Also Tiere gab es, mit Ausnahme einiger bunt geschmückter Pferde, nicht zu sehen. Vielleicht war der auf den Straßen liegende Kot ein Zeichen, dass schon am Morgen vor dem Eintreffen der Touristen das Wesentliche passiert war? Der Höhepunkt der Feierlichkeiten war nun jedenfalls eine Folklore- Schau im Stadion, das vielleicht 10 000 Besucher fasste. Dass es viele Leute geben musste, hatten wir bereits an dem Chaos bemerkt, das die Autofahrer bei der Parkplatzsuche anrichteten. Ich stellte meinen Wagen vorher ab und so hatten wir einen Fußmarsch von ca. 25 min vor uns, ehe wir das Zentrum des Geschehens erreichten. Dort stand dann auch die gelangweilte Verkehrspolizei, die die Zufahrten gesperrt hatte, ohne sich um andere Dinge zu kümmern.
Aber zurück zum Fest. Es gab Chorgesang und traditionelle Musik, die mich so sehr an „alle anderen“ (irisch klingenden) traditionals erinnerte, dass mir der Verdacht kam, es gäbt nun auch schon eine globalisierte Volksmusikszene. Immerhin waren die Kostüme bunt und unverkennbar huzulisch. In den folgenden Wettkämpfen, wohl wirklich derbe Bauernspäße von früher vorstellten, spielten Männer eine Hauptrolle. Wir erlebten das Feuer machen mittels Feuerstein und Klinge, eine Art Schwebebalkengehen mit dem anschließenden Versuch, einen Gegner vom Balken zu werfen und noch einiges in dieser Art. Was das Anzünden eines großen Holzstoßes oder besser eines Reisighaufens bedeutete, konnte ich nicht verstehen. Meine Begleiterinnen hatten auch Probleme, den Ansagen zu folgen, weshalb ich es nicht in Erfahrung bringen konnte. Leider. Jedenfalls tanzten erst Männer an den Schultern gefasst im Kreis um das Feuer und dann löste sich die Runde durch die hinzu kommenden Frauen in einen Paartanz auf.
Während der Heißluftballon eingeholt wurde sahen wir uns die Verlaufsstände an. Es gab Banusch (eine Art Maisbrei) und Brinza (Schafskäse) in allen Variationen. Ich durfte nichts ausgeben, denn das sei total überteuert, fand Lesja. Auch die Souvenirstände jagten den „kleinen“ Ukrainerinnen Schauer über den Rücken. So teuer ist das alles! Ich vermutete, was das Essen anlangt, aber etwas anderes: In den großen Beuteln, von denen die drei Unmengen mit hatten, sollte so viel Fresserei sein, dass der Banusch im Magen keinen Platz wegnehmen sollte! Und so war es denn auch.
Wir gingen zum Auto zurück und schlugen unser Lager an dem kleinen Fluss auf (der Cheremosch), der durch den Ort führt. Die Mädels packten Piroschki, frisches Zwiebellauch, Radieschen, Brot, selbst gemachte Leberwurst, Sprotten, Salo (ukrainischer weicher Speck), Chips und Obst auf meine Decke und begannen, „Butterbrody“ (Butterbrote) zu machen. Man sah, dass dies hier Frauenarbeit ist und sie es nicht zum ersten Mal machten. Aber da es ihnen ganz offensichtlich Spaß machte, ihren Lehrer zu bedienen, ließ ich sie machen. Es wurde ganz lustig und so bedauerte ich den einsetzenden Regen sehr. Gemeinsam beschlossen wir, das Picknick bei mir zu Hause fortzusetzen, was dann auch geschah. Trotzdem habe ich jetzt noch eine Woche Obstsalat vor mir, denn die Bananen und Apfelsinen hätten für Marschkolonnen der ukrainischen Armee ausgereicht, sind aber nur mir als Einzelwesen geblieben. Sie wieder mit nach Hause zu nehmen, lehnten alle drei kategorisch ab. Das sei so Sitte, dass man Lebensmittel und zwar viel Lebensmittel mitbringt und sie dann dem Gastgeber überlässt. Danke!
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