Reisebilder aus der Ukraine, der Slowakei, Rumänien und Osteuropa. Reflexionen zum Alltag, Reiseberichte, Kurioses und Interessantes vom Zusammenleben der Völker, Privates für Freunde und Bekannte...

Samstag, 22. Juni 2019

Abstieg vom Pip Ivan am 18. 06.

Doch, doch, ich war auch dabei! (Bild oben mit Sergei- der Beweis!) Außer uns - im unteren Teil des Wegs - noch Kühe und Pferde auf saftigen Wiesen. Gras von einer derart grünen Farbe habe ich nie zuvor gesehen! Doch ist das erste Bild eigentlich ein Vorgriff. Die feuchte Wolkendecke hatte sich schon kurz nachdem wir den Rückweg angetreten hatten, wieder verdichtete und ließ wettermäßig nichts Gutes ahnen. Kurz nachdem das Bild oben entstanden war, begann es denn auch zu regnen. Aber - wie gesagt - das war vielleicht noch drei Kilometer vor unserem "Basis- Lager"...

Zunächst gelang es mir nun doch noch, einige der markanten Steinformationen zu Gesicht zu bekommen (und aufs Foto zu bannen- zweites Foto), die überall unseren Weg säumten. Etwas erschwert wurde mir dies durch das Marschtempo, das Sergei vorgab, obwohl von dem kommenden Regen und dem Gewitter zunächst noch nichts zu bemerken war. Auf dem langen Kamm- Weg vom Pip Ivan zurück zum Smotritsch (Bild drei) gelang das noch relativ mühelos. Ich musste dann halt ein bisschen joggen. ;-) Auf den felsigen Strecken hatte ich dann aber keine Muße mehr, zum Apparat zu greifen, weshalb das Ganze hier wie eine entspannte Wanderung aussieht. Dabei ging es abschnittsweise ganz schön steil bergauf, was bergab an den Muskelgruppen rund ums Schienbein und oberhalb der Knie leicht zu bemerken war. Wenn ich den Abstieg als Test für die Beschaffenheit des "Materials" nehme, muss ich sagen, dass ich mich einerseits als fast Sechzigjähriger nicht so schlecht geschlagen habe (erst auf den letzten drei Kilometern musste ich die geübten Bergwanderer ziehen lassen!); andererseits ging das alles auch schon mal besser... :-(

Apropos "geübte Bergwanderer". Juri und Sergei fahren in den Bergen Rad, im Winter Ski. Auch wandern tun sie oft. Ihnen sind die Berge so vertraut, dass sie kaum noch nach links oder rechts schauen. Absolut "unromantisches" Verhältnis zum Berg also. Für sie war es nur die sportliche Herausforderung, die zählte, weshalb ich mich beim Abstieg wie auf der Flucht wähnte. Immerhin gönnten sie sich (und mir) eine längere Rast für eine kleine Stärkung, bei der heißer Tee nicht fehlen durfte. (Viertes Bild) Wenigstens da oben (unterhalb des Smotritsch bei einem Felsen, der "Bergohr" genannt wird) hatte ich Zeit, die Berglandschaft zu genießen. (Bild fünf)

Am Ende war ich ziemlich kaputt, aber doch dankbar für das Tempo, denn kaum hatten wir unser Holzhaus erreicht, brach ein Unwetter über das Tal herein, das ich nicht am Berg hätte erleben wollen. Statt das durchstehen zu müssen konnten wir jetzt duschen und noch einen Kaffee trinken, ehe es nach Ivano zurück ging. Im Ganzen also ein überaus gelungener Ausflug, bei dem ich an Hartmut Rosa denken musste: Ich habe sie gespürt, die "vertikale Resonanz", also das erhabene Gefühl der unberührten großartigen Natur! (Bild unten eine der vielen Quellen.) Am wichtigsten aber war die "horizontale Resonanz", der absolute Spaß mit meinen beiden Wanderkollegen, das Gefühl einfacher Freundschaft. Und im Schnittpunkt der beiden Resonanzen schließlich das mit sich selbst in Übereinstimmung befindliche Ich, das sein In- der Welt- Sein als glückliches Aufgehobensein in einem immer noch leistungsfähigen Körper spürte. Rosa nennt das "Momente gelingenden Lebens"- und er hat Recht!

P.S.: Auf- und Abstieg dauerten keine strammen 10 Stunden, sondern - mit den erwähnten Pausen, für die man gut eine Stunde veranschlagen darf - 8,5! Den Bergbewohner hat es sehr gewundert...

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