Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Samstag, 22. Juni 2019

Aufstieg auf den Pip Ivan am 18.06.

In aller Herrgottsfrühe ging es also los. Anfangs brauchten wir die Fleecejacken, denn es schien bei dem Nebel (Bild oben - Smotritsch im Frühnebel) doch empfindlich kühl. Das gab sich allerdings bald und wir wanderten im T-Shirt weiter, denn die Anstiege setzten recht schnell den inneren Verbrennungsmotor in Gang und uns wurde warm. Im Prinzip beginnt der Aufstieg gleich hinter der noch im Bau befindlichen Dorfkirche (zweites Bild). Wie auf dem Weg zum Hoverla führt auch hier die Route erst einmal über Wiesen und Wälder, ehe man die Knüppelholz- Zone überwinden muss und die Hochgebirgslandschaft (Bild drei) beginnt.

Anders als am Hoverla ist es hier allerdings erstens steiler und zweitens steiniger. Am Rand sind oft merkwürdige Felsformationen zu sehen, die ich jedoch wegen des Nebels zunächst nicht sah (und also auch nicht fotografieren konnte). Dafür entschädigten die ringsumher blühenden Matten. Ich bedauerte den Sonnenaufgang im Gebirge wegen des Nebels nicht erleben zu können, aber man kann halt nicht alles haben. Herrlich waren die absolute Ruhe dort oben und der Umstand, dass um diese Zeit außer uns niemand am Berg war. 

Unser Wirt veranschlagte 10 Stunden Weg für geübte Bergwanderer; Juri hatte drei Stunden angekündigt. Am Ende waren wir nach ca. vier Stunden auf dem Gipfel (erst auf dem Berg- Gipfel des Smotritsch - ca. 1980 m hoch; dann auf dem Pip Ivan mit 2020 m) und das lag nicht (!) an mir. Freilich hatten wir ausführlich und in Ruhe gefrühstückt. Die Zeit müsste man abziehen. Auf dem Gipfel steht seit Anfang des letzten Jahrhunderts eine alte Wetter- und Sternwarte (vorletztes Bild), die heute von einer Polin in Privatinitiative restauriert wird.

Das Gebiet gehörte früher freilich zu Polen und befand sich im Dreiländereck Tschechoslowakei - Polen- Rumänien. Auf dem Passweg kann man noch die alten Grenzmarkierungen bemerken; leider auch die Geschützstellungen und Grabensysteme aus dem Ersten (?) Weltkrieg. Schöner dann schon der Anblick wilder Biwakplätze, auf denen sich langsam Leben zu regen begann, als wir vorbeigingen. Die Bergwanderer dort waren sicher von der Sonne gekitzelt worden, die nun endlich durch die Wolken brach und den Blick auf die umliegende Höhen- Landschaft frei machte. (Bild unten) Ich konnte endlich ein bisschen fotografieren und bis nach Rumänien schauen!

Wir rasteten ein bisschen und Juri, wie immer sehr kommunikativ, knüpfte ein Gespräch mit dem Bergwart an, der dort oben seine Arbeitsräume hat. Nein, Hubschrauber zur Bergrettung hätten sie keine. Im Unglücksfall gehen sie halt zu zweit raus und versuchen die Verunglückten zu bergen. Als Unterkunft für Wanderer, die von schlechtem Wetter überrascht werden und nicht mehr absteigen können, gibt es nur primitive Pritschen, die in die hohen Räume der Wetterwarte eingezogen sind. (Vorletztes Bild) Wir wollten das Innere sehen und der Mann führte uns bereitwillig herum. Es gab es aber noch nicht viel zu sehen. Der Bau ist eigentlich eine Ruine, sehr schwer zu rekonstruieren, weil das Baumaterial in Einzelteilen von Menschen den Berg herauf bewegt werden muss. Wahrlich keine so schöne Vorstellung. Trotzdem sind jedes Jahr polnische Studenten oben, die eben solche Arbeiten ausführen. Wer weiß? Vielleicht sind sie fertig, wenn ich in zehn Jahren noch einmal wiederkomme...

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