Anderntags Stadtrundgang in Ivano. Die "Kleinen" wären nicht so jung, wie sie nun mal sind, wenn sie nicht den Spaß höher als die Bildung hängen würden. Ich war nicht traurig deswegen und ließ sie mit den Tretdingern einmal um den See fahren. (Bild oben) Lustig war, dass Alexandra sich kräftig mühte, Andrei zu fahren und im Doppelpack nicht gegen Teodor zu verlieren. Das Ergebnis war ein strahlendes, aber ziemlich verschwitztes Kind...
Dann fuhren wir nach Chernivtsi, wo uns Valentina Jacoban erwartete. Die Jugend machte dann "ihr Ding" und ich bezog mein Hotel und traf Felix Zuckerman. Ein entspannter und schöner Abend im Freisitz des "Sorbonne", das wirklich exquisite Küche zu bieten hat. Da es mich interessierte, erzählte Felix viel von den jüdischen Seiten der Stadt, die ich am nächsten Tag selbst noch einmal aufsuchte. Neu sind das Denkmal für Rosse Ausländer (zweites Bild) und das Holocaust- Denkmal, das an das Ghetto und die Deportationen erinnert. (Bild drei) Ob Eisikowicz (Bild vier) auch deportiert wurde? Die Inschrift hatte ich auch vor zehn Jahren schon einmal fotografiert. Seitdem hat nur der Putz an der Fassade gelitten...
Im ehemaligen Ghetto findet sich auch die "große Synagoge" (Bild unten) Immerhin ist sie außen saniert. Ein mondänes Schild am Eingang verrät irgendeine Nutzung, die sich mir aber nicht erschloss. So dicht kam ich nicht heran, da alles Privatgelände ist. Eine Fabrik? Es sieht so aus. Gleichzeitig wird ein schlossähnliches Haus auf dem Gelände saniert, das früher vielleicht die Fabrikanten- Villa war. Vom Hof aus kann man offensichtlich über die Abbruchkante hinaus auf die Unterstadt mit Bahnhof sehen. Dort sind weiße kitschige Säulen errichtet, die von Heiligen- Figuren gekrönt werden. Ein ebenso weißes Geländer signalisiert einen Aussichtspunkt (heiliger Natur). Das passt eigentlich nicht zu einem Fabrik- Gelände...
Nun, ich werde Felix das nächste Mal danach fragen. Wir sind ja nun, nachdem wir uns neun Jahre nicht gesehen haben, per Du. ;-) Aber das ist ok. Wir hatten uns immer gut verstanden und auch an diesem Abend war alles harmonisch und gut.
Am Nachmittag nahm ich meine Bande wieder auf und wir kamen gut über die Grenze und waren also schnell in Suceava. Ich ging was essen und konnte den Abend ruhig beschließen. Obwohl ich am Tag "Dracula" gelesen hatten, schlief ich gut. Es ist schon ok ab und an mit seinen Schülern auf Reisen zu gehen. Mir hat es Spaß gemacht. Freilich versteht das nicht jeder und die Eltern bedanken sich zwar brav für die Erlebnisse, die ich ihren Kindern verschaffe, aber verstehen tun sie das nicht. Lehrer- Sein wird eben als ein Job wie alle anderen aufgefasst, obwohl überall steht, es sollte nicht so sein. Wenn es dann mal anders ist und ein Lehrer echtes Interesse an seinen Schülern entwickelt und sich für sie freut, wenn sie etwas sehen und lernen (und wenn sie ihm dabei Freude machen), dann löst das Erstaunen aus. Eben so ist die Welt und deswegen ist sie auch nicht gut!