu essen, aber dann entschloss ich mich doch weiter zu fahren. Ich wollte nach Gura Humora, einem bekannten Ferienort, wo auch ein Radmarathon stattfindet und Skigebiete sein sollen. Da gibt es sicher was zu essen. Fromme Hoffnung. Pensionen gibt es wirklich viele, aber sonst nur Pizzerias. Es ist auch nix los dort. (Bild unten)
Daher fuhr ich weiter in Richtung des historischen Höhepunkts im Ort, einem der Moldau- Köster mit UNESCO- Welterbestatus. Auf der Straße dorthin gab es einige Ski- Ausleihstationen, aber was macht man dann mit den Dingern? Lifts oder Ähnliches sah ich nicht. Einstiege in die Berge auch nicht. Das erinnert an die Ukraine, wo man auch die Schleichwege kennen muss. Aber hier sah ich nicht mal Fortswege. Aber es reizte mich die Gegend zu erkunden und notfalls nach Radauti weiterzufahren, wo man essen kann, wie ich von früher her weiß.
Die gut ausgebaute Nebenstraße führte durch ein schönes Tal, das dann auch noch nach irgendetwas wie "Polana" hieß und also an die ukrainischen Bezeichnungen erinnerte. Am Rand standen mehrere Schilder, auf denen stand, das in dieser "Region" Europa- Gelder wüten, was die gute Straße erklärt. Dann tauchten Kirchen auf, deren Bauart so anders als die hier übliche ist, dass ich stutzte und messerscharf schlussfolgerte, im polnischen Minderheitengebiet angekommen zu sein. Und so war es auch. Gleich an der ersten hingen Plakate, die den "swieto otec Jan Pawel II." feierten, und später sah ich auch eine polnische Fahre an einer Laterne hängen. Kurze Zeit später war die Reise aber zu Ende. Vielleicht 7 oder 10 km vor Radauti endete die Straße im Schlamm und die dort Bäume ladenden LKW machten keine Anstalten zu weichen. Die Gebärdensprache, die wir dann brauchten, klärte mich auf, dass da ohnehin kein Durchkommen wäre. Warum auch immer. So musste ich zurück und schlug gegen 17.00 Uhr hungrig, aber nicht unzufrieden mit meinem Tag, am Lidl in Suceava auf. Einkaufen, was essen und dann Austrudeln- das war mein Tag. Morgen bin ich von dem Vater eines Schülers eingeladen, mir mit ihm die Umgebung anzusehen, da denke ich, geht es zu einem der zahlreichen Klöster. Daher konnte ich heute verschmerzen, nicht am Monastir in Gura Humora Station gemacht zu haben. Aber Hunger ist halt kein guter Reiseleiter! ;-)
Dienstag, 8. November 2016
Beobachtungen
Nein, perfekt ist das Land nicht. Das Laminat in meiner neuen Zwei- Raum- Wohnung (Bild oben zeigt meine "Wohnküche") sieht wirklich besser aus, als es ist und der Kabelsalat vor meiner Tür macht einer ukrainischen Altbauwohnung alle Ehre und wäre in einem Neubau eher nicht zu erwarten. Aber es funktioniert und seit Montag habe ich superschnelles Internet (300 mbs für 7 Euro/ Monat). Freude. Dafür stürze ich regelmäßig auf der zweiten Treppe im Flur! Sie ist sowieso unmöglich gebaut. Die Stufen sind höher als tief, also rentnerunfreundlich ohne Ende und NICHT GLEICHMÄSSIG HOCH! Eine Stufe muss mindestens 2 cm höher als der Rest sein, was reicht, mich regelmäßig zum Stolpern zu bringen. Am Treppenabsatz haben sie dafür einen ca. 3,5 cm hohen "Kleinabsatz" draufgesetzt.
Auf der Bank dauerte es einen Tag bis man herausgefunden hatte, dass die europäische Sozialversicherungsnummer, ohne die man hier kein Konto eröffnen kann (tja, liebe Millionäre, die ihr nie versicherungspflichtig wart: hier gibt es für euch kein Konto!), ohne die mittlere Ziffer eingegeben werden muss. Dafür dauerte die Karte nur drei Tage. Nur lässt sich nun das Online- Banking- Konto nicht öffnen. Man muss noch mal in Bukarest anrufen. Egal, ich bin sicher, morgen läuft auch das. Immerhin war ich noch in keinem meiner Einsatzländer so schnell mit den Formalia fertig. Am 28. 10. sah ich meine Kolleginnen zum ersten Mal und nun, anderthalb Wochen später, habe ich eine Wohnung, die polizeiliche Meldung, ein Bankkonto, einen Arbeitsvertrag und Internet. Kurz, alles ist fertig! An der Schule läuft ebenfalls alles und mir kommt es nach so kurzer Zeit schon vor, als wäre ich ewig hier und hätte nie woanders gearbeitet. Das mag auch darauf zurück zu führen sein, dass sich alle Kolleginnen um mich bemüht haben, an der Schule eine ganz nette Atmosphäre herrscht und die Schülerinnen es mir leicht machen. Noch? Nein, ich glaube nicht. Kurz: Die Aufnahme hätte in kaum einem anderen Land besser klappen und herzlicher sein können. Ich hatte mich auf das Neue gefreut und war sicher, dass alles gut geht, bin aber trotzdem positiv überrascht. Dank an alle, die mir hier geholfen haben.
Seitdem ich Internet habe, gefällt mir meine Wohnung doppelt so gut. Nun brauche ich noch ein paar Bilder an den kahlen Wänden, einen Teppich und meinen Küchenläufer auf den Fußboden und den Deckenstrahler nebst Schreibtischlampe für besseres Licht - dann ist alles perfekt und wahrscheinlich sogar gemütlich. Gäste können auch kommen. Die Couch (Bild oben) kann man ausziehen und ein breites Doppelbett ist vorhanden. (Zweites Bild) Meine Aktenordner und Bücher finden in dem Regal auf dem dritten Bild Platz, der Schreibtisch steht mittlerweile im "Wohnzimmer", weil es dort warm ist und ich das Schlafzimmer lieber kühl hätte. Vielleicht kaufe ich mir demnächst einen größeren und höheren, weil ich doch zu alt bin, um mir auch noch das Rückgrat verkrümmen zu lassen. (Die Behandlung der politischen Verkrümmungen dauern noch, da muss nichts Körperliches dazu kommen!)
Naja, die Aussicht könnte netter sein (Bild vier und fünf), ist aber nicht so wichtiger. Schlimmer ist, dass ich wirklich keinen "Auslauf" habe. Das Zentrum ist klein und nicht mal wirklich zum Flanieren geeignet und sonst gibt es keine Wald- oder Feldwege, nicht einmal unbefahrene Nebenstraßen. Unter sportlichem Aspekt ist das ein ganz negativer Schlag ins Kontor. Aber ich werde außerhalb suchen. Die Berge sind am Horizont zu sehen. Wenigstens an den Wochenenden muss es was werden. Wahrscheinlich kaufe ich mir hier ein kleines Mountenbike und dann sehen wir weiter.
Auf der Bank dauerte es einen Tag bis man herausgefunden hatte, dass die europäische Sozialversicherungsnummer, ohne die man hier kein Konto eröffnen kann (tja, liebe Millionäre, die ihr nie versicherungspflichtig wart: hier gibt es für euch kein Konto!), ohne die mittlere Ziffer eingegeben werden muss. Dafür dauerte die Karte nur drei Tage. Nur lässt sich nun das Online- Banking- Konto nicht öffnen. Man muss noch mal in Bukarest anrufen. Egal, ich bin sicher, morgen läuft auch das. Immerhin war ich noch in keinem meiner Einsatzländer so schnell mit den Formalia fertig. Am 28. 10. sah ich meine Kolleginnen zum ersten Mal und nun, anderthalb Wochen später, habe ich eine Wohnung, die polizeiliche Meldung, ein Bankkonto, einen Arbeitsvertrag und Internet. Kurz, alles ist fertig! An der Schule läuft ebenfalls alles und mir kommt es nach so kurzer Zeit schon vor, als wäre ich ewig hier und hätte nie woanders gearbeitet. Das mag auch darauf zurück zu führen sein, dass sich alle Kolleginnen um mich bemüht haben, an der Schule eine ganz nette Atmosphäre herrscht und die Schülerinnen es mir leicht machen. Noch? Nein, ich glaube nicht. Kurz: Die Aufnahme hätte in kaum einem anderen Land besser klappen und herzlicher sein können. Ich hatte mich auf das Neue gefreut und war sicher, dass alles gut geht, bin aber trotzdem positiv überrascht. Dank an alle, die mir hier geholfen haben.
Seitdem ich Internet habe, gefällt mir meine Wohnung doppelt so gut. Nun brauche ich noch ein paar Bilder an den kahlen Wänden, einen Teppich und meinen Küchenläufer auf den Fußboden und den Deckenstrahler nebst Schreibtischlampe für besseres Licht - dann ist alles perfekt und wahrscheinlich sogar gemütlich. Gäste können auch kommen. Die Couch (Bild oben) kann man ausziehen und ein breites Doppelbett ist vorhanden. (Zweites Bild) Meine Aktenordner und Bücher finden in dem Regal auf dem dritten Bild Platz, der Schreibtisch steht mittlerweile im "Wohnzimmer", weil es dort warm ist und ich das Schlafzimmer lieber kühl hätte. Vielleicht kaufe ich mir demnächst einen größeren und höheren, weil ich doch zu alt bin, um mir auch noch das Rückgrat verkrümmen zu lassen. (Die Behandlung der politischen Verkrümmungen dauern noch, da muss nichts Körperliches dazu kommen!)
Naja, die Aussicht könnte netter sein (Bild vier und fünf), ist aber nicht so wichtiger. Schlimmer ist, dass ich wirklich keinen "Auslauf" habe. Das Zentrum ist klein und nicht mal wirklich zum Flanieren geeignet und sonst gibt es keine Wald- oder Feldwege, nicht einmal unbefahrene Nebenstraßen. Unter sportlichem Aspekt ist das ein ganz negativer Schlag ins Kontor. Aber ich werde außerhalb suchen. Die Berge sind am Horizont zu sehen. Wenigstens an den Wochenenden muss es was werden. Wahrscheinlich kaufe ich mir hier ein kleines Mountenbike und dann sehen wir weiter.
Freitag, 28. Oktober 2016
Suceava erlaufen
Freitag, der 28. 10. Ich habe wenig zu tun, da ich erst am Sonnabend umziehen kann. Solange dauert die notarielle Beglaubigung des Mietvertrages und außerdem soll noch ein Wasserschaden behoben werden. Ancha (gesprochen: Anka :-) ) ist erst ab 10.50 Uhr frei und so schreibe ich Emails und vertue die Zeit. In der Schule bekomme ich Schlüssel für die Kabinette und eine erste Einweisung. Drei Kopierer, ein Beamer, zwei Ordner mit Material zur Geschichte und Erdkunde- es kann los gehen. ;-) Allerdings bin ich geschockt, als die Schüler in stockendem Deutsch berichteten, sie hätten bisher meist geschrieben und gelesen und kaum gesprochen. Hä? Ich habe sofort die Hausaufgabe, den mündlichen Vortrag zum DSD schriftlich einzureichen, aufgehoben und um Zusendung der Präsentationen gebeten. Ancha wurde nervös und zog mich ins Kabinett, um mir zu erklären, wie meine Vorgängerin das gehandhabt hätte. Die war, wie ich erfuhr, Behindertenpädagogin und hatte die Art, alles hypersystematisch und kleinschrittig zu tun, wohl von daher geerbt. Ich entwickelte kurz meine Idee der künftigen Arbeitsteilung zwischen den rumänischen Kolleginnen und mir und erläuterte, was ein kommunikativer Ansatz im Fremdsprachenunterricht meiner Meinung nach ist. Ancha strahlte und meinte, endlich begänne "eine neue Ära" an der Schule! Genauso sähe sie das auch, aber meine Vorgängerin hätte von den Kolleginnen verlangt, sehr formal und vor allem schriftlich und grammatiklastig zu arbeiten. Dabei waren Giorgiona und Ancha mehrfach in Deutschland zu Weiterbildungen zum "modernen Fremdsprachenunterricht" und Mihai ist promoviert und hat seine Arbeit zur Idiomatik auch in Deutschland publiziert. Was für ein Leuchten in den Augen! ;-) Stockend und vorsichtig wurde mir von den Konflikten berichtet, die in der Vergangenheit das Verhältnis von deutscher Lektorin und den Kolleginnen belastet haben. Aus entgegengesetzter Sicht hatte ich das schon von der deutschen Kollegin gehört und mir gedacht, dass ich wahrscheinlich Vieles besser machen werde, weil sie einfach zu negativ klang. Jetzt weiß ich: Es war zu negativ! Ich bin ganz sicher, dass ich mit den Kolleginnen ein super- produktives Verhältnis haben werde. Auch die Direktorin, die Englisch spricht, ist sehr engagiert und kooperativ. Das alles hätte, den Informationen nach, die ich bekam, ganz anders sein müssen. Man würde sich nicht einmal um meine Wohnung bemühen, hatte das Orakel gesprochen. Aber man hat sich bemüht und Mihai tut wirklich alles für mich. Mehr kann man nicht erwarten.
Dann hatte ich den Nachmittag frei. Es war kalt, aber sonnig. Also noch einmal los und Fotos machen. Außerdem musste ich sehen, wie ich morgen mit dem Auto zu meiner Wohnung komme. Gar nicht so einfach! ;-) Einen Jogging- Parcours fand ich wieder nicht. :-( Aber ich stellte fest, dass es in Suecava neben Apotheken, Banken usw. auch jede Menge Denkmäler von Wojewoden gibt, die immer eine Königskrone tragen und schrecklich bedeutend gewesen sein müssen. Nun ja, Rumänien führt seine Geschichte immer noch auf die vor mehr als 2000 Jahren romanisierten Daker zurück. Und dann fixiert man sich offensichtlich auf ein kleines Zeitfenster im Mittelalter, als walachische Fürsten (Wojewoden eben) einen Moldau- Staat beherrschten, der aus der Walachei, der Bukowina und der Moldau bestand. Das ganze ist nun die Idee von einem Rumänien in den Grenzen der damaligen Reiche. Natürlich kommen die Gründungsherrscher (Ungarn) und die fremden Siedler (vor allem Deutsche) nicht gut weg. Kurz: Die ganze Stadt ist voller Pseudokönige. (Bild drei). Wirklich, sie stehen vor und in Schulen, vor Justizgebäuden, an Straßenkreuzungen, in Parks, einfach..- überall!
Was das zu bedeuten hat, erfahre ich vielleicht demnächst im Regionalmuseum, einem wunderschön ausgewogenen traditionellen Bau. (Bild eins) Etwas weiter unterhalb der Straße brüllt das Leben im Zentrum der Stadt. Das ist modern und voller Leben, aber nicht wirklich ansehenswert. (Bild zwei) Im Sonnenlicht geht es aber. :-)
Welche Helden mit dem europafahnengeschmückten Memorial (Bild vier) geehrt werden, hat sich mir noch nicht erschlossen. Aber Fahnen gibt es genug im Land. Auf der Fahrt hierher sah ich übrigens die größte Flagge meines Lebens. Es war grotesk: Sie wallte von einem Gebäude herunter und war bestimmt 20 m (!) lang und 5- 7 m breit. Mein Gott! So was gibt es nicht mal in der Ukraine!
Aber doch bin ich in der Bukowina, was das Museum der Region deutlich (schon im Namen) macht. (Bild fünf) Vielleicht lasse ich mich mal von Schülern dort führen. Dann weiß ich, was drinnen ausgestellt ist. Heute sah ich nur die "Haut" des alten, sichtbar aus österreichischer Zeit stammenden Gebäudes.
Ganz modern hingegen das Gitter an einer architektonisch herausragenden modernen Kirche. Wirklich ein schöner Bau und eine tolle Schmiedearbeit. Wie in der Ukraine gibt es davon viele hier. Auch an Privathäusern. Das könnte in Deutschland kaum jemand bezahlen!
Aber nicht alles ist so gelungen. Ich streifte durch schier endlose und gesichtslose Neubaugebiete, in denen man eher nicht wohnen mag. (Bild sechs) Vor allem, weil die meisten Wohnungen zu stark befahrenen Hauptstraßen heraus gehen. Horror- Idee dort schlafen zu sollen!
Aber auf der anderen Seite der Stadt gibt es historische Reste, zu denen diese Kirche unter UNESCO- Schutz zählt. (Bild sieben) Zum Ensemble gehören auch noch eine weitere Kirche und Fragmente eines Klosters (?) nebst einem alten Stadtturm. (vorletztes Bild) Der ist mächtig und kündet von der Bedeutung der alten Stadt, deren Name auf ungarische Kürschner zurück gehen soll, die sich hier ansiedelten. Wahrscheinlich stellten sie Pelz- und Lederkleidung für die Herren der Burg her, die sich früher über der Stadt erhob. Heute ist es eine malerische Ruine, die im Herbst ihre ganze Wirkung entfaltet! (letztes Bild)
Oben auf dem Areal der Burg findet sich auch noch ein "Skansen", also ein die bäuerliche Kultur der Bukowina darstellendes Freilichtmuseum. Das liegt irgendwie passend an einem großen Friedhof und demonstriert so, wie tot die Tradition auch hier ist. Ich werde vielleicht mal hin gehen, verspreche mir aber nix davon. Viel zu viele solcher Museen habe ich in Polen und der Ukraine, auch in der Slowakei, schon gesehen. Die Städte sind ungarisch oder deutsch geprägt, was also für die Traditionsbildung nicht in Frage kommt, Deshalb hat man so viel Wert auf die ländlich- bäuerliche Kultur der slawischen oder rumänischen Volksteile gelegt. Aber die machen nun mal nicht viel her. In Czernowitz schreit die Groteske geradezu zum Himmel, wenn man den Ukrainern Nationalgefühl anhand der Hütten am Rand einer österreichischen Metropole von Weltgeltung beibringen will. Und hier wird es nicht anders sein. Man hofft, dass sich solche Verklemmungen bald legen. Ich werde mein Bestes tun. Als die Finnen stolz auf Nokia waren, brauchten sie keine "finnische Geschichte". Das ist alles. Nur Menschen, die im Elend leben, brauchen das Opium einer wenigstens "großen Geschichte". Wenn es den Leuten gut geht, ist es ihnen egal, wie ihre Vorväter lebten und dachten. Ob das immer gut ist, sei mal dahin gestellt, aber im Prinzip ist es eine gesunde Einstellung. Legt man sie zugrunde, versteht man den Blödsinn, den Pegida & Co. bei uns veranstalten. Aber denen geht es halt oft nicht gut. Und siehe da- sie suchen ihr Heil in einer imaginierten Vergangenheit "deutscher Größe". Schafft den Leuten Arbeit und Wohlstand und das Gespenst löst sich von alleine auf! Da mögen die Herren Schäuble und Thierse reden was sie wollen...
Dann hatte ich den Nachmittag frei. Es war kalt, aber sonnig. Also noch einmal los und Fotos machen. Außerdem musste ich sehen, wie ich morgen mit dem Auto zu meiner Wohnung komme. Gar nicht so einfach! ;-) Einen Jogging- Parcours fand ich wieder nicht. :-( Aber ich stellte fest, dass es in Suecava neben Apotheken, Banken usw. auch jede Menge Denkmäler von Wojewoden gibt, die immer eine Königskrone tragen und schrecklich bedeutend gewesen sein müssen. Nun ja, Rumänien führt seine Geschichte immer noch auf die vor mehr als 2000 Jahren romanisierten Daker zurück. Und dann fixiert man sich offensichtlich auf ein kleines Zeitfenster im Mittelalter, als walachische Fürsten (Wojewoden eben) einen Moldau- Staat beherrschten, der aus der Walachei, der Bukowina und der Moldau bestand. Das ganze ist nun die Idee von einem Rumänien in den Grenzen der damaligen Reiche. Natürlich kommen die Gründungsherrscher (Ungarn) und die fremden Siedler (vor allem Deutsche) nicht gut weg. Kurz: Die ganze Stadt ist voller Pseudokönige. (Bild drei). Wirklich, sie stehen vor und in Schulen, vor Justizgebäuden, an Straßenkreuzungen, in Parks, einfach..- überall!
Was das zu bedeuten hat, erfahre ich vielleicht demnächst im Regionalmuseum, einem wunderschön ausgewogenen traditionellen Bau. (Bild eins) Etwas weiter unterhalb der Straße brüllt das Leben im Zentrum der Stadt. Das ist modern und voller Leben, aber nicht wirklich ansehenswert. (Bild zwei) Im Sonnenlicht geht es aber. :-)
Welche Helden mit dem europafahnengeschmückten Memorial (Bild vier) geehrt werden, hat sich mir noch nicht erschlossen. Aber Fahnen gibt es genug im Land. Auf der Fahrt hierher sah ich übrigens die größte Flagge meines Lebens. Es war grotesk: Sie wallte von einem Gebäude herunter und war bestimmt 20 m (!) lang und 5- 7 m breit. Mein Gott! So was gibt es nicht mal in der Ukraine!
Aber doch bin ich in der Bukowina, was das Museum der Region deutlich (schon im Namen) macht. (Bild fünf) Vielleicht lasse ich mich mal von Schülern dort führen. Dann weiß ich, was drinnen ausgestellt ist. Heute sah ich nur die "Haut" des alten, sichtbar aus österreichischer Zeit stammenden Gebäudes.
Ganz modern hingegen das Gitter an einer architektonisch herausragenden modernen Kirche. Wirklich ein schöner Bau und eine tolle Schmiedearbeit. Wie in der Ukraine gibt es davon viele hier. Auch an Privathäusern. Das könnte in Deutschland kaum jemand bezahlen!
Aber nicht alles ist so gelungen. Ich streifte durch schier endlose und gesichtslose Neubaugebiete, in denen man eher nicht wohnen mag. (Bild sechs) Vor allem, weil die meisten Wohnungen zu stark befahrenen Hauptstraßen heraus gehen. Horror- Idee dort schlafen zu sollen!
Aber auf der anderen Seite der Stadt gibt es historische Reste, zu denen diese Kirche unter UNESCO- Schutz zählt. (Bild sieben) Zum Ensemble gehören auch noch eine weitere Kirche und Fragmente eines Klosters (?) nebst einem alten Stadtturm. (vorletztes Bild) Der ist mächtig und kündet von der Bedeutung der alten Stadt, deren Name auf ungarische Kürschner zurück gehen soll, die sich hier ansiedelten. Wahrscheinlich stellten sie Pelz- und Lederkleidung für die Herren der Burg her, die sich früher über der Stadt erhob. Heute ist es eine malerische Ruine, die im Herbst ihre ganze Wirkung entfaltet! (letztes Bild)
Oben auf dem Areal der Burg findet sich auch noch ein "Skansen", also ein die bäuerliche Kultur der Bukowina darstellendes Freilichtmuseum. Das liegt irgendwie passend an einem großen Friedhof und demonstriert so, wie tot die Tradition auch hier ist. Ich werde vielleicht mal hin gehen, verspreche mir aber nix davon. Viel zu viele solcher Museen habe ich in Polen und der Ukraine, auch in der Slowakei, schon gesehen. Die Städte sind ungarisch oder deutsch geprägt, was also für die Traditionsbildung nicht in Frage kommt, Deshalb hat man so viel Wert auf die ländlich- bäuerliche Kultur der slawischen oder rumänischen Volksteile gelegt. Aber die machen nun mal nicht viel her. In Czernowitz schreit die Groteske geradezu zum Himmel, wenn man den Ukrainern Nationalgefühl anhand der Hütten am Rand einer österreichischen Metropole von Weltgeltung beibringen will. Und hier wird es nicht anders sein. Man hofft, dass sich solche Verklemmungen bald legen. Ich werde mein Bestes tun. Als die Finnen stolz auf Nokia waren, brauchten sie keine "finnische Geschichte". Das ist alles. Nur Menschen, die im Elend leben, brauchen das Opium einer wenigstens "großen Geschichte". Wenn es den Leuten gut geht, ist es ihnen egal, wie ihre Vorväter lebten und dachten. Ob das immer gut ist, sei mal dahin gestellt, aber im Prinzip ist es eine gesunde Einstellung. Legt man sie zugrunde, versteht man den Blödsinn, den Pegida & Co. bei uns veranstalten. Aber denen geht es halt oft nicht gut. Und siehe da- sie suchen ihr Heil in einer imaginierten Vergangenheit "deutscher Größe". Schafft den Leuten Arbeit und Wohlstand und das Gespenst löst sich von alleine auf! Da mögen die Herren Schäuble und Thierse reden was sie wollen...
Ankunft in Suceava- Etwas Neues beginnt!
Ach, Freunde, die Anreise durch Rumänien ist ein unsagbares Elend! Nein, die Straßen sind besser, als ich sie 2010 (?) mit Daniel erlebte, als wir uns in der Ankunftszeit in Debrecen um Stunden verschätzten. Dafür gibt es LKW über LKW und die fahren halt nicht auf der rechten Spur einer Autobahn, sondern auf einer serpentienenreichen Straße immer genau vor einem. Man kann sie kaum überholen und sie sind natürlich in jeder Kurve und in den Abfahrten wie den Anstiegen unendlich langsam. Und so brauchte ich für die 650 km von Kosice bis Suceava 12 Stunden netto! Außerdem war das Wetter trübe und immer wieder regnete es in Strömen. Das kann einem schon die Nerven ziehen! Aber ich kam endlich gut an, fand ein angenehmes Hotel- Zimmer (Hotel Continental- Bild zwei) und sogar ein gutes (leider zu teures!) Restaurant.
Anderntags, also am 25. 10., war ich erst um 15.00 Uhr mit Ancha, meiner neuen Chefin, verabredet. Ich nutzte den Vormittag, mir die Stadt zu erlaufen. Allerdings regnete es in Strömen und gegen Mittag hatte ich eine völlig durchnässte Hose, aufgequollene Schuhe und eine feuchte Jacke und ein paar Bilder, die nicht so toll geworden sind. Ich verstand, dass die sehenswertesten Bauten in Suceava die Kirchen im Stil der "Moldau- Klöster" (Bild drei) sind. Es gibt eine Menge davon in der Stadt. Die erste steht gleich vor dem Hotel. (Bild oben) Viele von den Klöstern und Kirchen der Region haben uralte Fresken und Außenwandmalereien bzw. Ikonen in Mauernischen, die quasi eine "Bibel in Bildern" darstellen. Verglichen mit mitteleuropäischen Kirchenbauten sind die hiesigen bescheiden und relativ klein. Innen hatte nur die wohlhabende Elite Platz, der Rest der Bevölkerung lauschte der Predigt außen und hatte - da des Lesens unkundig - die Religion als Bildprogramm vor sich. Die UNESCO würdigte die ganze Region mit dem Status des Weltkulturerbes.
Dann traf ich meine neuen Kolleginnen und die Direktorin, die entgegen der Darstellung meiner Vorgängerin genauso nett waren wie die Mails, die ich schon bekommen hatte. Der Termin bei der Maklerin stand und Mihai führte mich dorthin und übersetzte. Er fand den Preis in Ordnung und bestätigte, dass sowieso alle freien Wohnungen der Stadt bereits besetzt seien, weil das Semester begonnen hätte. Nur die "besseren" und "höherpreisigen" Wohnungen wären noch zu haben. Also stimmte ich zu, mir eine Wohnung für 250 Euro kalt anzusehen. Ich nahm sie sofort, denn sie ist sicher die beste Wohnung, die ich im Ausland je hatte. Ein großes Schlafzimmer wartet mit einem riesigen neuen Kleiderschrank und einem Wandschrank auf, der genügend Fächer für Bücher, Aktenordner usw. hat. Darin steht ein Doppelbett; die werte Gattin kann also kommen. ;-) Daneben gibt es noch ein großes Wohnzimmer mit Ausziehcouch (die Gäste können kommen!), einem Couchtisch, einem niedrigen Schuhregal und einem Tisch mit vier Stühlen. An einer Seite gibt es die Küchenzeile mit Waschmaschine und Kühlschrank, ein bisschen abgesetzt durch einen Pfeiler. Einen Computertisch, den ich hier aufstellen kann, gibt es auch. Das Bad ist klein, aber ausreichend. Es gibt ein Waschbecken und eine Duschkabine. Besonders hervorhebenswert ist die separate Heißwassser- Versorgung, die auch die Heizung bedient. Ich kann es also warm haben, wenn andere Leute noch auf den Startschuss der Heizsaison warten müssen. ;-)
Am Tag darauf (Donnerstag) hatte ich sozusagen frei und stellte also weitere Erkundungen an. Vor allem wollte ich wissen, ob man von meinem neuen Quartier (Bild vier- die Wohnung befindet sich oben links unter dem Dach) aus irgendwie Joggen oder Radfahren kann. Leider Fehlanzeige. Aber immerhin fand ich ein Kaufland in der Nähe. Ich kann also zu Fuß einkaufen und zur Schule gehen. Beides etwa 5 min! :-) Das bestärkte mich in der Absicht, die Wohnung wirklich zu mieten, ein Akt, der am Nachmittag über die Bühne ging. Zwei Monate im Voraus und eine Monatsmiete als Kaution- ich hatte gerade so 750 Euro in der Tasche. Daher war die Erleichterung groß, als der Vermieter sich bereit erklärte, die Miete über ein Konto entgegen zu nehmen. Ich kann es also überweisen und muss nicht immer Bargeld in großen Mengen mit mir rumtragen.
Egal. Was sah ich noch? Suceava besteht im Wesentlichen aus Banken, Apotheken, Notariaten, Zahnmedizinern, Advokaten, Kopie- Shops, Mobilfunkläden, Computer- Shops, Friseuren, Beauty- und Nailstudios und Kirchenläden. Lebensmittelläden gibt es kaum. Daneben einige Pubs, Bars, "Souflaki- Läden", Pizzerias und Lounges. Klar, zwei Mc Donalds gibt es auch. Die Menschen sehen an sich gut gekleidet bis schick aus- wie in der Ukraine. Zigeuner sind im Stadtbild kaum zu sehen, aber es gibt viele sichtbar arme Alte. Wie in der Ukraine stehen auch hier alte Männer um Schach- oder Go- Spiele herum und spielen dort um Geld. Das Publikum wettet auf den Sieg des einen oder anderen. (Bild sechs)
Etwas erschreckend fand ich, dass Parolen wie "Bessarabien gehört zu Rumänien" (Bild fünf) öfter zu finden sind. Man wird also dem NATO- Aufmarsch gegen Russland nichts entgegen setzen und den EU- Beitritt Moldawiens (das korrupt und arm ohne Ende ist und wo fast 50 % der Bevölkerung gegen einen "Anschluss" stimmen) befürworten. Im Fernsehen laufen übrigens Sendungen, die sich mit der Sprachenfrage beschäftigen. Ein großes Problem aus rumänischer Sicht besteht darin, dass viele Moldawier kein Rumänisch bzw. nur einen ähnlichen Dialekt sprechen, also die Schriftsprache nicht beherrschen. Mein Problem sind die russischen Truppen dort, aber das scheint man - wie in Polen - nicht ernst zu nehmen. Ich muss noch raus kriegen, ob es auch Rumänen gibt, die glauben, im Falle eines Krieges in Moskau bald eine Siegesparade abhalten zu können. (Solchen Quatsch hörte ich sowohl in Polen als auch in der Ukraine!)
Egal. Weite Teile der Stadt sind ziemlich hässlich, denn unter Ceausescu hat man auch nicht eben viel Wert auf architektonische Schönheit gelegt. Grotesk die nun wirklich großen Kirchen in den Neubaugebieten, die aber alle voll sind. (Vorletztes Bild) Überall Administration und Konsum- keine wirkliche "Arbeit", Verständlich, dass die Leute arm sind. Mihai meinte, für die Wiedererrichtung einer Kirche hätte man 5000 (!) Papiere mit Stempeln, Unterschriften etc. benötigt. Oh je...
Auch in der Schule gibt es Probleme, weil meine Qualifikation keine rumänische Entsprechung kennt. Der Doktor ist hier weniger interessant als der "erste pädagogische Grad", der aber nur nach einer rumänischen Prüfung vergeben wird. Kann sein, man stellt mich ein und bezahlt mich als Berufsanfänger. Das wären fast 150 Euro weniger, als ich bekäme, wenn man meine Dienstjahre und die "höchste Qualifikation" anerkennen würde. Also muss man kämpfen, denn ich will 10 Jahre hier bleiben. Da lohnt es sich schon...
Anderntags, also am 25. 10., war ich erst um 15.00 Uhr mit Ancha, meiner neuen Chefin, verabredet. Ich nutzte den Vormittag, mir die Stadt zu erlaufen. Allerdings regnete es in Strömen und gegen Mittag hatte ich eine völlig durchnässte Hose, aufgequollene Schuhe und eine feuchte Jacke und ein paar Bilder, die nicht so toll geworden sind. Ich verstand, dass die sehenswertesten Bauten in Suceava die Kirchen im Stil der "Moldau- Klöster" (Bild drei) sind. Es gibt eine Menge davon in der Stadt. Die erste steht gleich vor dem Hotel. (Bild oben) Viele von den Klöstern und Kirchen der Region haben uralte Fresken und Außenwandmalereien bzw. Ikonen in Mauernischen, die quasi eine "Bibel in Bildern" darstellen. Verglichen mit mitteleuropäischen Kirchenbauten sind die hiesigen bescheiden und relativ klein. Innen hatte nur die wohlhabende Elite Platz, der Rest der Bevölkerung lauschte der Predigt außen und hatte - da des Lesens unkundig - die Religion als Bildprogramm vor sich. Die UNESCO würdigte die ganze Region mit dem Status des Weltkulturerbes.
Dann traf ich meine neuen Kolleginnen und die Direktorin, die entgegen der Darstellung meiner Vorgängerin genauso nett waren wie die Mails, die ich schon bekommen hatte. Der Termin bei der Maklerin stand und Mihai führte mich dorthin und übersetzte. Er fand den Preis in Ordnung und bestätigte, dass sowieso alle freien Wohnungen der Stadt bereits besetzt seien, weil das Semester begonnen hätte. Nur die "besseren" und "höherpreisigen" Wohnungen wären noch zu haben. Also stimmte ich zu, mir eine Wohnung für 250 Euro kalt anzusehen. Ich nahm sie sofort, denn sie ist sicher die beste Wohnung, die ich im Ausland je hatte. Ein großes Schlafzimmer wartet mit einem riesigen neuen Kleiderschrank und einem Wandschrank auf, der genügend Fächer für Bücher, Aktenordner usw. hat. Darin steht ein Doppelbett; die werte Gattin kann also kommen. ;-) Daneben gibt es noch ein großes Wohnzimmer mit Ausziehcouch (die Gäste können kommen!), einem Couchtisch, einem niedrigen Schuhregal und einem Tisch mit vier Stühlen. An einer Seite gibt es die Küchenzeile mit Waschmaschine und Kühlschrank, ein bisschen abgesetzt durch einen Pfeiler. Einen Computertisch, den ich hier aufstellen kann, gibt es auch. Das Bad ist klein, aber ausreichend. Es gibt ein Waschbecken und eine Duschkabine. Besonders hervorhebenswert ist die separate Heißwassser- Versorgung, die auch die Heizung bedient. Ich kann es also warm haben, wenn andere Leute noch auf den Startschuss der Heizsaison warten müssen. ;-)
Am Tag darauf (Donnerstag) hatte ich sozusagen frei und stellte also weitere Erkundungen an. Vor allem wollte ich wissen, ob man von meinem neuen Quartier (Bild vier- die Wohnung befindet sich oben links unter dem Dach) aus irgendwie Joggen oder Radfahren kann. Leider Fehlanzeige. Aber immerhin fand ich ein Kaufland in der Nähe. Ich kann also zu Fuß einkaufen und zur Schule gehen. Beides etwa 5 min! :-) Das bestärkte mich in der Absicht, die Wohnung wirklich zu mieten, ein Akt, der am Nachmittag über die Bühne ging. Zwei Monate im Voraus und eine Monatsmiete als Kaution- ich hatte gerade so 750 Euro in der Tasche. Daher war die Erleichterung groß, als der Vermieter sich bereit erklärte, die Miete über ein Konto entgegen zu nehmen. Ich kann es also überweisen und muss nicht immer Bargeld in großen Mengen mit mir rumtragen.
Egal. Was sah ich noch? Suceava besteht im Wesentlichen aus Banken, Apotheken, Notariaten, Zahnmedizinern, Advokaten, Kopie- Shops, Mobilfunkläden, Computer- Shops, Friseuren, Beauty- und Nailstudios und Kirchenläden. Lebensmittelläden gibt es kaum. Daneben einige Pubs, Bars, "Souflaki- Läden", Pizzerias und Lounges. Klar, zwei Mc Donalds gibt es auch. Die Menschen sehen an sich gut gekleidet bis schick aus- wie in der Ukraine. Zigeuner sind im Stadtbild kaum zu sehen, aber es gibt viele sichtbar arme Alte. Wie in der Ukraine stehen auch hier alte Männer um Schach- oder Go- Spiele herum und spielen dort um Geld. Das Publikum wettet auf den Sieg des einen oder anderen. (Bild sechs)
Etwas erschreckend fand ich, dass Parolen wie "Bessarabien gehört zu Rumänien" (Bild fünf) öfter zu finden sind. Man wird also dem NATO- Aufmarsch gegen Russland nichts entgegen setzen und den EU- Beitritt Moldawiens (das korrupt und arm ohne Ende ist und wo fast 50 % der Bevölkerung gegen einen "Anschluss" stimmen) befürworten. Im Fernsehen laufen übrigens Sendungen, die sich mit der Sprachenfrage beschäftigen. Ein großes Problem aus rumänischer Sicht besteht darin, dass viele Moldawier kein Rumänisch bzw. nur einen ähnlichen Dialekt sprechen, also die Schriftsprache nicht beherrschen. Mein Problem sind die russischen Truppen dort, aber das scheint man - wie in Polen - nicht ernst zu nehmen. Ich muss noch raus kriegen, ob es auch Rumänen gibt, die glauben, im Falle eines Krieges in Moskau bald eine Siegesparade abhalten zu können. (Solchen Quatsch hörte ich sowohl in Polen als auch in der Ukraine!)
Egal. Weite Teile der Stadt sind ziemlich hässlich, denn unter Ceausescu hat man auch nicht eben viel Wert auf architektonische Schönheit gelegt. Grotesk die nun wirklich großen Kirchen in den Neubaugebieten, die aber alle voll sind. (Vorletztes Bild) Überall Administration und Konsum- keine wirkliche "Arbeit", Verständlich, dass die Leute arm sind. Mihai meinte, für die Wiedererrichtung einer Kirche hätte man 5000 (!) Papiere mit Stempeln, Unterschriften etc. benötigt. Oh je...
Auch in der Schule gibt es Probleme, weil meine Qualifikation keine rumänische Entsprechung kennt. Der Doktor ist hier weniger interessant als der "erste pädagogische Grad", der aber nur nach einer rumänischen Prüfung vergeben wird. Kann sein, man stellt mich ein und bezahlt mich als Berufsanfänger. Das wären fast 150 Euro weniger, als ich bekäme, wenn man meine Dienstjahre und die "höchste Qualifikation" anerkennen würde. Also muss man kämpfen, denn ich will 10 Jahre hier bleiben. Da lohnt es sich schon...
Helmut und Frank
Am Montag war ich in der Schule und habe meine Kolleginnen besucht, die sich sehr gefreut haben. Ich bekam auch meine Bescheinigungen über die Steuer, die Sozialversicherungen usw.
Dann trafen ich Karin und Remmer (Bild oben links) im Cafe "Dominico" am Dominikaner- Platz in Kosice und wir blieben bis 16.00 Uhr. Da war ich mit meinem Freund Helmut Bistika (Bild oben Mitte) verabredet, der uns kurz vor dem Abbau noch durch seine neueste Ausstellung führen wollte. Karin und Remmer waren auch neugierig.
Die Ausstellung seiner körperbetonten Skulpturen und Installationen (Bild zwei) nebst Bildern aus früheren "Perioden"(Bild drei) fand im Dachgeschoss des zum Kulturhauptstadtjahr restaurierten Museums statt und ich fand das Ambiente toll. Unter dem Dach gibt es eine lichtdurchflutete hohe Dachstuhlkonstruktion, die als offener Raum für Hängungen und die Aufstellung von Skulpturen sehr gut geeignet ist. Entsprechend ansprechend sah das Ganze aus. Helmut war trotzdem wütend, weil die Spießer vom Kosicer Kunstbetrieb sich an seinen Darstellungen von nackten Körpern, expliziten Szenen, Penissen usw. so gestört haben, dass sie nicht einmal das Video laufen ließen, dass Helmut als "Begleittext" der Ausstellung mitgegeben hatte. Nun ja, diese Art Piefigkeit habe ich dort immer gespürt... Aber warum Helmuts Bilder von Engeln und figurativen Fantasien keine begeisterten Freunde finden, das ist mir ein Rätsel. Diese Bilder, mein Freund, sind wirklich gut!
Ich war jedenfalls froh, meinen Projektpartner wiederzusehen und wir vereinbarten gleich, dass ich für seine nächsten Vorhaben Texte liefere. Spannend. Ich bin ja weder Experte noch Kunstkenner noch habe ich so etwas studiert etc. Aber wir haben halt einen gleichen Nerv und schwingen auf einer Wellenlänge. (Wie man sieht- letztes Bild) Und sowieso gab es in der Ausstellung nicht nur Sachen, die provozieren und zum Nachdenken anregen sollen, sondern auch Bilder, die einfach nur gefallen. Sie sind originell und trotzdem ästhetisch in dem guten alten Sinn. Das heißt, der Mann spinnt nicht nur, er kann auch etwas. Er kann sogar Publikum haben, wenn er will. ;-) Ich wünsche ihm, dass er sich langsam aber sicher durchsetzt und bald auch Erfolge genießen kann. Die letzten Ausstellungen waren ja schon in Wien und Prag. Es muss werden und ich drücke die Daumen!
Dann trafen ich Karin und Remmer (Bild oben links) im Cafe "Dominico" am Dominikaner- Platz in Kosice und wir blieben bis 16.00 Uhr. Da war ich mit meinem Freund Helmut Bistika (Bild oben Mitte) verabredet, der uns kurz vor dem Abbau noch durch seine neueste Ausstellung führen wollte. Karin und Remmer waren auch neugierig.
Die Ausstellung seiner körperbetonten Skulpturen und Installationen (Bild zwei) nebst Bildern aus früheren "Perioden"(Bild drei) fand im Dachgeschoss des zum Kulturhauptstadtjahr restaurierten Museums statt und ich fand das Ambiente toll. Unter dem Dach gibt es eine lichtdurchflutete hohe Dachstuhlkonstruktion, die als offener Raum für Hängungen und die Aufstellung von Skulpturen sehr gut geeignet ist. Entsprechend ansprechend sah das Ganze aus. Helmut war trotzdem wütend, weil die Spießer vom Kosicer Kunstbetrieb sich an seinen Darstellungen von nackten Körpern, expliziten Szenen, Penissen usw. so gestört haben, dass sie nicht einmal das Video laufen ließen, dass Helmut als "Begleittext" der Ausstellung mitgegeben hatte. Nun ja, diese Art Piefigkeit habe ich dort immer gespürt... Aber warum Helmuts Bilder von Engeln und figurativen Fantasien keine begeisterten Freunde finden, das ist mir ein Rätsel. Diese Bilder, mein Freund, sind wirklich gut!
Ich war jedenfalls froh, meinen Projektpartner wiederzusehen und wir vereinbarten gleich, dass ich für seine nächsten Vorhaben Texte liefere. Spannend. Ich bin ja weder Experte noch Kunstkenner noch habe ich so etwas studiert etc. Aber wir haben halt einen gleichen Nerv und schwingen auf einer Wellenlänge. (Wie man sieht- letztes Bild) Und sowieso gab es in der Ausstellung nicht nur Sachen, die provozieren und zum Nachdenken anregen sollen, sondern auch Bilder, die einfach nur gefallen. Sie sind originell und trotzdem ästhetisch in dem guten alten Sinn. Das heißt, der Mann spinnt nicht nur, er kann auch etwas. Er kann sogar Publikum haben, wenn er will. ;-) Ich wünsche ihm, dass er sich langsam aber sicher durchsetzt und bald auch Erfolge genießen kann. Die letzten Ausstellungen waren ja schon in Wien und Prag. Es muss werden und ich drücke die Daumen!
Kosice im Herbst
Der Aufenthalt in Polen bei Anka war wirklich verregnet. Was danach kam, hieß Sachen packen, die letzten Dinge kaufen, Dokumente abschicken usw. Meine Übersiedlung nach Rumänien stand vor der Tür. Und am 20. 10. ging es los. Franziska hatte Mühe, mit mir die Dachbox auf den Superb zu hieven, aber dann klappte doch alles. Schwer beladen fuhr ich ab in Richtung Plock, wo es wieder regnete und regnete. Trotzdem hatte ich einen schönen Abend mit Monika und Gosia, die ich schon 10 Jahre nicht gesehen hatte. Einst besorgte ich ihr ein Stipendium und sie besuchte uns in Leipzig, ich sie in Jena (?). Weiß der Fuchs... Jedenfalls sah ich sonst nichts von Plock, genoss nur das neue Kellerrestaurant am Markt, das ich noch nicht kannte, Tags darauf fuhr ich weiter nach Lodz, wo ich bei Ljuba aus der Ukraine und ihrem polnischen Freund Emil ein Unterkommen fand und auch einen sehr schönen Abend in einem Music- Pub verlebte. Und allen, die es nicht glauben, sei es gesagt: Ich kann doch einen ganzen Abend lang Polnisch sprechen und sogar die Weltlage erklären! (Allerdings möchte ich nicht wirklich wissen, mit welcher Grammatik!) Dank an Emil, der mir mitdenkend sehr geholfen hat. ;-) Ich drücke dem "Lubchen" die Daumen, dass sie diesen Mann festhalten kann. Er ist ein toller Typ!
Dann allerdings kam die wichtigste Etappe meiner Reise. Kosice, wo ich noch ein paar Dokumente abzuholen hatte. Außerdem wollte ich meinen Kollegen und Freund Remmer besuchen und mit ihm und Karin, die ich sehr mag, noch Zeit verbringen. Und das taten wir auch. Am Sonntag fuhren wir zum Sirava und besuchten zunächst den See in Vinne. (Bild oben) Jetzt mit herbstlicher Laubfärbung war das ein schöner Anblick! Karin (Bild zwei) war ganz zufrieden und fotografierte alles.
Zum Mittag kehrten wir in der Salas- Bar ein. Mein Essen war hervorragend, aber Remmer und Karin fanden, dass sie schon bessere "Pirohy! gegessen hätten. Schade. Ich war immer mit dem Angebot zufrieden. Danach wanderten wir ein wenig am Sirava. "Still und ruhig" lag der See. (Bild drei) Uns interessierte ein bisschen der morbide Charme der sozialistischen Restbauten (letztes Bild), die leider niemand unter seine Obhut genommen hat. Immer noch nicht. Ich kenne ja die Schandflecken, früher blühende Tanzlokale, in denen z.B. Kollegin Gubikova ihre Liebe fand ;-) , schon seit fünf Jahren. Gute Erinnerungen kamen auf an die schönen Tage von fünf "Sprachwochen" mit Schülerinnen des Gymnasiums in Michalovce. Aber man soll nach vorne und nicht zurück blicken...
Dann allerdings kam die wichtigste Etappe meiner Reise. Kosice, wo ich noch ein paar Dokumente abzuholen hatte. Außerdem wollte ich meinen Kollegen und Freund Remmer besuchen und mit ihm und Karin, die ich sehr mag, noch Zeit verbringen. Und das taten wir auch. Am Sonntag fuhren wir zum Sirava und besuchten zunächst den See in Vinne. (Bild oben) Jetzt mit herbstlicher Laubfärbung war das ein schöner Anblick! Karin (Bild zwei) war ganz zufrieden und fotografierte alles.
Zum Mittag kehrten wir in der Salas- Bar ein. Mein Essen war hervorragend, aber Remmer und Karin fanden, dass sie schon bessere "Pirohy! gegessen hätten. Schade. Ich war immer mit dem Angebot zufrieden. Danach wanderten wir ein wenig am Sirava. "Still und ruhig" lag der See. (Bild drei) Uns interessierte ein bisschen der morbide Charme der sozialistischen Restbauten (letztes Bild), die leider niemand unter seine Obhut genommen hat. Immer noch nicht. Ich kenne ja die Schandflecken, früher blühende Tanzlokale, in denen z.B. Kollegin Gubikova ihre Liebe fand ;-) , schon seit fünf Jahren. Gute Erinnerungen kamen auf an die schönen Tage von fünf "Sprachwochen" mit Schülerinnen des Gymnasiums in Michalovce. Aber man soll nach vorne und nicht zurück blicken...
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