Am Donnerstag war straffe Arbeit angesagt, denn ab der Kaffeepause sollte der Stadtgang stattfinden. Dieses Mal gab es für alle richtige Debatten mit Jury (Bild oben Isabel, Heike und Aniko), gemeinsamer Vorbereitung (Bild zwei Simon, Lucia, Sara, Mate "Bomba" und Antal) und einer qualifizierten Auswertung (Bild drei Heike mit Sara). Die Fortschritte waren deutlich zu sehen. Hier und da gibt es aber auch noch Defizite. Warum nicht? Es ist halt noch kein Meister vom Himmel gefallen!
Um 16:00 Uhr brachen wir dann zum Stadtgang auf. Über den Marktplatz ging es zur Frauenkirche, wo gerade ein Chor sang. Davor ein "Ashram" mit den einschlägigen Melodien. Die Jugendlichen fanden das faszinierender als Bach. ;-) Über die Elbterassen gingen wir zum Fürstenzug (Bild vier), wo ich die Geschichte von Friedrich dem Gebissenen zum Besten gab. ;-) Durch den Reithof gingen wir dann zum Zwinger und an der Semper- Oper vorbei über die Brücke in die Neustadt. An der Drei- Königs- Kirche endete der etwa zweistündige Rundgang. Das war auch gut so, denn nun war die Lust der jungen Leute, mir zuzuhören, erschöpft. Sie sehen auch kaum hoch, verbinden nichts mit dem, was man ihnen sagt. Der Blick auf das Mobiltelefon ist wichtiger als der auf barocke Architektur und eine Pizza erscheint als das Reich der Seligkeit, wenn man sie zu der Latscherei durch irgendwelche berühmten Altstädte ins Verhältnis setzt. Bildungsterrorismus habe ich mir jedoch schon abgewöhnt; ein jeder sieht halt nur das, wofür er sich interessiert, wovon er etwas weiß, womit er etwas verbindet. Das alles hatten Dresden und die sächsische Geschichte offensichtlich nicht zu bieten. Es ist eben nicht München und hat kein Oktoberfest, wovon jeder Slowake und Ungar heimlich träumt. ;-) Jedenfalls konnte das Dixieland- Festival (?) da nicht mithalten. In allen Kneipen und auf den Elbkähnen spielten Jazz- Kapellen, weshalb ich vorschlug, die knapp 5 km evtl. zu Fuß zu gehen, aber das wurde natürlich :-) abgelehnt. So latschte ich allein den ganzen Weg und freute mich an diversen Foto- Motiven.
Weil ich den Einbruch der Dunkelheit abwarten wollte (zweites Bild unten- beleuchteter Elbkahn vor und - Bild unten - nach dem Blauen Wunder), kam ich gegen 21:30 Uhr doch wirklich als Letzter in unser Quartier. Nach der Pizza hatte also niemand mehr Lust verspürt, sich allein die Stadt anzusehen. Ein paar leute waren noch mal shoppen, wusste Aniko zu berichten, die selber unbedingt noch einen Store aufsuchen musste, den es in Ungarn nicht gäbe und den man sonst nur in Wien finden könne. Naja, wenn sie das alles schleppen wollen... Mir soll's endlich egal sein.
Ich traf "meine Runde" wie erhofft wieder in der Bibliothek. Wir setzten das Thema des Vortages fort und es erwies sich das ehrliche Interesse. Die Jungs und ich diskutierten naturwissenschaftliche Probleme und die Sinnhaftigkeit ihrer Vermittlung im Unterricht, mit Ema ging es dann um Politik und endlich um Fragen der "Guten Lebens". Wieder musste ich die Bande um 24:00 Uhr ins Bett scheuchen. Natürlich machten sie auf den Zimmern noch weiter. Ich hörte die tappenden Schritte auf dem Flur, aber es war mir egal. Die Trainerinnen hatten die hohe Disziplin und die Bereitschaft, sich bis zum Äußersten zu konzentrieren gelobt, warum sollte ich also päpstlicher als der Papst sein? Schön war, dass mich auf dem Weg ins Zimmer ein ungarisches Mädchen abfing, das unbedingt wissen wollte, wie "Ich liebe dich" auf Slowakisch heißt; einer "meiner" Jungs lernte heftig Ungarisch mit Tomas, der aus Nove Zamky ist und Ungarisch spricht. Also war das Eis gebrochen! Es bestätigt sich eben immer wieder, dass man die jungen Leute nur zusammen bringen braucht, dann begreifen sie ganz schnell, um wie Vieles Ähnlicher als gedacht sie sich sind.
Die Gespräche anderntags im Zug und die Szenen der Verabschiedung zeigten das. Mal sehen, wer sich von den beiden Gruppen im Herbst zum 10. Internationalen Finale in Prag wiedersehen wird... Schade, ich werde nicht mehr dabei sein. :-( Aber erst einmal muss ich beim Landesfinale der Slowaken zeigen, dass ich aller persönlichen Sympathien ungeachtet ein objektives Urteil sprechen und die beiden Landessieger küren kann. Auf jeden Fall freue ich mich, "meine Truppe" wiederzusehen!
Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...
Samstag, 21. Mai 2016
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